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Interview Daniel Stelter: „Wir sollten massiv mehr Schulden machen“

Laut dem Ökonomen Daniel Stelter könne Deutschland seine Staatsschulden locker verdoppeln. Die Begründung ist äußerst interessant.

Euro-Geldscheine
Foto: Wirestock-Freepik.com

Der Ökonom Daniel Stelter spricht davon, dass Deutschland massiv mehr Schulden machen soll. Eigentlich würde man dies von ihm nicht erwarten? Er sagt dies schon seit geraumer Zeit, aber in einem diese Woche veröffentlichten Interview wird dies ausführlich besprochen.

Interessant ist: Daniel Stelter hat nicht den links-grünen Ansatz, generell mehr Schulden zu machen, damit der Staat sämtliche Wunschprojekte finanzieren kann. Schulden machen als Teil einer ökonomischen Grundhaltung hat Stelter nicht im Sinn. Im ersten Teil des Interviews geht es um eine Generalabrechnung mit der deutschen Wirtschaftspolitik – geschenkt!

In der zweiten Hälfte geht es zur Sache. Die klare Botschaft von Daniel Stelter lautet: Wenn viele Euro-Länder massiv neue Schulden machen, nur Deutschland nicht, wäre das aus deutscher Sicht „selten dämlich“. Denn wenn am Ende die anderen überschuldet seien, müsste Deutschland diese Schulden übernehmen. Nur hätten die anderen Länder mit ihren Schulden ihre Infrastruktur erneuert, Deutschland aber nicht. Und man sei derzeit nun mal in einer Gemeinschaft (Eurosystem), wo es in diese Richtung läuft (sinngemäß zusammengefasst).

Die Idee von Daniel Stelter: Die aktuelle deutsche Staatsverschuldung von gut 65 % des BIP könne man locker verdoppeln. Von den neu aufgenommenen Schulden könne man einen guten Teil nehmen, um einen Staatsfonds für die Rente aufzusetzen. Der müsse privat verwaltet werden, nicht aber mit Managern wie bei der Deutschen Bahn, wo völlig inkompetente Politiker ein warmes Plätzchen finden (sinngemäß ausgedrückt). Auch könne man mit den aufgenommenen Schulden laut Daniel Stelter Sondertöpfe anlegen für Digitalisierung, Bildung, Infrastruktur etc.

Wichtig ist ihm: Mit diesem Geld solle man aber nicht die Strompreise subventionieren, sondern man müsse das Angebot an verlässlich erzeugtem Strom ausbauen, damit man strukturell niedrige Energiepreise erhalte. Schulden aufnehmen für Renten-Investments am Kapitalmarkt, keine Dauer-Subventionen für Erneuerbare Energien – damit werde er aber bei Linken und Grünen auf Widerstand stoßen, so Daniel Stelter. Und das trotz seiner Forderung nach massiver Neuverschuldung.



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7 Kommentare

  1. erstmal spricht er davon, dass das geld nicht durch politiker verwaltet und ausschließlich sinnvoll investiert werden soll – erst dann! sollte man viel mehr schulden machen

    1. Aber das was unsere Politiker machen, macht doch Sinn. Scholz geht gerade mit dem Ansatz – Freibier für alle – in den Wahlkampf und die Leute mögen das. Scholz ist schon fast so beliebt wie Merz. Was die Wähler weniger mögen ist, wenn nicht sie Geld bekommen sollen, sondern andere Leute. Hier ist Wagenknecht eingestiegen und speziell im Osten hat das gut gezogen.

      Und wegen Investitionen und so. Brücken und Straßen wählen nicht, weshalb es dafür kein Geld gibt.

  2. Daniel Stelter ist in meinen Augen symptomatisch für die derzeitige Misere in Deutschland. Der Trend geht zur oberflächlichen, plakativen Diskussion in den sozialen Medien. Amüsant, Berliner Schnauze? Ja, geht doch. Narrative? Her damit. Jeder ist Experte, viel heiße Luft.

    Die Lieblingsidee von Herrn Stelter des über Schulden finanzierten Kapitalstocks ergibt für Deutschlands keinen Sinn, weil es im wesentlichen Kapitalexport bedeutet, wenn man das Geld nach Gesichtspunkten des internationalen Anlagekonsens (z.b. MSCI) anlegen würde. Nun ist schuldenfinanzierter Kapitalexport ist so ziemlich das zweitdümmste, was ich mir vorstellen kann, gleich nach dem Perpetuum Mobile.

  3. Mehr Schulden machen um weitere Fehlallokationen zu tätigen führt nur zu weiteren Belastungen der Steuerzahler. Echt genialer Vorschlag dieses „weiter so“. Herr Stelter sollte sich mal mit der akademischen Domaine Lean Management beschäftigen. Wäre innovativer als diese Vorschläge der Rubrik „alter Kaffee“.

  4. Moin, moin,

    die zusätzlichen Staatsschulden werden kommen, nur halt nicht für Investitionen, sondern für den Konsum. Jede Regierung in der BRD muss quasi Sozialgeld und marktfreie Sozialjobs rausgeben, sonst ist sie nicht mehr Regierung, sondern Geschichte. Oder einfacher gesagt, jede Regierung wird durch bestimmte Wählergruppen „erpresst“ (=One-Man-One-Vote). Diese Kausalität ist kein reines BRD Problem, sondern insbesondere um das Mittelmeer verbreitet.

    Daraus folgt dann der Exitus des Staates. Dem vorgelagert ist noch die immer stärkere Belastung der „starken Schultern“ (Sozi Terminus für Leistungsträger). Schade nur, dass sich die Leistungsträger dann vom Acker machen.

    Fazit: Dem Patienten BRD kann man nicht mehr helfen, alleine der Versuch ist zwecklos

  5. wenn man bedenkt, dass ein unselbstständig beschäftigter nach 45 jahren erwerbstätigkeit

    ungefähr 23 jahre für steuern und abgaben arbeit leistete,

    um schmarotzern, parasiten – einheimischen wie ungebetenen, ein angenehmes leben zu verschaffen,

    dürfen viele dann noch in der rente ihre restzeit zum erhalt ihrer fitness mit flaschensammeln verbringen.

    aber vielleicht wollten sie es auch so, daher jedem das seine

  6. Zitat aus dem Text: „Die Idee von Daniel Stelter: Die aktuelle deutsche Staatsverschuldung von gut 65 % des BIP könnte man locker…“. Wieder so eine Erzählung. Die Staatsverschuldung Deutschlands beträgt derzeit rund 83% des BIP, wenn man die Sondervermögen hinzu rechnet. Das Wachstum liegt derzeit bei +/- Null, es kommen also etwa 2.5% jährliche Staatsverschuldung hinzu. Das ist unabwendbar, selbst mit moderaten Reformen, wegen der vorhandenen Altlasten. Am Ende der nächsten Legislaturperiode liegt die Verschuldung dann bei 93%, mit ein paar neuen „Vermögen“ leicht 100%. Unabhängig von der Zusammensetzung der nächsten Regierung. Wer glaubt, des wird schon, lebt in meinen Augen in einer Blase oder kann nicht mit Zahlen umgehen.

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