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Dank Mario Draghi: Rentenversicherung und Krankenkassen machen Verlust bei Geldanlagen

Für viele staatliche und halbstaatliche Institutionen, die große Geldsummen verwalten, gilt der Grundsatz diese Gelder überwiegend oder komplett in „mündelsichere“ Anlagen zu investieren. Damit ist gemeint, dass durch diese Geldanlagen kein Verlust entstehen kann. Somit bleibt beispielsweise der Deutschen Rentenversicherung oder auch den gesetzlichen Krankenkassen kaum etwas anderes übrig, als Geld zu verleihen an den deutschen Staat, an Kommunen, oder deutsche Banken.

Denn wenn das Verleihen an den deutschen Staat keine sichere Geldanlage ist, was dann? Aber wie wir alle wissen, sind vor allem kurzfristige Geldanlagen, die gehäuft genutzt werden, mit saftigen Negativzinsen behaftet, vor allem beim Schuldner Deutschland. Denn wo der Einlagenzins für Banken bei der EZB bei -0,4% liegt, da ist der deutsche Staat international als derart sicherer Hafen angesehen, dass er noch niedrigere Zinsen kassieren kann, wenn er Schulden macht.

So kommt es, dass Rentenversicherung und Krankenkassen quasi gezwungen sind mit ihren Geldanlagen derzeit Verlust zu machen. Die gesetzliche Rentenkasse (Deutsche Rentenversicherung) hat letztes Jahr mit ihren Geldanlagen zum ersten Mal Geld verloren, laut Handelsblatt nämlich 49 Millionen Euro. Für 2018 wird eine ähnliche Summe erwartet. Aber offiziell sieht es in den Headline-Zahlen super aus bei der Rentenkasse. Die Mindestreserve ist um 3,6 auf 34,3 Milliarden Euro gestiegen. Das liegt aber nur daran, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer derzeit so viel Beitragsvolumen einzahlen.

Es ist ein ähnlicher Effekt wie beim Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland. Es steigt aktuell immer weiter an – und zwar nicht, weil die Deutschen so viel Geld mit Zinsen oder an der Börse verdienen. Nein, sie machen ebenfalls Verlust mit ihren Geldanlagen. Ihr Vermögen wächst nur deshalb, weil sie die Nullzinsen durch deutlich mehr neue Rücklagen aus ihren Einkommen aufstocken. Was an Rendite wegfällt, kompensiert man also mit mehr Geld, dass aus dem monatlichen Einkommen auf die hohe Kante gepackt wird.

Aber auch die Krankenkassen haben derzeit überschüssiges Geld. Sie zahlen ebenfalls drauf. Die AOK hat im ersten Halbjahr 6 Millionen Euro Negativzinsen gezahlt, eine Zunahme von 25%. Die TK hat, weil sie größtenteils Gelder längerfristig angelegt hat, einen Gewinn von 22 Millionen Euro in 2017 erzielt. Negativzinsen zahlte man in Höhe von 3 Millionen Euro. Man gibt aber zu bedenken, dass die Lage derzeit schlechter werde.

Denn Banken, die bislang Negativzinsen nur begrenzt an einzelne große Kunden weitergegeben haben, erhöhen jetzt den Umfang, in dem sie ihre negativen Zinsen auf die Kunden abwälzen. Von daher dürften Zinsverluste bei halbstaatlichen Anlegern steigen. Was lernen wir daraus? Gelder, die der Bürger auf diverse Wege zahlt, dienen als Negativzinsen dazu staatliche Institutionen (Bund, Länder, Kommunen) zu entschulden, weil sie dank Negativzinsen Geld mit Schulden verdienen.

Deutsche Rentenversicherung
Foto: Deutsche Rentenversicherung



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