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Das Damoklesschwert über dem Ölmarkt, und dann kommt noch China hinzu

Die OPEC ist so ein bisschen wie die EZB. Bei beiden haben sich die Marktteilnehmer an die Droge gewöhnt. Bei der EZB sind es abgeschaffte Zinsen und die große Geldschwemme. Bei der OPEC ist es die...

FMW-Redaktion

Die OPEC ist so ein bisschen wie die EZB. Bei beiden haben sich die Marktteilnehmer an die Droge gewöhnt. Bei der EZB sind es abgeschaffte Zinsen und die große Geldschwemme. Bei der OPEC ist es die Fördermengenkürzung von insgesamt 1,8 Millionen Barrels pro Tag. Eingeführt zum Anfang des Jahres, brachte sie nicht die erhofften Effekte. Eigentlich nur bis Juni angedacht, wurde die Kürzung dann verlängert bis März 2018. Die Sorge ist groß, was danach passiert, genau wie bei den Notenbanken mit ihrer Lockerung. Denn alles was gemacht wird, ist eine Marktverzerrung. Wird diese wieder aufgehoben, gibt es wohl Verwerfungen.

Also bleibt die Befürchtung groß, dass die OPEC-Mitglieder ab März (wenn nicht schon früher) wieder anfangen ihre Mengen hochzufahren. Das würde den Preis drücken. Und wir erinnern uns an ein relativ seltenes Ereignis. Daten aus China beeinflussen den Ölpreis Brent und WTI, das kommt nicht oft vor. Anfang des Monats bewegten als seltenes Beispiel chinesische Raffineriedaten den weltweiten Ölmarkt. Weil die Verarbeitungsmengen deutlich zurückgingen (als weniger Ölnachfrage aus China), fiel der Ölpreis.

Dennoch beherrschen im Tagesgeschäft vor allem US-Daten die Ölpreise Brent und WTI. Dabei geht es in China um genau so beachtliche Größen wie in den USA. Die FT berichtet von einer Analyse von „FGE Energy“, wonach die chinesischen Ölimporte, die im Juli mit 8,16 Millionen Barrels pro Tag in China so gering waren wie noch nie in diesem Jahr, weiter spürbar zurückgehen könnten. Das Jahreswachstum könnte von 1 Mio auf 0,7 Mio Barrels pro Tag zurückgehen, und nächstes Jahr vielleicht sogar fast stagnieren.

Hinzu kommt noch der Umstand, dass man sich am Ölmarkt erzählt, dass China gute oder „bedeutende“ Teile seiner Imorte in der „staatlichen strategischen Ölreserve“ verschwinden lässt. Letztes Jahr gab es schon mal eine Schätzung zu dem Thema durch die Firma „Orbital Insight“, wonach diese Reserve schon extrem voll sein könnte mit vielleicht 600 Millionen Barrels. Aber so genau weiß das niemand. Wenn Peking der Meinung ist sie ist nun voll genug, könnten die Importe Chinas spürbar zurückgehen, von jetzt auf gleich.

Zum Vergleich: Die strategische Ölreserve der USA liegt aktuell bei 678,9 Millionen Barrels! Das Problem für die globale Betrachtung scheint zu sein: Daten aus China sind entweder nicht öffentlich zugänglich, oder man traut ihnen nicht. Selbst der Ministerpräsident Li Kequiang sagte vor Jahren mal er traue den staatlichen BIP-Daten nicht wirklich, und schaue daher eher auf Güterumschlagsdaten und Energieverbrauch um zu wissen, ob die Wirtschaft wachse. Wie soll man dann chinesischen Verarbeitungsdaten für Öl trauen?

In den USA gehen jedenfalls die privaten Öl-Lagerbestände stetig zurück, gleichzeitig steigt aber stetig die Ölförderung, auf ganz aktuell geschätzt 9,5 Millionen Barrels pro Tag. Wir möchten an dieser Stelle mal von einer „doppelten Bedrohung“ für Ölpreis sprechen. Einerseits wird voraussichtlich nach dem Ende der OPEC-Marktverzerrung wieder deutlich mehr OPEC-Öl auf den Markt fließen – entweder ab März 2018, oder vielleicht sogar schon vorher. Und dazu kommt noch, dass wie beschrieben Chinas Öl-Nachfrage auf undurchsichtig wackligen Beinen steht. Das könnte die Angebotsmenge in den nächsten Monaten möglicherweise noch erhöhen, für die wohl keine Nachfrage vorhanden ist.

Vielleicht tut sich in den nächsten Monaten gar nichts im Ölpreis, und es gibt ein Hin und Her zwischen 40-55 Dollar, wie es viele Banken meinen. Oder man spricht vielleicht bald auch mal wieder über Ölpreise bei 30 Dollar?


Der WTI-Ölpreis seit Januar.



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