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Crash der Aktienmärkte: Das Billionen-Dollar-Problem der USA

Die Verluste an den Aktienmärkten werden sich bald im Konsumverhalten der Amerikaner niederschlagen. Dieser war die große Stütze für die USA

Der Crash der amerikanischen Aktienmärkte, also von Dow Jones und Co., bedeutet für die USA ein Billionen-Dollar-Problem!

Man kann es bereits an der Körpersprache von US-Präsident Trump erkennen. Wenn er mit leiser Stimme über die Probleme beim Coronavirus spricht und dann mit gebückter Haltung von dannen schreitet. Die USA haben ein riesiges Problem, auch wenn der Regierungschef versucht Optimismus zu verbreiten. Mit einem teilweise absurden Herbeireden einer sich auf rasante Art wieder erholenden US-Wirtschaft.

Aber der Schaden wird mit jedem Verlusttag und der Fortsetzung des Crash an den Aktienmärkten größer.

Crash: Damoklesschwert Aktienmarkt

Bereits im Dezember 2018 habe ich in einem Artikel darauf hingewiesen, welche Gefahr für die US-Wirtschaft entsteht, sollte sich nach zehn Jahren Hausse am Aktienmarkt ein Crash ereignen, der die kritische Marke des Bärenmarktes (-20 Prozent) überschreitet. Am Mittwoch betrug das Minus schon 35 Prozent, der Dow Jones hatte alle Gewinne seit dem Amtsantritt Donald Trumps ausradiert. Warum diese Verluste an den Märkten gerade die USA besonders treffen werden, erkennt man, wenn man sich die Abhängigkeit des Landes vom Zustand der Wall Street betrachtet: Die Amerikaner, zumindest die Aktieninhaber, fühlen sich nach der langen Aktienhausse gut situiert, sie vertrauen auf ihre Depots und nutzen alle Möglichkeiten zur Kreditaufnahme für den Konsum – noch!

Zahlen der Superlative

Die Amerikaner sind ein Volk von Aktionären, im Gegensatz zu uns Deutschen. Während es bei uns gerade mal etwa 15 Prozent an Besitzern von Aktien und Aktienfonds gibt, beträgt diese Zahl in den USA über 50 Prozent. Hinzu kommt noch, dass sich auch die Altersvorsorge über die 401 K- Sparpläne stark auf die Entwicklungen an den Aktienmärkten abstützt.

Nach dem Crash durch die Finanzkrise 2009 war die Marktkapitalisierung von Dow Jones und Co auf circa 9 Billionen Dollar abgesunken. Nach einer beispiellosen Hausse von elf Jahren mit Kursgewinnen in Höhe von 400 Prozent hatte diese Bewertungskennziffer jüngst die 35 Billionen Dollar-Marke überschritten. Erreicht durch eine Phase des Wachstums aber mehr noch durch ein Financial Engineering der großen US-Firmen, die allein über 5,3 Billionen Dollar an eigenen Aktien, oftmals kreditfinanziert, zurückgekauft haben.

Zuletzt angefeuert durch eine gigantische Reform der Unternehmenssteuern, mit einem Effekt von 1,5 Billionen Dollar. Die Bewertung der US-Aktienmärkte erreichte eine aberwitzige Größe, wenn man die Bewertung aller Börsen der Welt mit 89 Billionen Dollar – erreicht Mitte Februar diesen Jahres – ins Kalkül zieht. Infolge der weltweiten Coronakrise trifft der Verlust von circa einem Drittel an Marktwert die Wirtschaftsmacht Nummer eins – und damit mehr als die meisten Länder auf dieser Erde. Mit riesigen Folgen, die durch den Crash wohl erst noch kommen.

Crash: Wackelt jetzt der US-Konsum?

Die Verluste an den Aktienmärkten werden sich bald im Konsumverhalten der Amerikaner niederschlagen. Dieser war die große Stütze für die USA und schien das Land in einem Wirtschaftskrieg immun zu machen. So hörte man auf allen Wirtschaftskanälen, dass die USA mit ihrem 70 Prozent-Anteil des Konsumsektors weitaus unempfindlicher auf eine Abschwächung der Weltwirtschaft seien, als Staaten wie Deutschland oder Südkorea, die als Exportländer einen weitaus größeren Industriesektor besäßen.

Dies stimmt so lange, wie der Konsument bei Laune gehalten werden kann – was in den USA auf verschiedenen Prämissen beruht: Niedrige Arbeitslosigkeit, ausreichend Lohnzuwächse, niedrige Zinsen, um die gewohnt hohe Verschuldung stemmen zu können. Und einen hohen Stand der Aktienkurse. Der Crash hat Letzteres schon zertrümmert, der Arbeitsmarkt könnte folgen, ebenso wie eine Schrumpfung der Lohnzuwächse, nur die Zinsen werden durch die Fed mit Gewalt unten gehalten.

Noch ist das Vertrauen der US-Konsumenten in die Wirtschaftslage groß – oder soll man sagen es „war groß“, denn das US-Verbrauchervertrauen der Uni Michigan war im März zwar von 101 auf 95,9 Punkten gefallen. Aber dies reflektiert noch nicht den Crash der Aktienmärkten der letzten Tage. Die Erhebung stammt noch von Ende Februar bis Anfang März, also vor den großen Infektionszahlen.

Ob sich die Stimmung der Konsumenten beim Blick auf ihre Depotstände nicht bald dramatisch ändern wird?

 

Fazit

Die obigen Überlegungen dürften auch der US-Administration sehr bewusst sein. Der US-Konsument und sein „Confidence“ ist ein maßgeblicher Faktor für das Wohl und Wehe der US-Wirtschaft, auch bei der Beantwortung der Frage, wie tief die kommende Rezession wohl sein wird. Deshalb greift man auch zum letzten Mittel, dem Helikoptergeld, denn das zweitgrößte BIP der Welt, der US-Konsum mit seinen 16 Billionen Dollar Jahresumsatz, ist vermutlich das größte Zahnrad im Getriebe der Weltwirtschaft.

Ein zum extremen Sparen gezwungener US-Konsument wäre wohl das Letzte, was die Weltwirtschaft in Zeiten von Covid-19 noch verkraften kann. Deshalb hat die Dimension des Crash bei den großen Aktionindizes für die USA eine überragende Bedeutung. Im Zuge der Finanzkrise waren die Indizes auch über 50 Prozent in die Tiefe gerauscht – aber in Zahlen gerechnet war dies ein erheblich geringeren Betrag als das, was nun durch den Crash passiert: die US-Marktkapitalisierung von 35 Billionen Dollar aus dem Februar 2020 könnte sich halbieren.

Wie bereits öfters angesprochen: der US-Aktienmarkt ist das Damoklesschwert für Donald Trump, die USA – und in gewisser Weise auch für die Weltwirtschaft.

Auch die weltweiten Aktiensparer dürften dann ihr „Fett“ wegbekommen, schließlich hat das hochgepriesene Anlageprodukt der Gegenwart, ein ETF auf den MSCI World, eine US-Gewichtung von über 60 Prozent in dem Weltindex und wird den Crash der US-Aktienmärkte schön nachvollziehen.

Der Crash der US-Aktienmärkte wird den Konsum in den USA stark fallen lassen



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3 Kommentare

  1. Stimmt alles – wo Risiken sind können sich auch super Chancen entwickeln.
    Wenn die Corona Panik mit den ganzen wirtschaftlichen Auswirkungen (Betriebsschließungen, Arbeitslosigkeit…) in den USA erst richtig zuschlägt und „mom and dad“ ihre ETF’s versilbern müssen, um über die Runden zu kommen wird es noch mal einen richtigen down move geben. Keine Notenbank oder staatliche Maßnahme kann eine, in Panik geratenen Schafsherde aufhalten.
    Ich persönlich rechne mal mit Mitte/Ende April. Dann sollte die Panik ihren Höhepunkt erreichen und dann kann man zuschlagen.
    Eine VW für 50 oder 60 Euro oder eine Exxon für 25 $ wären mein Traum.
    Immer die Ruhe bewahren und auf die Chance des Jahres warten.

    1. SVEN ist ins Bärenlager konvertiert. Sehr vernünftige Entscheidung! SVENS Traum ist auch meiner und er wird in Erfüllung gehen. :-)

  2. Der geläuterte Svennie meint mit Sicherheit Bullenherde und nicht Schafherde.Stampede nennt man übrigens so etwas!Sollte er nicht über einen hochwertigen €urodrucker verfügen,so denke ich dass er cashmässig eher abgebrannt ist,nach den vielen „Buy the fucking Dip-Aktionen.Nur die Nuttenbanken können sich solche gravierenden Fehleinschätzungen erlauben,weil sie eben die Lizenz zum Geldmachen haben!P.s.:Nenn dich um,Sven.Der Name ist sowas von verbrannt.Beispiele in den Foren gibt’s dafür tausendfach.

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