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84 Milliarden Franken Nettoabfluss von Kunden in 3 Monaten Credit Suisse: „Eine Bank blutet aus“

Die Credit Suisse verliert in nur 3 Monaten 84 Milliarden Franken an Kundengeldern. Hier dazu Berichte und Analystenaussagen.

Gerade bei Banken gilt: Die Angst der Kunden vor einer schlecht geführten Bank kann zu Mittelabflüssen führen, die in einer Lawine münden, und erst damit die Bank in eine echte Schieflage bringen. Die Credit Suisse hat aber selbst monatelang für eine miese Nachrichtenlage gesorgt. Am 27. Oktober versuchte sich die Bank dann in einem großen Durchbruch, in dem man diverse Maßnahmen verkündete für die Gesundung der Bank. Dazu gehören eine Kapitalerhöhung, Entlassungen, und Verkäufe von Teilen des Geschäfts. Heute nun gibt es weitere schlechte Nachrichten.

Credit Suisse verliert große Mengen an verwalteten Kundengeldern – „Eine Bank blutet aus“

Das Vertrauen der Kunden hat in den letzten Monaten offenbar massiv gelitten. Dies zeigen aktuelle Daten. „Eine Bank blutet aus“, so schreibt es heute Bloomberg. Denn die Mittelabflüsse im dritten Quartal waren gigantisch. Weiter schreibt Bloomberg: Die Credit Suisse meldet einen fortgesetzten Aderlass an Kundengeldern in ihrem Wealth Management (Vermögensverwaltung). Zum 11. November betrugen die Nettoabflüsse etwa 6 % des verwalteten Vermögens am Ende des dritten Quartals, oder rund 84 Milliarden Schweizer Franken.

Für das Schlussquartal rechnet die Credit Suisse unterm Strich mit einem Verlust von bis zu 1,5 Milliarden Franken. Die Aktie der Bank steuert angesichts der düsteren Nachrichten auf ein Rekordtief zu. Zuletzt notierten die Titel 4,6 % im Minus. Analysten von JPMorgan halten das für “besorgniserregend”. Die Bank sei “noch nicht über den Berg, was die Stabilisierung des Geschäfts angeht”. Die Gewinnwarnung könnte die Anleihen der Bank belasten, meint Bloomberg Intelligence. Im Chart sehen wir die Zu- und Abflüsse der Bank (Netto) seit dem Jahr 2013.

Historisch große Mittelabflüsse bei der Credit Suisse

Hier detailliertere Aussagen von Bloomberg: Die Schweizer Großbank warnte vor ihrer außerordentlichen Generalversammlung am Mittwoch, dass im Schlussquartal mit einem Verlust von 1,5 Milliarden Franken zu rechnen sei. Verluste seien – zum Teil wegen der Abflüsse – auch im Wealth Management zu erwarten, im übrigen wegen des Marktumfelds und dem Verkauf von Sparten abseits des Kerngeschäfts. Am stärksten waren die Abflüsse bei der Credit Suisse  bei internationalen Wealth-Management-Kunden, die 10 % des verwalteten Vermögen abzogen, so die Bank. “Die Abflüsse haben sich im Vergleich zu den hohen Werten der ersten beiden Oktoberwochen 2022 deutlich verringert, haben sich aber noch nicht umgekehrt.”

Die Traditionsbank vom Paradeplatz in Zürich durchläuft derzeit einen umfassenden Umbau, der unter anderem eine Aufspaltung und Ausgliederung der Investmentbank und einen stärkeren Fokus auf das Wealth Management vorsieht. Die Aktionäre genehmigten auf der Generalversammlung eine Kapitalerhöhung von etwa 4 Milliarden Franken. Zur Kostensenkung sollen im vierten Quartal 2.700 Stellen abgebaut werden, bis 2025 sogar rund 9.000 Stellen.

Analysten mit Bewertungen

Der Ausblick der Credit Suisse Group AG auf einen Verlust im vierten Quartal und die anhaltenden Abflüsse im Vermögensverwaltungsgeschäft sind „besorgniserregend“, sagen die Analysten von JPMorgan. Die Schweizer Bank warnte, dass sie in diesem Quartal einen Verlust von bis zu 1,5 Mrd. Schweizer Franken verbuchen werde, und meldete weitere Abflüsse von Vermögensverwaltungsfonds inmitten eines Einbruchs des Kundenvertrauens, was die Aktien der Bank um 5 % auf neue Tiefststände fallen ließ. Die Bank ist noch nicht über den Berg, was die Stabilisierung des Geschäftsbereichs angeht“, schreiben die Analysten um Kian Abouhossein. Er sagte, er sei „perplex“ über die erheblichen Verluste in der Investmentbanking-Sparte. JPMorgan stuft die Aktie mit „neutral“ ein.

Entwicklung der Aktie von Credit Suisse mit einzelnen Ereignissen

Nach Jahren der Skandale und Fehltritte des Managements unterzieht sich die Credit Suisse einer tiefgreifenden Umstrukturierung, bei der die Investmentbank aufgespalten und das Private Banking stärker in den Mittelpunkt gerückt wird. Andreas Venditti, Analyst bei Vontobel, teilt die Ansicht von JPMorgan: „Die massiven Nettoabflüsse im Wealth Management, dem Kerngeschäft der CS neben der Schweizer Bank, sind sehr besorgniserregend – umso mehr, als sie sich noch nicht umgekehrt haben“.

FMW/Bloomberg



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