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Anleger stark investiert, wurden von Ausverkauf überrascht Dax: Größter Stimmungseinbruch seit Corona-Crash

Geht die Korrektur weiter?

Dax Stimmungseinbruch Corona-Crash
Foto: tang90246 - Freepik.com

Vor einer Woche schrieb ich als Schlussfolgerung der Sentimentanalyse, dass mir die Phantasie fehle, was für weitere Kurssteigerungen beim DAX sorgen könnte. Das Wahlergebnis in Sachsen und Thüringen wird als negativ für die Wirtschaft interpretiert. Es folgte die Meldung, dass VW erstmals in seiner Geschichte über Werksschließungen nachdenke, und dass Intel sparen muss und die geplante Fertigungsanlage in Magdeburg in Frage gestellt werden könnte. Immerhin möchte Intel dort 32 Milliarden Euro investieren, 10 Milliarden Euro würde Robert Habeck aus Steuergeldern an Fördermitteln zusteuern.

DAX: Größter Stimmungseinbruch seit Coronacrash

Ehe wir uns versahen, notierte der DAX bei -2% und konnte sich im weiteren Wochenverlauf davon nicht mehr erholen. Das Anlegersentiment ist entsprechend auf -3,4% eingebrochen. Im Vergleich zur Vorwoche beträgt das Delta -7,7%-Punkte, der größte Stimmungseinbruch seit dem Coronacrash.

Kein Wunder, dass Verunsicherung einzieht, der entsprechende Sentimentwert fällt auf -3,3%.

Wenn die Kurse fallen, können Sie später stärker steigen, denken sich wohl viele Anleger. Denn die Zukunftserwartung ist auf +4,7% gesprungen, der höchste Wert seit einem Jahr.

Doch wenn Sie sich an die Investitionsbereitschaft, und in Verbindung damit die Cashquote, aus der Vorwoche erinnern, dann wird es Sie nicht überraschen, dass trotz des großen Zukunftsoptimismus kaum ein Anleger investieren möchte. Die Investitionsbereitschaft beim DAX ist lediglich auf +0,4% angestiegen, was wenig verwundert, weil Anleger vor einer Woche angaben, kaum noch Cash zu besitzen.

Anleger sind also stark investiert und wurden von dem Ausverkauf überrascht, die Verunsicherung ist groß, doch Hoffnung auf bald wieder steigende Kurse beim DAX führen zu einem … na, ich nenne es einmal „Zweckoptimismus“.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger bricht auf -12% ein. Anleger kaufen Absicherungsprodukte, die von fallenden Kursen profitieren, um ihre hohe Investitionsquote abzusichern.

Auch institutionelle Anleger, die sich über die Eurex absichern, haben ihre Put-Käufe hochgefahren. Das Put/Call-Verhältnis ist auf 1,8 angestiegen und damit noch immer auf Jahressicht auf einem sehr niedrigen Niveau, aber seit Mitte Juli (1,7) bereits deutlich angestiegen. Je mehr Puts gekauft werden, desto höher steigt das Put/Call-Verhältnis.

An der CBOE springt das Put/Call-Verhältnis auf 0,98, was ein deutliches Plus zur Vorwoche darstellt. Auch in den USA ist Anlegern der Schreck in die Glieder gefahren und nun kauft man die Put-Absicherungen, die man noch vor wenigen Tagen für überflüssig hielt.

Die Investitionsquote der US-Fondsmanager fällt um 11%-Punkte auf 71%. Die Bulle/Bär-Differenz der US-Privatanleger geht auf 20%-Punkte zurück. Doch sowohl das Bullen- als auch das Bärenlager verlieren zugunsten des Lagers der Neutralen.

Der technische Angst & Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit 46% eine neutrale Verfassung.

Interpretation der DAX-Stimmung

Die Stimmung an den Aktienmärkten ist schlecht, keine Frage. Die gestiegenen Absicherungskäufe sind konstruktiv und entsprechend darf der Zukunftsoptimismus ruhig steigen. Einmal mehr müssen wir die Frage stellen, ob es sich um eine kurze Verschnaufpause in einem intakten Aufwärtstrend handelt, oder aber um den Beginn eine ausgewachsenen Korrektur beim DAX.

Für eine Verschnaufpause spricht der sprunghaft angestiegene Zukunftsoptimismus. Technisch betrachtet sind auch die Absicherungskäufe ein gutes Zeichen. Meinen vorläufigen animusX-Daten entnehme ich, dass auch die Shortquote deutlich angesprungen ist. Das sind Positionen, deren Auflösung im Falle positiver Entwicklungen für weiteren Auftrieb an den Aktienmärkten sorgen könnten.

Sollten wir es jedoch mit dem Beginn einer ausgewachsenen Korrektur des DAXzu tun haben, so ist die große Stimmungsdifferenz zwischen der aktuellen Stimmung (-3,4%) und der Zukunftserwartung (+4,7%) zu groß. Eine Korrektur endet erst dann, wenn auch die letzten Optimisten aufgeben. Davon ist jedoch noch nichts zu sehen.

Vielleicht hilft der Blick ins Detail: nächste Woche wird die US-Notenbank aller Voraussicht nach erstmals seit vier Jahren den Leitzins senken. Dadurch ändern sich die Rahmenbedingungen für Unternehmen: Niedrigere Zinsen sind gut für Unternehmen mit hohen Finanzierungskosten für Investitionen, also bspw. Industrieunternehmen. Gleichzeitig werden die Zinsen gesenkt, weil die Konjunktur schwächelt, was Anleger reflexartig zu Aktien von Versorgern und Immobilienunternehmen greifen lässt. Anbieter von Produkten, die konjunkturunabhängig nachgefragt werden: Stromversorger, Telekoms, Immobilienkonzerne, etc.

Die Mega-Tech Unternehmen, die für Anleger in den vergangenen Jahren der hohen Zinsen alternativlos waren, bekommen also Konkurrenz. Entsprechend werden sich Anleger frisches Kapital durch den Verkauf der bislang erfolgreichen Mega-Tech Aktien besorgen und einen Teil davon in Industrie- und Versorgeraktien investieren.

So betrachtet sehen wir derzeit nichts weiter als eine Anpassung an die neuen Rahmenbedingungen, eine Rotation. Da in den vergangenen Jahren ausschließlich über Mega-Tech Unternehmen berichtet wurde, und in den letzten Wochen schließlich gefühlt nur noch über Nvidia, sieht deren Ausverkauf aus wie ein Crash.

Doch die Aktie von Vonovia konnte diese Woche 5,4% zulegen, E.On +3,4% und die Deutsche Telekom +2%. Im Dow Jones führt Procter & Gamble mit seinen Haushaltswaren des täglichen Gebrauchs die Liste der Wochengewinner mit +3,5% an, gefolgt von Travelers, deren Kreditkunden von den sinkenden Zinsen profitieren.

Eine Aussage über einen Index wie den DAX ist vor dem Hintergrund der sichtbaren Rotation natürlich schwer. Entsprechend lässt sich diese Woche die Sentimentanalyse nicht für eine Richtungsentscheidung nutzen.

Hinweis: „Bei aktiver Beteiligung (https://www.animusx.de/) an den wöchentlichen Umfragen erhalten Sie die Ergebnisse (Grafiken nebst schriftlicher Auswertung) kostenlos.“



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