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Dax: Gefährliche Konstellation – Richtungsentscheidung!

Dax vor Richtungsentscheidung

Die letzte Woche der inoffiziellen Sommerflaute endete genau so: Sehr wenig Handelsvolumen, kaum Veränderung beim Dax. Charttechniker sprechen schon von der Ruhe vor dem Sturm. Schauen wir mal, wie sich die Anleger nach 3 Monaten Seitwärtsbewegung mit nur einer Unterbrechung fühlen.

Das Anlegersentiment ist leicht auf 0,7 angestiegen. Der DAX notiert in Schlagweite des Allzeithochs, dennoch zeigt sich keinerlei Euphorie.

Mit einem Wert von +0,8 ist auch die Selbstzufriedenheit unter den Anlegern nicht sonderlich groß. Kein Wunder, denn Anleger neigen dazu, entweder auf steigende Kurse zu hoffen, oder aber fallende Kurse zu fürchten. Eine Seitwärtsbewegung dient weder dem einen, noch dem anderen Lager.

Seitwärtskonsolidierung beim DAX – dann Ausbruch?

Noch schöner als der Begriff „Seitwärtsbewegung“ ist der Begriff „Seitwärtskonsolidierung“. Damit wollen Börsianer ausdrücken, dass die Zeit, in der an der Oberfläche kaum Bewegung zu sehen war, unter der Oberfläche zittrige Anleger aus ihren Aktien getrieben wurden, während überzeugte Investoren diese Aktien aufgegriffen haben. Was in der Regel nur durch Angst und Panik im Ausverkauf erzielt wird, nämlich das Ausschütteln der Anleger mit zittrigen Händen, gelingt manchmal eben auch ohne Angst und Panik im Rahmen einer „Seitwärtskonsolidierung“.

Ob das diesen Sommer über gelungen ist, wird die Zukunft zeigen. Doch viele Anleger glauben daran: Der Zukunftsoptimismus ist auf 3,7 gestiegen. Ab Werten über 4,0 sprechen wir von Euphorie. Seit Mitte Juni verzeichnen wir bereits einen hohen Optimismus unter Anlegern, ohne das Niveau der Euphorie zu erreichen.

Überraschend ist vor diesem Hintergrund, dass die Investitionsbereitschaft auf -0,6 gefallen ist: Viele sind überzeugt von steigenden Kursen beim DAX, doch kaufen möchte niemand. Hmm, aber wer soll denn dann für steigende Kurse sorgen, wenn niemand mehr kaufen möchte? Ich würde diese Konstellation als gefährlich bezeichnen.

Das Euwax Sentiment hat sich auf -2 erholt, vor zwei Wochen stand es noch bei -13. Damit haben Privatanleger aufgehört, sich gegen fallende Kurse abzusichern.

Institutionelle Anleger, die sich über die Eurex absichern, sind leicht optimistisch positioniert. Das Put/Call-Verhältnis von 1,3 zeigt leicht weniger Long-Spekulationen an als im Durchschnitt der vergangenen 12 Monate (1,8). Dabei müssen wir natürlich berücksichtigen, dass die Nach-Corona-Rallye besonders viele Long-Spekulationen nach sich zog. Historisch betrachtet ist mir ein durchschnittliches Put/Call-Verhältnis von etwa 1,4 im Gedächtnis. Damit liegen wir derzeit also in einem neutralen Bereich.

In den USA bleiben die Bullen am Ruder. Das Put/Call-Verhältnis der CBOE zeigt weiterhin ein deutliche größeres Handelsvolumen in Call-Optionen an.

US-Fondsanleger bleiben mit einer Investitionsquote von 94% weiterhin hoch investiert.

Unter US-Privatanlegern haben die Optimisten ebenfalls wieder leicht die Oberhand gewonnen, die Bullenquote liegt bei 10%. Überraschend ist jedoch der Blick ins Detail: 43,3% der US-Privatanleger sind bullisch gestimmt, 33% bärisch. Die Polarisierung steigt weiter an. Das Lager der noch neutral eingestellten Anleger leert sich zusehends. Ein gutes Indiz dafür, dass größere Kursschwankungen anstehen.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 56% eine neutrale Verfassung an.

Interpretation des Sentimentes beim DAX

Die Investitionsquote ist hoch, die Zukunftserwartung ist bullisch und dennoch ist die Investitionsbereitschaft gering. You can’t have it both ways, sagen die Amerikaner: Du kannst nicht alles haben. Wenn Anleger kein Cash mehr verfügbar haben, frage ich mich, welches Geld die nächste Rallye antreiben soll. Es müsste schon eine überraschend positive Meldung geben, um frisches Anlegerkapital zu mobilisieren.

Doch die Sentimentanalyse kann lediglich Schiefstände aufzeigen. Dieser Schiefstand wird sich in den kommenden Wochen lösen, doch wir wissen nicht wie. Wie in den vergangenen drei Monaten kann sich auch dieser Schießstand durch eine aufzehrende Seitwärtsbewegung auflösen. Doch die steigende Polarisierung deutet darauf hin, dass dies dieses Mal nicht passieren wird. Der Schiefstand dürfte sich in den kommenden Wochen durch eine Kursreaktion in die eine oder andere Richtung auflösen.

Nehmen wir mal an, die „eine“ Richtung ist abwärts und die „andere“ ist aufwärts. Eine Abwärtsbewegung könnte Dynamik gewinnen, weil viele Anleger investiert sind. Sie sehen zunächst ihre Gewinne dahinschmelzen und werden versuchen, frühzeitig Positionen abzustoßen. Gleichzeitig fehlt es am Kapital, dass ein so entstehendes Angebot aufnehmen sollte, denn die Cashquote ist gering. Eine beginnende Abwärtsdynamik ist zu dem aktuellen Zeitpunkt gefährlich.

Eine Aufwärtsbewegung auf der anderen Seite könnte ebenfalls erfolgen: Der große Optimismus unter den Anlegern verhindert frühzeitige Gewinnmitnahmen, sollten die Kurse steigen. Für einen Kursanstieg im DAX könnten beispielsweise ausländische Investoren sorgen, die vor dem Tapering, der Drosselung der Geldflutung, in den USA flüchten. Das durchschnittliche KGV im DAX steht aktuell schon wieder bei 15, beim Dow Jones sind wir noch bei 22.

Sie sehen, beide Richtungen sind denkbar und für beide Richtungen gibt es gute Argumente. Ich werde in diesen Tagen immer wieder auf die vermeintliche Gefahr durch die Delta-Mutation von Corona hingewiesen. Die Inzidenz sei selbst in Israel, das am besten durchgeimpft ist, dramatisch angestiegen. Die Antwort dazu müssen wir in zwei Teile untergliedern:

1. Corona ist nicht neu und dramatische Ausverkäufe, wie wir es im vergangenen Frühjahr gesehen haben, erfolgen nur dann, wenn etwas wirklich Neues und Unvorhersehbares passiert. Gesellschaft und Wirtschaft wären dieses Mal besser vorbereitet.

2. Es setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass die Inzidenz als einzelne Ziffer nicht geeignet ist, über Lockdown-Maßnahmen zu entscheiden. Es lohnt sich, ein differenzierteres Bild zu betrachten, in dem auch die Belegung der Krankenhausbetten berücksichtigt wird, das Alter der Infizierten und der Krankheitsverlauf, etc. Ohne das Ergebnis vorweg nehmen zu können sind wir da in einer komplexen Welt, die von der Börse dann schon auch differenziert und nicht panikartig aufgenommen wird.

Natürlich kann ein sich stark ausbreitendes Infektionsgeschehen die Aktienmärkte negativ beeinflussen. Und wenn wir uns die oben beschriebene „eine“ Richtung, also Abwärts, vor Augen führen, kann das auch eine Dynamik entwickeln, in der schnell einige hundert DAX-Punkte verloren gehen. Aber weder Dauer, noch Intensität dürften auch nur annähernd an das heranreichen, was wir im vergangenen Frühjahr erlebt haben.

Ich denke es ist auf dem aktuellen Niveau nicht verkehrt, ein wenig Cash vorzuhalten, damit Sie handlungsfähig bleiben, sollte die „eine“ Richtung eingeschlagen werden. Für einen ungezügelten Ausbruch in die „andere“ Richtung fehlt es kurzfristig an Cash, um für große Kurssprünge zu sorgen.

Aber, und so wird ein Schuh draus: Ein kurzer Ausverkauf, vielleicht mit einem Anflug von Panik, würde ausreichend Cash generieren, das anschließend als Treibstoff für eine Fortsetzung der Rallye wirken kann.

Hinweis: Bei aktiver Beteiligung (https://www.animusx.de/) an den wöchentlichen Umfragen erhalten Sie die Ergebnisse (Grafiken nebst schriftlicher Auswertung) kostenlos



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