FMW-Redaktion
Was da in der letzten Woche passiert ist, war sicher nichts für schwache Nerven! Die US-Indizes trotz der kräftigen Erholung am Freitag mit der schlechtesten Woche seit zwei Jahren, der Dax sah sich die 12.000er-Marke von unten an. Der S&P 500 absolvierte die schnellste 10%-Korrektur seiner Geschichte nach Erreichen eines Allzeithochs, für den Dow Jones gilt das Gleiche seit dem Jahr 1928! Es purzelten also Rekorde, die Volatilität war immens!
Ist das jetzt alles vorbei? Die Bullen haben nun ein gutes Argument: der S&P 500 hat seine 200-Tage-Linie verteidigt und konnte von dort aus dynamisch steigen. JP Morgan sorgte am Freitag mit der Aussage, dass die Schieflagen bei Quant-Modellen nun bereinigt seien, für eine scharfe Rally von gut 600 Punkten beim Dow Jones – auch das eine extreme Bewegung!
Aber es bleibt das Problem, das der Grund für die Turbulenzen war: die Anleiherenditen! Die 10-jährige liegt aktuell knapp unter 2,89%, und es ist davon auszugehen, dass die 3%-Marke erreicht wird in Kürze. Das aber wäre dann wieder eine runde Zahl, die für viel Aufmerksamkeit sorgen wird. All das signalisiert: die Märkte haben sich derart an die Liquiditäts-Party gewöhnt, dass sie jetzt Schwierigkeiten haben zu realisieren, dass die Party eigentlich gelaufen ist!
Viel zu wenig Erwähnung findet derzeit die Tatsache, dass die Fed ihre Bilanzsumme immer weiter reduziert, mi steigender Geschwindigkeit (derzeit 20 Milliarden Dollar pro Monat, ab April dann 30 Milliarden Dollar pro Monat, ab Juli dann 40 Milliarden, ab Dezember dann 50 Milliarden pro Monat bis Ende des Jahres 2020). All das bedeutet: die Renditen steigen tendentiell weiter – weil die Fed als großer Verkäufer auftritt für US-Anleihen, während die Trump-Adminsitration das Anleihevolumen alleine im ersten Quartal diesen Jahres verdoppelt, um das Leben der Amerikaner über ihre Verhältnisse zu finanzieren! Da ist also sehr viel Angebot an Anleihen, da muß die Nachfrage erst einmal hinterher kommen!
Der Gegenwind für die Aktienmärkte bleibt damit bestehen, wird sogar perspektivisch immer größer. Die ultralaxe Geldpolitik der großen Notenbanken ermöglichte den Aktienmärkten und den Anleihemärkten jahrelang eine Rally, jetzt aber hat sich der Wind gedreht, und dennoch heißt es unisono: das war ein kleiner Einbruch an den Aktienmärkten, aber jetzt geht das alte Spiel einfach weiter! Das ist ein krasser Widerspruch – und zeigt, dass die alten Denkmuster noch bestehen in einer neuen Situation, die neue Denkmuster erfordert, um am Markt erfolgreich zu sein!
Wir haben daher auch ein gewisses Mißtrauen gegen die aktuelle Rally, auch wenn diese noch weiter gehen kann. Die Frage stellt sich, wie nachhaltig die Erholung ist, wann der nächste Rückschlag kommt. Das ist nur eine Frage des „wann“, nicht des „ob“!
Sehen wir uns den Dax an:
(Chart durch anklicken vergrößern)
Nächster Widerstand bei 12340/50, dann die 12480 und schließlich das Doppeltop bei 12645 Punkten. Erst wenn letzterer Bereich wirklich überwunden ist, können die Bullen etwas aufatmen. Auf der Unterseite wäre das Unterschreiten der 12140er-Unterstützung klar negativ!
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Sicher kam der Fed eine Aktienmarktkorrektur des heiß gelaufenen Marktes bis 10% gerade recht. Aber ein rascher Renditeanstieg sicher nicht. Wie PK mehrfach erwähnt hat, wird die Notenbank ihr Tapering sofort unterbrechen, wenn die Zinsen zu rasch steigen. Die USA müssen in diesem Jahr 10% auslaufende Anleihen ersetzen und es kommen bekanntlich auch neue hinzu. Heute vermutete das Handelsblatt, dass die Fed bereits zum Ende letzter Woche wieder als Käufer am Anleihemarkt aufgetreten ist. Ob es der Fed gelingt, bei weiter ansteigender Inflation in Verbindung mit weiter wachsenden Staatschulden, den Renditeanstieg der Langläufer zu kontrollieren, ist aber sehr zu bezweifeln. Ausblick: 2018 könnte es in vielen Bereichen ein Hin und Her geben, kurz Vola wird bleiben.
das ist wahrlich keine einfach lösbare Aufgabe für die FED. Eher unlösbar.
Man sieht auch heute wieder einen sehr schwachen ZB nahe Tiefstkurs.
Der Markt spielt Ping Pong – steigen die Aktien und versuchen sich Luft zu verschaffen, gehen sofort die Renditen wieder rauf – dann fallen wieder die Aktien.
Daher schließe ich aktuell einen Anstieg auf alte Hochs in nächster Zeit im Prinzip fast aus bzw. sehr unwahrscheinlich.