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Crash der US-Wirtschaft – wie man ihn stoppen kann

USA Flagge - Crash voraus in US-Wirtschaft?

Die US-Senatorin und Präsidentschaftskandidatin Elizabeth Warren beschreibt nüchtern den Zustand ihres Landes und die Gründe für einen drohenden Crash.

Der kommende Crash der US-Wirtschaft

Abseits der „Greatest Nation on Earth and in History“-Rhetorik der Trump-Administration liest sich die nüchterne Analyse der US-Präsidentschaftskandidatin Elizabeth Warren zur Lage der Nation erfrischend realistisch. In ihrem Beitrag mit dem Titel: „Der bevorstehende wirtschaftliche Absturz – und wie man ihn aufhält“ beschreibt sie all die Defizite der US-Volkswirtschaft, die wir bei der FMW auch immer wieder benennen.

Neben den strukturellen Problemen, wie Verschuldung und soziale Spreizung, prognostiziert sie einen bevorstehenden wirtschaftlichen Abschwung im kommenden Jahr: „Ich sehe ein verarbeitendes Gewerbe in der Rezession. Ich sehe eine prekäre Wirtschaft, die auf Schulden aufgebaut ist – sowohl Haushalts- als auch Unternehmensschulden und die anfällig ist für Schocks. Und ich sehe eine Reihe schwerwiegender Schocks am Horizont, die dazu führen könnten, dass die unsichere Grundlage unserer Wirtschaft zusammenbricht“. Als Auslöser eines solchen Schocks sieht sie neben dem Handelskrieg vor allem die hohe Verschuldung bei Privathaushalten und bonitätsschwachen Unternehmen.

Erst einmal alles Schlechtreden

Natürlich neigen Anwärter auf das höchste Amt im Staate dazu, die Lage schlecht zu reden, so wie es auch Donald Trump tat, als er das Amerika unter Barack Obama im Wahlkampf als „kaputt“ bezeichnete. Ein Amerika, dass man erst wieder „Great again“ machen müsse. Elisabeth Warren ist der Meinung, dass Trump das Gegenteil erreicht hat und legt den Finger in die diversen sozialen und ökonomischen Wunden der Möchtegern-Wirtschaftswunder-Nation im Defizitrausch.

Donald Trump prahlt gern mit der tollen Verfassung der US-Wirtschaft und belegt dies mit Rekordständen an den US-Aktienmärkten. Warren argumentiert hingegen mit der kaum vorhandenen Partizipation der breiten Masse an dem Aufschwung für Reiche: „Für die meisten Menschen sind die Löhne in einer Generation nicht gestiegen, und dennoch sind die Kosten für Wohnraum, die Kosten für Gesundheitsversorgung, die Kosten für Kinderbetreuung und die Kosten für die Ausbildung eines Kindes an einem College in die Höhe gegangen. Die Situation in der Mittelklasse ist real für die Menschen in den letzten Jahren schwieriger geworden. “

Diese Sicht wird auch durch eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Gallup aus dem Sommer dieses Jahres bestätigt, wonach die Sorgen um die eigenen Finanzen der Amerikaner in den letzten Jahren weitgehend gleichgeblieben sind, obwohl der Optimismus bezüglich der Gesamtwirtschaft gestiegen ist. Es handelt sich also um einen von den Aktienmärkten suggerierten und von den Medien eingeredeten Aufschwung, der sich aber nicht in besseren Lebensverhältnissen der breiten Masse der Amerikaner niederschlägt.

Die Ursachen für diese Entwicklung sieht Warren gleichwohl nicht primär in der Politik der Trump-Administration, sondern sie setzt in ihrer Genese der Misere des amerikanischen Mittelstands viel früher an und beschreibt deren Niedergang als langjährigen und anhaltenden Prozess: „Ich habe den größten Teil meiner Karriere damit verbracht, herauszufinden, was mit berufstätigen Familien in Amerika passiert ist. Und als ich die Keime der Krise von 2008 wachsen sah, warnte ich, so laut ich konnte.“

Die drei apokalyptischen Reiter

Warrens Vorhersage eines wirtschaftlichen Crashs macht sie an drei Entwicklungen fest: Erstens der Verschuldung der privaten Haushalte, die jede Verbesserung der wirtschaftlichen Verhältnisse im Keim ersticke. Zweitens an den qualitativ schlechten Unternehmensschulden in Rekordhöhe, die auch als BBB-Bombe bekannt sind und ihrer Meinung nach genau so sorglos verpackt und weiterkauft wurden wie einst die Subprime-Kredite. Daher sieht sie speziell in dieser Entwicklung den Keim für einen neuen Crash im Finanzsystem. Drittens die Rezession im verarbeitenden Gewerbe, einem der wenigen noch verbliebenen Sektoren mit auskömmlichen Löhnen für amerikanische Arbeiter.

In Bezug auf die Politik der Trump-Administration und ihrer zum Teil wirtschaftsschädlichen „America first“-Ideologie stellt Warren fest: „Das wirtschaftliche Fundament unseres Landes ist fragil. Ein einziger Schock könnte alles zum Erliegen bringen. Und das rücksichtslose Verhalten der Trump-Administration erhöht die Wahrscheinlichkeit eines solchen Schocks.“

Wie kann man den Crash vermeiden?

Ihre Rezepte zur Krisenprävention sind, anders als ihre Beschreibung des Ist-Zustands der US-Ökonomie, durchaus streitbar. Aber im Unterschied zu manchem deutschen Bestsellerautor sieht sie nicht den Crash als Lösung. Eine solche Kausalität zu behaupten ist geschichtsvergessen und naiv. Auf Konjunktur und Krise folgten in der Geschichte nicht selten Krieg, Gewalt und Elend. Wer sich eine Krise biblischen Ausmaßes zur Bereinigung von ökonomischen Fehlentwicklungen wünscht, der hat noch keine erlebt. Daher ist jeder Gedanke an die Vermeidung einer Krise aller Ehren wert.

Warren möchte einem Crash mit mehreren, zum Teil sehr linken Maßnahmen entgegenwirken:

Schuldenerlass bis zu 50.000 US-Dollar pro Person

Einführung eines Mindestlohns von 15 US-Dollar pro Stunde

Senkung der Mietkosten

Bezahlbare Kinderbetreuung

Kostenloser Schulunterricht einschließlich vier Jahre College

Überwachung der hochgehebelten Unternehmensschulden zur Früherkennung einer Krise durch den Financial Stability Oversight Council (FSOC)

Stärkung des verarbeitenden Gewerbes durch einen „Green Manufacturing Plan“, der angeblich eine Million neue Jobs bringen soll

Ihre ultimative Forderung zur Finanzierung aller vorgenannte Maßnahmen ist die unlimitierte Verschuldung des Staates, finanziert durch die Notenpresse. Aber diese Forderung ist schon lange kein Linker mehr. Regierungen egal welcher politischen Prägung gehen heute weltweit diesen Weg. Mit einem entscheidenden Unterschied: In den meisten Staaten, inklusive dem Amerika von Präsident Donald J. Trump, kommt die aktuelle Fiskal- und Geldpolitik primär den Reichen und Superreichen zugute. Ein Politikwechsel hin zu einer breiteren gesellschaftlichen Partizipation könnte die sich immer weiter aufbauenden sozialen Spannungen lindern und die Überlebensdauer des Systems zumindest verlängern und auch weniger einkommensstarke Gesellschaftsschichten in die Lage versetzen, für die unvermeidliche Krise vorzusorgen.

Fazit

Man muss nicht alle Ansichten von Elizabeth Warren teilen, aber es tut gut zu sehen, dass es in den USA neben blindem patriotischem Optimismus, Heuchelei und dreisten Lügen auch in der Politik noch Realitätssinn gibt. Das macht die Vereinigten Staaten wieder etwas sympathischer, nachdem sich das Land mehr und mehr zum Schurkenstaat entwickelt, dass gemäß dem Recht des Stärkeren jeden mobbt, der nicht nach seinen Regeln spielt und seine Interessen vertritt. Jüngstes Beispiel dafür ist die selbstsüchtige Sanktionierung der Energieversorgung Deutschlands mit heuchlerischen Begründungen. Oder können Sie sich vorstellen, dass die USA sich von Drittstaaten vorschreiben lassen, von wem sie in welchem Umfang ihr Erdgas beziehen dürfen?



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3 Kommentare

  1. „Aber im Unterschied zu manchem deutschen Bestsellerautor sieht sie nicht den Crash als Lösung. Eine solche Kausalität zu behaupten ist geschichtsvergessen und naiv.“

    Schön, dass das hier mal so offen ausgesprochen wird.

    Ihre Lösungsansätze sidn hingegen tatsächlich zum Teil schwierig, zum Teil naiv bzw. gar keine Lösung, sondern ein Wunsch (Senkung der Mietkosten etwa). Dennoch sind gerade in den USA, wo die demographische Situation weit besser ist als zwischen Lissabon und Tokio, möglicherweise gar nicht so radikale Änderungen notwendig. Nur sorgen Trump mit seinen Fans und vor allem seinen Geldgebern für das Gegenteil.

  2. Geschichtsvergessen ist ,wenn man vergessen hat dass bîs jetzt alle Übertreibungen so ca. alle 9Jahre korrigiert wurden. Diesmal wird es anderst sein ,weil wir überhaupt keine Übertreibung haben.
    Komisch das @TM nicht wieder die Vetschuldung schönredet.

  3. Pingback: Meldungen und Nachrichten vom 13.12.2019 | das-bewegt-die-welt.de

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