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Börse wird Casino - und der Croupier ist Trump Das Wirtschaftsprogramm von Donald Trump – Versuch und Irrtum

Trumps Bazooka ist unrealistisch

Trump Wirtschaft Zölle
Foto: Bloomberg

Wenige Tage vor dem Amtsantritt von Donald Trump überschlagen sich in den Medien die Meldungen, was ab dem 21. Januar 2025 in der Wirtschaft Amerikas aber auch im Rest der Welt los sein könnte. Beim täglichen Lesen der Nachrichten kann man sich das Eindrucks nicht erwehren, dass die Analysten anscheinend „den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen“.

Meine Bewertung des Kommenden ist, dass Trumps Bazooka, die er auspacken will, wenn er an der Macht ist, finanzmathematisch und wirtschaftspolitisch sehr unrealistisch ist. Deshalb habe ich in einen meiner letzten Artikel die Situation für den designierten Finanzministers Scott Bessent als „Mission Impossible“ bezeichnet.

„Zerreißt“ Trump die Wirtschaft?

Denn Donald Trump hat Dinge angekündigt, die die amerikanische Wirtschaft in der jetzigen Situation zerreißen würden.

Umgesetzte Zölle, allgemein mit 20 Prozent auf alle Waren aus dem Ausland, würden den amerikanischen Verbraucher in die Knie zwingen. Ein sehr großer Anteil der Verbrauchsgüter kommt aus dem Ausland, ein Anstieg der Inflation wäre unvermeidlich.

Außerdem müssten die Kapitalmarktzinsen weiter klettern und das in einer Situation, in der Scott Bessent im nächsten halben Jahr mindestens 4000 Milliarden an US-Schulden neu-, und refinanzieren muss. In einem solchen Szenario wäre eine vernünftige Haushaltsführung für den neuen Finanzminister ein Spießrutenlaufen.

Die Ausweisung von Migranten würde den Arbeitsmarkt sofort belasten, denn diese billigen Arbeitskräfte müssten durch wesentlich teurere einheimische ersetzt werden. (Ein Drittel der Arbeiter in der Landwirtschaft in Kalifornien sind Migranten). Damit hätte die US-Notenbank die gewollte Abschwächung am Arbeitsmarkt im Übermaß und würde doch wieder die Zinsen senken, egal, was die Inflation macht.

Hier nebenbei bemerkt: Wie können die Märkte das Spiel erneut spielen, welches schon im letzten Jahr nicht geklappt hat? Im Januar 2024 hieß es, es sollten sieben Zinssenkungen kommen, im Sommer noch eine und im Herbst dann deren drei. Es ist völlig unmöglich, Aussagen über die Fed-Politik eines ganzen Jahres zu machen, angesichts einer Wirtschaftspolitik von Trump, die vielleicht sogar rasch zu einer Rezession führen könnte.

Der nächste Punkt ist die Steuersenkung, die Donald Trump ins Auge gefasst hat. Wie sollte diese umgesetzt werden, wenn der Spielraum im Haushalt bei bis zu zwei Billionen Dollar Neuverschuldung immer enger wird, da die Summe für die Zinszahlungen von 1100 Milliarden noch deutlich ansteigen wird?

Die Steuereinnahmen lagen laut dieser Grafik von Charlie Bilello nur etwa bei 4,894 Billionen Dollar, die Ausgaben aber bei 6,922 Billionen Dollar.

Trump Wirtschaft

Wie da die Steuern noch senken, die Einnahmenseite schmälern?

Vor acht Jahren war die Ausgangslage für Trump eine ganz andere, die US-Schulden lagen unter 20 Billionen Dollar, die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe unter 2,5 Prozent. Damit konnte mit einer opulenten Steuersenkung (von 35 auf 21 Prozent) ein Turbo in der Wirtschaft zugeschaltet werden.

Die Schlussfolgerung: Würde Trump nur eine dieser aufgeführten Maßnahmen in großem Stil durchführen, käme die Reaktion der Märkte stante pede. Die Märkte würden rasch antizipieren, was eine Bezollung von 20 Prozent von Gütern aus China bedeuten würde. Wo etwa 40 Prozent der Verbrauchsgüter von Walmart herkommen. Im Übrigen beziehen auch westlichen Staaten zum Teil über 50 Prozent ihrer Konsumgüter aus asiatischen Ländern. Und in den USA gibt es die Sondersituation, dass der Konsum zu 70 Prozent die US-Wirtschaft bestimmt.

Eine Rezession würde die Aktienmärkte sofort deutlich in die Knie zwingen, in der jetzigen, sehr überzogenen Bewertung, wo deutliches Wachstum eingepreist ist. Dann dürfte es nicht mehr mit einer Korrektur von 10 Prozent getan sein.

Donald Trump würde dann genau das Gegenteil erreichen, was er vor der Wahl versprochen hat – eine Senkung der Inflation für das Volk und die Mehrung des Wohlstands der Amerikaner.

Absehbar ist aber auch, dass durch die Persönlichkeit Donald Trumps und seinen ständigen verbalen, provokativen Attacken ein volatiles Jahr bevorsteht. Was sagte der Senior der deutschen Finanzszene, Hans A. Bernecker, jüngst zur Lage in den USA? Die Börse wird ein Casino und der Croupier ist Donald Trump.

Was gab es bereits vor dem Beginn seiner Amtszeit für ein Tohuwabohu mit seinen Annexionsgedanken zu Kanada, Grönland oder den Suezkanal? Sein Versprechen, den Ukrainekrieg binnen eines Tages zu beenden, dürfte bereits ad acta gelegt sein.

Drohungen werden abgelöst von Beschwichtigungen, vor allem, wenn Trumps Lieblingsindex, der Dow Jones Average, an dem er seine Regierungsarbeit misst, in die Knie geht.

Trump und die Zölle

Vor acht Jahren hat Donald Trump über längere Zeit vom größten Deal des Jahrhunderts mit China gesprochen und heraus herausgekommen ist – fast nichts. Aber damals hatte der Präsident noch einen größeren Spielraum als heutzutage. Sollte Trump also den US-Konsumenten in Schwierigkeiten bringen, ist es vorbei mit dem Goldilocks-Szenario.

Die aktuellen Inflationsdaten in dieser Woche – Produzentenpreise sowie Verbraucherpreise – zeigten ein wenig überraschende Details.

Die Inflation im Dienstleistungssektor ist zurückgegangen. Weniger im Warensektor, aber schließlich dürfte diese gerade einen Sonderboom erleben, in Erwartung höherer Preise nach dem Amtsantritt von Donald Trump (Zölle). Ist das ein Zeichen dafür, dass die Nachfrage nachlässt, denn ansonsten würden die Dienstleister die Preise doch weiter wie üblich anheben? Wäre dies nicht ein Hinweis auf eine sich abkühlende Wirtschaft?

Der Dienstleistungsbereich ist nicht nur eine nationale Angelegenheit und für das BIP der 70-Prozent-Faktor, sondern auch vom Ausland unabhängig. Zudem könnte es zu einem Rückgang der Touristenzahl, aufgrund des höheren Dollarkurses kommen. Auch das wird Trump rasch beschäftigen, wenn seine Hotels weniger ausländische Gäste bekämen.

Auch wenn die Besucher seiner Hotels sicherlich nicht auf den einzelnen Dollar blicken müssen.

Dann wird er hurtig wieder einmal den Dollar nach unten reden wollen. MAGA (Make America Great Again) heißt nämlich auch eine bezahlbare Währung zu haben, sonst würden auch die in den USA hergestellten Güter gleich wieder Ladenhüter.

Eine sehr komplexe Gemengelage, aber es gibt eben noch das Team Bessent in der neuen US-Regierung mit einer wahren Herkules-Aufgabe.



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3 Kommentare

  1. „Was man vorausgefressen hat, muss man nachhungern.“ „Es gibt keine Möglichkeit den Bust am Ende eines Booms durch Geldmengenausweitung zu vermeiden.“ Das sind Lehren der Österreicher, die mE als gesicherte Gesetzmäßigkeiten gelten dürfen.

    Die jetzige Regierung steht vor einer Herkulesaufgabe. Das einzige, was für mich feststeht ist, dass es nicht gut gewesen wäre, unverändert weiter zu machen. Dann kommt es stets zu einem endgültigen Zusammenbruch.

    Imperiale Ausdehnungen (Grönland, Suez, Ukraine) sind durchaus Optionen, die in solcher Lage automatisch auf dem Tisch liegen. Historisch gesehen agiert Trump hier völlig rational, es wirkt nur auf uns schräg, weil wir noch im Wohlstand vor uns hin schlafen.
    Das heißt natürlich nicht, dass ich das gut finde. Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn unsere Gesellschaften einfach mal nicht in diese irre Verschuldung marschiert wären, die historisch immer auf unschöne Weise gelöst wurde.

    1. @Felix
      Historisch gesehen agieren sogar Sie anhand einiger Beispiele hier völlig rational, auch wenn Ihr Geschwafel aktuell für zwei Generationen purer Schwachsinn ist.
      Österreichische Schulen und Lehren als gesicherte Gesetzmäßigkeiten? Willkommen im 21. Jahrhundert, wo ausgewanderte Rentner und Crashpropheten im Wohlstand vor sich hin schlafen und in den Wachzeiten das Internet mit doofen Kommentaren fluten.

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