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Dax: Herausragende Zahlen – aber trotzdem stockt die Rally

Nach dem Anstieg des Dax - wie geht es weiter?

Um ein halbes Prozent ist der DAX in der letzten Woche zurück gegangen, nach -1,2% in der Vorwoche. Zwei Wochen mit einem Minus haben ausgereicht, um die Anlegerstimmung von Überschwang in den neutralen Bereich zurückzuholen. So weist das Anlegersentiment diese Woche einen Wert von -0,2 aus. Auch die Selbstzufriedenheit ist verflogen, wie der Wert von ebenfalls -0,2 bei der Selbstgefälligkeit zeigt: Ein bisschen Verunsicherung macht sich breit.

Die Zukunftserwartung, die im Rahmen der mehrwöchigen Rekordjagd des DAX immer weiter bis -1,9 vor fünf Wochen zurück ging, erholte sich auf einen Wert von nur noch -0,1. Die Konsolidierung im DAX ist vor dem Hintergrund dieser Entwicklung tatsächlich bereits erfolgreich, obwohl der DAX bislang kaum Federn lassen musste.

„Erfolgreich“ bedeutet im Rahmen der Sentimentanalyse natürlich, dass die Stimmung als Kontraindikation für steigende Kurse möglichst depressiv sein sollte, während sich gleichzeitig die Zukunftserwartung aufhellt und zu Käufen animiert.

Es fehlt allerdings noch die Überzeugung, dass das aktuelle Kursniveau bereits zu Käufen einlädt: Die Investitionsbereitschaft zeigt mit einem Wert von -0,9 weiterhin ein extrem niedriges Niveau auf. Wenngleich also die überfällige Konsolidierung bereits erfolgreich läuft, fehlt noch immer ein Grund, um Anleger wieder für Aktien zu begeistern.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger notiert bei -2 und zeigt kaum noch Absicherungskäufe an. Im März sind Anleger große Absicherungspositionen eingegangen, der Indikator fiel bis Anfang April auf einen Rekordwert von -17. Diese Absicherungskäufe wurden nunmehr wieder aufgelöst. Man könnte vermuten, dass die herausragenden Q-Zahlen der Unternehmen dafür gesorgt haben, dass die Konsolidierung bereits auf hohem Niveau, und somit ohne nennenswerte Kursverluste, erfolgen konnte.

In den USA sieht es ganz anders aus. Dort ist die Vorfreude auf die Nach-Coronazeit seit November sehr groß, das Put/Call-Verhältnis der CBOE notiert seither auf extrem niedrigem Niveau und zeigt somit extrem bullische Positionierungen an. Auch die US-Fondsmanager haben ihre Investitionsquote nochmals auf nunmehr 104% erhöht.

US-Privatanleger hingegen werden vorsichtig, das Bulle/Bär-Verhältnis ist von Werten über 30% in den vergangenen Wochen auf 17% zurück gegangen. Zwar dominieren auch hier noch klar die Bullen, doch das Bullenlager leert sich langsam.

Letzte Woche ist der Bund-Future erstmals seit über zwei Jahren unter 170 EUR gerutscht. Der Bund-Future ist ein rechnerisches Konstrukt, das als Gegenstück zur Renditeentwicklung 10 Jahre laufender Bundesanleihen betrachtet werden kann. Seit über zwei Jahren haben wir in Deutschland Negativzinsen. In den vergangenen Wochen haben wir einen heftigen Zinsanstieg gesehen, einhergehend mit dem Kursverfall des Bund-Futures. Sollte nun die 170er-Marke im Bund-Future nicht halten, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass das Zinsniveau schon bald wieder ins Plus dreht. Wie sieht’s denn stimmungsmäßig auf dem Zinsmarkt aus?

Nun, der Absturz von 180 auf 170 EUR im Bund-Future hat die Stimmung bereits auf ein extrem negatives Niveau gedrückt, eine Gegenreaktion ist jedoch im April bereits erfolgt. Nun steht eine Entscheidung an. Die Zukunftserwartung ist derzeit neutral. Allerdings zeigt die Selbstzufriedenheit extrem hohe Werte, Anleger fühlen sich bestätigt in ihrer Erwartung des Ausverkaufs von 180 auf 170 EUR und in dem Punkt, dass die 170 EUR als Unterstützung halten. Diese Selbstsicherheit ist gefährlich.

Die Investitionsquote im DAX ist inzwischen nicht mehr sonderlich hoch. Seit langem ist bekannt, dass an den Zinsmärkten kein Blumentopf zu gewinnen ist. Doch eine Investitionsbereitschaft ist quasi nicht mehr vorhanden, niemand möchte sein Geld in die Anleihemärkte investieren. Selbst auf dem aktuell niedrigsten Niveau der vergangenen zwei Jahre gibt es niemanden, der jetzt kaufen möchte.

Eine Entscheidung, ob die Niedrigzinsphase zu einem baldigen Ende kommt, steht unmittelbar bevor.

Für den Bitcoin sieht das Stimmungsbild wesentlich konstruktiver aus: Der Rückschlag im Bitcoin-Preis hat Anlegern die Laune verdorben. Doch viele Anleger warten nur auf eine Gelegenheit, einzusteigen. Ein weiterer Ausverkauf dürfte also, wenn er denn kommen sollte, nur kurze Zeit andauern.

Interpretation für die Stimmung im Dax

Ich würde die aktuelle Sentimentlage für den DAX als Patt-Situation beschreiben. Für einen heftigen Ausverkauf ist die Stimmung nicht positiv genug. Auf der anderen Seite fehlen nach den herausragenden Q-Zahlen, die der Rallye keine neue Nahrung geben konnten, die Treiber für eine Fortsetzung der Rallye. So könnte der Markt vorerst einmal in eine Seitwärtsbewegung übergehen.

Die leichte Verunsicherung, die wir in unserer aktuellen Sentimenterhebung messen, könnte jedoch auch gefährlich werden: Wenn nicht einmal die herausragenden Q-Zahlen für eine Fortsetzung der Rallye sorgen konnten, was wird dann wohl passieren, wenn keine positiven Meldungen mehr auf das Börsenparkett treffen? Und was, wenn es mal negative Schlagzeilen gibt? Die Verunsicherung könnte dann dazu führen, dass Anleger Angst um ihre Buchgewinne haben und schleunigst ihre Positionen versilbern, einen langsam ansetzenden Ausverkauf also beschleunigen.

Insbesondere in den USA haben wir diese Woche gesehen, dass Unternehmen mit einem hohen Bewertungsniveau kaum noch weiter ansteigen können. Nach-Corona Profiteure hingegen, deren Kurs sich noch nicht erholt hat, können weiterhin von der sukzessiven Öffnung der Wirtschaft profitieren.

Somit ist es derzeit vielleicht der falsche Zeitpunkt, nach einer „Marktrichtung“ zu suchen: Die Rotation der vergangenen Monate, in der abwechselnd sowohl Corona-Profiteure als auch Nach-Corona-Profiteure nach oben getrieben wurden, könnte in einer Form zu einem Ende kommen, in der die Nach-Corona-Profiteure weiter gefragt sind, Pandemie-Gewinner jedoch ausverkauft werden. In diesem Szenario wäre es dann schwer vorhersehbar, ob die Indizes unterm Strich nach oben oder unten tendieren.

Hinweis: „Bei aktiver Beteiligung (https://www.animusx.de/) an den wöchentlichen Umfragen erhalten Sie die Ergebnisse (Grafiken nebst schriftlicher Auswertung) kostenlos.“



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