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Daniel Stelter über gewollte Inflation und soziale Probleme – auf den Punkt gebracht in 60 Sekunden

Bevor wir zu Daniel Stelter kommen, noch kurz mein eigener Gedanke: Inlandsflüge verbieten? Flugreisen ins Ausland deutlich verteuern mit einer Klima-Abgabe? Fleisch deutlich teurer machen im Sinne des Tierwohls? Lebensmittel teurer machen, weil nachhaltigere Landwirtschaft nun mal kostet? Das klingt alles doch ziemlich sinnvoll, was von vielen Politikern angedacht ist, die nun auch Teil der Bundesregierung sind. Nur, so kam mir das in den letzten Tagen beim Nachdenken in den Sinn: Umgekehrt bedeutet das als Aussage an die Bevölkerung: Leute, Urlaub machen im Ausland, Fleisch essen und Autofahren, das ist zukünftig eben was für reiche Leute. Ihr Durchschnittsverdiener, ihr könnt ja mit dem DB-Sparticket im Schwarzwald Urlaub machen und statt Fleisch TK-Gemüse essen. So jedenfalls könnten immer mehr Menschen eine staatlich gewollte Verteuerung ihres Lebens empfinden.

Die nun ins Amt gewählte Politik möchte, dass das Leben teurer wird (CO2-Steuer etc) – im Sinne von Nachhaltigkeit und Klimarettung. So weit, so gut. Dafür wurde man ja auch vom Volk gewählt, also eine demokratische Entscheidung. Aber wird ein wachsender Teil der Bevölkerung sich hinbewegen zu dem, was man in Frankreich bereits als „Proteste der Gelbwesten“ gesehen hat wegen zu stark gestiegenen Benzinpreisen? Oder ist die deutsche Bevölkerung dauerhaft so genügsam, so dass man immer weiter steigende Preise in Kauf nimmt? Der von mir hochgeschätzte Ökonom Daniel Stelter prophezeit derzeit genau diese Entwicklung, nämlich dass es zu massiven sozialen Unruhen kommen wird.

Es ist laut Daniel Stelter politisch gewollt, dass die Menschen durch steigende Preise weniger Geld für Konsum zur Verfügung haben sollen. Und die Inflation sei kein kurzfristiges Phänomen. Sie werde sich nun über Jahre hinaus festsetzen. Seiner Meinung nach werden die deutlich steigenden Energiepreise und der staatlich gewünschte geringere Konsum für ein „massives soziales Problem“ sorgen. Daher rechnet Daniel Stelter mit Protesten wie bei den Gelbwesten in Frankreich. In diesem 60-Sekundenausschnitt aus dem Presseclub bringt er seine Meinung gut auf den Punkt. Energiepreise sollen bewusst ansteigen, und die EZB könne nicht dagegen steuern (FMW: Auch wenn sie im Herbst den Leitzins für die Optik ein klein wenig anhebt?).

Proteste der Gelbwesten in Frankreich 2018 Foto: Thomas Bresson – CC-BY 4.0 – Gelbwesten-Proteste in Frankreich 2018.



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6 Kommentare

  1. Die Politikerkaste sollte sich schon einmal warm anziehen. Ich denke es wird viel schneller gehen als manche so denken.

    Ideal wäre ein Staat in dem jeder alle Freiheiten hätte, ausgenommen die Freiheit, in die Freiheit der anderen einzugreifen.

    1. Freiheit heißt aber auch Verantwortung zu übernehmen und da sehe ich leider ein Problem bei großen Teilen der deutschen Bevölkerung.

    2. Das mit der Politikerkaste bringt die Sache überhaupt nicht auf den Punkt. Man sucht die Fehler bei den anderen. Dabei ist man selbst mitverantwortlich. Ich finde auch, dass es schöner wäre, wenn weniger Schadstoffe produziert würde. Aber was passiert z.B. mit der Tourismusindustrie, mit den Menschen, die an all den Traumstränden dieser Welt leben, wenn Reisen insbesondere Flureisen nicht mehr erschwinglich sind? Kommen die dann auch zu uns? Nein, nicht die Politiker sind schuld. Unser Lebensstil ist schuld. Und all die Annehmlichkeiten auf die wir nicht mehr verzichten können. Ohne Aufschrei, ohne Tumulte bringt das niemand mehr in Griff, egal welches politische Spektrum. Schlussendlich sind mir dann immer noch die am liebsten, die mit offenen Karten spielen. Da bin ich mir bei ganz links oder ganz rechts überhaupt nicht sicher. Aber viele Menschen schliessen eh die Augen, wenn der Zugwind bläst und die Kiste in den Abgrund fährt.

  2. Es wurde alles so bestellt.
    Gas durch die Rohrleitung jedoch nicht.
    Dafür muss nun meistbietend Tankergas ersteigert werden. Die CO2 Abgabe wird weiter. steigen, der Strompreis wird sich alleine schon durch die Notimporte weiter erhöhen, Benzin und Diesel werden auch wegen der Gasknappheit teurer, der Mindestlohn wurde/wird um 25 % erhöht, und da die Düngemittelfirmen ihren Betrieb teilweise eingestellen oder gedrosselt haben, wird bei weniger Ernte, die Ware teurer.
    Usw., usw.
    Wer glaubt, dass die Inflation deutlich unter 10 % bleiben wird, der kann sich ja noch halbwegs entspannt zurücklehnen, wenn sich sein Geld nicht in Lebensversicherungen, oder anderen Kapitalsammelstellen befindet.
    Es wird spannend werden.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  3. @Claudio Kummerfeld, DAFÜR mussten Sie ein paar Tage lang nachdenken?

    Natürlich werden gleichzeitige Urlaube im Ausland, Dauerfleischkonsum und individuelle Mobilität per Auto, Privatjet oder Jacht noch mehr zu Privilegien für Reiche. Das sind sie doch seit jeher schon. Es sei denn, Sie definieren hoch subventionierte Billigstflüge und ekelhaftes Billigstfleisch als faire Anteilnahme am großen Kuchen. 70-80% der Bevölkerung sprechen sich aktuell nach Umfragen für mehr Klimaschutz, mehr Tierwohl und mehr Nachhaltigkeit aus.

    Sie tendieren in Ihren Artikeln stets dazu, Extreme wie die Allerärmsten in Geld oder Ansichten gegen die Reichen in den extremen Quantilen der Statistik auszuspielen, wobei Sie wie selbstverständlich Mittelschicht und Durchschnittsverdiener ohne Hinterfragen und Belege in Ihre Argumentation für die eine oder andere Seite passend einbeziehen.
    Bevor wir zu Daniel Stelter kommen und Sie gegen weiter steigende Preise wegen Energiewandel hetzen, leiten Sie doch die persönliche Empörung in gelber Weste dahin, wo Protest auch angebracht ist. In Richtung Superjachten, wegen denen historische Brücken abgebaut werden sollen. Zu Idioten, die sich für Unsummen ein paar Sekunden ins Weltall schießen lassen. Auf selbstherrliche Banausen, die um den halben Erdball und zurück reisen, um einmal Schokoladenmuffin mit Blauschimmelkäse in molekularer Aufbereitung bei 1,68 Millionen Euro pro Flasche Whisky genießen zu können.

    Zumindest positiv ist, dass mancher Leser ein paar hundert Jahre nach der Aufklärung erste fundamentale Prinzipien aus dem 18. Jahrhundert langsam zu begreifen beginnt:
    Ideal wäre ein Staat in dem jeder alle Freiheiten hätte, ausgenommen die Freiheit, in die Freiheit der anderen einzugreifen. Was du nicht willst, das dir man tu … Handle so, dass du jederzeit wollen kannst, die Maxime deines Handelns solle allgemeines Gesetz werden. Ein kategorischer Imperativ nach Immanuel Kant oder im Sinne der Goldenen Regel von Jesus.

  4. Also ich persönlich glaube an die Leidensfähigkeit der deutschen Bevölkerung. Ich meine man sollte ideologisierte Systeme niemals unterschätzen! Werfen wir ein Blick in die ehemalige DDR. Wie lange hat diese bestanden, ein halbes Menschenleben?! Und selbst so ein historischer Extremausfall wie das Dritte Reich haben mehr als eine Dekade bestanden.

    Das der Deutsche sich finanziell schröpfen lässt, ist ja auch nicht erst seit gestern so. Wie lange machen die Menschen das schon mit. Allethalben verprassen die Politiker das Steuergeld. Aber regt sich irgendjemand auf in Form von Demos etc? Nein. Und mit der Zeit hat sich der Michel eben daran gewöhnt, weil er ja auch nicht weiß, wie es ist, mehr zu haben, als man eigentlich hat. Wenn jemand 40000 € in Form eines Gehaltes erwirtschaftet, aber nur 25000 € behält, sehen die meisten Menschen den Teil nicht mehr, der ihnen abgenommen wird und durch den Staat „umverteilt“ wird.

    Die Inflation, ist die einzige Kenngröße, die ich selbst für den Michel als gefährlich erachte. Aber bewegen wird er sich erst, wenn diese 10 % dauerhaft überschreitet. Vorher wird es eben einfach nur murrend hingenommen. Gewählt, wird trotzdem wie gewohnt. Weil was sollen die da oben schon machen.

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