Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer, der Stadt, in der das Biotech-Unternehmen CureVac angesiedelt ist, in einem Interview in der „Welt“: „Wir können den langfristigen Lockdown in freheitlich geprägten westlichen Gesellschaft nicht durchhalten. Wir können das nicht mit brachialer Gewalt durchsetzen wie China. Wir müssten dann auch dramatische Versorgungsengpässe befürchten. Das Virus, aber auch der Lockdown kann zu einem erheblichen Verlust von Menschenleben führen. Deswegen ist eine Exit- Strategie nötig.“
Der Vorschlag: Menschen über 65 Jahre und Risikogruppen werden aus dem Alltag herausgenommen und vermeiden weiter Kontakte. Jüngere, die weniger gefährdet sind, werden nachher kontrolliert wieder in den Produktionsprozess integriert. Solche Strategien müssen in den nächsten Wochen diskutiert und auf ihre Machbarkeit überprüft werden.
Deshalb spricht man auch vom „Cocooning“ der Gefährdeten, ein Vergleich aus der Insektenwelt, „sich verpuppen“. Wenn die Infektionswelle abklingt, sollen jüngere Menschen die Isolation wieder verlassen und einer immunisierten und nicht mehr ansteckenden Gesamtbevölkerung gegenübertreten – das ist die Theorie.
Derzeit geht die Zahl der Infizierten durch das Coronavirus bereits auf die halbe Million Menschen zu. Aber auch die Anzahl der Geheilten hat schon die Einhunderttausender-Schwelle überschritten.
Es wird damit bald auch bei uns eine breite Diskussion einsetzen, ob man junge Menschen nicht doch in das Arbeitsleben integriert, mit all den Risiken. In wenigen Wochen wird das Heer der vom Coronavirus gesundeten Menschen und weder als Infektionsspender noch als Infektionsempfänger infrage kommenden Menschen. so angeschwollen sein, dass diese Frage zwangsläufig kommen muss.
Soll man Abertausende von gesundeten Menschen in Quarantäne halten und von ihrem Arbeitsleben abhalten, wenn diese überhaupt keine Gefahr mehr für andere Menschen darstellen, aber dringend für das Arbeitsleben gebraucht werden?
Am letzten Sonntag hatten wir in Deutschland noch 266 von Covid-19 genesene Personen, gestern waren es schon über 3500. In wenigen Tagen wird diese Zahl fünfstellig werden und erst in vier Wochen?
Viele dieser jungen Menschen haben Kinder, die eigentlich in eine Kita sollten und diese sitzen zusammen mit ihren gesunden Eltern zu Hause und warten auf „Ausgang“.
Daher wird die Frage nach einer Exitstrategie in den nächsten Wochen eine Art Güterabwägung zwischen der Abwehr von Gesundheitsgefahren, ausgehend von Covid-19 und denjenigen, die aus einem Zusammenbruch der Wirtschaft eines Landes resultieren. Da gibt es nicht nur wirtschaftliche Aspekte, sondern auch soziale. Aus China weiß man, dass nicht nur die Scheidungsrate nach mehreren Wochen Zwangsisolation nach oben schnellt, sondern auch die häusliche Gewalt in Familien, durch einen zwangsläufigen Lagerkoller. Frauenschutzorganisationen haben diesbezüglich schon ihre Befürchtungen geäußert, auch Jugendämter über Kontrollmaßnahmen beraten.
Fazit
Man sieht, der weltweite Kampf gegen das Jahrhundertvirus Sars-CoV-2 führt zu einer Flut an Problemen in allen Bereichen des menschlichen Lebens. Es bleibt die Erkenntnis, auch was die Folgen für die Wirtschaft angeht:
So groß die Rettungspakete von Notenbanken und Regierungen auch sein mögen, die von allen Parteien geführt werden: Die Entscheidungsgewalt über die medizinischen und wirtschaftlichen Folgen von COVID-19 hat ein gerade mal 100 Nanometer großes Teilchen, das Coronavirus. Seine explosive Verbreitung, seine Eindämmung und die Frage nach einem Wiederaufflammen.
Die Aktienmärkte, die sich derzeit in einer unglaublichen Bärenmarktallye befinden, werden weiter schwanken und vermutlich erst dann ihren Boden finden, wenn Land in Sicht ist. Gleichbedeutend mit einer Abflachung der Infektionskurve in den wichtigen Industriestaaten und/oder einer konkreten Aussicht auf die industrielle Produktion eines Impfstoffs gegen die Lungenkrankheit. Sollte dies einigermaßen realistisch erkennbar werden, dürften die Aktienmärkte nach oben starten, egal wie tief der Wirtschaftseinbruch vorher gewesen ist – oder gerade wegen der Tiefe der Rezession.
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Was denkt sich Coroni eigentlich dabei, so einen Mist zu verzapfen?
Oder agiert es in seinem jugendlichen Leichtsinn nur aus reinem Bauchgefühl heraus?
Kann mir ein Virolog bitte eine ernsthafte Antwort geben?