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Dax: Euphorie über Allzeithoch charakterisiert Spätstadium der Rallye

Kurse

Der Dax hat die 15.000 Punkte übersprungen, die entsprechende Feierlaune unter den Anle­gern bleibt da nicht aus. Unsere Umfrage misst ein Sentiment von 5,3 nach 2,5 in der Vorwo­che. Ab Werten über 4 sprechen wir von Euphorie, also von einer Feierlaune. Wer gerne feiert, der weiß: Die besten Partys dauern län­ger, als man es für möglich gehalten hätte. So ist es auch an der Börse.

Angst und Panik in der Anlegerstimmung dau­ert zeitlich meist nur sehr kurz an und kann daher gut als Indikator für ein Börsentief genutzt werden. Feiern kann man aber länger, daher ist die Euphorie, die wir derzeit messen, noch kein Hinweis darauf, dass wir bald mit einem Börseneinbruch zu rechnen haben.

Da macht mich schon eher die hohe Selbstzu­friedenheit der Anleger misstrauisch: Mit einem Wert von 4,5 strahlen Anleger eine Selbstgefälligkeit aus, vor deren Hintergrund manch kritische Entwicklung schnell übersehen werden kann.

Die Zukunftserwartung ist, vielleicht durch den Sprung über die 15.000, eingebrochen. Vor einer Woche hatten die Bullen mit einem Wert von 1,0 noch knapp die Mehrheit, nun domi­nieren die Bären mit einem Wert von -1,4. Der Pessimismus unter den Anlegern macht es dem Aktienmarkt schwer, weiter hinzu zu gewinnen.

Entsprechend ist die Investitionsbereitschaft mit einem Wert von nur noch 0,6 (Vorwoche 1,4) sehr gering. Es drängt sich die Frage auf, wer auf diesem Kursniveau für weiter stei­gende Kurse sorgen soll.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf -15 gestürzt: Die erzielten Buchgewinne der Anleger werden mit Put-Scheinen abgesichert. Als nach dem Corona-Crash die Börsenrallye startete, war im Juni die Absicherungsneigung der Privatanleger auf einem extremen Niveau: -14,5. Heute ist die Absicherungsneigung noch größer.

Das Put/Call-Verhältnis an der CBOE steigt langsam an und zeigt, dass dort die extrem bullische Marktphase zu einem Ende kommt. Call-Optionen werden eingedeckt, aber wirklich absichern tut sich dort jedoch noch niemand.

US-Fondsmanager haben ihre Investitions­quote zum Quartalswechsel wieder auf 57% zurück gefahren. Ich schreibe niedrige Investi­tionsquoten zum Quartalswechsel dem Umstand zu, dass viele Hedgefonds ihren Anlegern nur quartalsweise den Ausstieg ermöglichen. Hier wird also Liquidität für Aus­zahlungen vorgehalten.

US-Privatanleger haben ihre Bullenquote auf nunmehr 30% hochgeschraubt, so bullisch war die Stimmung in den USA im gesamten vergangenen Jahr nicht.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 51% eine neutrale Marktverfassung an. Auch der Short Range Oscillator des S&P 500 notiert auf der neutralen Nulllinie.

Interpretation

Die Gegensätze sind größer worden: Gegen­sätze der Stimmung zwischen den USA und Europa. Während in den USA die Bullen domi­ nieren, sichert man hierzulande seine Gewinne ab. In den USA ist die Freude über den Impffortschritt sowie über das Konjunktur­programm groß, auch die 1.400 USD Corona­hilfe, die als Scheck in diesen Tagen in die Haushalte flattern, dürften der guten Laune zuträglich sein.

In Deutschland hingegen gibt es immer neue Probleme bei der Impfkampagne und bei den Lockdown-Maßnahmen und von Coronahilfen sehen viele Bezugsberechtigte Berichten zufolge lange Zeit nichts oder zu wenig. Die Konjunktur wird sich hierzulande erst viel spä­ter erholen, während China und die USA schon wieder unter Volldampf neue Märkte erobern. Da sieht es für viele Anleger eher gefährlich aus, wenn der DAX in einer solchen Situation neue Hochs erklimmt.

Doch einmal mehr sei darauf hingewiesen, dass im DAX die größten Unternehmen Deutschland notiert werden. Und die deutsche Industrie ist eine Exportindustrie. Wenn’s unse­ren Handelspartnern wie den USA und China gut geht, dann geht es auch unserer Wirtschaft gut. Das spiegelt sich in der Rekordjagd vom DAX wider.

Gegenläufig zum DAX ist der Euro-Wechsel­kurs zum US-Dollar gefallen. Die DAX-Rallye wurde bislang also nicht durch internationale Anleger getrieben. Wenn sich nun zeigt, dass die globale Konjunktur durch China und die USA angetrieben wird, könnten internationale Anleger nach Profiteuren suchen. Da ist der DAX durchaus ein beliebtes Vehikel. Damit möchte ich sagen, dass es durchaus Szenerien gibt, die den DAX weiter in die Höhe treiben könnten, auch wenn die heimischen Anleger bereits ihre Traumstände erreicht sehen.

Natürlich ist auch das Gegenteil möglich: sollte das internationale Interesse am DAX ausblei­ben, könnten schnell die nächsten Käufer feh­len, die für noch höhere Kurse sorgen. Ent­ sprechend ist auch ein baldiges Ende der Ral­lye möglich. Die Sentimentanalyse zeigt uns, dass sich die Rallye in einem späten Stadium befindet. Es kann durchaus noch weiter gehen, doch Absicherungen sind sinnvoll, damit Sie bei einem Rücksetzer nicht auf dem falschen Fuß erwi­scht werden.



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