Anleihen

Crash: Anleihen sind die Gefahr, weniger die Aktienmärkte!

Die Aktienmärkte haben mit Kursverlusten bis über 40 Prozent schon reagiert, aber ein großer Crash könnte bei den Anleihemärkten noch bevorstehen

Börse extrem: Nach dem schnellsten Crash der Aktienmärkte in einen Bärenmarkt seit einem Jahrhundert in nur 16 Börsentagen – 1929 und 1987 dauerte dies deutlich länger -, gab es in der letzten Woche einen Anstieg des Dow Jones von 21 Prozent binnen drei Tagen. Eine Bärenmarktrally, wie es sie seit den 1930-er Jahren nicht mehr gegeben hat. Diesmal ist wirklich „alles anders“, der Einfluss von Covid-19 übersteigt alles, was es in Friedenszeiten für die globalisierte Wirtschaft in der modernen Wirtschaftsgeschichte gegeben hat.

Aber auch die Aussichten sind unsicherer denn je, denn niemand kann Dauer und Intensität der Krise seriös prognostizieren – und das gilt für beide Seiten. Die kommenden Wirtschaftsdaten werden im negativen Sinne alles toppen, was man in den letzten Rezessionen gesehen hat: Wirtschaftseinbrüche in einem Quartal, Anstieg der Arbeitslosigkeit, ein Niedergang aller Einkaufsmanagerindizes in Tiefen, die man noch nie gesehen hat, Verbrauchervertrauen, Konsum, und, und und! Gewissermaßen ein Crash an allen Fronten der Wirtschaft.

Deshalb sind Vergleiche mit der Vergangenheit relativ unsinnig, denn nicht einmal in Kriegszeiten wurde die Produktion von Gütern und das Wirtschaftsleben allgemein global so rasch nach unten gefahren.

Die Aktienmärkte haben mit Kursverlusten bis über 40 Prozent (Russel 2000) schon reagiert, aber ein großer Crash könnte bei den Anleihemärkten noch bevorstehen. Trotz heftigster Stützungsmaßnahmen der Notenbanken, in den USA wird das BBB-Risiko virulenter denn je.

Die weltweite Verschuldungssituation in Zeiten von Corona

Trotz der bereits avisierten Unterstützung der Weltwirtschaft mit circa 9 Billionen Dollar, bei einer Größe der globalen Ökonomie von zuletzt 86 Billionen Dollar, darf die Höhe der Gesamtschulden der Welt nicht außer Acht gelassen werden: 255 Billlionen Dollar, davon sind über 60 Billionen Schulden des Finanzsektors, über 66 Billionen Staatsschulden, über 75 Billionen Unternehmensschulden und mehr als 50 Billionen Privatschulden, so die Zahlen weit vor dem Ausbruch der Pandemie. Die Notenbanken haben ein Sicherheitskorsett aufgespannt, manche Regeln der Vergangenheit ausgehebelt (z.B. 33 Prozentregel der EZB für Anleihekäufe) und man steigt verstärkt in die Aufkäufe von Unternehmensanleihen ein. Aber reicht das aus?

In diesem Zusammenhang gibt es ein Risiko, welches noch einmal zu einem Einbruch an den Aktienmärkten führen könnte, dass vielzitierte BBB-Risiko.

Der taumelnde Markt für Unternehmensanleihen: Gefahr eines Crash

Die Verschuldung der US-Unternehmen ist zuletzt auf zehn Billionen Dollar gestiegen. Aus dem Finanzstabilisierungsbericht der Fed ging schon Ende 2018 hervor, dass bei dieser Verschuldung 6,2 Billionen Dollar auf Unternehmensanleihen entfielen und über 50 Prozent davon nur noch das letzte Investmentgrade-Rating von BBB besaßen. Die Weltfirma Ford wurde sogar auf Junk-Bond-Niveau herabgestuft. Damit tummelt man sich im Bereich der Ramschanleihen, die bereits über 1,25 Billionen Dollar ausmachen.

Ein nicht geringer Anteil der Anleihen, die noch mit BBB geratet sind, haben einen Verschuldungsgrad auf Junk-Bond-Niveau, was gerade im jetzigen Coronaumfeld dramatisch wird, sie müssten also eigentlich ihr Rating verlieren.

Es gibt bereits seit geraumer Zeit sehr viele Zombieunternehmen (> 12 Prozent). Unternehmen, für die es eigentlich keine allgemein gültige Definition gibt. Die häufigste lautet: Zombies sind Firmen, die über mindestens drei Jahre hinweg nicht in der Lage waren, ihre Zinslast aus dem Gewinn zu zahlen.

Papiere mit einer so geringen Qualität und so hoher Ausfallwahrscheinlichkeit, dass sie viele institutionelle Investoren aufgrund ihrer rechtlichen Vorschriften nicht kaufen dürfen. Oder, wenn Unternehmen aus dem BBB-Bereich absteigen, aus den Depots geworfen werden müssen. Wir werden also möglicherweise bald einen Crash bei diesen Unternehmensanleihen sehen.

In der letzten Woche zeigten es die Aufschläge der US-Untenehmensbonds deutlich: Trotz billionenschwerer Rettungspakete brodelt es am Markt für Unternehmensanleihen. Momentan haben wir bereits Zinsaufschläge im BBB-Bereich von 400 Basispunkten, im High-Yield- Bereich sind es bereits 1000 Basispunkte. Wer soll diese Papiere kaufen?

Dies betrifft gerade viele Unternehmensanleihen aus der hoch verschuldeten Schieferölindustrie. Damit ergibt sich folgende Fragestellung: Kann die US-Notenbank im taumelnden Junk-Bond-Bereich überhaupt unterstützend eingreifen? Wenn das nicht gelingt, sind das die Zutaten für einen weiteren Crash an den US-Aktienmärkten und aufgrund der Leitfunktion des S&P 500 der Anlass für globale Aktienmarktverluste.

Aber für die Entwicklung der Börsen gibt es ein noch wichtigeres Thema:

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9 Kommentare

  1. Guten Morgen @Herr Müller.
    Auch die Aktienrückkäufe werden aufgrund der Liquiditätsmangel nach und nach zurückgefahren oder gar ausgesetzt.
    Das wird eine schöne 3.Phase sein.

  2. Die Aktienrückkäufer u.Firmenaushöhler müssten von sämtlichen Hilfen ausgenommen werden.Wenn die Linken Politiker diese Chance nicht nutzen, ist ihnen nicht mehr zu helfen.

    1. Richtig, stimme ich Ihnen zu.
      Die Linken Politiker sind leider noch nicht an der Macht. Wenn es soweit ist, dann können die arbeiten gehen, also die Reichen was erleben.

  3. Tja, und der Kurs des größten High Yield Corporate Bonds ETF (HYG) steigt und steigt.. Versuche das seit Tagen zu verstehen

  4. @ Meiner Meinung ist das ein Rebound wie es alle andern stark gefallenen Anlagen kürzlich machten.
    Aktien, Bonds, Euro u.s.w.Zudem hat man doch versprochen Alles zu retten. Bin gespannt wie sie alle BBB- Bombenfirmen retten wollen.( Siehe Beitrag von W.Müller heute)

    1. @PROGNOSTI
      Ja, könnte man meinen. Aber der Chart von HYG ist eben nicht parallel zum Dow gelaufen – der Kurs stieg trotz Einbußen der Indizes am Freitag dennoch. Das Stimulus Package der Amerikaner umfasst (zumindest aktuell) lediglich „Investment-grade bonds“, also wird Junk von der FED (wie beschrieben) nicht gerettet. Warum kaufen die Leute diesen ETF also noch? Die Bonds selbst sind gefallen. Ich verstehe das nicht..

  5. @ Leo, aber die 30Jahre T-Bonds sind auch ca.10Punkte gestiegen, d.heisst die Rendite ist gefallen,was die Differernz zu den Schrottanleihen immer noch hoch hält. Aber klar, viele waren schon vor Corona
    bankrott, jetzt probiert man die Leichen mit künstlicher Ernährung zu konservieren.
    Die FMW Leser wussten schon seit über einem Jahr, dass die BBB – Bombe tickt, man hörte lieber das ewige Bullengeheul der Profi-Geldvernichter. Die ALLESTRICKSER Notenbank wird an ihre Grenzen stossen. Wenn EINGEWEIHTE zu wissen bekommen welche Firmen gerettet werden müssen, werden auch solche Bonds zu Tiefstpreisen wieder gekauft. ( Siehe 2008 ) Darum ist auch gut dass die Vernetzung der Regierungsleute ( Ex -Goldmänner ) mit der Wallstreet gut klappt ! !

    1. @PROGNOSTI Das ist genau das Ding. Mir ist klar, dass der Anleihemarkt eine einzige Katastrophe ist, dass Firmen mit Junk Ratings mit Mühe und Not durch Emission weiterer Anleihen die Coupons bedient haben. Und dass jeglicher Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität zum Zusammenfall führen musste. Das ist alles offensichtlich, das wusste auch jeder Bänker (und hoffentlich auch viele Politiker). Doch all das erklärt nicht, warum es für diese Anlageklasse, besonders den Blackrock ETF HYG nach wie vor Nachfrage gibt. Der average Joe kauft sowas nicht. Und wer informiert ist, weiß bereits, dass das FED Programm keine Junkbonds einschließt, dass Defaultrisiko also beim Anleger verbleibt. Der Kurs steigt und steigt. Also was genau übersehe ich hier? Wer genau treibt hier die Kurse in die Höhe? Und vor allem: warum??

  6. Pingback: Crash: Anleihen sind die Gefahr, weniger die Aktienmärkte! – Unser Geld- und Zinssystem

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