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Dax: Auf zu neuen Ufern? Kapital, Preise und Produktionsfaktoren

Über die Liquiditätsparty mit der US-Steuerreform: nach dem monetären Stimlus durch die Notenbanken kommt jetzt der fiskalische Stimulus. Was heißt das für die Märkte, was heißt das für jeden von uns?

FMW-Redaktion

Es hat lange gedauert, jetzt ist der Dax nach dem großen Verfall aber in Gang gekommen! Damit hat der Index nach langem Zögern die Party der Wall Street mitgefeiert – es ist und es bleibt die US-Steuerreform, die der Trigger ist für die fast täglichen neuen Allzeithochs der US-Indizes. Heute die Abstimmung im US-Abgeordnetenhaus, was jedoch kein Problem werden dürfte, im US-Senat dürfte die Steuerreform ebenfalls durchkommen, nachdem die Wackelkandidatin Susan Collins gestern ihr „ja“ bekannt gab. Gleichwohl hat US-Vizepräsident Mike Pence eine geplante Dienstreise abgesagt, um notfalls – bei einem Patt von 50:50 Stimmen im US-Senat – das Zünglein an der Waage spielen zu können, nachdem John McCain krankheitsbedingt nicht zur Abstimmung erscheinen wird (womit nur 51 Republikaner abstimmen werden, wobei Jeff Flake der einzige Republikaner ist, der sich noch nicht festgelegt hat mit seiner Stimme).

Was bedeutet das alles? Es wird vor allem, wenn die US-Steuerreform kommt, extrem viel Liquidität frei gesetzt. Entweder, weil die zahllosen Milliarden Dollar, die von US-Firmen im Ausland geparkt worden sind, teilweise in die USA zurück kehren (und damit der „Restwelt“ Dollars entziehen). Oder schlicht weil die US-Firmen mehr Geld nach Steuern haben werden, sodaß viel freies Kapital unterwegs sein wird, das teilweise in Investitionen, vorwiegend aber in Aktienrückkäufe (die die jeweilige Aktien „verbilligen“ durch eine Senkung des Gewinns pro Aktie) oder Anhebungen von Dividenden fließen wird.

Mit anderen Worten: diese frei werdende Liquidität wird nicht nur, aber doch in einem nicht unerheblichem Umfang, in die Aktienmärkte fließen. Es kommt also zu einem Liquiditätsboom, der nach dem monetären Stimulus, den die Notenbanken jahrelang praktiziert haben und teilweise immer noch praktizieren (EZB, Bank of Japan), nun einen fiskalischen Stimulus folgen läßt. Mithin bekommt also ein drogensüchtiger Patient noch mehr Drogen namens Liquidität, was die Vermögenspreise (Aktien, Immobilien etc.) noch weiter steigen läßt. Geld ist genug da, also werden nicht vermehrbare Güter teurer, eben durch ein „mehr“ jenes Geldes bezahlt, das immer reichlicher fließt.

Es gibt ja bekanntlich drei Produktionsfaktoren: Arbeit, Kapital und Boden. Arbeit steht durch Automatisierung unter Abwertungsdruck, Kapital läßt sich scheinbar unendlich vermehren (jetzt noch durch die Schaffung neuer Digitalwährungen beschleunigt!) – nur der Boden (und die Rohstoffe) sind endlich und nicht vermehrbar. Da muß man also nur 1 und 1 zusammen zählen!

Zurück zum Dax: der Index hat sich nun mit dem Ausbruch aus der seit Anfang November bestehenden Seitwärtsrange eine neue Handelszone eröffnet: unten der Bereich 13245 als Unterstützung, oben als (leichter) Widerstand zunächst der Bereich 13350, wichtiger aber ist dann die Zone bei 13410 Punkten, bevor dann das Allzeithoch bei 13537 Punkten ins Blickfeld geraten würde.


(Chart durch anklicken vergrößern!)

Möglich ist, dass der Dax doch noch einmal bis 13245 konsolidiert, viel tiefer dürfte es jedoch nicht gehen – vielleicht noch bis in den Bereich 13200/13190 und damit ein Wiedersehen mit der oberen Kante des gestern gerissenen Aufwärtsgaps. Ansonsten jedoch hat sich die charttechnische Ausgangslage des Dax mit dem gestrigen Tag signifikant verbessert!



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3 Kommentare

  1. Meines Wissens erhöhen Aktienrückkäufe den Gewinn pro Aktie ,darum Erhöhung der Kurse, möchte aber FMWnicht kritisieren, Super Infos u.Menschenverstand, leider gehen die Märkte „kurzfristig“ oft andere Wege.

  2. Auch die Steuerreform wird zeitnah Geschichte sein…und dann??
    Bei 135xx,,,den Verk.-Button druecken!!
    Wetten??

    1. Zunächst mal betrifft diese Steuerreform, wenn überhaupt, erst in zweiter Linie den DAX. Es geht um Amerika.

      Und bei amerikanischen Aktien war sie doch angeblich sowieso schon mindestens zweimal durch jeweils (vermeintlich viel zu stark) steigende Kurse eingepreist.

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