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Dax: Ein zartes Pflänzchen der Hoffnung – oder der wahltaktische Griff Trumps in die Mottenkiste..

Faktisch ist die plötzliche Annäherung mit Nordkorea der Versuch Trumps, das Narrativ in den US-Medien zu drehen - durch Griff in die Mottenkiste..

Gestern konnte der Dax leichte Zugewinne verbuchen – aber ein echter Befreiungsschlag war das nicht. Immerhin hat sich der deutsche Leitindex nun die Ausgangsposition verschafft, um wenigstens den wichtigen Widerstandsbereich bei 12100 Punkten anzulaufen – aber selbt wenn das gelingen würde, bliebe der Dax weiterhin in einem intakten Abwärtstrend.

Immerhin gibt es Rückenwind in Sachen Geopolitik: da ist vor allem das Entspannungssignal Nordkoreas, dessen Führer Kim Yong-un einen – wie Trumps Sprecherin Sanders sagte – „warmherzigen“ Brief an Trump geschrieben habe und bereit sei, innerhalb von zwei Jahren auf Atomwaffen zu verzichten. Das sorgte für eine Rally beim Nikkei und hilft über die gestiegenen US-Futures auch dem X-Dax etwas auf die Sprünge:


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Faktisch ist das der Versuch Trumps, das Narrativ in den US-Medien zu drehen: als Trump sich damals mit Kim Yong-un getroffen hatte, sprangen in den USA seine Umfragewerte deutlich nach oben, weil er etwas geschafft zu haben schien, was kein anderer US-Präsident zuvor geschafft hatte. Dass Trump nun Kim Yong-un aus der Mottenkiste wieder hervor holt ist auch deshalb relevant, weil das nur mit der Hilfe Pekings gelingen konnte – und China wird dafür eine Gegenleistung verlangen, sprich Trump wird erst einmal die neuen Zölle gegen chinesische Waren im Umfang von 200 Milliarden Dollar nicht aktivieren, solange die Nordkorea-Karte heiß ist! Das eigentlich wichtigere Thema aber ist der Konflikt USA/Israel/Saudi-Arabien mit dem Iran – hier dürfte es bald konfrontativer werden, insbesondere dann, wenn Trump glaubt, die US-Zwischenwahlen verlieren zu können (ein US-Präsident in einer Kriegssituation verbessert seine Wahlchancen ganz erheblich..).

Dazu gibt es Entspannungssignale in Sachen Brexit (Deal laut Barnier in sechs bis acht Wochen möglich), und Italiens neue Regierung gibt sich derzeit ganz zahm. Das alle ist doch eigentlich gar nicht so schlecht für den Dax. Aber wie schon im Videoausblick thematisiert, gibt es für die Aktienmärkte zwei ganz große Themen: einerseits der Handelskrieg (besonders wichtig für den Dax), andererseits die Geldpolitik der Fed mit der damit verbundenen Liquiditätsverknappung durch Zinsanhebungen und die Bilanzreduzierung (besonders wichtig für die Wall Street und die Schwellenländer). Beide Großthemen sind nach wie vor in der Schwebe, daher findet die Wall Street keine klare Richtung, während der Dax immerhin seinen freien Fall erst einmal stoppen kann.

Aber gewonnen hat der Dax noch nichts – wenn der Sprung über die 12100er-Marke gelänge, wäre die nächste Hürde bei der seit Ende Juli bestehenden Abwärtstrendlinie (derzeit bei ca. 12250 Punkten). Auf der Unterseite ist die Zone 11700/11800 entscheidend: fiele der Dax darunter, ergäbe sich ein immenses Abschlagspotential bis in den Bereich von 11000 Punkten..

 

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1 Kommentar

  1. Markus Fugmann hat in seinem gestrigen Marktgeflüster einen für mich sehr wesentlichen Faktor hervorgehoben. Die USA (speziell der Durchschnittsamerikaner) vertragen derzeit keine höheren Inflationsraten. Sollte Trump jetzt rasch – und damit noch in relevanter Nähe zu den Midterm Elections – die angedrohten Zölle gegen China in Kraft setzen, droht unmittelbar ein Teuerungsschub. Ich habe in meinem Samstagskommentar die Zahlen aus dem Einzelhandel dargestellt, die zeigen, wie stark bei Zöllen auf Waren „Made in China“ Alltagsprodukte (Bekleidung, Schuhe, Reiseutensilien) betroffen wären. Was würden sich die Wähler aus den so genannten „Overfly States“ denken, wenn hier die Preise stark stiegen? „Erst verspricht uns Trump, dass er Jobs in die USA zurückholt und dann führt seine Politik zu teureren Produkten“? Aus meiner Sicht wird dies Trump vor den Wahlen nicht riskieren und weiter in bekannter Manier taktieren. Die Zolldrohung beim Interview in der Air Force One am Freitag war doch wieder ein Beispiel für die trumpsche Impusivität. Angesichts der Arbeitsmarktdaten (starke Lohnsteigerungen, niedrigste Arbeitslosenrate) drohte er im Glauben an die Wirkung seiner Politik dem Widersacher um die künftige wirtschaftliche Hegemonie. Die beschriebene Auswirkung der Inflation wäre dabei nur eine von vielen (Zinsen, Dollar u.w.).

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