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Dax: Derzeit viel Lethargie – alle wollen günstiger kaufen!

In den letzten Dax scheint der Dax sich kaum mehr zu bewegen. Ständig ist die Rede davon, dass die Märkte vollkommen überspekuliert seien und dass sich die Indizes so weit von ihrem Aufwärtstrend entfernt hätten. Dies gilt sicherlich für die USA, aber auch für unsere Börse? Für unseren Leitindex, der nun schon bereits seit über sechs Monaten auf- und abschwingt?

Die zwei Jahreshälften des Dax

Betrachtet man die bisherige Entwicklung unseres Leitindex, so könnte man das Jahr in zwei Hälften kategorisieren. Die Achterbahnfahrt im ersten Halbjahr mit dem Blitz-Coronaeinbruch von 40 Prozent von einem Allzeithoch von 13.789 Punkten am 19. Februar bis auf das Coronatief am 23. März mit 8255 Punkten. Dann der sagenhafte Anstieg innerhalb von nur 11 Wochen auf das Frühjahrshoch von 12.913 Zählern am 8. Juni, entsprechend einem Plus von 56 Prozent.

Das Bemerkenswerte ist das aber das typische Verhalten der Börse (beim Index): In diese Phase im zweiten Quartal fiel der Rekordeinbruch des Rezessionsquartals Q2 mit einem Minus von 9,7 Prozent beim deutschen Bruttoinlandsprodukt. Der erneute Beweis dafür, dass in der Regel Konjunktur und Wirtschaft zeitversetzt laufen, das heißt die Börse ist der Entwicklung voraus, antizipatorisch – und die Wirtschaft folgt. Meine alte Leier: Noch nie gab es eine Rezession, in der die Wirtschaft gefallen ist und der Index erst nach Bekanntgabe der Daten regiert hat und Ähnliches gilt für den Aufschwung. Mit der Ausnahme der seltenen externen Schocks wie bei 9/11 September oder eben bei Corona.

Das Paradebeispiel ist die Finanzkrise im Jahr 2009. Am 9. Mörz 2009 markierte der Dax sein Tief mit aus heutiger Sicht unglaublichen 3666 Punkten. Am Jahresende vermeldete das Statistische Bundesamt die größte Rezession der Nachkriegszeit um minus 5,7 Prozent, der Dax war bis Ende Dezember aber bereits wieder auf fast 6000 Punkte gestiegen.

So viel zur Vergangenheit.

Was vollbrachte der deutsche Leitindex in den letzten sechs Monaten? Einen Sägezahnmarkt erster Güte mit einem Hoch im September von 13.460 Punkten und einem Oktobertief von 11.556 Punkten. Und wo stand er am 19. November zu Börsenschluss? Bei 13.086 Punkten, nicht einmal eineinhalb Prozent höher als Anfang Juni. Eine 200-Tage-Linie fast wie eine Waagrechte, der Index scheint die Wachstumsschwäche im Herbst geahnt zu haben.

Jahreschart des Dax

Wie ist die aktuelle Lage?

Trotz der deutlichen Eintrübung der wirtschaftlichen Situation, speziell in unseren Export-Nachbarländern, ist der Index wie paralysiert. Anscheinend gibt es ein Patt zwischen Wachstumssorgen und Impfstoffhoffnung. Ganze 275 Punkte betrug die Schwankungsbreite des Dax innerhalb von 8 Handelstagen. Während man in den USA wie gebannt auf eine Korrektur der überkauften und euphorischen Märkte wartet, ist der Dax wie gelähmt. Dabei war unser Index in insgesamt über 50 Börsentagen des Jahres 2020 entweder um zwei Prozent und mehr gefallen oder gestiegen. Doch woher rührt aktuell dieses seltsame Gleichgewicht eines der volatilsten Indizes?

Der Sentimentspezialist Joachim Goldberg spricht nach seiner letzten Auswertung von einer Divergenz zwischen den Erwartungen von Profianlegern und Privaten. Während die Profis von einer Jahresendrally ausgehen, haben die Privatanleger in die Rally hinein verkauft. Man erwartet einen Kursrückschlag, Kaufinteresse sei erst bei 12.700 Punkten vorhanden. Dabei wären es heimische Investoren gewesen, die die Kursrallye im November verursacht haben. Das ausländische Kapital habe sich zurückgezogen. Was aber heißt, dass die internationalen Fondsmanager nur in geringem Maße in Aktien der Euro-Zone und beim Dax investiert sind. Einstiegskapital wäre also vorhanden, es fehlt nur der Auslöser.

Fazit

23 Börsentage vor den Weihnachtsfeiertagen warten die Börsianer noch ab. Man misstraut den hohen Kursständen in den USA und findet auch die heimischen Kurse zu hoch, da man für dieses Niveau aus deutscher Anlegersicht auch selbst verantwortlich ist und nicht ausländische Käufer. Vielleicht kennt man die Statistik des Dax seit seiner Gründung 1987, wo es in den über 30 Jahren kaum einmal im Dezember mit den Kursen nach unten ging.

Außer im Jahr 2018, wo es außergewöhnlich gekracht hat, in dem Jahr, in dem Jerome Powell der Kommunikations-Gau unterlaufen war. Nach vier Zinsanhebungen in Folge sprach er von weiteren Zinsschritten bei gleichzeitiger Reduktion der Fed-Bilanz. Aber das dürfte in diesem Jahr ganz anders laufen. Das Programm der Notenbanken verspricht ein vorgezogenes monetäres Weihnachtsfest: 150 Milliarden Euro angekündigt durch die Bank of England, eine Ausweitung des 1,35 Billionen-Euro Programms PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) durch die EZB um voraussichtliche 500 Milliarden Euro bis weit ins Jahr 2021, eine Reaktion der Federal Reserve auf das politisch verursachte Stocken eines neuen Stimulusprogramms in den USA und die Bank of Japan, die kauft sowieso, auch ohne Corona.

Die nächste Geldflut zum Jahresende ist im Anmarsch, wahrscheinlich wartet man auf einen günstigeren Einstiegskurs – aber verkaufen will in Europa derzeit aber auch kaum jemand..

Der Dax ist derzeit lethargisch



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