FMW-Redaktion
Als alle schon glaubten, der Schlafwagen-Handel an den Aktienmärkten würde unverändert weiter gehen, hat es plötzlich „bums“ gemacht – nachdem etwa der Nasdaq100 noch zur Eröffnung gestern ein neues Allzeithoch erreicht hatte. Auslöser ist der angekratzte Glaube an die unbegrenzte Wirkmacht von Donald Trump, aber alles, was bisher die neue Administration angefaßt hat, ist nicht wirklich eine Erfolgsgeschichte. Derzeit im Fokus die Auseinandersetzungen um AHCA, das Obamacare ersetzen soll und derzeit wohl nicht das erste Hindernis überwinden kann im Abgeordnetenhaus, schon gar nicht im Senat.
Und damit floppt das nächste Versprechen Trumps: für alle wird alles besser. Vor einigen Tagen hatte Trump ja getwittert, dass niemand damit hat rechnen können, wie kompliziert diese Geschichte mit dem Gesundheitssystem sei – entlarvender geht es nicht! Das zeigt auch die grenzenlose Naivität Trumps, der offenkundig geglaubt hatte, als Chef eine Firma zu übernehmen, und er könne dann bei dieser Firma schalten und walten wie er wolle. Nun sieht er sich mit den Realitäten der Politik konfrontiert, bei der es um den Ausgleich von Interessens-Gegensätzen geht und eben nicht um Superlative wie „phänomenal“, „massiv“ etc., wie Trump gerne seine Vorhaben beschreibt.
Mithin ist jetzt auch die Wall Street aus ihrem geistfreien Vollrausch erwacht – und dann setzt der Kopfschmerz ein. Man kann sich ja eigentlich nur wundern über die bodenlose Naivität der US-Aktienmärkte, und wie es aussieht haben die Anleihemärkte das Spiel schon viel länger durchschaut mit sinkenden Renditen – ein klares Signal dafür, dass man an dem ungleich wichtigeren und wohl auch smarteren Anleihemarkt die großspurigen Versprechen Trumps nicht „gekauft hat“.
Gestern also die größten Verluste seit Oktober (beim Dow Jones und S&P), beim Nasdaq und bei Nebenwerte-Index Russell seit September 2016. Wie im Videoausblick ausgeführt, war der Hexensabbat die Wende, die Positionierungen haben sich gedreht und damit den Abverkauf, der vorher nicht wirklich möglich war, Realität werden lassen. Sieht man sich etwa Aussagen von Bank of Amerika Merrill Lynch an, die ihre institutionellen Kunden befragt, zeigt sich: die Profis waren schon länger nicht mehr auf der Käufer-Seite unterwegs, sondern haben ihre Positionen bei den Privatanlegern abgeladen, die Angst hatten, den nächsten Aufwärtsschub zu verpassen. Starke Hände, schwache Hände!
Gescheppert hat es auch in Asien, vor allem beim Nikkeit wegen des Yen-Anstiegs:
Shanghai Composite -0,49%
CSI300 -0,47%
ChiNext -0,64%
Nikkei -2,13%
Und so sieht sich der Dax nun aktuell die 11900er-Marke von unten an:
Mit dem Unterschreiten der zentralen Unterstützung bei 11915/20 hat der Dax nun einen ziemlich großen Schluck aus der Short-Flasche genommen, das technische Bild hat sich massiv eingetrübt. Daher erscheint ein Test der Gap-Bereich 11860 und 11835 sehr wahrscheinlich, auch die wichtige 11720 dürfte der Index noch einmal sehen. Erholungen dürften begrenzt bleiben – es sei denn, es kommen heute Nachrichten in Sachen AHCA, die auf eine Annahme im Abgeordnetenhaus hindeuten..
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