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Curevac: Der Skandal der gar keiner ist, belastet trotzdem die Aktie

Coronavirus

Curevac wurde bereits hart getroffen. Am 16. Juni meldete das Unternehmen, dass der noch nicht zugelassene Corona-Impfstoff eine geringere Wirksamkeit hat als bislang gedacht. Und zack, der Aktienkurs von Curevac halbierte sich. Dies sieht man auch gut im folgenden Chart, der bis August 2020 zurückreicht. Die im Herbst und Winter 2020 aufgebauten Gewinne im Zuge der Hoffnungen auf Impfstoff-Zulassungen sind somit jetzt vollständig verloren. Heute verliert die Curevac-Aktie weitere 3,5 Prozent auf 45,15 Euro. Und das hat einen bestimmten Grund, der aber nur auf den ersten Blick ein Skandal ist.

Curevac mit Skandal?

Wie Business Insider heute früh zuerst meldete, haben wichtige Manager von Curevac Ende Juni ihre Aktien verkauft „und sind jetzt Millionäre“, so betitelt BI den Bericht. Das riecht nach Skandal, aber so richtig! Das Signal wäre fatal. Nach dem Absturz springen die Top-Manager vom sinkenden Schiff ab, indem sie ihre Aktien noch schnell abstoßen, weil die Aussicht auf eine Impfstoff-Zulassung und spätere Umsätze alles andere als rosig sind?

Vier Top-Manager des Tübinger Impfstoffherstellers Curevac verkauften Ende Juni gleichzeitig fast alle ihre Aktien und erlösten daraus 32 Millionen Euro. Aber Moment mal. Diese Insider hätten doch eigentlich (wenn sie große Verluste verhindern wollten) vor dem 16. Juni verkaufen müssen, da sie ja um die schlechten Wirksamkeitsdaten wussten? Aber sie verkauften erst Ende Juni zu deutlich schlechteren Kursen. Das spricht schon mal gegen den Skandal. Denn wer Insiderwissen für seinen Vorteil nutzen will, der hätte seine Aktien vor dem 16. Juni verkauft.

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Da Curevac seine Aktien aber in den USA gelistet hat, müssen sich die Top-Manager des Unternehmens auch an die strengen (und sinnvollen) Regeln halten, die dort für Aktiengesellschaften gelten. Sie sollen nämlich genau solche Insider-Betrügereien gegenüber dem breiten Börsenmarkt verhindern. Insider müssen ihre Verkäufe vorher festlegen und haben auch nur gewisse Zeitfenster für Verkäufe, zum Beispiel nur nach der Veröffentlichung von Quartalszahlen.

Wohl einfach nur Pech für die Manager

Die FAZ hat Auskunft von Curevac zu diesem jetzt bekannt gewordenen Sachverhalt erhalten. Demnach war der Verkaufszeitpunkt zu niedrigeren Kursen Ende Juni offenbar einfach nur Pech. Die Top-Manager von Curevac hätten den Zeitpunkt kurzfristig gar nicht beeinflussen können. Denn bereits Monate im Voraus habe der Transaktionszeitpunkt festgestanden. Dabei trieb die Manager wohl die Erwartung an, dass am Ende des zweiten Quartals Curevac schon eine Zulassung der EU-Arzneimittelagentur EMA für den Corona-Impfstoff haben würde, und dass der Aktienkurs dann bereits entsprechend stark gestiegen sein könnte. Aber das Gegenteil war der Fall.

Die Curevac-Manager hätten sich bei ihren Verkäufen nach dem „10b5-1-Plan“ richten müssen, einen US-Aktienhandelsplan, der Monate im Voraus schon festlegt, wann Aktien verkauft werden dürfen. Es bestehe daher keinerlei logische Kausalität zwischen den beschriebenen Transaktionen und aktuellen Firmenentwicklungen bei CureVac, so das Unternehmen in seiner Stellungnahme. Gut, Thema abgehakt. Fakt bleibt: Für Curevac sieht es wenig rosig aus. Die EU muss wohl wegen der bisher nicht geschafften Zulassung die Abnahmezusagen von Curevac nicht einhalten, und der Impfstoff ist ja noch nicht mal zugelassen. Biontech, Moderna und Co produzieren und verkaufen auch Hochtouren. Wo sollte da noch, wenn überhaupt, Platz für Curevac sein?

Chart zeigt Kursverlauf der Curevac-Aktie seit August 2020
TradingView Chart zeigt Curevac-Aktie im Kursverlauf seit August 2020.



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3 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Kummerfeld,
    leider teile ich Ihre Ansicht nicht – die Personen treffen sich in der Firma tagtäglich zu Meetings und einem Kaffee – sie sind doch nicht so naiv, und glauben, dass die nur ueber belangloses reden, die wissen genau bescheid wie der Entwicklungsstand und die Chancen des Impfstoffes, ansonsten waren diese Leute nicht im Vorstand oder leitenden Managerpositionen, und das ganze mit freundlicher Genehmigung des CEO, den der muss aufgrund Compliance seine Segen dazu geben, denken Sie mal darüber nach, und schreiben Sie einen neuen Artikel mfg Wolfgang

  2. „Wie Business Insider heute früh zuerst meldete, haben wichtige Manager von Curevac Ende Juni ihre Aktien verkauft „und sind jetzt Millionäre“, so betitelt BI den Bericht“.

    Die SEC-Meldungen zu diesen Verkäufen gab es bereits im Juni und in anderen Medien wurde bereits vor zwei, drei Wochen hierüber berichtet.

  3. Kaum zu glauben, dass das Handelsblatt als Verursacher der aktuellen Berichterstattung das bereits vor Wochen kommentierte und richtig gestelle Thema nochmals aufrollt und mit Bezug auf ‚Business Insider‘, dem Krawallblatt in der Branche, das in seiner Berichterstattung über CureVac wesentliche Sachverhalte ausgeblendet hat, wissentlich zur Komprimierung von CureVac beiträgt und damit Verursacher des Kurssturzes ist. Das ist in meinen Augen verantwortungslos.

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