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Dax 40: Ein erwartbarer Rückschlag, verstärkt durch äußere Faktoren

Kurse in Grafik

Wochenlang hatte man über die Umgestaltung und Umstrukturierung des Dax 30 spekuliert. Was seine Vergrößerung und Modernisierung bedeuten könnte. Als es dann am Montag zum ersten Handelstag in neuem Gewande kam, korrigierte der Index im Sinne von „Business as usual“, aber dieses Mal in verstärktem Ausmaß.

Evergrande und die Nachwirkungen des großen Verfalls auf den Dax

Am Tag des neuen Dax 40 rieben sich wohl manche Börsenneulinge die Augen. Kein neuer Schub, sondern ein Einbruch von 2,3 Prozent, der tagsüber schon einmal drei Prozent betragen hatte. Es war der größte Tagesverlust seit Mitte Juli, der drittgrößte im Börsenjahr 2021. Zu den üblichen Gewinnmitnahmen bei Aktien, die durch einen Indexaufstieg geadelt wurden, hatten sich ein paar Faktoren gesellt, die die wie ein Katalysator bei der Korrektur gewirkt hatten. Ein Problemfaktor für den Rutsch auf die 15.000-er-Marke am Montag waren die Ängste vor einer möglichen Insolvenz des chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande, die durch die Kursreaktionen an der Börse Hongkongs geschürt worden sind (hier dazu aktuelle Nachrichten).

Fatalerweise waren auch noch einige asiatische Börsen geschlossen, allen voran die Festlandsbörsen Chinas und die von Japan und von Südkorea. Zudem kam ein für 2021 typisches Verhalten der Märkte nach einem Verfallstag für Optionen zum Tragen. Bereits seit dem Frühjahr ist ein schwacher Montag nach dem „Expiration Day“, die Regel und nicht die Ausnahme. Außerdem wurden die politischen Querelen um die Erhöhung der Schuldenobergrenze in den USA als Faktor bewertet, was aber schon eigentlich seit längerer Zeit bekannt war. „Die Kurse machen die Nachrichten.“ Am gestrigen Dienstag kam es zu Gegenreaktionen auf die überverkaufte Situation, jetzt wartet man auf die Reaktion der chinesischen Regierung sowie die Sitzung der US-Notenbank.

Neuaufnahmen korrigieren am Tag des Ereignisses

Wie bei jeder Indexumstellung gibt es schon vorher die Spekulation über die Kandidaten, die dafür in Frage kommen. Bei der jetzigen Erweiterung geschah dies bereits im November letzten Jahres, als der Beschluss endgültig war. Seit dieser Zeit, als die Reopeningstory so richtig Fahrt aufnahm, hat der alte Dax 30 um 18 Prozent zugelegt, die meisten Kandidaten für den Dax 40 aber um sehr viel mehr. An der Spitze Hellofresh mit plus 78 Prozent, gefolgt von Airbus mit 65 Prozent und Brenntag, Puma, Sartorius und Siemens Healthineers, die alle über 50 Prozent in diesem Zeitraum zulegen konnten.

Dann kam der erste Handelstag beim Dax 40, wie dargelegt, ein sehr schwacher Börsentag und die Neulinge korrigierten zum Teil stärker als der Gesamtmarkt. So wie die Sportwagenfirma Porsche und der Online-Modehändler Zalando mit jeweils fünf Prozent. Auch wenn sich die das Biotech-Unternehmen Qiagen gegen den Trend stemmen konnte, ist ein Verlust nach einer Neuaufnahme erst einmal eher die Regel. Obwohl der Rückgang durch die Käufe von passiven Fonds (Exchange Traded Funds – ETFs) zunächst etwas gebremst wird.

Allerdings ist dies in unserem „Aktienentwicklungsland“ nicht allzu bedeutsam, schließlich stecken in diesen kostengünstigen Indexfonds nur Anlagegelder in Höhe von 16 Milliarden Euro, ein Klacks bezogen auf die Marktkapitalisierung des Dax von 1,7 Billionen Euro. Auch bringt die Aufnahme der zehn neuen Titel noch nicht den großen Sprung in der Marktkapitalisierung beim Dax. Das Wachstum beträgt gerade einmal 14 Prozent und wäre da nicht das Schwergewicht Airbus, welches mit seinen 4,75 Prozent gleich auf die fünfte Stelle im DAX gerückt ist, betrüge der Zuwachs noch deutlich weniger. An der Spitze des deutschen Leitindex bleibt weiterhin Linde (9,7%), gefolgt von SAP (9,2%) und Siemens mit 8,9 Prozent.

Fazit

Wie geht es mit dem Dax 40 weiter? Die Frage der Fragen nach dem 1000 Punkte-Rutsch von seinem erst kürzlich erzielten Allzeithoch. Für eine 10-Prozentkorrektur müsste es noch bis auf 14.400 Punkte gehen. Es bleibt spannend, denn die Abgaben bei den großen Indizes haben viel charttechnisches Porzellan zerschlagen, zudem sind die oben angeführten Problembereiche nicht vom Tisch.

Aber der Umbau des Dax hat wieder eines gezeigt: Die Anleger grasen stets den Wirtschaftshorizont ab, um Entwicklungen zu antizipieren. Man sollte sich nicht auf die vielen Schlagzeilen im Internet oder in den Medien verlassen, denn der Blickwinkel des Index ist bereits schon der Sommer 2022. Aber um noch einmal auf die Reaktion auf die Erweiterung beim neuen Dax 40 zu sprechen zu kommen. Hier ist es wie bei Unternehmensergebnissen, die die Erwartungen erfüllt haben: Es kommt zum Fait accompli und zu Gewinnmitnahmen, so unlogisch wie es sich auch anhören mag.



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