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Dax 11.000… eine Analyse jenseits der Charttechnik

Von Claudio Kummerfeld

Der Dax hat die 11.000 durchbrochen. Phantastisch. Wie Markus Fugmann schon erwähnte… alles ist rosa rot eingefärbt, Exporte, BIP, Arbeitslosenquote. Die totale Überschuldung in China und das Dahinsiechen der Euro-Südländer stören niemanden mehr. Die Aktienkurse rauschen nur so nach oben. Aber warum? Es ist der große EZB-Geldstrom, der über die Geschäftsbanken eigentlich in der Realwirtschaft landen sollte. Wer kontrolliert schon in einer Bankbilanz, ob 0%-Kredite der EZB tatsächlich an Firmenkunden für Investitionskredite herausgereicht werden, oder ob die Bank damit die Kapitalmarkt-Pipeline füttert. Hinz kommt: Der deutsche Anleger wie auch der internationale Anleger, vor allem die Institutionellen, sind fast gezwungen in Aktien zu gehen – und da bietet sich Deutschland als „Hort der Stabilität“ am Ehesten an. Wenn Investmentfonds und Pensionsfonds de facto keine Zinsen mehr für Staatsanleihen erhalten, bleiben Ihnen eigentlich nur noch zwei Möglichkeiten. Erstens: auf Schrottanleihen von Unternehmen bzw. auf hochverzinsliche Anleihen von Schwellenländern ausweichen. Zweitens: Rein in den Aktienmarkt. Die Rally kann theoretisch wie auch praktisch immer so weitergehen – aber das Risiko ganz oben eingestiegen zu sein, und am nächsten Tag aufzuwachen bei einem Dax von 8.000 Punkten – es ist real vorhanden. Man frage nur mal die Telekom-Aktionäre, die damals im immer währenden Dauer-Anstieg bei 60, 80 und 90 Euro gekauft haben. Die warten bis in alle Ewigkeit darauf ihre Aktie wieder zum Einstiegskurs verkaufen zu können. Die Charttechnik kann diesen Telekom-Altaktionären jedenfalls nicht mehr weiterhelfen.

Doch noch ein bißchen Charttechnik

Na gut, also nehmen wir doch noch ein klein wenig die Charttechnik ins Visier. Ein einzelnes Ereignis (Ukraine, China, Tsipras) kann einen derart überhitzten Dax mal eben 1.000 Punkte durchsacken lassen, und zack, alle Charts und Indikatoren sind im Eimer – also Vorsicht! Auf lange Sicht gibt es eine bärenstarke Unterstützung bei 8.158 Punkten (eingezeichnet). Dazu kommt noch eine jüngere und weniger bedeutsame Unterstützung knapp über der 10.000er-Marke (eingezeichnet). Abgesehen davon kann der Dax mit kleinen Verschnaufpausen von mehreren hundert Punkten weiter steigen – mit dem Damokles-Schwert des ständigen Risikos des großen Einbruchs. By the way… ist es gesund, dass der Dax seit seinem Tief in 2009 gut 175% gewonnen hat?

dax

Was kann man tun?

Jetzt noch aufspringen und kurzfristige Positionen halten ist eine Möglichkeit.

Einfach ganz raushalten und zugucken.

Positionen im Dax oder in Einzelaktien mit Stops versehen oder Put-Optionen zur Absicherung kaufen.

Der Pessimist kann über Derivate den Dax shorten, hat aber das Problem, dass er nicht weiß, wie lange der Aufwärtstrend noch anhält – und er gerät dann mehr und mehr ins Minus oder sogar in die Nachschusspflicht. Jeder interessierte Anleger möge für sich selbst eine Entscheidung treffen.



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1 Kommentar

  1. Geld verliert am Wert, wird künstlich „gepumpt“, DAX steigt. Und umgekehrt. Kein Hexenwerk und nicht misteriöses.

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