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Dax: Durchbruch geschafft – oder doch Fehlausbruch?

Schon der heutige Tag könnte es zeigen, ob der gestrige Tag nur ein Fehlausbruch für den Dax gewesen ist..

Am gestrigen Tag schien es fast soweit gewesen zu sein: Mit 13640 Punkten erreichte der Dax ein neues Verlaufshoch, welches aber sukzessive wieder abverkauft wurde. Startet er am heutigen Tag einen neuen Versuch – oder sind die derzeitigen Belastungsfaktoren zu groß?

Die Lage beim Dax

Heute vor zwei Jahren hatte der Dax sein bisheriges Allzeithoch auf Schlusskursbasis mit 13599 Punkten erreicht, anschließend erfolgte ein Absturz in zwei Monaten bis auf 11726 Punkte am 26. März. Der Index nahm die Wirtschaftsabschwächung in der deutschen Industrie vorweg, während alle Welt noch von einem synchronen Aufschwung sprach. Das Ganze mündete in ein Tief im Dezember diesen Jahres von gerade mal 10.381 Punkten.

Die Sentimentindikatoren hatten im Januar vor einem Abschwung 2018 gewarnt, diese waren ähnlich hoch wie derzeit. Folgt also erneut ein großer Kurseinbruch? Hier ein paar Fakten, die für und wider dieser Annahme sprechen.

 

Was spricht, was gegen den Dax?

Der Dax läuft jetzt schon geraumer Zeit hinter seinem Höchstkurs her: während der S&P 500 schon im Herbst 2018 ein neues Zyklushoch erreicht hatte, war der deutsche  Leitindex daran im Jahr 2019 mit 13409 Punkten zuletzt gescheitert.
Der jetzige Kurs beim Performance-Index Dax ist irreführend. In der international üblichen Kursversion liegt er mit aktuell 6028 Punkten noch vier Prozent entfernt von seinem Höchststand, den er im März des Jahres 2000 mit 6266 Punkten bereits erreicht hatte.

Trotz des Rückgangs der Gewinne im Vorjahr ist der Dax im Vergleich zum S&P 500 günstig bewertet. Während der US-Leitindex ein KGV von 19 aufweist, liegt es beim Dax bei 15. Noch deutlicher ist das Kurs/Buchverhältnis: 3,7 zu 1,5. Charttechnisch wurde mit dem gestrigen Tag ein Durchbruch geschafft, ein neues Allzeithoch gilt als großes Kaufsignal.

Auch die Konjunktur hat sich offensichtlich erholt: die Frühindikatoren für den Dax haben im September 2019 ihr Tief erreicht (Ifo, ZEW, DIW-Barometer, PMI verarbeitendes Gewerbe). Auch aus dem zweiten großen Exportland Südkorea kamen zuletzt Zeichen einer Wende im produzierenden Gewerbe und noch wichtiger, aus China, einem der zentralen Märkte für Deutschland.

Investoren aus Übersee haben die Nachholsituation in Europa erkannt und laut Umfragen bei großen Fonds (durch BoAML) sollen sich die Geldströme dorthin etwas verlagern.

Der wichtigste Faktor bleibt aber die Geldpolitik der EZB mit ihren weiteren Anleihekäufen (20 Milliarden Euro monatlich, open end) und dem niedrigen Leitzinsniveau. Der Anleihemarkt wird für Großanleger immer gefährlicher, sollte es mit der Konjunktur etwas aufwärts gehen. Der Vergleich Aktien-KGV versus Anleihe-KGV macht diesem Zwiespalt nach wie vor deutlich.
Mittelfristig sprechen auch die Dividendenzahlungen für den Dax, bei dem man speziell im Mai mit einer Ausschüttung der Rekordsumme von über 37 Milliarden Euro rechnet.

Dennoch gibt es auch Punkte, die gegen einen weiteren Daxanstieg sprechen:

  • Der Abverkauf vom Hoch könnte ein berüchtigtes Doppeltop aktivieren, dem erfahrungsgemäß größere Kursabschläge folgen.
  • Die amerikanische Leitbörse ist dermaßen überkauft, die Sentimentfaktoren derartig euphorisch, dass es dort jederzeit zu heftigen Gewinnmitnahmen kommen kann.
  • Die unsichere Situation mit der Ausbreitung des Coronavirus, speziell auf die Luftfahrt- und Tourismusindustrie. Die neuesten Zahlen an Infektionen und Todesfällen steigen an und verunsichern die asiatischen Börsianer.
  • Die deutsche Industrie, insbesondere im Automobilsektor, ist noch nicht aus dem Schneider. So hatte gestern Daimler vor einer weiteren Belastung in Höhe von 1,5 Milliarden Euro durch den Dieselskandals gewarnt.
  • Die Einigung im Phase 1-Deal bringt möglicherweise Nachteile für die europäischen Exportmärkte, wenn sich China an die Forderungen nach erhöhten Importen aus den USA hält.
  • Außerdem besteht die Gefahr, dass sich Donald Trump jetzt Europa mit seinen Forderungen nach Defizitabbau vornimmt, auch wenn sich die Zollfront derzeit nach den Gesprächen auf dem Davoser Wirtschaftsforum etwas entspannt haben könnten. Sehr irritierend hingegen die Aussagen von Finanzminister Mnuchin: „Wenn unsere Digitalkonzerne besteuert werden, werden wir Autos besteuern.“

Fazit

Schon der heutige Tag könnte es zeigen, ob der gestrige Tag nur ein Fehlausbruch für den Dax gewesen ist und sich die Überschrift meines gestrigen Artikels : Coronavirus Auslöser für eine überfällige Korrektur – bewahrheitet? Der Dax ist gestern trotz einer starken Wall Street schon einmal kräftig zurückgefallen. Die Anleger in den deutschen Leitindex sehen zweifelsohne die „Ansteckungsgefahren“ aus Fernost und die Call-Euphorie amerikanischer Spekulanten. Was ist, wenn sich in den USA ein paar „Große“ für Gewinnmitnahmen entscheiden? Wann konnte sich Deutschlands Börse je von US-Entwicklungen abkoppeln?

Der Dax - Argumente für und gegen weiter steigende Kurse



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