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Dax: Bundestagswahl – und die Evergrande-Turbulenzen

Wenn die USA und auch China nießen..bekommt Deutschland einen Schnupfen

Dax zwischen Bundestagswahl und Turbulenzen um Evergrande

Wieder einmal zeigt sich die Crux bei unserem Leitindex Dax: Auf der einen Seite stellt er ein beliebtes Handelsinstrument für ausländische Anleger dar, aufgrund seiner Liquidität und Handelbarkeit. Auf der anderen Seite bedarf es schon großer Nervenkraft, um die größeren schwanken Schwankungen im Vergleich zu anderen großen Indizes zu tolerieren. Ob in der Corona-Krise, bei der unser heimischer Dax deutlich stärker korrigierte als die US-Indizes, oder bei der laufenden Korrektur, in dem der 1000-Punkte Abschwung auch einen prozentual stärkeren Rückgang bedeutete. Allerdings sind auch die Schwingungen nach oben stärker, eine höhere Vola eben.

Dax: Wenn die USA und auch China nießen..

..bekommt Deutschland einen Schnupfen. Verursacht durch die große Exportlastigkeit unseres Index – 2020 gingen Ausfuhren in Höhe von 103 Milliarden Euro in die USA, 95 Milliarden Euro nach China. Damit blickt man natürlich auf die Vereinigten Staaten, auf die Geldpolitik der Fed, auf das Infrastrukturpaket, auf die Problematik der Obergrenze der US-Schulden. Und natürlich auf China mit seiner erkennbaren wirtschaftlichen Abschwächung und auf die riesigen Probleme am Immobilienmarkt. Der Dax ist ein Spielball ausländischer Mächte oder auch ein „Call auf die Weltwirtschaft.“

Hinzu kommt der hohe Anteil angelsächsischer Investoren im Dax (BlackRock mit 10 Prozent), was auch die Volatilität fördert. Unser Leitindex ist zu 65 Prozent in ausländischen Händen, wenn es an den Weltbörsen kracht, wird gerne Kapital in die Heimat repatriiert. Außerdem gibt es auch noch das Thema Wechselkurs, mit entsprechenden Kapitalbewegungen.

Die internen Faktoren

Dann gibt es natürlich die heimischen Problemfelder, die den Index bewegen. Sei es die Lieferkettenproblematik und der Materialmangel, die unsere Industrie belastet, vor allem der Mangel an Halbleitern und dessen Auswirkung auf die deutsche Schlüsselindustrie – dem Automobil- und Maschinenbau. Oder auch die steigenden Energiekosten, die staatlich bereits festgelegt sind. Wie im einem älteren Artikel dargelegt, mit den Entscheidungen im Bundestag/Bundesrat zur CO2-Abgabe, die aus heutiger Sicht noch stärker belastend werden dürften. Hier noch einmal die damaligen Berechnungen des ADAC, unabhängig von den Veränderungen der Rohstoffpreise:

Dax und Energiekosten

Jetzt kommt das Ergebnis der Bundestagswahlen am kommenden Sonntag hinzu, mit einer mögliche Koalition von SPD, Grünen und Linken, was wohl die Märkte belasten dürfte.

In den letzen beiden Tagen hat man viele Sorgen abgeschüttelt und in Reaktion auf die amerikanischen Börsen (wie eigentlich immer) eine große Gegenbewegung eingeleitet. Charttechniker sprechen von einer Entspannung der Lage, nachdem die am Montag gerissene Abwärtslücke des Dax bei 15.456 Punkten wieder geschlossen werden konnte.

Der Montagseinbruch war besonders groß, die Erholung der letzten beiden Tage auch – typisch Dax.

Fazit

Anders als beim S&P 500, der die so lange tragfähige Unterstützung der 50-Tage-Linie durchschlagen hatte und erst der 100-Tage-Durchschnitt als Auffangzone diente, ging es beim Dax eine Etage tiefer. Bis auf 15.019 Punkte, unweit des 200- Tagesdurchschnitts, mit aktuell 14,921 Punkten, dem erfahrungsgemäß eine größere Bedeutung beigemessen wird. Charttechniker geben durch das Schließen der Abwärtslücke eine leichte Entwarnung, Sentimentspezialisten sprechen vom fehlenden Ausverkauf mit leichter Panik-Tendenz. Der Dax war dem obigen Grundschema höherer Schwankungsbreite folgend, von Montag bis Mittwoch gleich einmal um 500 Punkte gestiegen.

Aber was wird in dieser Woche noch alles auf den deutschen Leitindex einprasseln? Geld- und Wahlpolitik, Wirtschaft und Politik, Felder bei denen Nobelpreisträger Daniel Kahnemann von einem Umfeld sprach, umschrieben als „Zero-Validity Environment“, in dem es keine seriöse Voraussagen geben kann. Beim Dax gibt es in diesen Tagen eine doppelte Packung davon.



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