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Dank Bundesnetzagentur: Gaspreis steigt kräftig – Angst vor Gasknappheit

Gas-Flamme auf Herd

Tun wir mal so als habe es jüngst keinen politischen Einfluss auf die Bundesnetzagentur gegeben, die dem Bundeswirtschaftsministerium unterstellt ist. Dann sind deutsche Bürokraten quasi daran schuld, dass der Gaspreis am Terminmarkt aktuell richtig kräftig ansteigt – was die deutschen Verbraucher erst mit Verzögerung auf ihrer Gas-Abrechnung bemerken werden. Gestern nämlich beschloss die Bundesnetzagentur, dass man die Inbetriebnahme der Gas-Pipeline Nord Stream 2 durch die Ostsee von Russland nach Deutschland vorerst verweigert. Denn die Zertifizierung eines Betreibers von Nord Stream 2 könne nur dann in Betracht gezogen werden, wenn der Betreiber in einer Rechtsform nach deutschem Recht organisiert ist. In der FAZ wird berichtet, dass die Zulassung womöglich noch bis Sommer 2022 dauern könnte.

Gaspreis springt nach oben

Daraufhin stieg der für Europa entscheidende Terminkontrakt Dutch TTF (Dezember-Lieferung) in einer ersten Reaktion von 84 auf 89 Euro. Bis heute Mittag sehen wir aber, wie geschockt der Terminmarkt tatsächlich von dieser Verkündung der deutschen Bundesnetzagentur ist. Denn heute liegt der Dutch TTF Gaspreis bereits bei 99,85 Euro, vorhin auch schon über 100 Euro. Im TradingView Chart sehen wir den Kursverlauf seit dem 20. August.

Experten besprechen Szenario der Verknappung durch Russland

Auch zahlreiche Experten sehen es so, dass auch der heutige kräftige Anstieg im Gaspreis auf die gestrige Entscheidung der Bundesnetzagentur zurückzuführen ist. Und sie hat Folgen. Denn man darf vermuten, dass Russland absichtlich nur geringe Fördermengensteigerungen an Gas durch die bestehenden Pipelines schickt – nach dem Motto „richtig viel Gas können wir erst pumpen, wenn Nord Stream 2 genehmigt ist“. Die nun erneut drohende Unterversorgung mit Gas für die EU preist der Terminmarkt sofort ein. Laut dem Experten Stephen Stapczynski steigt der Gaspreis, weil der Markt nach der Blockade von Nord Stream 2 mehr Angst vor einer Gas-Unterversorgung im Winter hat.

Die Rohstoffanalystin Barbara Lambrecht von der Commerzbank sagt heute, dass man am europäischen Gasmarkt wieder ziemlich nervös werde. Auch sie bezieht sich auf die ausgesetzte Zertifizierung der Nord Stream 2 Pipeline durch die Bundesnetzagentur. Damit wachsen ihrer Meinung nach die Sorgen, dass Russland dem Versprechen höherer Gas-Lieferungen nicht nachkommen wird, zumal die Lieferungen über den Knotenpunkt Mallnow zuletzt kaum noch gestiegen seien, und auch für andere Pipelines bislang wohl keine zusätzlichen Transportkapazitäten gebucht wurden. Hinzu komme die Vorhersage kälterer Temperaturen. Das Gaspreis am Knotenpunkt TTF sei deswegen heute Morgen auf ein 4-Wochenhoch von fast 100 Euro je MWh gestiegen – auch die Preise im EU-Emissionshandel seien auf ein neues Rekordhoch von fast 68 Euro je Tonne gestiegen.

Chart zeigt Dutch TTF Gaspreis seit dem 20. August



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1 Kommentar

  1. Wir sollten alle unsere Gasrechnungen zur Begleichung an den Bundestag schicken

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