Indizes

DAX-Anleger glauben nicht an die volle Zoll-Eskalation – oder was ist der Grund für die relative Stabilität des Index?

Seit Wochen ist es festzustellen. Der deutschen Leitindex hält sich stabiler als die US-Indizes, Obwohl er als exportlastigster Index am meisten zu leiden hätte unter dem Zollstreit zwischen den USA und China, beziehungsweise der EU und Deutschland. Man betrachte nur die Ein- oder Dreimonats-Charts der Vergleichsindizes. Die US-Konjunktur läuft doch viel besser als die deutsche und die Frühindikatoren sind ebenso besser jenseits des Atlantiks. Auch gerade wegen der Zulassungsszahlen für die deutsche Autoindustrie in Europa, die den achten Monat in Folge rückläufig waren. Woher also die Zuversicht?

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Hierzu ein paar Gedanken..

 

Der Glaube an die Eskalation des Handelskriegs fehlt

DAX-Anleger glauben nicht an die volle Eskalation des Handelsstreits. Weil mittlerweile jeder verinnerlicht hat, dass Trump wiedergewählt werden will. Dafür darf er keinen Aktieneinbruch riskieren. Das bedeutet aber auch, dass die USA nicht gleichzeitig einen Handelskrieg mit der zweit- und drittgrößten Wirtschaftsregion der Welt führen können, ohne dass dies auf die USA zurück schlagen würde. Diesen Zusammenhang konnte man stets beobachten, wenn nach jeder verbalen Verschärfung des Konflikts durch Trump stets eine heftige Korrektur an der Wall Street folgte.

Klar hat Trump in der letzten Woche die Zölle auf China Exporte von zehn auf 25 % angehoben in einem Volumen von 200 Milliarden Dollar. Aber was bedeuten diese Zahlen? Es ist eine zusätzliche Belastung für die US-Wirtschaft in Höhe von 30 Milliarden Dollar, das jährliche Gesamteinkommen der US Bevölkerung (330 Millionen Menschen) beträgt nach Angabe eines Ökonomen aber 14 Billionen Dollar, soviel zur Einordnung der Dimensionen.

Eine andere Sache, die die deutschen Exporte unterstützt, ist die Entwicklung des Dollarkurses. Im ersten Quartal lag der Kurs zum Euro bei 1,13, im Vorjahreszeitraum 1,22. Ein so genannter „Windfall Profit“, der sich aber rasch wieder umkehren kann.

 

Die Bedrohung der nationalen Sicherheit durch deutsche Fahrzeuge

Die US-Regierungskommission, die mit der Untersuchung möglicher Einfuhrzölle auf deutsche Automobile befasst war, kam letzte Wiche tatsächlich zu der Ansicht, dass diese die „nationale Sicherheit des Landes“ bedrohen, weil hierdurch der Bereich der Forschung und Entwicklung tangiert werde. Trumps Schlussfolgerung: Die Wettbewerbsbedingungen können nur durch eine Verringerung der Importquoten gewährleistet werden. Der US-Präsident hat hiermit für die Strafzölle eine Gesetzesgrundlage, aber er will für die Umsetzung 180 Tage Zeit einräumen.

Mit der Vermeidung einer gleichzeitigen Zolleskalation (China und EU) hatte der Markt wahrscheinlich gerechnet. Hinzu kommt Trumps Freitagsentscheidung gegenüber Kanada und Mexiko keine Zölle erheben zu wollen, auch Südkorea bleibt ausgenommen.

 

Die betroffenen deutschen Exporte

Im Jahr 2018 haben deutsche Autofirmen fast 16 Millionen Kfz exportiert, davon gingen über 840 000 Neufahrzeuge in die USA. In dieser Zahl sind die in den USA produzierten Autos der Deutschen nicht enthalten, denn die großen Drei, VW wie BMW und Mercedes sowie viele Zulieferer, haben Werke in den USA. Damit erreichen die US-Exporte 5,3 Prozent aller deutschen Verkäufe von Pkws und Transportern. Am stärksten beträfen diese Zölle den bayerischen Hersteller BMW, dessen Exporte in die USA 11,2 Prozent des Absatzes ausmachen. Daher auch die Ankündigung von BMW des Baus eines großvolumigen Motorenwerks in den USA.

Bei der betroffenen Größenordnung müssen allerdings diejenigen Fahrzeuge herausgerechnet werden, die von Mexiko in die USA geliefert werden. Damit blieben 667.000 Autos übrig, auf die US-Strafzölle angewendet werden könnten. Nicht mehr ganz die ökonomische Katastrophe, dafür werden die variablen Fertigungsmethoden deutscher Firmen schon sorgen.

Interessant wird allerdings sein, welche Obergrenze für die Einfuhr deutscher und japanischer Autos dem Präsidenten vorschwebt, das könnte aus jetziger Sicht Umsatz kosten.

 

Fazit

Bis November hat die EU nun Zeit sich etwas in puncto Zölle einfallen zu lassen, um den „Dealmaker“ zu besänftigen und die deutsche Autoindustrie, um mit allerlei Produktionsverlagerung das Zollproblem zu entschärfen. Das haben Dax-Anleger ein wenig eingepreist. Donald Trump scheint sich auf China konzentrieren zu wollen, im bevorstehenden jahrelangen Kampf um die technologische und wirtschaftliche Vorherrschaft.

Da liegt aber das noch nicht „eingepreiste“ Problem. China ist für für die Weltwirtschaft von sehr großer Bedeutung, schließlich war dessen Anstieg in den letzten Jahren zu fast einem Drittel für das weltweite Wachstum verantwortlich. Sollte der US-Präsident tatsächlich die restliche 335 Milliarden Chinaeinfuhren bezollen wollen, sieht die Situation schlagartig anders aus. Davon gehen die Dax-Anleger aber derzeit nicht aus – wegen der Reaktion der Wall Street eben.

Trump-Tweets werden daher weiter für Volatlität sorgen..

 

 

Von M(e)ister Eiskalt – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31713263



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