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Im Notfall keine Rechtssicherheit für Eigentum? Credit Suisse-Deal zeigt hässliche Wahrheiten über die Schweiz

Die staatlich erzwungene Übernahme der Credit Suisse offenbart hässliche Wahrheiten über den Finanzplatz Schweiz.

Markus Fugmann hat es gestern Abend im Marktgeflüster-Video besprochen. Und ich sprach gestern in einem gesonderten Artikel über die de facto „Staatlich erzwungene Übernahme“ der Credit Suisse durch die UBS. Die Credit Suisse schrieb es sogar wortwörtlich, dass die Übernahme ohne die Zustimmung der Aktionäre der beiden Banken durchgeführt wird, per Regierungs-Notverordnung in der Schweiz. Unglaublich, aber wahr! Auch in meinem Newsletter von gestern Abend hatte ich mich über dieses Thema aufgeregt. Zahlreiche Investoren, die bis zuletzt Aktien der Credit Suisse hielten, und vielleicht an eine Erholung der Bank und des Aktienkurses in den kommenden Jahren glaubten, dürften sich verraten und verkauft fühlen, gerade bei diesem „Hort der Rechtssicherheit“ namens Schweiz. Aber sie wurden eines Besseren belehrt. Sie werden zwangsweise abgespeist mit 3 Milliarden Franken, ein paar Krümeln in Form von 1 UBS-Aktie für 22 CS-Aktien.

Zusammenbruch der Credit Suisse offenbart den Anlegern hässliche Wahrheiten über die Schweiz

Jahrzehntelang hat sich die Schweiz als Hort der Rechtssicherheit für Anleger in Anleihen und Aktien verkauft. Der Zusammenbruch der Credit Suisse hat einige unangenehme Wahrheiten ans Tageslicht gebracht, so schreibt es heute Bloomberg-Autor Hugo Miller aus Genf. Im Rennen um die Übernahme des kleineren Konkurrenten durch die UBS am Wochenende berief sich die Regierung auf die Notwendigkeit von Stabilität und Notstandsgesetzen, um zwei wichtige Aspekte offener Märkte außer Kraft zu setzen, nämlich Wettbewerbsrecht und Aktionärsrechte. Dann entdeckten die Anleihegläubiger, dass die so genannten Additional-Tier-1-Schulden im Wert von 17 Milliarden Dollar wertlos waren.

Abgesehen von dem Gefühl der Schande, das der Zusammenbruch der Bank hervorgerufen hat, werfen diese drei Überraschungen nach Ansicht von Rechtsexperten einige grundlegende Fragen über den Vorrang des Schweizer Bankenrechts auf, und wecken bei ausländischen Investoren Zweifel, ob sie ihr Geld in der Schweiz anlegen sollten. Es ist nicht gut für die Schweiz, „wenn Investoren glauben, dass ihre Rechte außer Kraft gesetzt werden können“, sagt Kern Alexander, Professor für Recht und Finanzen an der Universität Zürich. „Die Art und Weise, wie das Krisenmanagement durchgeführt wird, ist panisch und untergräbt die Rechtsstaatlichkeit und die Schweiz.“

Notverordnung – Rechte von Aktionären von Credit Suisse und UBS außer Kraft gesetzt

Als die Schweizer Regierung am Sonntagabend den von der Regierung vermittelten Verkauf der Credit Suisse an ihren Züricher Konkurrenten ankündigte, berief sie sich auf einen Artikel ihrer Verfassung, der es ihr erlaubt, befristete Verordnungen zu erlassen, „um bestehenden oder unmittelbar drohenden Gefahren einer schwerwiegenden Störung der öffentlichen Ordnung oder der inneren oder äußeren Sicherheit zu begegnen“. In diesem Fall bedeutete dies, dass die Fusionsgesetze der Schweiz bei Abstimmungen der Aktionäre außer Kraft gesetzt werden können.

Als die FINMA-Vorsitzende Marlene Amstad später am Abend auf einer Pressekonferenz gefragt wurde, ob die Regierung bei der Durchsetzung der Fusion wettbewerbsrechtliche Bedenken ignoriert habe, sagte Amstad, die finanzielle Stabilität habe Vorrang vor wettbewerbsrechtlichen Bedenken. „Das Aufsichtsrecht gibt uns die Befugnis, uns im Interesse der Finanzstabilität über die Wettbewerbssituation hinwegzusetzen, und davon haben wir hier Gebrauch gemacht“.

Nachranganleihen wertlos gestellt

Zusammen würden Credit Suisse und UBS 333 Milliarden Schweizer Franken an Kundengeldern halten, 115 Milliarden Franken mehr als ihr nächster Konkurrent Raiffeisen, wie aus einer Investorenpräsentation von UBS hervorgeht. Die größte Kritik der Anleger an der Transaktion betrifft jedoch die Entscheidung der Schweizer Bankenaufsicht FINMA, die von der Credit Suisse ausgegebenen AT1-Anleihen auf Null abzuschreiben.

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AT1-Anleihen wurden nach der weltweiten Finanzkrise eingeführt, um sicherzustellen, dass Verluste von den Anlegern und nicht von den Steuerzahlern getragen werden. Sie sollen als Kapitalpuffer in Stresssituationen dienen. Entscheidend ist, dass Anleihen dieser Art bei den meisten anderen Banken in Europa und in Großbritannien weitaus besser geschützt sind, und nur die AT1-Anleihen der Credit Suisse und der UBS haben einen Passus in ihren Bedingungen, der einen Totalverlust anstelle einer Umwandlung in Eigenkapital ermöglicht.

Anstehende Klagewelle in der Schweiz?

Selbst wenn den Anlegern die Risiken dieser AT1-Anleihen zum Zeitpunkt der Zeichnung klar gemacht wurden, stellt dieses krasse Beispiel für den Schweizer Sonderweg eine Abkehr von der allgemeinen Regel dar, dass Anleihegläubiger vor Aktionären kommen. „Dies wird viele Klagen nach sich ziehen, die das unberechenbare und egoistische Verhalten der Schweizer Behörden in dieser Angelegenheit aufzeigen werden“, sagte Jacob Kirkegaard, Senior Fellow am Peterson Institute for International Economics.

Die Ethos Stiftung, deren 246 Pensionskassenmitglieder 1,9 Millionen Menschen mit einem Vermögen von 370 Milliarden Schweizer Franken repräsentieren, hat in Bezug auf die Blockierung von Aktionärsabstimmungen mit dem gleichen Vorgehen gedroht. „Angesichts dieses beispiellosen Scheiterns in der Geschichte des Finanzplatzes Schweiz wird Ethos weiterhin die Interessen der Minderheitsaktionäre verteidigen, angefangen bei den Schweizer Pensionskassen“, erklärte die in Genf und Zürich ansässige Stiftung am Montag in einer Erklärung.

„In den kommenden Tagen werden alle Möglichkeiten geprüft, auch die juristischen, um die Verantwortlichkeiten für dieses Debakel zu klären“, so die Stiftung. Die US-amerikanische Anwaltskanzlei Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan kündigte an, dass sie am Mittwoch eine Telefonkonferenz für Anleihegläubiger mit Vertretern ihrer Büros in Zürich, New York und London veranstalten werde, um die „potenziellen Rechtsmittel, die Anleihegläubiger in Betracht ziehen sollten“, zu erörtern.

FMW/Bloomberg

Schweiz-Flagge vor einem Gebäude der Credit Suisse
Schweiz-Flagge vor einem Gebäude der Credit Suisse. Photographer: Stefan Wermuth/Bloomberg


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68 Kommentare

  1. Pingback: Aktuelles vom 21.03.2023 | das-bewegt-die-welt.de

  2. Seit vielen Jahren äußere ich immer wieder bei gegebenem Anlass mein Missfallen über die neutrale Schweiz und deren ominöses Finanz- und Bankensystem. Sog. Neutralität ist spätestens seit Napoleons Zeiten das probate Mittel, sich nicht entscheiden zu müssen. Und die Anlässe für Missfallen haben sich mit fortschreitender Zeit überproportional verdichtet.

    Die Schweiz ist seit sehr langer Zeit bereits eine riesige und hoch flexible, blutsaugende opportunistische Zecke mitten im Herzen Europas, mit maximalem Potenzial zur Übertragung von Krankheitserregern. Ein ultimativ stinkendes und verseuchtes Plumpsklo, entgegen jedem zartem Hauch und Duft von Moral und Werten, in dem alleine die Anzahl an Frankenscheinchen mit der von Toilettenpapier-Abrissen um die Wette eifert.
    Nicht umsonst gehen genau aus dieser Kloake auch regelmäßig höchst korrupte und völlig losgelöste Sportfunktionäre wie Sepp Blatter oder Gianni Infantino hervor, werden deren Consiglieri wie Thomas Bach unweit der Landesgrenzen gezüchtet.
    Konsum, Kommerz, Korruption, Luxus, zumindest im Alphabet ist das nicht weit entfernt von „N“ wie neutral.

    Umso erstaunlicher erscheint es manchem Europäer wie mir, dass Wertkonservative Hand in Hand mit neoliberalen Kräften die ureigenste nationale Sicherheit, die Verteidigungsfähigkeit durch Produktion von Waffen und Munition und die essenzielle Energieversorgung mit zufrieden grinsenden Gesichtern und voller Unschuld in die Hände wechselhafter und unzuverlässiger Opportunisten gespielt haben.

    Um ehrlich zu sein, freut es mich mehr als alles andere, dass Anteilseigner einer höchst dubiosen und seit langem umstrittenen Bank ihren längst fälligen, aus Dummheit oder Ignoranz selbst verschuldeten Tribut zollen müssen. Einer sog. Bank, die viel zutreffender als globale Geldwäscherei für mafiöse Schwerkriminelle, Drogenhändler, Diktatoren, Kriegstreiber betitelt wäre.

    Ein Trost für jeden ergebnis-technologie-innovations-offenen freien Wirtschaftsvertreter: Die Leistungsträger werden wie immer trotz mangelhaft bis ungenügender Leistung für die nicht vorhandene Verantwortung fürstlich entlohnt.

    1. Na ja, ob die arabischen Großinvestoren sich als dumm ansehen und dies so einfach hinnehmen bleibt abzuwarten

    2. Es gibt aus der Vergangenheit Fälle in Deutschland, welche die Deutsche Bank durchgeschüttelt haben und die Regierung hat zum zum Zerfall dieses Konzerns tatenlos zugeschaut.
      Danach wurde eine Untersuchungskommission ins Leben gerufen um die Verursacher zur Rechenschaft zu ziehen.
      Ich persönlich bevorzuge den Schweizer Weg. Der Vorteil des deutschen Weges: keiner muss sich anstrengen um mögliche Rettungsszenarien zu erarbeiten. Der einzige, bescheidene Anspruch besteht darin, die Verursacher zu kritisieren. Meine Meinung: sehr bescheiden.

  3. Ich lebe seit über 3 Jahren in der Schweiz, weil sie – im Gegensatz zur schon in Verwesung übergegangen EU – noch etwas nach Rechtsstaat und Demokratie roch.
    Leider ändert sich das hier auch erschrecken rasch. Das macht keine Hoffnung für die nahe Zukunft. Das moralinsaure und korrupte europäische System wird zusammenbrechen und die Schweiz wird sich dem nicht entziehen können. Nichts wie weg, aber die Schweiz reicht nicht.
    Die Schweiz ist auch kein Rechtsstaat, jedenfalls nicht für Nichtschweizer.
    Die Empfänger der fetten Gehälter und Megaboni sind durchweg Schweizer, die Verlierer überwiegend nicht.
    Ceca !

    1. Bis jetzt habe ich die eigentlichen Zusammenhaenge wegen dem CS Zusammenbruch noch nirgends gelesen. Die ganze Welt spielt verrueckt, Frankreich tobt, Ukraine Krieg, China und die Oel Laender liefern nichts mehr fuer Papier $$$ die wollen Gold. USA Militaer gehorcht dem Beiden nicht mehr.

  4. mich wundert am meisten, dass die Finma offensichtlich deren Job nicht gemacht hat. Kalt erwischt und das ‚to big to fail‘-Szenario kann auch nicht angewendet werden. dies sollte politisch aufgearbeitet werden. Ich denke mir, dass dies ein weiterer Maringnano-Moment ist und die Schweiz von Grossfinanzmacht endgültig verabschieden muss.

  5. Ami = Täter und Retter

    @ Pedro, der Ex- FINMA Chef hat nun nach De gewechselt, soll er dort also genügen? Das Problem war anscheinend,dass die Bilanz der CS noch gut war, die Bank hatte nach 10jährigem Verfall aber einen Vertrauensverlust und der SVB Fall hat den Kundengelder Abzug beschleunigt.Viele Banken werden ähnliche Probleme haben und die CS Kuh ist nun vom Eis während sich noch eine ganze Kuhherde auf dem Eis befindet.
    Der Auslöser waren wieder die USA und die Rettung haben sie natürlich uneigennützig auch wieder selber orchestriert.

  6. Kann die Schweiz mit einem BIP von 800 Mrd. die 100 Mrd. garantieren ? Bilanzsumme der CS 500 Mrd. `Auch die SNB steht auf schwachen Füssen mit Mrd. Verlusten. Bleibt dann etwa nur der Zwangsbeitrit der Schweiz in die EU mit Abwertung des CHF ? Eine Pleite der Schweizer Großbanken werden die Zentralbanken der EU und USA nicht zulassen. Also EU Beitritt ?
    Die Rechtsgrundlage für die Übernahme der CS ist unzureichend. Es wird wahrscheinlich Klagen gegen die Schweiz geben. Der Nachteil für die Schweiz liegt auf der Hand. Im Ernstfall muss ein Investor in der Schweiz mit Enteignung rechnen. Ist natürlich im Westen nichts Neues, auch Geld von Russland wurde eingefroren (bzw. geklaut).
    Die NZZ schreibt von einem „Zombie“ der weg ist. Und den hatte man zuvor in seiner Größe nicht bemerkt, oder nichts dagegen getan ? Was ist wenn die jetzt fusionierte UBS, die über ein Vermögen von 5 Bill. Dollar durch Anleger verfügt (BIP in Deutschland beträgt gute 4 Bill. Dollar) in Schieflage gerät ? Weiß man das nach dem Desaster mit der CS ? Die Bank kann dann niemand mehr retten.

    Mal sehen wie die arabischen Großaktionäre der CS reagieren. Ziehen die ihre Gelder jetzt ab ? oder lösen sie damit noch einen Bankrun aus ? mit weiteren Folgen auch für deutsche Banken ? Die Politik und Finanzwelt mit ihren Beschwichtigungsreden deuten eher auf ein bedenkliches Szenario hin.
    Aber mal abwarten. Das alles o.k sei kam recht schnell.

  7. @ Meineid Geschoss, ich vermute sie sind der sonst immer objektive FMW Poster.
    Ja, überall wo viel Geld im Spiel ist wird beschissen, das konnte man auch bei den Corona Hilfen wieder sehen.Die EU Gelder für die griechischen Eisenbahnen und Italien Hilfen wurden auch zweckentfremdet.
    Ob nun in De alles besser ist sei dahingestellt, der Fall FIFA hat ja auch deutsche Profiteure, fragen Sie einmal Herr Beckenbauer wie das mit der WM in De so gelaufen ist.
    Vom VW Abgasbeschiss haben sie wohl noch nie gehört ? Das beim Wirecard Skandal sogar höchste Politiker involviert waren, wissen sie auch nicht.Sind sie vergesslich wie der Scholz? Eines ist sicher , bei den Meineid Genossen wäre der vergessliche Scholz nicht mehr an der Spitze der Politik wie im ehrlichen US – Vasallenstaat.
    P.S Die schleichende Enteignung aller Bürger unt Rentner durch selbsverursachte Inflation ist wohl ein Kavalliersdelikt weil noch nicht von allen bemerkt.

    1. @Klarsteller
      mindestens zehn Whataboutismen in zehn Zeilen Text dürften neuer Weltrekord sein!
      Völlig unabhängig von dieser unsinnigen Untugend habe ich in meinem Kommentar betont, dass bei der Credit Suisse nicht zum ersten Mal die Alarmglocken schrillten. Ebenso habe ich durchaus auch nicht-schwytzerische Sport- und andere Consiglieri sowie dümmliche Außen- und Wirtschaftspolitik unweit der eidgenössischen Landesgrenzen kritisch zur Sprache gebracht. Lesen vor dem Losplappern hilft!

      Irgendjemandes Verfehlungen mit anderen aufzuwiegen oder in Relation zu stellen, ist so sinnlos wie ein Kropf. Wo fängt man da an, wer ist Henne, wer ist Ei? So argumentieren nur Leute, die eigentlich nichts Relevantes beizutragen haben. Etwa vergleichbar dem hier:
      „Puhh, 40 Grad im Schatten, und das schon Anfang Juni in Norddeutschland.“
      „Ja, aber wie heiß ist es denn auf der Venus oder auf der Sonne?! Und in Kalifornien schüttet es nun schon seit Wochen. Am Südpol hat es minus 50 Grad! Und Lebensmittel werden auch immer teurer! Dass 1954 Deutschland in der Schweiz Fußball-Weltmeister wurde, wissen Sie auch nicht?! Sie sind wohl vergesslich wie der Kohl. Und überhaupt, sind die Amis an allem Schuld! Und außerdem, die ganzen Impfschäden!! Und erst der Gaspreis!!!“

      P.S. Die Meineid-Genossen können im Ggs. zu Scholzi nichts vergessen, die haben von Beginn an Dienst nach Vorschrift gemacht und gar nicht erst genau hingeschaut. Wie sie es so gerne machen, ganz nach dem Motto: Was ich nicht sehe und nicht weiß, macht mich nicht heiß.

      1. Allein dieser Stil diskreditiert Sie.

        1. @ottonorma
          Es ist inzwischen gemeinhin kein Geheimnis mehr, dass Stil nicht so Ihr Ding ist. Ebenso, wie Sie mit Jammern über Diskreditierung und Verleumdung hyperinflationär zu Diensten stehen.
          Aber dass mich dieser (welcher genau?) Stil selbst diskreditiert, müssen Sie schon näher erläutern.
          Fühlen Sie sich durch mein fiktives Beispiel von Whataboutismen etwa persönlich angesprochen und provoziert?
          Das war natürlich zu keinem Zeitpunkt meine Absicht. Ich war vielmehr der Meinung, ich hätte eigentlich @Klarsteller adressiert.

      2. @Meineid-Genosse 😃👍
        Der Wert und Sinn und Zweck von Diskussionen mit solchen Zeitgenossen wird in der Tat immer fragwürdiger. Erst gestern habe ich mich mit einem – stets skeptischen und selbstdenkenden – Nachbarn über die Blockadehaltung unseres Herrn Verkehrsministers Wissing unterhalten. Oder besser gesagt, ich wollte mich unterhalten. Denn nachdem ich nach seiner Meinung dazu gefragt hatte, kam sogleich prompt die Antwort: „Alles Schmarrn, sogar die Greta ist jetzt gegen Windkraft.“
        Bämm!! Diskussion im Keim erstickt und beendet.

        1. @Anna Luisa – selbst als Links-Grüner muss ich sagen: Die Energiewende-Politik von den Grünen ist ein einziger Schmarrn… Die Inkompetenz der Grünen in Sachen Wirtschaft, Technik & Physik ist wirklich erschreckend wenn nicht abstoßend… Man könnte auch sagen: Wie kann man nur so doof und blauäugig sein… Wann kapieren die Leute endlich, dass es nur über eine CO2-Bepreisung gehen kann…

          1. @Lausi
            Es gibt doch bereits einen europäischen Emissionshandel, der zum 01.01.2021 auf nationaler Ebene um die Sektoren Wärme und Verkehr ergänzt wurde.
            https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/klimaschutz/weniger-co2-emissionen-1810636
            https://oesterreichsenergie.at/aktuelles/neuigkeiten/detailseite/co2-bepreisung-die-weltweiten-modelle-im-vergleich

            Was den Rest betrifft, ist es natürlich völlig alleine Ihre Sache, über Politik zu denken, was Sie wollen.
            Ich verstehe allerdings nicht ganz den Bezug zu meinem Kommentar.

          2. @Anna Luisa – ich wollte nur die Diskussion weiterführen, die Ihr Nachbar so abrupt beendet hatte… ;-)

          3. @Lausi
            Ich hatte mir schon so etwas gedacht. Vom Niveau und der inhaltlichen Fülle her waren Sie ein perfekter Ersatzmann für den Nachbarn 😉

            Und was denken Sie nun über Herrn Wissings Blockadehaltung und die CO2-Bepreisung?

          4. @Anna, wenn ich mich da einmischen darf: ich empfinde die „Blockadehaltung“ von Wissing als sehr vernünftig! Warum? Wir sind derzeit und auch absehbar nicht in der Lage, nur E-Autos zu produzieren schon aus Mangel an dafür erforderlichen Rohstoffen – diese kommen vor allem aus China, womit wir dann komplett abhängig von einer Diktatur wären.
            Ich bin auch für so viel CO2-Reduktion wie möglich – aber mit Vernunft statt mit Ideologie und reiner Utopie. Der Strombedarf wird sich massiv erhöhen, gleichzeitig schalten wir Stromquellen aus (Atomkraft – Uran mit der mit Abstand höchsten Energiedichte, dagegen Wind und Solar mit sehr geringer Energiedichte).
            Was hilft es, wenn wir CO2-neutral sind – China und Indien aber Kohle zubauen ohne Ende? Sollen wir deshalb unsere Kerntechnologien abschalten und damit know how verlieren? Die deutsche Industrie ist ohnehin bereits im Sinkflug..

          5. Lieber Herr Fugmann,
            leider schweifen auch Sie weit vom Thema ab.
            Einen Zusammenhang zwischen dem massiven Zubau chinesischer oder indischer Kohlekraftwerke und deutschen Kerntechnologien inkl. Know-how kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Kohlekraftwerke sind nun wirklich keine Raketentechnologie.
            Gegen Kernkraft würde auch ich mich nicht im Geringsten verwehren, unter der strikten Voraussetzung, dass in absehbarer Zeit einmal die massiven Probleme, Risiken und Nebenwirkungen sowie die utopisch hohen Gesamtkosten behoben werden könnten. Danach sieht es leider allerdings nicht im Ansatz aus.

            Doch zurück zum eigentlichen Thema, Herrn Wissings Blockadehaltung:

            Am 03.03.2023 bestand er darauf, dass es nach dem ab 2035 geplanten EU-Verbot für Neuzulassungen von Autos mit Verbrennermotoren eine Ausnahme für Fahrzeuge geben solle, die mit synthetischen Kraftstoffen – also E-Fuels – betrieben werden. Es müsse die Frage beantwortet werden, „wie Verbrennungsmotoren nach 2035 zugelassen werden können, wenn sie nachweislich nur mit synthetischen Kraftstoffen betankt werden können“, so Herr Wissing wörtlich.

            Am 21.03.2023 zeigte sich die EU-Kommision äußerst kompromissbereit und will künftig Autos mit Verbrenner-Motor weiter zulassen, sofern sie ausschließlich mit sogenannten E-Fuels betankt werden können. Dies entspricht exakt seiner ursprünglichen Forderung, geht ihm plötzlich aber nicht mehr weit genug. Reiche einem FDP-Politiker den kleinen Finger, und er nimmt gleich die ganze Hand…
            Update: Offensichtlich scheint er seit gerade eben kleine Anzeichen von Kompromissbereitschaft zu zeigen, doch das war kein absehbares Thema meines Kommentars von gestern oder heute Mittag.

            Im Kern geht es um die Neuzulassung von Autos in 12 Jahren. Bestandsfahrzeuge werden sicherlich noch bis 2045 oder 2050 stinkend durch die Gegend lärmen. Die Autoindustrie in Europa hat selbst kein Interesse an der Fortführung der Verbrennertechnologie, da sie zweigleisig produzieren müsste. Werke deutscher Autohersteller im außereuropäischen Ausland werden sicher weiter produzieren, solange dort eine hohe Nachfrage herrscht.

            E-Fuels gelten gemeinhin als knapp, teuer und ineffizient. Sinnvoll sind sie nur für den Lkw-, Schiffs- und Flugverkehr. E-Autos erreichen mit der gleichen Energiemenge 5- bis 6-fache Reichweiten und sind unvergleichlich effizienter. Studien zufolge wird die bis 2035 zu erwartende Produktionsmenge nicht einmal ausreichen, um nur den Bedarf für Schiffe und Flugzeuge zu decken. Für PKW bliebe somit ohnehin nichts übrig, selbst wenn alle erhofften Produktionskapazitäten ausgeschöpft werden könnten.
            https://www.handelszeitung.ch/newsticker/kompromissvorschlag-im-streit-um-verbrenner-aus-in-der-eu-konnten-verbrenner-autos-auch-nach-2035-mit-e-fuels-fahren-585564
            https://www.autobild.de/artikel/verbrenner-aus-co2-eu-plaene-grenzwerte-autos-fit-for-55-4423028.html

            Herr Wissing widerspricht mit seinem Unsinn sogar den eigenen Beratern und Experten.
            Vom nötigen Ausbau des Schienenverkehrs und ÖPNV scheint er ebenfalls nicht viel zu halten, dafür plädiert er für den weiteren Ausbau von Autobahnen. Das einfachste, kostengünstigste und am schnellsten umzusetzende Instrument, ein Tempolimit wie überall auf dieser Welt, ist ebenfalls nicht mit dem Freiheitsbegriff dieser Partei vereinbar.
            Am Ende ist es doch viel naheliegender, dass einmal mehr die mächtige Öllobby ihre schmutzigen Finger im Spiel hat. Der gegenüber ist die FDP bekanntermaßen seit jeher nicht mit bester Resilienz und Immunität gesegnet.

          6. @Anna, es ist doch klar, dass die Sache mit den E-Fuels das Trojoanische Pferd ist für Wissing, um das Verbrenner-Verbot zu vermeiden. Im Koalitionsvertrag ist viel von E-Fuels die Rede und dessen Förderung, also kommt er damit um die Ecke, weil die Grünen ja nun schlecht sagen können, dass der Koalitionsvertrag nicht mehr gilt. Das ist sehr schlau von Wissing – mein Respekt vor ihm ist deutlich gestiegen!

          7. Hallo Herr Fugmann,
            in Wirklichkeit ist es doch so, dass der Koalitionsvertrag für die FDP bestenfalls nur noch eine lose Ideensammlung mit maximalem Potenzial für freie Auslegung, Interpretationsspielraum und Anpassungsbedarf ist. Mit dieser Fähnchen-im-Wind-Partei eine Koalition einzugehen, war noch nie eine gute Idee, egal für wen auch immer.
            Es ging ihm ja nie um E-Fuels und vertragliche Vereinbarungen, Herr Wissing wollte urplötzlich keine technischen Lösungen mehr, die nur den ausschließlichen Betrieb mit diesen Kraftstoffen ermöglichen.

            Mein Respekt vor vertragsbrüchigen Schwindlern und opportunistischen Trittbrettfahrern hält sich im Gegensatz zu Ihnen eher in Grenzen. Das ewige Thema von „Schlauheit“ vs. Moral…

          8. @Anna, ich würde es so sagen: die FDP neigt zur Vernunft, die Grünen zur Utopie. Mir ist die Vernunft deutlich lieber, weil die Utopisten am Ende immer scheitern und dabei viel Unheil anrichten..

          9. @ Lausi

            Das viele Geld der Notenbanken hat so einigen und fast einer ganzen Generation junger Menschen das Hirn vernebelt.
            In einem Umfeld des leichten Geldes konnte man auch ökonomischen Träumereien hinterher rennen.
            Das waren auch zugegeben schöne Zeiten die nun vorbei gehen.

          10. @Anna Luisa
            Das Problem der FDP ist, dass sie sehr viele Erst- bzw. Jungwähler hatten. Und die wenden sich nun in logischer Konsequenz reihenweise von dieser wenig vertrauenswürdigen Bande ab, weil sie Lug und Trug deutlich weniger verzeihen, als alteingesessene und gestandene Wirtschafts“profis“. Für die ist Übervorteilung und freie Vertragsauslegung ja ihr täglich Brot, gilt als schlau und sehr erfolgversprechend.

            Ich bin der Meinung, dass auch die jungen FDP-Wähler sehr an Klimaschutz und Energiewende interessiert sind. Nur sind sie eben eher beseelt von einer Utopie der Technologie- und Innovationsoffenheit, von Glauben und Hoffnung an eine Zukunftstechnologie in naher Zukunft, die alle Energie-, Klima- und Umweltprobleme auf einen Schlag löst.
            Auch wenn das ziemlich realitätsfern ist, belügen und verarschen lassen sie sich dennoch nicht so leichtgläubig.
            Ich hoffe, diese Partei scheitert bei den nächsten Wahlen krachend an der 5%-Hürde.

          11. Hallo Herr Fugmann,
            wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Zu meinem Pech dürfte mich das Unheil bei absehbar ungünstigem Ausgang leider um einiges länger betreffen, als Sie.

          12. @Anna, Sie unterschätzen mein jugendliches Alter :)
            Aber Spaß beiseite: ich habe Kinder und schon deshalb ein Interesse daran, dass diese Welt lebenswert bleibt. Ich verstehe nur nicht dieses deutsche Phänomen des „am deutschen Klimawesen wird die Welt genesen“. Deutschland hat einen CO2-Ausstop von 1,8% der Welt, China 31%. Wir gewinnen vielleicht die goldene Ananas als Klimaweltmeister wenn wir dann CO2-frei, aber arm sind – wir ruinieren dabei aber durch Zerstörung unserer Wirtschaft gerade die ökonomische Zukunft von Ihnen und meiner Kinder. Wollen Sie das wirklich? Ich nehme mal an, Sie stammen aus gutbürgerlichen, gebildeten Verhältnissen. Es sind die weniger bürgerlichen und weniger Gebildeten, die mit ihren Rechnungen die Zeche dafür zahlen. Die können sich diese Utopien nämlich finanziell nicht leisten!

          13. @Herrn Fugmann
            Warum wird dauernd auf China und Indien rumgehackt ? Die halten sich nur an das Pariser Abkommen, in dem diesen Nationen zugebilligt wird bis 2030 weiterhin CO2 zu produzieren sofern es ihre Wirtschaft benötigt. Und natürlich tut sie das. So viel mir noch bekannt wurden China ein Zubau von 150 GW für Kohle zugebilligt. (In Wahrheit, so die Seite `coalswarm´ bereiteten sie aber 250 GW vor.) Und „natürlich“ haben sie versprochen das Ziel so weit „wie möglich“ einzuhalten. Strafbewehrt ist eine Nichteinhaltung, auch für alle anderen Länder bei Nichteinhaltung nicht.
            China benötigt Energie ohne Ende. Deswegen haben sie zuerst sehr viel Wasserkraft ausgebaut. Wind und Sonne kommen hinzu. Energie wie auch immer ist willkommen. Nicht aus Klimaschutzgründen. Und die Kernkraft, die China auch zu den Erneuerbaren zählt, wird stark ausgebaut. Bereits vor ca. 8 Jahren beschlossen sie dafür ein 600 GW Programm bis 2050. Und wenn sie jetzt bis 2060 CO2 frei sein wollen, dann liegt das an der Kernkraft.
            Indien wird da andere Wege gehen. Die haben auch viel Kohle ebenso wie Pakistan.

            Hackt jemand auf den USA rum ?
            Die heißen arabischen Länder haben (kaum PV) mit Abstand den meisten CO2 Verbrauch pro Kopf. Vor allem Katar mit 35,6 to/Kopf. Kritisieren wir die ? Australien Kanada, und vor allem die USA mit 14,9 to. Obwohl, dazu muss gesagt werden, daß das US Militär mit seinem Riesenverbrauch aus der Berechnung herausgenommen wird !! Das haben sich die USA ausbedungen. Ansonsten sähe es noch schlimmer aus. Überall sonst wird es mitgerechnet.
            Frankreich liegt bei 4,7 to/Kopf, Deutschland bei 8,1. Frankreich hat Kernkraft, empfohlen von IPCC (auf den wir hier in DE so viel Wert legen) und die sogar von der EU-Kommission empfohlen wird.
            https://de.statista.com/statistik/daten/studie/167877/umfrage/co-emissionen-nach-laendern-je-einwohner/

            Wir sollen die Wohnungen massiv wärmedämmen um CO2 einzusparen nur weil unsere Grünideologen keine Kernkraft wollen. Daran liegt´s nämlich. Aber gut, wer sich dafür interessierte wusste schon vor 6 Jahren wohin diese Affinität zu den Grünen hinführt. War natürlich nur Verschwörungstheorie.
            Die USA haben noch 92 KKW in Betrieb umgerechnet auf DE müsste Deutschland 23 haben. Schweden (3,4 to/Kopf CO2) hat noch 6 (2 wurden die letzten 4 Jahre abgeschaltet) wollen aber neue bauen. Umgerechnet müsste dann DE 48 KKW haben. Südkorea hat 25 und 3 KKW im Bau. Man sieht daran wie ärmlich dieses High-Tech Land Deutschland ist.

            Übrigens : Wir gehen einer Abkühlung bis 2050 entgegen, weil sich die AMO abschwächt. Die Studie dazu erschien in Nature. Auch Helmholtz hatte eine ähnliche Studie rausgebracht.
            Das grönländische Eisschild wuchs bis August 2022 um 500 Mill. to. (Dänisches Meterologisches Institut)
            https://www.nature.com/articles/s41612-022-00275-1
            https://dailysceptic.org/2022/10/27/massive-increase-in-greenland-surface-ice-sheet-suggests-possible-overall-gain-in-2022/

          14. Hallo Herr Fugmann,
            auch wenn ich nicht so gerne im Internet private Lebensverhältnisse preisgebe, soviel kann ich sagen: Ich stamme aus Verhältnissen, die man am treffendsten mit Arbeiterfamilie beschreiben kann. Vater Vollzeit, Mutter Hausfrau und eben Mutter, bis wir Kinder mit der Schulausbildung fertig waren. Zeit meines Studiums arbeitete sie dann Teilzeit. Beide sind durchaus intelligent, hatten aber aufgrund ihrer eigenen Lebensverhältnisse nicht die Möglichkeit zu studieren.

            Sie erwecken immer wieder mal den Eindruck einer etwas pauschalen Vorstellung, dass nur wohlhabende und gebildete Menschen aus Großstädten an einer lebenswerten Umwelt und Energiewende interessiert sind. Und ebenso, dass die schon jetzt – und erst recht auf mittlere bis lange Sicht – günstigste Art der Stromerzeugung in die wirtschaftliche Katastrophe führen muss, nur weil für eine gewisse Übergangszeit die Preise etwas steigen. Dabei wissen Sie genau, dass dies in erster Linie an Gas und Merit-Order liegt, nicht an erneuerbaren Energiequellen.

            Und bitte jetzt nicht wieder das Argument der Parallelstruktur! Die haben wir schon lange, und mit zunehmender Kapazität Erneuerbarer wird sie kontinuierlich bis zum minimal Nötigen abnehmen. Je mehr die teuren Kraftwerke von den günstigen aus der Merit-Order gedrängt werden, desto günstiger auch die Energiepreise (sofern die gierigen Energiekonzerne das auch so sehen und mitspielen).

            Statt den geopolitischen Entwicklungen sollten Sie nicht die Schuld den regenerativen Energien in die Schuhe schieben. Was sich die ärmeren Einkommensschichten nicht leisten können, ist Putins Krieg und die damit verbundene Entwicklung der Gaspreise. Vor allem, weil die ja nicht nur bei dem bisschen Strom zum Tragen kommen, sondern vor allem im Gebäude- und Industriesektor. Die Zeiten von extrem billigem Gas aus Russland sind jedoch ein- für allemal vorbei, damit müssen wir nun leben. Je früher wir das akzeptieren, desto besser. Daher kann es nur zwei Optionen geben: So schnell wie möglich Verbrauch und Nachfrage herunterschrauben, sei es nun durch Sparmaßnahmen, Effizienzsteigerungen, Alternativen oder alles zusammen. Oder eben die utopischen Preise weiterhin bezahlen.

            Ich bin Maschinenbauingenieurin mit Schwerpunkt Energie- und Umwelttechnik. Als solche bin ich völlig offen für gangbare technologische Lösungen und Vernunft statt Utopien. Natürlich kenne ich auch den aktuellen Stand der Technik in allen möglichen Sektoren ziemlich gut, und genau aus diesem Grund sehe ich derzeit wenig Alternativen zu Wind- und Sonnenkraft, zu E-Mobilität, Schienenverkehr, ÖPNV und maximaler Energieeffizienz durch Dämmmaßnahmen in Gebäudebereich.

            Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte keinesfalls despektierlich wirken, alleine schon, weil ich Sie sehr zu schätzen weiß. Und dennoch muss die Frage erlaubt sein: Wie sehen denn Ihre Vorschläge und Vorstellungen für zeitnahe Lösungen aus (die Betonung liegt auf zeitnah)?
            Ok, wir könnten die lächerlichen drei AKWs nach entsprechender Überprüfung und den nötigen Wartungs- und Reparaturmaßnahmen weiterlaufen lassen. Das wäre schon mal 1% vom Gesamtenergieverbrauch.
            Doch daneben konnte ich aus Ihren bisherigen Aussagen seit längerer Zeit nur eines herauslesen und -hören: Weiter wie bisher, bis Inder, Amerikaner und Chinesen zu grünen Klimavorreitern werden. Nur stellt sich mir dabei die Frage, würde es die Preise für fossile Energieträger und die Abhängigkeiten von Diktaturen verringern, wenn auch Europa seine Nachfrage wieder nach oben schraubt?

  8. Wenn der toleranten Kaminrunde die Wahrheit präsentiert wird, reagieren sie wie hirnverbrannte angeschossene Tiere, ist natürlich klar wenn man an ihrer einzig richtigen Überzeugung rüttelt, ist das bösartig.Hochgebildete Gutmenschen diskreditieren wegen einigen Kriminellen ganze Nationen, sowie wegen Putin auch alle Russen böse sind.

  9. Hoppla da haben sich ein paar verzockt und sind jetzt mad.

  10. Die FINMA hat die CS mehrfach öffentlich gerügt, Investoren waren dementsprechend gewarnt. Die Schweiz hätte aus der CS mutig eine staatliche Cryptobank machen können. Das hätte eine nationale Behörde werden können, die Crypto Währungen und FIAT für alle Bewohner, Besucher und Handelspartner kosteneffizient, zuverlässig und gegenüber Justiz sowie Steuerbehörden transparent als Grundversorgung wirklich allen zur Verfügung stellt.

  11. Da hat @Lausi, der kleine Lauser aber mal eine interessante Debatte losgetreten, ohne sich zu der berechtigten Frage von @Anna Luisa bisher zu äußern.
    Lausi, kommt da noch was? 😉

    1. @Michael, @Anna Luisa, @Fugmann & @all – na klar kommt da noch was von mir – bei dem Thema CO2-Preis bin ich nämlich Feuer und Flamme, und ich freue mich sehr, hier eine Diskussion losgetreten zu haben… Ich lebe nur in einer anderen Zeitzone: Da ist dann bei mir „schlafensbedingt“ Sendepause, wenn In DL das Leben & die Diskussionen toben. Aber auch zeitversetzt kann eine Diskussion ja klappen… Aber nun zum Thema:

      Auf der Webseite von Daniel Stelter habe ich kürzlich zu diesem Thema ein paar Leserkommentare abgegeben, wo ich meine Positionierung „pro CO2-Preis“ genau erläutere und warum ich so eine CO2-Bepreisung als zentrale Säule in der Klimapolitik als unverzichtbar halte (Stichwort: Kosteneffizienz). Hier der Link zu meinen Kommentaren (trete dort unter meinem wahren Namen „Claus“ auf), inkl. der Diskussion mit einigen AfD-Affinen & Klimaleugnern: https://think-beyondtheobvious.com/stelter-in-den-medien/der-klimadiskurs-muss-ehrlicher-werden/#comments Hier ein paar Kostproben daraus:

      Kostprobe 1: „Vielleicht sollte man die Energiewende vom Kostenpunkt aus betrachten, denn wenn die Menschen und die Wirtschaft durch die Energiewende-Kosten überfordert sind, ist selbst dem Klimaschutz damit nicht geholfen, bzw. dürfte diesbezüglich sogar kontraproduktiv sein. Die Effizienz, also die Kosten pro eingesparter CO2-Emissions-Tonne, scheint mir der entscheidende Punkt zu sein. Warum nicht da beginnen, wo die CO2-Einsparungen am preiswertesten sind? Wie dumm muss man eigentlich sein, diese Kosten-Effizienz bei der Energiewende vollkommen außen vor zu lassen – wie das zur Zeit der Fall ist? Das beste Instrument für eine maximale Effizienz wäre ein CO2-Preis, der darüber hinaus auch “technologie-offen” wäre, es also dem Markt überlassen würde, welche (kostengünstige) Technologie sich für die CO2-Einsparung durchsetzt.“

      Kostprobe 2:“…meiner Meinung nach ist schon der Ansatz falsch: Man sollte sich nicht das Ziel setzen in 30 Jahren klimaneutral zu werden, sondern sich als Ziel “das kostenmäßig bzw. ökonomisch maximal Machbare” zu setzen, und zwar auf die kosteneffizienteste Art und Weise. Meiner Meinung nach kann das nur über eine CO2-Bepreisung gehen. Zu mindestens in Europa sind die Menschen ja zu präventiven Opfern für den Klimaschutz bereit, und ein CO2-Preis könnte perfekt und reguliert diese Opferbereitschaft abschöpfen.“

      Natürlich würden viele Menschen auf die Barrikaden gehen, wenn der Spritpreis plötzlich deutlich über 2 oder 3 € kosten würde, aber vielleicht auch nicht, wenn man ihnen erklären würde, das dieses der kostengünstigste Klimaschutz ist, und man sogar Geld damit „verdienen“ kann, wenn man mit seinen CO2-Emissionen unter dem Durchschnitt liegt (bei einer Rückzahlung mittels Pro-Kopf-Pauschale). Die Alternative dazu (Verbrenner- und/oder Heizungsverbote) wäre nämlich noch grausamer (wenn nicht illusorisch), oder man verzichtet eben gleich auf eine nennenswerte Emissionsreduktion.

      Ich erinnere mich, dass vor ein paar Jahren unter Merkel schon mal eine heiße Diskussion über einen CO2-Preis im Gange war (unter der SPD-Umweltministerin Svenja Schulze), dann aber leider wieder in der Versenkung verschwand. Ich bin auch kein Freund von FDP und CDU – vor allem wegen ihrer Vergangenheit – aber wenn Politiker aus diesen Parteien leidenschaftlich für einen CO2-Preis plädieren, so kann ich das nur begrüßen. Bei den Grünen ist das leider nicht der Fall, und Frau Katrin Göring (!) Eckart argumentiert bei „Hart aber Fair“ sogar dagegen mit dem Argument, dass so ein CO2-Preis ja den Verbraucher treffen würde. „Aua“ kann ich da nur sagen… Fazit: Ökologie muss zusammen mit Ökonomie gedacht werden, sonst funktioniert es nicht. P.S.: Es wäre schön, wenn neben den Grünen auch die FFF-Bewegung das kapieren würde. Mein Ratschlag: Demonstriert für einen CO2-Preis von 300 € pro Tonne…

  12. @Anna Luisa – danke für die Links bzgl. CO2-Bepreisung, die ich sehr interessant finde! Am Beispiel von Schweden kann man sehr schön die segensreiche Wirkung der CO2-Bepreisung sehen. Zitat aus der verlinkten Webseite: „Im Zuge einer umfassenden Steuerreform, bei der die Steuern auf Arbeit gesenkt wurden, führte Schweden bereits 1991 eine CO2-Steuer auf Kraft- und Brennstoffe ein. Diese stieg von 24 Euro pro Tonne CO2-Äquivalent im Jahr 1991 auf 119 Euro. Laut dem schwedischen Finanzministerium sanken dadurch die CO2-Emissionen von 1990 bis 2018 um rund 27 Prozent, während das BIP um 83 Prozent wuchs.“ Wirklich toll! Die Skandinavier haben es einfach drauf…

    1. @Lausi
      Zitat aus der anderen verlinkten Website: „Die Bundesregierung hat zum Jahreswechsel eine CO2-Bepreisung für die Bereiche Wärme und Verkehr eingeführt. Über den nationalen CO2-Emissionshandel erhält auch der Ausstoß von Treibhausgasen beim Heizen und Autofahren einen Preis. Die Bundesregierung reinvestiert die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung in Klimaschutzmaßnahmen oder als Entlastung für Bürgerinnen und Bürger … Damit ergänzt die Bundesregierung den europäischen Emissionshandel, der bereits für die Energiewirtschaft, die energieintensive Industrie und den innereuropäischen Luftverkehr gilt – und erfolgreich zur Emissionsminderung beiträgt … Die Emissionen von Treibhausgas sind 2019 um 35,7 Prozent im Vergleich zu 1990 zurückgegangen.“

      Das muss sich nun nicht unbedingt vor den 27 Prozent der Schweden verstecken.
      Und mir ist bisher auch nicht klar geworden, warum Sie schreiben, so etwas gäbe es in Deutschland nicht und die Regierung würde sich dagegen sträuben.

      1. @Anna – ich bin einfach davon überzeugt, dass eine angemessene CO2-Bepreisung der beste und effektivste Weg wäre die CO2-Emissionen reduziert zu bekommen. Zu Ihren Fragen:

        – es stimmt, dass es auch in Deutschland seit 2021 einen CO2-Preis gibt, der bei 25 €/Tonne begonnen hat, und aktuell wohl bei 30 € liegt. Anscheinend ist dieses Preisniveau noch ein bisschen niedrig, um wirklich eine deutliche Wirkung zu zeigen. Und natürlich braucht es auch seine Zeit, bis so ein CO2-Preis seine volle Wirkung entfaltet, also eine gewisse Trägheit bei der Wirkungsentfaltung besteht. Aber ich will nicht meckern: Immerhin ist ein Anfang gemacht, und vielleicht müsste nur ein bisschen das Tempo dabei erhöht werden.

        – man kann sicherlich nicht alle bisher erfolgten CO2-Emissionsverminderungen 1 zu 1 der CO2-Bepreisung zuordnen – wahrscheinlich auch im Fall von Schweden nicht. Da spielen natürlich sehr viele Faktoren eine Rolle. Im Fall von Deutschland z.B. auch der Zusammenbruch der Industrie in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung.

        – was ich der Bundesregierung als auch der EU „vorwerfe“, ist, dass sie mit dem Verbrenner- und Heizungs-Verbot (und letztlich auch mit dem Ziel der Klimaneutralität in 20 Jahren) unrealistische Ziele verfolgen. Im Moment liegt in DL der Anteil der EE’s bei der Primärenergie unter 10% (Pi mal Daumen). Somit müsste die Energieerzeugung durch EE’s in den kommenden 20 Jahren mindestens verzehnfacht (!) werden. Entsprechend müsste auch das Stromnetz in gigantischen Maße ausgebaut werden. Und auch die Lithium-Vorkommen scheinen nicht für hunderte von Millionen von E-Autos auszureichen. Und last not least der Kostenfaktor. Wer soll das alles bezahlen? Sowohl der einzelne Bürger als auch der Staat (mit Subventionszahlungen) dürften dadurch überfordert sein. Schauen Sie sich mal die Youtube-Videos von Ganteför, Vahrenholt und Hans Werner Sinn an.

        1. Es wäre das einfachste, wenn keiner mehr in den Urlaub fliegt und sich in überfüllte Züge quetscht. Ausserdem ist kein Auto besser als irgendein (Elektro-) Auto.

          Dafür brauchen wir eine hohe CO2 Bepreisung, die ja Gott sei Dank nur die unteren Einkommensschichten trifft.

          Die Schönen und Reichen (dazu zählen auch die gut verdienenden Politiker) machen einfach weiter wie bisher.

          Klimaheuchellei und Besserwisserei ist vor allem in Deutschland weit verbreitet.
          Aber meistens erklären die Klimaheuchler anderen Menschen, wie sie sich verhalten sollten und selber fährt man Auto und fliegt selbstverständlich in den Urlaub, weil man darauf natürlich ein Anrecht hat.

          Also, hoch mit den Preisen für eine gerechte Gesellschaft. Es ist doch alles ganz einfach.

        2. @Lausi
          Im folgenden wird es sehr lang, sehr ausführlich und manchmal vielleicht etwas kompliziert. Wie ich Sie einschätze, haben Sie damit kein Problem, sondern zeigen vielmehr das nötige Interesse.
          Wer allerdings wie @Klimaheuchler auf kurz und knackig, einfach und Schwarz-Weiß, Bierzelt statt Hörsaal steht, sollte spätestens ab hier NICHT eine Zeile weiterlesen! ✋🚫❌

          In der Diskussion um Treibhausgasneutralität wäre es extrem hilfreich, mit den richtigen Begriffen und Größenordnungen zu argumentieren, um damit auf Basis korrekter Zahlen überhaupt erst eine sinnvolle Diskussionsgrundlage zu schaffen.
          Soweit ich mich erinnere, wurden diese Definitionen von verschiedenen Lesern bereits wiederholt geleistet, und doch scheint es ein Kampf gegen Windmühlen zu sein und bedauerlicherweise stets im Nirgendwo des Vergessens oder Ignorierens zu verschwinden. Ich versuche es nun ein weiteres und für meinen Teil letztes Mal.

          1. Energieverbrauch
          Erneuerbare Energien sollen bis 2045 rund 60% am Endenergieverbrauch ausmachen. Der Primärenergieverbrauch in Deutschland soll bis dahin um 50% gesenkt werden. Diese beiden Begriffe sind strikt zu unterscheiden, weil letzterer gerade im Hinblick auf Erneuerbare zu sehr großen Verzerrungen und völlig falschen Ergebnissen führen muss.

          Die Umwandlung von Primärenergie in Endenergie erfolgt mit sehr unterschiedlichen Wirkungsgraden. Ein paar Beispiele:
          Aufgrund der Umwandlungsverluste braucht ein Kohlekraftwerk etwa 3 kWh Kohle-Energie, um am Ende 1 kWh Strom zu erzeugen. Der Primärenergieverbrauch ist also dreimal höher als der Endenergieverbrauch.
          GuD-Kraftwerke sind wesentlich effizienter als Gaskraftwerke zur reinen Stromerzeugung, weil durch Sektorenkopplung ein deutlich höherer Anteil der Primärenergie als Endenergie (Strom und Wärme) beim Verbraucher ankommt.
          Der Primärenergiebedarf von Gebäuden lässt sich nicht nur durch Einsatz effizienterer Heizungen wie etwa Wärmepumpen und Solarthermie, sondern ebenso durch „passive“ verbrauchssenkende Maßnahmen wie Dämmung oder Fenster signifikant reduzieren.
          Verbrennermotoren wandeln sehr viel Primärenergie von Treibstoffen in Wärme um, dagegen nur einen relativ kleinen Teil in Antriebsenergie.

          Im Primärverbrauch steckt also die ganze Energieverschwendung konventioneller Kraftwerkstechnik, schlecht gedämmter Gebäude und fossiler Verbrennertechnik in Fahrzeugen.
          2020 lag der Endenergieverbrauch in Deutschland bei rund 2.330 TWh, der Primärenergieverbrauch dagegen bei 3.200 TWh, also rund 37% höher.

          Diese Unterschiede bei verschiedenen Energieträgern werden, etwa hinsichtlich des Heizenergieverbrauchs von Gebäuden oder des Stromverbrauchs, mit unterschiedlichen Primärenergiefaktoren gewichtet.
          Für Strom aus Wind, Wasserkraft oder Photovoltaik wird beispielsweise ein Wirkungsgrad von 100%, für die Geothermie von 10%, für die Kernenergie von 33% angenommen. Und 100% angenommener Wirkungsgrad bedeuten: 1 kWh Primärenergie ist bei Sonne, Wind und Wasser gleich 1 kWh Nutzenergie (Endenergie).

          In der Energiebilanzierung wurde etwas willkürlich festgelegt, dass die Leistung, die Sonne und Wind ins Netz einspeisen, als Primärenergieverbrauch gilt. Die daraus entstehenden methodenbedingten Verzerrungen beschreibt das Umweltbundesamt sehr treffend folgendermaßen: „Der Anteil erneuerbarer Energien am gesamten PEV steigt dagegen unterproportional. Es wird – rechnerisch bedingt – ein langsamerer Anstieg des Erneuerbaren-Anteils am PEV wahrgenommen.“
          https://www.umweltbundesamt.de/daten/energie/primaerenergieverbrauch#definition-und-einflussfaktoren

          Ein fiktives Rechenbeispiel ohne Angabe von Einheiten:
          Der gesamte Primärenergieverbrauch liegt bei 1000.
          Die Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken hat daran einen Anteil von 300 (=30%).
          Diese wird nun komplett durch Wind- und Sonnenkraft ersetzt.
          Durch den o.g. Faktor 3:1 bei KKW und 1:1 bei Erneuerbaren benötigt es dafür nur eine Leistung von 100. Dadurch sinkt der Primärenergieverbrauch auf 800 bei unverändertem Endenergieverbrauch.
          Die Erneuerbaren hätten nach der Substitution also lediglich einen Anteil von 12,5% am PEV, im Vergleich zu den 30% der KKW zuvor.

          Genau diesem Trugschluss unterliegen auch Sie, wenn Sie schreiben: „Im Moment liegt in DL der Anteil der EE’s bei der Primärenergie unter 10% (Pi mal Daumen). Somit müsste die Energieerzeugung durch EE’s in den kommenden 20 Jahren mindestens verzehnfacht (!) werden.“

          Tatsächlich verhält es sich allerdings etwas anders. Im Jahr 2022 wurden 20,4% des deutschen Endenergieverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt. Etwas weiter oben wurden bereits die Ausbauziele in Höhe von 60% bis 2045 dargelegt. Somit müsste die Energieerzeugung durch EE’s in den kommenden 22 Jahren nicht mindestens verzehnfacht, sondern verdreifacht werden.
          Da der Primärenergieverbrauch durch Elektrifizierung zwar deutlich sinken, jedoch der einzig relevante Endenergieverbrauch gleichzeitig steigen wird, soll es meinetwegen eine Vervierfachung werden.

          2. Klimaneutralität
          Hier wird laufend landauf, landab fälschlicherweise davon geschrieben, dass Deutschlands offizielles Klimaziel vorsieht, bis 2045 die Treibhausgasemissionen um 100% im Vergleich zu 1990 senken. Dies klingt geradezu so, als dürften bis dahin keine Treibhausgase mehr emittiert werden. Denn es fehlt das äußerst wichtige Wörtchen „netto“. Die offiziellen Ziele lauten: Bis 2045 Erreichung von Netto-Treibhausgasneutralität und nach 2050 sollen negative Treibhausgas-Emissionen erzielt werden.
          https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgasminderungsziele-deutschlands#nationale-treibhausgasminderungsziele

          Richtig wäre also der Begriff Netto-Treibhausgas-Emissionen. Eine Reduzierung von 100% würde nicht bedeuten, keine Treibhausgase mehr auszustoßen, sondern nur so viel davon, wie auch in Senken wieder gebunden oder anderweitig kompensiert werden kann. Je weniger Wälder und Moore, je wärmer die Ozeane, desto weniger Treibhausgase dürfen wir in die Welt hinausblasen und umgekehrt.

          Eine sehr verständliche Erklärung all dieser Begriffe und noch viel mehr findet sich u.a. im RP-Energie-Lexikon:
          https://www.energie-lexikon.info/primaerenergiefaktor.html
          https://www.energie-lexikon.info/primaerenergie.html
          https://www.energie-lexikon.info/endenergie.html
          https://www.energie-lexikon.info/klimaneutral.html
          https://www.energie-lexikon.info/co2_frei.html

          3. CO2-Bepreisung
          Ich stimme hier völlig mit Ihnen überein und würde es ebenfalls sehr begrüßen, wenn die großen Energieverschwender (etwa die Schönen und Reichen, wie sie der ansonsten rein polemische und populistische @Klimaheuchler nennt) entsprechend ihrer Verschwendungssucht schmerzhaft zur Kasse gebeten würden.
          Unnötig hoher Spritverbrauch, persönlicher Luxus wie etwa das Beheizen von privaten Pools, überflüssige Flüge, überwiegend leerstehende Zweit- und Drittresidenzen und überheizte Wohnungen sollten durch eine entsprechende Bepreisung – jederzeit in Höhe des schwedischen Beispiels – „gewürdigt“ werden.

          Und doch sind rein marktwirtschaftliche Stimulanzien wie die CO2-Bepreisung zumeist nur sozial ungerecht, dauern viel zu lange und können per se ohne weitere staatliche Eingriffe und flankierende Maßnahmen gar nicht zu den gewünschten Effekten führen.
          Die gerne zitierten unteren Einkommensschichten können sich all die genannte Verschwendung zwar ohnehin nicht leisten und wären somit entsprechend ihres deutlich geringeren Verbrauchs in absoluten Zahlen deutlich weniger betroffen. Und dennoch würden sie ohne einen adäquaten Ausgleich unter noch höheren Sprit-, Heizöl-, Gas- und Strompreisen überproportional leiden müssen, ohne ihrerseits überhaupt die Möglichkeit signifikanter Einsparmaßnahmen zu besitzen.

          Wer einen Kleinwagen mit vergleichsweise niedrigem Spritverbrauch ohnehin fast nur für die Fahrt zur Arbeit nutzt, hat kaum Einsparpotenzial.
          Wer in einer alten und schlecht isolierten Wohnung mit Ölheizung wohnen muss, leidet alternativlos einzig darunter, dass der maximal profitorientierte Vermieter Gier und Geiz über Nebenkosten auf Unschuldige abwälzen kann.
          Wessen einziger Familienurlaub im Zelt auf deutschen Campingplätzen, in günstigen Pensionen und Ferienwohnungen, in Rad- und Wandertouren oder Bahnreisen besteht, darf nicht darunter leiden müssen, dass schlaue Verkehrsminister und bayerische Landschaftsfanatiker den Ausbau achtspuriger Autobahnen pushen, während sie zugleich den von Bahn- und Stromtrassen massiv blockieren. Beispiel Nord-Zulauf des Brenner-Basistunnels, ein Komödienstadel in hundert Akten.

          Folglich müsste ein Teil der Einnahmen aus diesen deutlich höheren CO2-Zertifikaten zur sozialen Abfederung verwendet werden. Und damit beginnen die hunderttausend praktischen Probleme. Wie bemisst man die? An einer Art individuellem Pro-Kopf-CO2-Fußabdruck? An Wohnfläche und Energieverbrauch pro Kopf? An einer Art Einkommens-Energieverbrauchs-Index? Sollte man eine Prepaid-Karte für günstige Energie bis zu einem gewissen Verbrauchslevel einführen? Woher sollen solche Daten und Verknüpfungen außerhalb einer völligen Überwachungs-Diktatur verfügbar sein?

          Wie verhielte es sich mit den hunderttausenden von Klagen potenter „Leistungsträger“, die sich in ihren Freiheits- und Gleichheitsrechten beeinträchtigt fühlten? Wie sollte eine Regierung Urteile des Bundesverfassungsgerichtes zur Einhaltung von Klimazielen erfüllen, wenn sie sich einzig auf die Freiwilligkeit und Selbstheilungskräfte von Märkten verließe?

          Videos und Stellungnahmen von sog. Koryphäen wie Hans-Werner Sinn haben schon zu deren aktiven Zeiten in irgendwelchen Wirtschaftsinstituten und weisen Wirtschaftsausschüssen nicht zur Lösung und Beantwortung solch berechtigter Fragen geführt. Erst recht tun sie es nicht im Rentenalter als Galionsfigur der Öl- und verbrennerorientierten Rest-Fraktion einer langsam sterbenden Autolobby.

          1. Ich verbringe lieber meine Zeit im Bierzelt als mir so viele depressive Gedanken zu machen wie sie.

            Das was Sie schreiben könnte übrigens auch Parteiprogramm der Linken sein, mit einer Prise Klimaschutz legitimiert. 🤣

            Viel Erfolg auch beim Start in den Beruf.

            Kleiner Tipp:

            Spätestens wenn Sie erkennen werden, dass in der Industrie/ Wirtschaft die Finanzierbarkeit oft vor Ideologie und Utopie gestellt werden muss, dann sollten sie sich fragen ob sie die Welt wirklich verstanden haben.

            Sie sollten auch nicht Vorgesetzte und Kollegen mit diesem ganzen Salbei nerven, sonst wird ihre Probezeit eine unüberwindbare Hürde.😁😉

          2. @Klimaheuchler
            Ich denke, auf dem Sektor Umwelt- und Klimatechnologie wird sich schon ein Arbeitgeber finden, der sich auch für Klima- und Umweltschutz interessiert. Um genau zu sein, habe ich derzeit noch drei Favoriten aus sehr vielen Angeboten zur Endauswahl, zwischen denen ich mich entscheiden muss.

            Wenn Sie meinen Beitrag überhaupt weiter als bis zum Verbotsschild gelesen hätten, wüssten Sie, dass weder politische, noch depressive Inhalte zu finden sind. Sollten Sie den sozialen Ausgleich von Punkt 3. meinen, darf ich darauf hinweisen, dass Sie es waren, der sich zuvor über die „Schönen und die Reichen“ sowie die Ungerechtigkeiten gegenüber den unteren Einkommensschichten beschwert hat.

            Tipps von jemandem wie Ihnen nehme ich lieber nicht an. Nicht dass ich zu schlechter Letzt auch noch im Bierzelt ende, populistische Kampfbegriffe voller Inbrunst in die Welt hinausschreie und ziemlich trunken von Bier und politischem Eifer Sermon mit Salbei verwechsle 😄

          3. Hallo @Anna – wirklich ein toller und sehr ausführlicher Beitrag von Ihnen – vielen Dank dafür! Hier ein paar Bemerkungen meinerseits dazu:

            Meiner Meinung nach sollte man Klimaschutz von der finanziellen Seite aus denken. Die zentrale Frage dabei wäre, wie man am meisten Klimaschutz für sein Geld bekommen kann, also die Frage nach der Kosteneffizienz bei einer Klima-Investition, bzw. nach dem Kostenpreis pro eingesparter CO2-Tonne. Theoretisch wäre das mit einer CO2-Bepreisung am besten zu erreichen, wobei aber zu bedenken ist

            – dass dabei eine relativ große Trägheit bei der Wirkungsentfaltung besteht

            – die „soziale Frage“ dabei zu beantworten wäre (d.h. dass einkommensschwache Schichten dabei nicht überfordert werden)

            – dass ein CO2-Preis alleine als „Klimaschutzmaßnahme“ natürlich nicht ausreicht.

            Bei dem Vorschlag eines Verbots von Verbrennerheizungen oder Verbrennerautos scheint mir diese Kosteneffizienz vollkommen unberücksichtigt zu bleiben – ganz unabhängig davon, ob solche Verbote realistisch sind oder nicht. Könnte man z.B. durch Dämmung nicht sehr viel preiswerter CO2 einsparen, als durch den Einbau einer Wärmepumpe? Das Häuser eine gewisse Energieeffizienz (d.h. Isolierung) haben sollen – so wie es die EU auch vorsieht – scheint mir z.B. durchaus vernünftig zu sein. Ein Einbau von Wärmepumpen würde ich ggf. nur für Neubauten vorschreiben, weil es bei Bestandsbauten von der Kostenseite her oft keinen Sinn macht. Außerdem muss der Ausbau der EE’s (und der Stromnetze) entsprechend Schritt halten, da das Betreiben einer Wärmepumpe durch Kohlestrom nun wirklich keinen Sinn machen würde.

            Und was den Verkehrssektor betrifft: Da scheint mir ein deutlicher Anstieg des Spritpreises (durch einen CO2-Preis) sowie ein massiver Ausbau des ÖPNV und des Schienenverkehrs am sinnvollsten und kostengünstigsten zu sein. Ein Verbot des Verbrennermotors bräuchte es dann gar nicht. Und auch eine Elektrifizierung des Verkehrs müsste natürlich durch den Ausbau der EE’s entsprechend abgedeckt werden.

            Noch eine Bemerkung zu der sozialen Frage bei einem CO2-Preis. Bei einer Rückzahlung der CO2-Steuer durch eine Pro-Kopf-Pauschale würden insbesondere die ärmeren Bevölkerungsschichten davon profitieren, da diese ja unterdurchschnittlich CO2 emittieren. Und sollte man unter dem CO2-Emissionsdurchschnitt liegen, würde man unter dem Strich sogar Geld dadurch „verdienen“.

            Unter der Prämisse der Kosteneffizienz würde ich somit folgende Klimaschutzmaßnahmen vorschlagen:

            – Erhöhung des CO2-Preises gekoppelt mit einer Pro-Kopf-Zurückzahlung (heißt glaube ich Klimageld)

            – Massiver Ausbau der EE, insbesondere da, wo diese besonders effizient sind (Solarenergie im Süden Europas und Windenergie in Küstennähe)

            – Massiver Ausbau des europäischen Stromnetzes, so dass z.B. Sonnenstrom aus Spanien in Deutschland verbraucht werden kann. Dadurch würde auch die notwendige Speicherkapazität für EE’s deutlich reduziert werden.

            – Wärmeisolierung der Häuser fördern und fordern (z.B. durch das Gebot einer Mindestenergieeffizienz)

            – Ausbau des ÖPNV und Schienenverkehrs

            – Ausbau der Kraft-Wärme-Koppelung z.B. durch GuD-Kraftwerke

            – Ausbau der Nah- und Fernwärmenetze

            Die Liste ist bestimmt nicht vollständig, aber das scheinen mir erst mal die wichtigsten Punkte zu sein. Last not least noch ein ganz verrückter Gedanke: Warum baut und betreibt Deutschland eigentlich keine Sonnenkraftwerke in Indien? Damit sollte doch am kostengünstigsten CO2 einzusparen sein, und wo auf der Welt das CO2 eingespart wird ist dem Klima bekannterweise ja egal.

            Eines muss ich den Grünen mit ihren Verbotsvorschlägen zu Gute halten: Immerhin haben sie eine Debatte ausgelöst, wie den nun der beste Weg wäre den Klimaschutz deutlich voranzubringen. Ich hoffe, dass Sie mit ihrer Intelligenz entsprechend dazu beitragen können!

          4. Hallo @Lausi, vielen Dank auch von meiner Seite für Ihre interessanten Ergänzungen und die leider immer seltener werdende Bereitschaft zum konstruktiven und sachlichen Dialog!

            Im Prinzip bin ich für alle Lösungen offen, seien sie nun technischer, marktwirtschaftlicher, politischer Natur oder ein Mix aus allem. Natürlich nur unter den Prämissen, dass es nun endlich auch einmal schnell gehen und funktionieren muss und nicht länger von basisoppositioneller Blockadehaltung, Gedanken an den nächsten Wahlkampf, ökonomischen Scheinargumenten und technologischen Träumereien überlagert und weiter verzögert werden sollte.

            [An dieser Stelle ein kleiner Exkurs in die Historie zur Klarstellung von Zeiträumen: Der leider nur sehr kleine interessierte Teil der Öffentlichkeit war und ist sich seit spätestens 1979 – der ersten Weltklimakonferenz in Genf – des anthropogenen Klimawandels bewusst. Schlimmer noch: Bereits vor 50 Jahren beauftragen Ölkonzerne wie Exxon, Total oder Shell interne Forschungen zum Klimawandel. Eine Studie von Exxon, deren finale Ergebnisse inzwischen endlich in die unerwünschte Öffentlichkeit gesickert sind, prognostizierte für 2019 eine um 0,9 Grad höhere globale Durchschnittstemperatur; eine Vorhersage, die sich leider exakt bewahrheitet hat. Zu vergleichbar beunruhigenden Ergebnissen führten auch interne Gutachten bei Shell und Total.
            Was war (und ist noch immer) die logische Reaktion? Diametral zu den eigenen Erkenntnissen wurden Lobbyorganisationen wie die Global Climate Coalition gegründet, die mit beeindruckendem Etat systematisch die Ergebnisse der Klimawissenschaften in Zweifel zog und deren Geist in Form von Trittbrettfahrern wie etwa EIKE noch heute ideologisch weiterlebt.]

            Zurück in die technologie- und alles-offene Gegenwart woker Marktliberaler und aufgescheuchter Wohlstandsprediger: So ganz urplötzlich und einigermaßen alarmiert sollen wir nun fast alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Paradoxer und interessanter Weise bevorzugt allem jene, die seit drei und mehr Generationen nur Probleme und kaum Fortschritte erzielen. Denn wer weiß denn heute schon, was vielleicht in 25 Jahren so alles grün verbrannt oder im Kern gespalten werden kann? Klingt irgendwie nach weiteren drei Generationen Stillstand, nach weiterem Abwarten in langanhaltend tiefer Trauer über ein vergangenes Energieparadies durch billiges Russengas, das wir leider nie für Innovation und nötige Substitution genutzt haben.
            Meiner Ansicht nach haben wir nun bedauerlicherweise nicht mehr diese Zeit für Hoffnung, für gemütlich-vernünftiges Wird-schon-werden und bayerisch-atomares „schau ma mal“.

            Wenn irgendwer die nächsten fünf Jahre ein soweit serienreifes, funktionierendes und problemfreies Kernkraftwerk der Wunder-Generation IV transparent und überprüfbar hinsichtlich Unfallrisiken, Zuverlässigkeit, Bezahlbarkeit, Rentabilität, Bau- und Genehmigungszeit, Proliferation, Müllproblem usw. im Praxisbetrieb in die Landschaft stellt, bin ich die Erste, die dafür demonstriert.
            Wenn allerdings visionäre Startups vor der Generation IV schon Werbevideos von Nummer V verbreiten, bewundere ich als SciFi- und Fantasy-Fan hingegen bestenfalls noch zugleich skeptisch und bewundernd ob der rasenden Geschwindigkeit die grenzenlosen Möglichkeiten humanoider Fantasie und schließe mich der Bierzeltstimmung meines aufdringlichen Mentors @Klimaheuchler an: „Spätestens wenn sie erkennen werden, dass in der Industrie/ Wirtschaft die Finanzierbarkeit oft vor Ideologie und Utopie gestellt werden muss, dann sollten sie sich fragen ob sie die Welt wirklich verstanden haben.“ 😉

            Wenn irgendwer grüne E-Fuels als Lösung proklamiert und gleichzeitig grünen Wasserstoff als Utopie abtut, fantasiert er schneller, als er denken kann.
            Doch genau das Tempo bräuchten wir, nicht Rückschritt und Konservatismus wider besseren Wissens unter dem Deckmäntelchen von Wohlstand und Fortschritt. Doch bis unsere Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-hoch³ Enkel Han Solo und Admiral Picard die Ideen von Zefram Cochrane umgesetzt haben, sollten wir auf die Möglichkeiten und Technologien bauen, die real, schnell und vergleichsweise günstig mit möglichst geringen Nebenwirkungen zur Verfügung stehen.

            Eines davon ist Ihr Vorschlag zur Wärmedämmung. Eine passive Maßnahme mit einmaligen Energieaufwand zur dauerhaften Reduzierung von Energieverbrauch über einen langen Zeitraum, vor allem angesichts der Möglichkeit, dass es sehr schnell nachwachsende Rohstoffe in Form von Flachs oder Hanf gibt, die aufgeschäumten synthetischen Erdölprodukten letztendlich in nichts nachstehen.

            Was ich gedanklich einfach nicht unter einen Hut bringe, ist der Vorwurf einer sog. Verbotskultur oder -partei bei gleichzeitiger Befürwortung rigoroser CO2-Bepreisung.
            Niemand will Flüge, Fleischkonsum, individuelle Mobilität oder Unterwäsche-Wohlfühl-Temperaturen in Wohnungen verbieten. Nur ganz ähnlich Ihrer Anregungen entsprechend des Energieaufwandes teurer machen.

            Niemand will innerhalb eines Zeitraums von 30 Jahren ab jetzt grundsätzlich Öl- oder Gasheizungen verbieten. Es geht um Neuinstallationen, lange Übergangsfristen bis in die 2050er Jahre, um uralte Technologie, die nicht mehr zu reparieren ist. Niemand zwingt alle zu Wärmepumpen, es geht lediglich um einen Anteil von 65% erneuerbarer Energien bei Neuinstallation im völlig hinterherhinkenden Wärme- und Gebäudesektor. Das kann durch Dämmung, Solarthermie, Nah- und Fernwärme, Geothermie, teilweise Elektrifizierung erfolgen.
            Niemand will Fleischkonsum verbieten. Und doch sollte sich der Wasserverbrauch von 20.000 Litern pro 1 kg Fleisch, die benötigte Nutzfläche von etwa 40 Quadratmetern landwirtschaftlichem Flächenbedarf pro 1 kg Fleisch und die mindestens achtfache Energiemenge an verfüttertem Getreide in Zeiten russischer Getreidekriege für Hunger deutlich im Preis niederschlagen.
            Niemand will Mobilität verbieten, nur ineffiziente verbrennerbasierte Technologien langsam zum Ende bringen, nachdem es trotz jahrzehntelang vorhandener technischer Möglichkeiten nicht gelungen ist, 3-Liter-Autos auch im Markt zu etablieren, statt in geschlossenen Schubladen verstauben zu lassen.

            Wie das nun alles sozial verträglich und selbstregulierend durch marktwirtschaftliche Kosteneffizienz pro eingesparter CO2-Tonne erreicht werden soll, müssten Sie mir näher erläutern.
            „Bei einer Rückzahlung der CO2-Steuer durch eine Pro-Kopf-Pauschale würden insbesondere die ärmeren Bevölkerungsschichten davon profitieren, da diese ja unterdurchschnittlich CO2 emittieren. Und sollte man unter dem CO2-Emissionsdurchschnitt liegen, würde man unter dem Strich sogar Geld dadurch „verdienen“.“

            Nehmen wir einmal eine Pro-Kopf-Pauschale von 100 EUR pro Kopf und Monat an. Das wären etwa 100 Milliarden, die der Staat Jahr für Jahr verteilen müsste.
            Nehmen wir weiterhin einem Spritpreis von 5 EUR und einen entsprechenden Heizöl- oder Gaspreis an.
            Was ist der Emissionsdurchschnitt, wer erhebt den, und auf welcher Grundlage?
            Was kann ein Rentner in einer alten schlecht isolierten Wohnung mit Ölheizung dafür, dass sein Vermieter eine CO2-Dreckschleuder ist und seine Verantwortungslosigkeit an ihn weitergeben kann?
            Wer honoriert und entschädigt in der Pauschale den Pendler vom Land, der sich aufgrund von Geburt oder Immobilienpreisen 40 km vom Arbeitsplatz angesiedelt hat?

            „Last not least noch ein ganz verrückter Gedanke: Warum baut und betreibt Deutschland eigentlich keine Sonnenkraftwerke in Indien?“ Das könnte man natürlich machen, auch wenn es normalerweise sinnvoller und effizienter ist, vor der eigenen Haustüre zu kehren. So wie es auch wenig sinnvoll ist, grüngewaschene Ausgleichsmaßnahmen durch Aufforstung irgendwo auf der südlichen Hemisphäre zu etablieren. Natürlich könnten wir mit Milliardenverlusten versuchen, in einem russlandfreundlichen BRICS-Land grüne Technologien und erworbenes Wissen defizitärem Russengas in Konkurrenz zu stellen. Die Inder würden sich sicher freuen, doch normalerweise machen so etwas bereits die Chinesen im 50-Jahre-Plan.

          5. @anna – es macht Spaß mit Ihnen zu diskutieren, und – keine Sorge – auch Sie werde ich von meinem Standpunkt noch überzeugen, sofern Sie Vernunft und Logik und nicht der Ideologie Vortritt gewähren (kleiner Scherz am Rande 😉). Außerdem scheinen Sie ein großes rhetorisches Talent zu besitzen – Sie sollten es nicht nur hier im Forum verwenden… Aber nun zur Sache:

            Sie werden mich nicht von der Idee abbringen, dass Klimaschutz in erster Linie von der Kosteneffizienzseite her gedacht werden sollte (muss?). Die finanziellen Mittel dafür sind nämlich begrenzt – sowohl beim privaten Bürger, als auch beim (durch Steuerzahlungen finanzierten) Staat. Das ist mein Hauptkritikpunkt beim Klimaschutzprogramm der Grünen, bzw. bei den anvisierten Verboten von Gas-/Ölheizungen und Verbrennerautos. Das ist mir einfach zu plump und zu wenig durchdacht. Das würgt einfach viele technische Möglichkeiten ab, die nicht in dieses Verbotsschema hineinpassen, und machen die Sachen auch noch unendlich kompliziert. Es könnte doch so viel effizienter und intelligenter ablaufen (mittels eines CO2-Preises). Ich habe immer die Vision einer „kambrischen Explosion“ (ein Begriff aus der Biologie) bei dem Erfinden, dem Entwickeln und der Markteinführung von klimaschützenden Techniken und Ideen, aber die kann es mMn nur durch marktwirtschaftliche Anreize geben. Schauen Sie sich mal die Youtube-Kanäle von „Breaking Lab“ und „Norio“ an, wie viele tolle Ideen es gibt.

            Mal konkret zum Thema Gebäude und Heizen:
            Sie schreiben: „es geht lediglich um einen Anteil von 65% erneuerbarer Energien bei Neuinstallation im völlig hinterherhinkenden Wärme- und Gebäudesektor. Das kann durch Dämmung, Solarthermie, Nah- und Fernwärme, Geothermie, teilweise Elektrifizierung erfolgen.“

            Eben nicht! Ich kann z.B. mein Haus super dämmen und dadurch mein Heizölverbrauch auf die Hälfte senken, aber trotzdem würde ich dazu verdonnert sein mir eine teure Wärmepumpe einbauen zu müssen. Das Dämmen wird also dabei nicht im Geringsten honoriert. Und wie sieht es bei Fernwärme aus? Angenommen ich würde die Fernwärme aus einem Industriebetrieb beziehen, dann würde auch das nicht honoriert werden, falls der Industriebetrieb noch mit fossilen Brennstoffen betrieben werden sollte. Es würden bei diesem Gesetz also viele tolle Möglichkeiten der CO2-Reduzierung vollkommen unberücksichtigt bleiben. Bei einem angemessenen CO2-Preis wäre das nicht der Fall… Dann würden auch Häuser, die eine CO2-Schleuder sind, deutlich an Wert verlieren (da im Betrieb sehr teuer), wodurch auch die Kaltmiete sinken würde – was dann wiederum den „armen“ Rentner-Mieter freuen würde. Übrigens werden die Mieter so oder so nicht ungeschoren davonkommen, da die Investitionskosten des Vermieters über kurz oder lang auf die Mieten umgelagert werden – zu mindestens teilweise.

            Und wissen Sie warum das 3-Liter-Auto nie gekommen ist, und es statt dessen ein SUV-Boom gab? Weil der Spritpreis zu billig war! Das ist doch eigentlich nicht so schwer zu verstehen… Und ja, die armen Pendler, die Unmengen an CO2 in die Luft blasen, werden auch ihren Beitrag leisten müssen. Das mag in der Anfangszeit (Übergangszeit) etwas ruppig werden, aber es dürften sich über kurz oder lang auch tragbare Alternativen etablieren – auch wenn es dem Pendler etwas an Geld und Bequemlichkeit kosten sollte.

            Wenn man CO2 als schädlichen Abfall ansieht (was es im Endeffekt auch ist), dann ist es doch am gerechtesten, wenn man per CO2-Preis für diesen hinterlassenen Abfall auch etwas bezahlt. Wie gesagt, ich preise den CO2-Preis nicht als Allheilmittel an, aber mit zusätzlichen Maßnahmen, die einen Umstieg zu bezahlbaren emissionsarmen Alternativen möglich machen, doch als effektivste und auch gerechteste „Waffe“ im Kampf gegen den Klimawandel ansehen, die darüber hinaus diese „kambrische Explosion“ bei den Klimatechnologien auslösen dürfte.

            Und was die soziale Gerechtigkeit bzw. die Pro-Kopf-Rückzahlung der CO2-Steuer betrifft: Ich muss dafür gar nicht den Emissionsdurchschnitt kennen, und somit berechnen. Die Sache ist wirklich super-simpel: Angenommen es werden in einem Jahr durch den CO2-Preis 100 Milliarden € eingenommen. Dann teilt man diese Summe durch die Bevölkerungszahl Deutschlands (ca. 80 Millionen), so dass die Pro-Kopf-Rückzahlung etwa 1.250 € beträgt – also rund einen Hunni pro Monat. 🙂 Jeder kann sich dann selber ausrechnen (falls er es möchte) ob das mehr oder weniger als seine erfolgten CO2-Steuer-Zahlungen sind. Und je ärmer einer ist, desto mehr dürfte er sich über diese Pauschalzahlung freuen. Und da Ärmere tendenziell eher weniger CO2 ausstoßen als Reiche, könnte er durch die Pauschalzahlung seine CO2-Zahlungen überproportional zurückbezahlt bekommen (bis hin zu einem „Gewinn“). Ich hoffe, dass ich mich halbwegs verständlich ausdrücken konnte…

            Und jetzt noch ein Wort zu meinen geliebten Sonnenkraftwerke in Indien (oder jedem anderen Land im „Sonnengürtel“ der Erde)…

            Sie schreiben: „Das könnte man natürlich machen, auch wenn es normalerweise sinnvoller und effizienter ist, vor der eigenen Haustüre zu kehren.“

            Es wäre eben nicht sinnvoller und effizienter, vor der eigenen Haustüre zu kehren – ganz im Gegenteil! Beim CO2-Problem gibt es keine Ländergrenzen – es ist ein globales Problem, wo es vollkommen egal ist an welchem Ort der Welt das CO2 eingespart wird! Wäre es dann nicht sinnvoller und effizienter die Sonnenkraftwerke in den Weltregionen zu bauen, wo diese am effizientesten betrieben werden können – d.h. im Sonnengürtel der Erde? Aber natürlich würde es für einen Politiker nicht so attraktiv sein zu sagen „Hey, dank uns wurde in Indien 100 Millionen Tonnen CO2 vermieden“ anstatt zu sagen „Dank unserer Anstrengungen wurden die CO2-Emissionen von Deutschland um 100 Millionen Tonnen gesenkt“, obwohl es für das Klima genau das Gleiche ist, und darüber hinaus sehr viel preiswerter zu haben wäre.

            Ich gebe Ihnen vollkommen recht, dass in der Vergangenheit durch die „Öl-Lobby“ & Co. – in Zusammenarbeit mit den korrupten Politikern vor allem aus der CDU und FDP – viel Klimaschutz verhindert wurde. Das muss natürlich aufhören bzw. ein Umdenken stattfinden. Als erstes sollten z.B. die ganzen Subventionen im Bereich der fossilen Energien eingestellt werden. Ist das mal von den Grünen angegangen worden? Aber auch ansonsten ist beim Klimaschutz viel Köpfchen, viel Detailarbeit und auch viel Sachverstand von Nöten, was ich bei den Grünen bis jetzt aber nur sehr wenig gesehen habe. Vielleicht sollte ich ja mal einen „Think-Tank“ gründen…😄

          6. Hallo @Lausi,
            ich will Sie nicht im Geringsten von Ihrer Idee der Kosteneffizienz und damit verbundenen CO2-Bepreisung abbringen und habe auch mehrfach betont, dass ich für alle Lösungen offen bin, seien sie nun technischer, marktwirtschaftlicher, politischer Natur. Ich würde mich im Gegenteil sogar sehr freuen, wenn Sie mir all die Details und offenen Fragen überzeugend erklären könnten, die ich bisher nicht verstehe.

            Was mich persönlich ganz allgemein irritiert und stört, ist die mediale Verzerrung und falsche Berichterstattung, wie aktuell zum sog. „Verbot“ von Gasheizungen. Denn hinsichtlich der 65% Anteil erneuerbarer Energien sah der Gesetzentwurf ganz allgemein lediglich vor, dass neue Heizungsanlagen noch zu 35% auf Basis fossiler Energieträger betrieben werden dürfen. Zur Kombination mit Wärmedämmung und/oder Fernwärmeanlagen lagen noch keinerlei Details vor. Nur leider wurde dieser erst noch zu diskutierende und präzisierende Entwurfsvorschlag – mehr war es nicht – an die BILD-Zeitung durchgestochen, die natürlich wie immer Ängste und Empörung schürte, indem die Fakten zum Großteil ignoriert und nur ein Bruchteil davon auch wirklich kommuniziert wurde. Der dann allerdings gewohnt populistisch und mit dem üblichen Hetzpotenzial.

            Laut Aussage der Bundesregierung bestünden u.a. folgende Möglichkeiten, um die 65%-Quote zu erreichen:

            Hybridheizungen, wie eine Kombination von Solarthermie, Biomasse, Wärmepumpe oder Fernwärme mit Gas- oder Ölkesseln. Reine fossile Heizungen sollten zwar nicht mehr erlaubt werden, als Ergänzung zu einer anderen Heiz-Technologie stünde ihrem Einsatz allerdings nichts im Wege.
            Wenn es nun durch Dämmmaßnahmen gelingt, den Heizenergiebedarf auf die Hälfte zu senken, verdoppelt sich gleichzeitig der Anteil Erneuerbarer wie etwa der Solarthermie bei gleicher Kollektorfläche, die zugleich auch noch etwa zu zwei Dritteln bis drei Vierteln den jährlichen Warmwasserbedarf decken kann.
            Fernwärme aus industrieller Abwärme, KWK und GuD zählt meines Wissens ebenfalls zu den 65%, da sie als „Abfall“- bzw. Nebenprodukt ohnehin anfällt und über Sektorenkopplung zusätzlich genutzt wird, statt sinnlos zu verpuffen.

            Genau das ist wie so oft das große Problem solch aufgeheizter Verbotsdiskussionen: Es liegen noch keinerlei Details vor, und doch wird alles schon im Vorfeld mit viel Spekulation in der Luft zerrissen. Niemand weiß bisher, ob nicht auch Dämmmaßnahmen ebenfalls zu der Quote gezählt werden, indem man beispielsweise den heutigen Endenergieverbrauch eines Gebäudes – z. B. 100 kWh/(m²·a) – als Basiswert betrachtet und lediglich als Zielsetzung vorgibt, nach einem anstehenden Heizungstausch dürfen künftig nicht mehr als 35 kWh/(m²·a) durch fossile Heizsysteme gedeckt werden.

            Um die Kaltmiete energieineffzienter Immobilien zu senken, müsste erst einmal ein ausreichendes Angebot an Alternativen, also ein ansatzweise freier Markt, vorhanden sein. Bei essentiellen Gütern wie Nahrung, Wohnen und Wärme ist es leider so, dass man nicht einfach darauf verzichten oder deren Konsum in die Zukunft verschieben oder anderweitig substituieren kann. Das funktioniert bei Urlaubsreisen, Luxusgütern, Freizeitvergnügungen und in gewissem Maße bei der individuellen Mobilität.
            Was allerdings sehr schnell wirken würde, wäre die Beteiligung von Vermietern zu einem hohen Anteil an der CO2-Abgabe ohne Möglichkeit der Weitergabe an die Mieter. Das würde zwar nach einer Sanierung die Kaltmiete in die Höhe schrauben, doch solange die Warmmiete nicht im worst case über Ihre Pro-Kopf-Pauschale steigt, kann das dem Mieter egal sein.

            Was ich mit sinnvoller und effizienter bei den indischen Sonnenkraftwerken meinte:
            Hier müssten deutsche Unternehmen in Konkurrenz zu billigst verscherbeltem Russengas und chinesischen Mitbewerbern treten. Ob dies bei einem Strompreis von nicht einmal 7 Cent/kWh so sehr rentabel ist und die benötigten Margen abwirft, wage ich zu bezweifeln. Falls doch, nimmt China freudig mit noch mehr Dumping-Rabatt auch noch all das Gas vom Vasallen Putin ab, das Indien dank deutscher Ressourcen nicht mehr fossil verbrennt.

            Auf der anderen Seite benötigen wir trotzdem auch im Inland sehr viel günstige erneuerbare Energien. Strom und Wärme lässt sich ja schwerlich effizient von Indien nach Deutschland exportieren. Doch ohne die müssten Verbraucher bei massiv gestiegenen CO2-Abgaben mehrfach auf allen Sektoren leiden (Strom, Wärme, Verkehr, Industrie). Und dann wäre es für die Politik tatsächlich nur schwer zu vermitteln, dass „dank uns in Indien 100 Millionen Tonnen CO2 vermieden wurden, auch wenn ein jeder hierzulande nun 100% höhere Mobilitäts- und Energiekosten hat“.
            Immerhin stehen wir bei den energiebedingten CO2-Emissionen pro Kopf global ziemlich weit vorne.
            Dem Klima wär’s natürlich egal, das profitiert von allen Standorten. Dem Geldbeutel allerdings ist es nicht egal, der müsste dann irgendwie von Solarkraftwerken aus dem Sonnengürtel wieder aufgefüllt werden.

            Sollen demnach ganze Staaten CO2-Zertifikate an einer globalen Börse handeln? Kann Deutschland dann seine höheren inländischen Emissionen mit den noch höheren Einsparungen in Indien verrechnen und die daraus entstehenden Überschüsse gewinnbringend an China oder Russland verkaufen? Wie sähe es mit Indien aus, müssten die gar keine Zertifikate mehr erwerben und würden doppelt profitieren, weil ihnen ausländische Unternehmen eine günstige grüne Energieversorgung bauen?
            Ein solcher CO2-Emissionshandel könnte nur funktionieren, wenn ein CO2-Preis weltweit für ALLE gilt und auch umgesetzt wird.
            Ich verstehe zwar die gutgemeinte Idee dahinter, allerdings nicht ansatzweise, wie das auch praktisch rund um den Globus funktionieren soll. Es läuft doch schon in Europa so vieles schief, wobei man sich doch da im Grundsatz bei dem Thema einig ist:
            https://utopia.de/ratgeber/emissionshandel-so-funktioniert-der-handel-mit-den-co2-zertifikaten/

          7. @Anna Luisa und @Lausi

            Exakt dieselben Fragen zur praktischen Umsetzung des Emissionshandels von Zertifikaten beschäftigen mich seit vielen Jahren, ohne dass mir bisher irgendwer eine ansatzweise akzeptable und plausible Antwort liefern konnte. In der Theorie müssten doch beispielsweise Gaszprom-Kunden und -Distributoren wie Ungarn oder die Türkei massiv zur Kasse gebeten werden. Doch die (ver)handeln lieber mit Erpressungsblockaden um Ausnahmegenehmigungen, wie etwa der Ratifizierung weiterer Staaten zum NATO-Beitritt.

            In Phase 4 der überarbeiteten Richtlinie des des EU-EHS fallen noch immer einige Mitgliedstaaten unter Ausnahmeregelungen, von denen etwa Ungarn nach wie vor kostenlose Zertifikate für ihren Energiesektor bereitstellt. Die Regierung betrachtet die Zuteilung als Instrument zur Förderung der ungarischen Wirtschaft. Gleichzeitig nimmt sie den Klimawandel bzw. die ihn bekämpfenden Maßnahmen nicht ernst und rechnet eher mit einer Steigerung der CO2-Emissionen.

            Neben Russland ist die Türkei sind das einzige Land der G20-Gruppe, das keinen nationalen Emissionshandel hat und auch keinen sonstwie gearteten Preis auf CO2 erhebt. Die Klimaziele in den zahlreichen Gesetzen und Verordnungen der Türkei sind niedrig gesteckt und unverbindlich. Statt fossilen Importen setzt die Türkei vermehrt auf die Suche und Entwicklung eigener Erdöl- und Erdgasfelder. Dort fordert man lieber, „dass unser Land nicht der Grenzkohlenstoffverordnung unterliegt“. Gleichzeitig erwartet man „entsprechende Verhandlungen mit der Europäischen Union, in denen man der Türkei weitere Ressourcen anbieten muss.“
            Klingt irgendwie nach Basar und ist zwar auch eine Steigerung der Kosteneffizienz, doch nicht unbedingt im ursprünglichen Sinne der Schadstoffverminderung.

          8. @Anna – ich kann Sie schon verstehen: Hinsichtlich der angedachten Verbote versucht die Opposition den Teufel an die Wand zu malen, und Bild & Co. sind eifrig dabei diesbezüglich auch noch Unwahrheiten (oder Halbwahrheiten) zu verbreiten. Außerdem ist es erst mal nur ein erster Gesetzesentwurf, der natürlich auch noch sinnvoll abgeändert werden kann. Bei Neubauten gehe ich auch „d’accord“, dass dort Wärmepumpen eingebaut werden sollen, aber bei Altbauten müssen bei Umstellung auf Wärmepumpe eventuell die ganzen Heizkörper und Rohrleitungen neu eingebaut werden, was die Kosten in absurde Höhen treiben würde. Aber Habeck will ja viele Ausnahmen zulassen, und kein Hausbesitzer soll finanziell überfordert werden. Na mal sehen, wie das Gesetz am Ende dann aussehen wird.

            Als sinnvoll sehe ich wiederum an, dass jedes Haus eine gewisse Energieeffizienzstufe haben soll, also eine „Mindestisolierung“ vorweisen soll. Das würde dann auch die Mieter freuen. Am sinnvollsten wäre es eigentlich, wenn jedes Haus von einem Energiefachmann inspiziert werden würde, und dieser dann (von mir aus auch verbindliche) Maßnahmen vorschlägt (wo dann auch das Kosten-Nutzen-Verhältnis berücksichtigt wird), die dann von dem Hausbesitzer durchgeführt werden müssen. Damit könnte so manche absurde Baumaßnahme vermieden werden, da die Häuser ja sehr unterschiedlich sein können, und jedes Haus eigentlich seine individuelle „Lösung“ bräuchte.

            Womit ich nicht einverstanden bin, ist, dass die Hausbesitzer immer als die „bösen Ausbeuter“ dargestellt werden. Das mag in vielen Fällen sicherlich so sein (vor allem bei den großen Immobilien-Gesellschaften), aber bei weiten nicht bei allen – vor allen nicht bei den vielen privaten Immobilienbesitzern. Ich finde es auch nicht gerecht, dass sich Vermieter an den CO2-Kosten des Mieters beteiligen sollen. Wenn ein Mieter es mollig warm haben möchte, oder ein Lüftungsfanatiker ist, warum sollte der Vermieter dafür bezahlen? Der Vermieter sollte für eine anständige Energieeffizienz seines Hauses sorgen, aber nicht für das Heizverhalten seines Mieters zur Kasse gebeten werden. Ganz abgesehen davon, ob so eine CO2-Kostenbeteiligung des Vermieters ihn überhaupt zu baulichen Maßnahmen animieren würde.

            Meine Idee mit den Sonnenkraftwerken in sonnenreichen Entwicklungsländern ist folgender: Zum einen sollen diese nicht die Kapazität für den Bau von Solaranlagen in Deutschland/Europa beeinträchtigen – sämtliche Nachfrage nach Solaranlagen in Deutschland/Europa soll auch bedient werden, und diese Nachfrage wird natürlich durch Klimaschutzmaßnahmen und CO2-Bepreisung steigen. Im Prinzip würde ich den Bau und Betrieb von Solaranlagen in Entwicklungsländern wie einen Kredit ansehen: Deutschland baut ein Sonnenkraftwerk in einem Entwicklungsland und würde durch den Betrieb (also dem Stromverkauf) die Investitionskosten wieder hereinbekommen. Für Deutschland wäre es letztendlich ein Nullsummenspiel – und für das Entwicklungsland auch (statt den Strom aus einem Kohlekraftwerk zu beziehen, kommt dieser jetzt aus einem Sonnenkraftwerk). Nur dem Klimaschutz wäre damit sehr gedient.

            Zu der CO2-Bepreisung noch folgende Bemerkungen: Sie haben ganz recht, einen CO2-Preis sollte es eigentlich in allen Ländern der Welt geben – so würde es am besten funktionieren und so wäre es auch am gerechtesten. Aber viele Länder sträuben sich vor einer Einführung, da es sich um eine unpopuläre Maßnahme handelt – die nur aus einem tieferem Verständnis heraus als richtig erkannt werden kann, was aber naturgemäß nur wenige Menschen haben. Wer interessiert sich schon für Klimaschutz… ;-)

            So ist die CO2-Bepreisung höchst unterschiedlich auf der Welt verteilt, mit einer starken Konzentration in Europa. Soviel ich mitbekommen habe, wollte Biden in den USA einen CO2-Preis einführen, ist aber an einem massiven Widerstand und an der breiten Ablehnung in der Bevölkerung gescheitert – bei einem Volk von Ignoranten vielleicht auch kein Wunder. Anschließend hat er dann dieses riesige Klima-Subventionspaket gestartet.

            Im Prinzip gibt es zwei Möglichkeiten der CO2-Bepreisung: Einmal über einen Zertifikate- bzw. Emissionsrechte-Handel, und einmal direkt als CO2-Steuer oder CO2-Abgabe bei dem Verbraucher. Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile. In den verlinkten Wikipedia-Artikeln (s.u.) ist alles sehr gut beschrieben, und man kann auch sehen, wie es in den verschiedenen Ländern der Welt diesbezüglich aussieht. Bei dem internationalen Handel (Import / Export) stellt eine CO2-Bepreisung für die Industrie natürlich einen Wettbewerbsnachteil dar, welchem man wohl nur mit CO2-Zöllen begegnen kann. Das ist natürlich kein wünschenswerter Zustand, aber leider unvermeidbar, solange nicht alle Länder dieser Welt mitmachen. Ein Ausweg könnte sein, einen so genannten „Klima-Klub“ zu gründen, wo sich alle „willigen“ Länder zusammenschließen. Zwischen diesen Ländern bräuchten dann keine CO2-Zölle mehr erhoben werden, und je mehr Wirtschaftsmacht sich in so einem Klima-Klub zusammenschließt, um so mehr Druck würde er auch auf die anderen Länder ausüben sich diesem Klub anzuschließen (um eben diese Handelshemmnisse (CO2-Zölle) zu umgehen). Ein Zusammenschluss von Europa und den USA in so einen Klima-Klub, würde vielleicht auch China dazu bewegen, sich dem Klub anzuschließen. Aber vielleicht läuft es auch auf eine Spaltung der Welt hinaus in Klima-Klub-Länder und Nicht-Klima-Klub-Länder, unter denen kaum noch Handel stattfindet. Würde irgendwie in diese Welt passen, wo sich auch eine Spaltung zwischen autoritäre/totalitäre Staaten und demokratische Staaten zu entwickeln scheint. Hier der erwähnten Wikipedia-Artikel – sehr lesenswert:

            https://de.wikipedia.org/wiki/CO2-Preis

            https://de.wikipedia.org/wiki/Emissionsrechtehandel

            Und einen Verein gibt es auch noch: https://co2abgabe.de/

          9. @Michael – fast könnte man meinen: Um so autoritärer ein Staat um so weniger Klimaschutz… Bei den erwähnten „Schurkenregimen“ wundert es mich nicht, dass sie versuchen sich durch Tricksereien oder schlichtes Nichtbeachten ihrer „Klimaschutz-Verantwortung“ zu entziehen. Mit Ungarn würde ich aber kurzen Prozess machen – schließlich haben sie sich als EU-Land verpflichtet den Emissionshandel wie vereinbart durchzuführen. Es wäre ja nicht das erste mal, dass Herr Orban von der EU in seine Schranken verwiesen werden würde.

            Was die Distribution bzw. Durchleitung von fossilen Brennstoffen betrifft, so sollten dafür eigentlich keine Emissionsrechte benötigt werden, da ja bei dem Durchleiten auch kein CO2 emittiert wird. Erst wenn wirklich emittiert wird, also die Brennstoffe verbrannt werden, sollten die Emissionsrechte zum Einsatz kommen. Hier noch einmal die Wikipdia-Artikel, wo das Thema CO2-Bepreisung mMn gut und ausführlich erklärt wird:

            https://de.wikipedia.org/wiki/CO2-Preis

            https://de.wikipedia.org/wiki/Emissionsrechtehandel

  13. @anna,
    „Und ebenso, dass die schon jetzt – und erst recht auf mittlere bis lange Sicht – günstigste Art der Stromerzeugung in die wirtschaftliche Katastrophe führen muss, nur weil für eine gewisse Übergangszeit die Preise etwas steigen. Dabei wissen Sie genau, dass dies in erster Linie an Gas und Merit-Order liegt, nicht an erneuerbaren Energiequellen.

    Und bitte jetzt nicht wieder das Argument der Parallelstruktur! Die haben wir schon lange, und mit zunehmender Kapazität Erneuerbarer wird sie kontinuierlich bis zum minimal Nötigen abnehmen. Je mehr die teuren Kraftwerke von den günstigen aus der Merit-Order gedrängt werden, desto günstiger auch die Energiepreise “

    Anna,bei allem Respekt und nichts gegen Sie persönlich ,aaaaber in der Sache und ihren Worten folgend möchte ich sie fragen :
    1. Verorten sie AKWs bei der günstigeren verdrängenden Stromerzeugung oder teureren ?
    2. Merit-Order System Ja oder Nein ? Und Warum ?

    1. @klempner
      Ihre Fragen sind leider nur sehr differenziert zu beantworten, was ziemlich langwierige Beschreibungen zur Folge hätte. Ich versuche es dennoch einmal mit einer relativ kurzen Version.

      Frage 1:
      Hier kommt es darauf an, ob Sie nur die reinen Stromgestehungskosten oder Stromgestehungskosten plus Folgekosten, Umweltkosten, Gesundheitskosten, Kosten für die Endlagerung, Störfälle und Unfallgefahren betrachten wollen.
      Entscheidend ist außerdem, ob es sich um ältere, bereits abgeschriebene Kernkraftwerke handelt, oder neu zu errichtende Milliardengräber, wie in Flamanville und Hinkley Point.
      Und nicht zuletzt muss in die Kalkulation einfließen, ob planwirtschaftliche staatliche Maßnahmen Berücksichtigung finden, wie etwa die Garantie hoher Abnahmepreise zzgl. Inflationsausgleich über 35 Jahre für die Betreiber bei gleichzeitiger Deckelung der Verbraucherpreise. Irgendwer muss ja auch das bezahlen, auch wenn es sich nicht in den Grenzkosten der Merit-Order widerspiegelt.

      Studien und Berechnungen gehen von reinen Gestehungskosten zwischen 6 (altes, bereits abgeschriebenes AKW) und 19 Cent (neues Großkraftwerk) sowie realen Gesamtkosten von bis zu 38 Cent/kWh aus.
      Dies deckt sich auch mit Aussagen des World Nuclear Industry Status Report 2020, laut dem die Energiekosten für die Kernenergieerzeugung momentan 15,5 Cent pro Kilowattstunde betragen, verglichen mit 4,9 Cent für Solarenergie und 4,1 Cent für die Windkraft.

      Auch wenn es kaum einmal irgendwo Berücksichtigung findet, kommt erschwerend hinzu, dass AKWs durch ihr mittelmäßiges bis schlechtes Regelverhalten ständig am Netz bleiben müssen, auch wenn sie prinzipiell aus der Merit-Order verdrängt würden. Also regelt man aus technischen Defiziten lieber wesentlich günstigere Windkraftanlagen ab und entschädigt dafür die Betreiber.

      Summa summarum würde ich also sagen, eher teuer bis sehr teuer.

      Frage 2:
      Das Merit-Order-System hat sich zu „normalen“ Zeiten im Regelfall als recht brauchbar erwiesen. Allerdings stößt es in extremen Fällen deutlich an die Grenzen jeder Sinnhaftigkeit, wie uns in jüngster Vergangenheit durch den Gaspreis mehr als deutlich vor Augen geführt wurde.
      Auch eine hohe Nachrage aus dem Ausland, etwa wenn über die Hälfte der Atommeiler ausfällt, sorgt für unerwünschte Effekte. Und zwar dahingehend, dass in Deutschland mehr teure und schmutzige Kraftwerkstypen in Betrieb sind als nötig, was wiederum die Merit-Order-Reihenfolge zulasten inländischer Verbraucher und die CO2-Bilanz der Stromerzeugung verzerrt.

      Ich plädiere grundsätzlich selbstverständlich für Mechanismen des freien Marktes. Allerdings müssten die Märkte dann auch wirklich frei sein. Folglich müssten verzerrende planwirtschaftliche Maßnahmen, wie in Frage 1 thematisiert, adäquaten Eingang in die Preisbildung finden. Zudem bräuchte es bestimmte Grenzregelungen für Extremsituationen, wie die oben genannten, um völlig aus dem Ruder laufende Pervertierungen zu vermeiden. Vielleicht die Berücksichtigung der zweitteuersten Art von Grenzkosten, etwas in der Art.

      Fazit: Merit-Order-System eher ja, weil es die meiste Zeit funktioniert und prinzipiell dem Ausbau günstiger Erneuerbarer förderlich ist. Je höher deren Anteil, desto unwahrscheinlicher kommen teure Grenzkraftwerke zum Zug.
      Wie das System allerdings mit nicht abschaltbaren Kernkraftwerken im Dauerbetrieb vereinbar sein soll, ist mir nach wie vor ein großes Rätsel.

      1. @anna ,danke, ich hab auch mal ein bissel gegoogelt und hab mich generell ums Energiethema nicht wirklich gekümmert. Mir sind da aber schon einige Sachen aufgefallen,kann ich aber noch nix zusagen.
        Nur soviel , was da global im Raum steht,mmmmhh, weiß nicht, ich werde das Wort „Clustering“ nicht los.
        Aber wie gesagt ,stand heute , ist das Problem nicht lösbar.

        1. @klempner
          mmmmhh, weiß nicht, wenn Sie das Wort Clustering nicht loswerden, sich ums Thema Energie nicht wirklich kümmern, warum stellen Sie dann überhaupt solche Fragen?

        2. Deindustrialisierung

          @ klempner

          Machen Sie sich nicht zu viele Gedanken über die Energieversorgung von Morgen.

          Windkraft und Photovoltaikanlagen und Batterien etc. sind in Deutschland so ziemlich einzigen zulässigen Gedanken zur zukünftigen Energieversorgung.
          Alles andere kann und darf nicht funktionieren, schon allein deshalb, weil man aus ideologischen Gründen gegen jede andere Form der Energieerzeugung sein muss.

          Wer für Atomkraft ist, ist Opfer der Atomlobby. Wer für Windkraft und Photovoltaik ist, ist natürlich in keinster Weise von irgendeiner Lobby beeinflusst.

          Und falls wir nicht Recht behalten mit unserer leicht ideologisch getriebenen Haltung zur Energieerzeugung, dann werden wir halt wie die Deppen zuschauen, wie andere uns als Industrienation ablösen. Egal, Wohlstand ist auch nicht wichtig.

          Auch wenn das folgende Video schon fast eine Gotteslästerung darstellt, hier das Video über die 5. Generation von Atomkraftwerken die natürlich gar nicht funktionieren kann. Was nicht sein darf, das kann auch nicht sein.

          https://www.youtube.com/watch?v=xLC2hi7d71s

          1. Der Dual Fluid Reaktor ist seit 2013 bekannt, Damals hatte er den Innovationspreis für Energiesysteme mit großem Abstand vor den Sonne und Windinnovationen erhalten. In Deutschland ist aber Kernenergie nicht möglich. Deswegen ist der Miterfinder Dr. Götz Ruprecht (aus Berlin) vor 3 Jahren nach Kanada gegangen weil die dort solche Innovationen fördern.
            Auf den jährlichen EIKE Konferenzen hat Dr. Ruprecht dazu Vorträge gehalten. z.B. 2021 Konferenz in Gera : https://www.youtube.com/watch?v=nG8Q5BXvIZI&t=343s
            oder man geht auf EIKE und gibt dort Dual Fluid ein und erhält noch mehr Info. https://eike-klima-energie.eu/?s=Dual+Fluid+Reaktor

          2. Auch wenn das folgende Video schon fast eine Gotteslästerung darstellt, hier ein Beitrag über neue Generationen von Atomkraftwerken. Im Gegensatz zum PR-Video von Dual Fluid beschäftigt es sich neben rein theoretischen Vorarbeiten, kontrollierter Grundlagenforschung unter Optimalbedingungen im Labor und idealisierten ökonomischen Rechenmodellen auch mit der widerspenstigen Realität: Mit so lästigen Dingen wie Sicherheit, Risiken, Kosten, Zeiträumen.

            https://www.youtube.com/watch?v=7SZGGnrXb1M

  14. Atomkraft, ja mei!

    Olkiluoto an der Westküste Finnlands ist das modernste und neueste Kernkraftwerk Europas. Und trotz oder wegen all der Modernität gibt ständig neue Probleme, noch immer befindet es sich genau genommen im Probebetrieb. Am 05. Januar 2022 musste die finnische Netzgesellschaft Fingrid ihren Fehlertest in der Nähe des Kernkraftwerks Olkiluoto 3 wegen unvorhergesehener Erkenntnisse unterbrechen. Im Juni musste der Betrieb wegen Fremdmaterials in der Turbine unterbrochen und der für Juli geplante Vollbetrieb verschoben werden. Ende August 2022 wurde der Reaktor wegen eines Turbinenschadens kurz nach dem erneuten Start des Probebetriebs wieder heruntergefahren. Nach dem ersten Testbetrieb unter Volllast im Herbst 2022 waren alle vier Speisewasserpumpen des Reaktors beschädigt. Es gab Risse an den Laufrädern. Anfang 2023 zeigten periodische Tests einen Defekt des Druckhalter-Sicherheitsventils, das für die Überdruckabsicherung vorgesehen ist.
    Wunderbare Welt der Kernkraft!

    1. Deindustrialisierung

      Wir sind anscheinend in Europa nicht mehr in der Lage Atomkraft zu nutzen. Die letzten Jahrzehnte ging das, aber jetzt sind wir einfach zu dämlich Atomkraftwerke zu bauen und zu betreiben.
      Die Deindustrialisierung betrifft halt alle Bereiche der Wirtschaft.

      Gut das wir bald nicht mehr so viel Strom benötigen da ja alles irgendwo produziert wird, wo dies wirtschaftlich noch möglich sein wird.

      1. @Deindustrialisierung
        Ihr Name scheint Programm und Argumentations-Kampfkeule sogar schon im ganz einfachen Denken zu sein.

        Nicht nur in Europa, auch weltweit ging der Bau von Atomkraftwerken im Vergleich zu stillgelegten ständig zurück. Aufgrund der vielen Fehler, Pannen und Probleme ist niemand in der Lage, Atomkraft zuverlässig und gefahrlos zu betreiben.
        Egal, ob Frankreich, England, USA, niemand scheint die auftretenden Probleme und neuen Erkenntnisse auch nur ansatzweise akzeptabel lösen zu können.
        Von Russland oder China dringt bedauerlicherweise nichts von Problemen an die Öffentlichkeit. Da ist immer alles gut, weil ruhig, bis es kracht.

        Sehr viele Länder planen zwar wie wild, zwischen Planung und Realisierung liegen jedoch so viele Welten, Jahrzehnte und Milliarden, dass man von Paralleluniversen reden könnte.

        1. Deindustrialisierung

          Die Frage ist wohl ehr, wer hier in einem Paralleluniversum lebt.

          Die Welt wird auf Atomkraft setzen und Milliarden fließen in den Markt.

          Nur das wirtschaftlich bald unbedeutende Deutschland und ein paar andere unbedeutende Länder machen nicht mit.

          https://www.nuklearforum.ch/de/news/neue-publikation-zu-smr-small-modular-reactor-dashboard-der-nea

          1. Atomkraft. Ja mei...

            @Deindustrialisierung
            Ihre Fähigkeiten zur Zukunftsschau und Leichtgläubigkeit gegenüber der Atomlobby in Ehren, aber ich verlasse mich lieber auf das, was ist und aus Erfahrungen evaluiert werden kann.

            Ich fasse zusammen und überschlage mal kurz die Milliarden:
            Drei Kernkraftwerke in Deutschland decken etwa ein Prozent des gesamten Energieverbrauchs.
            Bei zunehmender Elektrifizierung sollen es irgendwann rund 80 Prozent sein.
            Das wären dann 240 von den Dingern.
            Bei Kosten von durchschnittlich 15 Milliarden pro Ding ergibt das eine Summe von 3,6 Billionen, das entspricht etwa dem gesamten BIP.
            Deutschland verursacht etwa zwei Prozent der CO2-Emissionen global.
            Am Ende landen wir bei 10.000 bis 12.000 Großkraftwerken oder je nach Leistung der SMR bei 100.000 der neuen Wunder-Anlagen weltweit.

            Wieso sollte das ein Problem sein?

          2. @Atomkraft . Ja mei…
            15 Mrd. pro KKW ??? phantasieren Sie ? oder sind Sie Grüner der erwartungsgemäß nicht rechnen kann.

          3. Atomkraft. Ja mei...

            @ottonorma
            Flamanville: 13 Milliarden (+6 Milliarden für Zinszahlungen während der Bauzeit)
            Hinkley Point: 30 Milliarden (15 Milliarden pro Reaktor)
            Olkiluoto III: 10 Milliarden
            Von den zusätzlichen Schadenersatzklagen wegen der utopischen Verzögerungen und Bauzeiten einmal abgesehen…

            Sie sehen, im Durchschnitt waren es also 15 Milliarden pro Kraftwerk.

            Der französische Rechnungshof erklärte, dass EDF bis zum Jahr 2030 rund 100 Milliarden Euro alleine in die Renovierung der bestehenden Anlagen investieren müsste, um überhaupt erst einmal eine Übergangsphase gewährleisten zu können.
            https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2022-01/atomkraft-eu-edf-energiekonzern-frankreich?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.startpage.com%2F
            https://www-liberation-fr.translate.goog/checknews/nucleaire-le-grand-carenage-va-t-il-couter-150-milliards-deuros-comme-le-dit-jean-luc-melenchon-20211023_MXZ3CEEDWZEJ5EVRMSUSDP2L54/?_x_tr_sl=fr&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=nui,sc
            https://www.arte.tv/sites/story/reportage/zeitbombe-der-franzoesischen-atomindustrie/die-anklaeger/?lang=de

            „Mit dem gleichen Geld, mit dem wir jetzt die Lebensdauer der Atomkraftwerke verlängern wollen, könnten wir auch bis zu 70 Offshore-Windparks bauen. Damit könnten wir mehr Strom erzeugen als mit unseren Atommeilern.“
            https://www.manager-magazin.de/unternehmen/edf-atom-risiko-frankreich-wie-electricite-de-france-europas-energiekrise-verschaerft-a-7ea9db2a-01d7-48c2-aef3-a6c91563a3ff

            Lesen Sie einfach auch mal Artikel wie die folgenden, um Ihren beschränkten und einseitigen Horizont etwas zu erweitern:
            https://www.wiwo.de/technologie/umwelt/atomkraft-in-europa-schweden-will-neue-atomkraftwerke-ermoeglichen-aber-werden-sie-je-gebaut/28920430.html
            https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2022/heft/1/beitrag/atomkraft-nachhaltig-ein-oxymoron.html

            Obwohl, Sie brauchen das alles nicht, die Artikel finden Sie auch selbst im Netz, und rechnen können Sie im Ggs. zu Grünen ebenfalls. Habe ich etwas vergessen?

          4. @Atomkraft
            Ich sag´s ja, in Deutschland weiß man Bescheid, nur dumm, daß das die anderen nicht wissen und wenn sie es wissen nicht auf uns hören wollen.
            Okiluoto hat den Eigentümer 3,2 Mrd. gekostet. Areva hatte einen Festpreis vereinbart.
            Ich denke an unsere Windparks. Das erste, Bard offshore lag 3 Jahre im Rückstand und kostete statt 1,5 dann 3 Mrd. €. (80 Windräder mit installierter ! Leistung von 400 MW). Danach musste Bard aufgeben. Die erzeugte Leistung liegt bei max 50% und dann noch schwankend je nach Wind. Umgerechnet sind das für 1.600 MW eines KKW: 200 MW x8 = 24 Mrd. €.
            Der Ausbau will seit Jahren nicht richtig voran. Auch Nordex hat das Werk in Rostock geschlossen.
            Und jetzt will man 5 Windräder on-shore pro Tag bauen. Das sind so 1800 Stück im Jahr. Und 100.000 müssten es werden. Wann wird das fertig ? Zwischendrin müssen aber alte abgebaut und erneuert werden.

    2. Man sollte Kernkraftwerke von Russland bauen lassen. Die haben 70% des Weltmarktes, sind schnell, liefern alles aus einer Hand und liefern hervorragende Technik.
      Die Erstellung des KKW Okiluoto ist um etliches differenzierter wie hier dargestellt. Areva hatte auch eine Riesenverlust, vor allem auch wegen ständiger Änderungen und Neuauflagen.

      1. Atomkraft, na klar!

        @ottonorma
        „Die Erstellung des KKW Okiluoto ist um etliches differenzierter wie hier dargestellt.“
        Da möchte ich gar nicht widersprechen, es wurden nur ein paar wenige der vielen Problemchen seit Baubeginn vor 18 Jahren erwähnt.

        Die Verzweiflung undifferenzierter Kernkraftbefürworter könnte sich nicht besser manifestieren, als in einer Aussage wie: „Man sollte Kernkraftwerke von Russland bauen lassen. Die liefern alles aus einer Hand und hervorragende Technik.“
        Der erste Teil klingt noch ganz akzeptabel und erwartungsfroh. Der zweite Teil dagegen klingt nach technologischer Spezialoperation aus dem Propagandaminsiterium 😂

        1. Andere Länder haben aber andere Ansichten und Erfahrungen. Deutschland ist kein Maßstab.
          Kleine Reaktoren mit 10 bis 55 MW sind jetzt im kommen. Russland investiert darin und baut selber, z.B. schwimmende KKW.
          Geschäfte im Ausland laufen prächtig.Große Kraftwerke entstehen in der Türkei, in Belarus, in China, Indien und Bangladesch, aber auch in den EU-Ländern Finnland und Ungarn.
          Die 70% beziehen sich auf eine Aussage von Rafael Grossi, in der er die USA anmahnte mehr in Sachen KKW zu tun, da Russland in diesem Geschäft die Nase weit vorn hat.

          Zu Okiluoto können Sie sich hier informieren.
          Fehlendes Know-how vieler Vertragspartner, das teilweise erst wieder erlernt werden musste, und strikte, teilweise über den Industriestandards liegenden Sicherheitsbestimmungen der finnischen Aufsichtsbehörde STUK führten zu Verzögerungen am Bau.
          Die Baukosten waren ein Festpreis von 3,2 Mrd, €. Die riesige Differenz zu den Gesamtkosten von 8,5 Mrd. musste Areva abschreiben.
          https://nuklearia.de/2022/03/09/olkiluoto-3-finnlands-epr-geht-ans-netz/

  15. Arbeitssuchende Person

    Wir sollten diese Diskussionen bald im Wartebereich des Arbeitsamtes intensivieren.
    Dort können wir uns darüber austauschen, wie die Welt funktioniert und wie alles besser funktionieren würde, wenn nur alle mitmachen.

    Wie Naiv kann man eigentlich sein?

  16. Der sogenannte Klimaschutz – ich sehe dies als menschliche Hybris gegenüber der Natur an – ist nicht das Ziel, sondern die Umwandlung der Gesellschaft, der Umbau des Wirtschaftssystems, was natürlich auch Einfluss auf das Finanzsystem haben wird. Personen die in der Klimafrage im Hintergrund arbeiten und wirken, in den Medien seltenst vorkommen, somit kaum bekannt sind äußern sich seit den Anfängen der Bewegung punktuell ehrlicher um was es geht.
    Ich bringe hier einige Aussagen .
    Naomi Klein (Umweltaktivistin, Schriftstellerin) : „Vor uns liegt die Wahl zwischen dem Kapitalismus und dem Klima“

    US Ex-Senator Timothy Wirth (Präsident der UN-Foundation und Kollege von Al Gore) : „Wir müssen auf dem Thema der globalen Erwärmung herumreiten. Selbst wenn die Theorie der globalen Erwärmung falsch ist, tun wir das richtige im Sinne der Wirtschafts- und Umweltpolitik“

    Christine Stewart, (frühere kanadische Ministerin für Umwelt) : “Es ist egal, ob die Wissenschaft der globalen Erwärmung komplett an den Haaren herbeigezogen ist, gibt uns der Klimawandel doch die größte Möglichkeit Gerechtigkeit und Gleichheit in die Welt zu tragen.“

    David Rockefeller, (Executive Manager des Club of Rome) : „Wir stehen an der Schwelle einer globalen Transformation. Alles was wir hierzu brauchen, ist die richtige Krise.“

    Club of Rome (aus dem Buch „Die erste globale Revolution“, 1991), : “Auf der Suche nach einem neuen Feind um uns zu einen, kam uns die Idee, dass Luftverschmutzung, die Bedrohung der globalen Erwärmung, Wasserknappheit, Hungersnöte und Ähnliches das Richtige wäre.“

    Christina Figueras (UN Klimachefin auf dem WEF in Davos , 22.1.2014) : „Es ist das erste Mal in der Geschichte der Menschheit, dass wir uns die Aufgabe stellen, innerhalb eines bestimmten Zeitraums das wirtschaftliche Entwicklungsmodell zu ändern, das seit mindestens 150 Jahren, seit der industriellen Revolution, vorherrscht“, sagte sie. „Dies ist wahrscheinlich die schwierigste Aufgabe, die wir uns je gestellt haben, nämlich das wirtschaftliche Entwicklungsmodell zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit auf eine ganzheitliche Weise zu verändern.

    Rajendra Pachauri (ind. Eisenbahningenieur und Ex-Chef des IPCC) : „Eine rasche Transformation des Wirtschaftssystems ist notwendig. Ich werde nicht eher ruhen bis ich auf jedem möglichen Forum die Notwendigkeit wesentlicher struktureller Veränderung bei Wachstum und Entwicklung der Wirtschaft artikuliert habe. Der Klimawandel ist lediglich ein Teil davon“

    Prof.Dr. Ottmar Edenhofer (Volkswirt, Direktor des PIK, Mitgl. Leopoldina) in NZZ 14.11.2010 : „Zunächst einmal haben wir Industrieländer die Atmosphäre der Weltgemeinschaft quasi enteignet. Aber man muss klar sagen : Wir verteilen durch die Klimapolitik das Weltvermögen um. Das die Besitzer von Kohle und Öl davon nicht begeistert sind liegt auf der Hand. Man muss sich von der Illusion frei machen, das internationale Klimapolitik Umweltpolitik ist. Das hat mit Umweltpolitik, mit Problemen wie Waldsterben oder ozonloch fast nichts mehr zu tun.“

    Das sind alles klare Worte von Wortführern der Klimabewegung. Es geht nicht um Klima. Ansonsten würde man auch überall so viel wie möglich Kernkraftwerke bauen. Nur, dann würde die Energie wieder billig, ständig verfügbar und würde weiterhin das Wirtschaftswachstum ankurbeln.
    Die Bürger der westlichen Welt !! folgen der Klimabewegung, siehe Greta, und merken dabei nicht wie sie die Zukunft ihrer Kinder zerstören. Sie sägen freiwillig den Ast ab auf dem sie sitzen – und die anderen Nationen der Welt werden dem Treiben der westlichen nicht Einhalt gebieten, vergrößert es doch ihre Chancen für wirtschaftliche Prosperität.

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