Wenn man sich die Dinge einmal genauer ansieht, gibt es eigentlich wenig Grund für eine Party an den Aktienmärkten!
Schön: Amazon übertraf gestern die Erwartungen. Aber der Ausblick von Amazon zeigt, dass die Zeiten nicht besser werden. Dann das nachbörsliche Kurs-Debakel von Intel gestern (Aktie -10% nach Vorlage der Zahlen), auch in Japan heute dramatische Abstürze von Tech-Werten (Advantest; Anritsu). A propos Japan: Wider starker Rückgang der Industrieproduktion in Nippon..
Lange Zeit konnten die Dauer-Bullen argumentieren: was interessieren uns die aktuell schwachen Konjunkturdaten, wenn China doch Stimulus betreibt und damit Chinas Wirtschaft wieder die Wachstumslokomotive wird. Aber seit Freitag ist dieser Glaube tot, das Politbüro denkt wieder eher an Enthebelung der ausgeuferten Schulden. Und damit sind schlechte Zahlen eben auch wieder schlechte Zahlen, Punkt.
Derzeit auffällig ist das, was die Notenbanken signalisieren: vorgestern die Bank of Canada, gestern die schwedische Reichsbank jeweils mit Aussagen, die klar machen, wie stark faktisch der Abschwung ist. Klar ist: über Zinsanhebungen braucht man derzeit nicht einmal nachzudenken. Auch hier gilt: pessimistische Ausblicke der Notenbanken sind insgesamt so lange nicht positiv, als damit noch keine Zinssenkungsfantasien verknüpft sind. Damit scheint man nun auch bei den Notenbanken verstanden zu haben, dass erstens die derzeitige Lage der Konjunktur keine Zinsanhebung rechtfertigt, und zweitens scheint nach dem Dezember sell-off allen klar, dass die Welt sich keine höheren Zinsen aufgrund der gigantischen Verschuldung leisten kann!
Lange dominierte die Freude darüber, dass die Fed ihren Zinsanhebungskurs abgeblasen hat. Nun aber scheinen sich die Märkte mehr und mehr die Frage zu stellen, warum das passiert ist. Die sich häufenden schwachen Ausblicke (auch Daimler heute) deuten darauf hin, dass die „Fed-hört-auf-und-der-China-Deal-kommt-Party“ schon zu ende ist – und nur diejenigen noch auf der Tanzfläche bleiben, die im Vollrausch sind..
Heute im Fokus das US-BIP, man achte aber auch auf die Preiskomponente des BIPs (BIP-Deflator) sowie die Konsumausgaben der Amerikaner (alles 14.30Uhr).
Der Dax kämpft nun darum, weiter im seit Mitte April bestehenden Aufwärtstrend zu bleiben:
Wir gehen davon aus, dass vor allem für die Wall Street, aber auch für den Dax die Luft kurzfristig sehr dünn werden wird..
Foto: Deutsche Börse AG
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken