FMW-Redaktion
Wer Kinder hat, kennt das: bei Supermärkten stehen am Kassenbereich Regale mit Dingen, die für Kinder besonders attraktiv sind. Und so läuft es dann immer: die Kinder quengeln, wollen dies und das haben, die Eltern an der Kasse ohnehin in einer Streßsituation, sind dann genervt und nachgiebiger als innerhalb des Supermarktes – genau das ist die psychologische Kalkulation der Supermarkt-Betreiber, die Kinder bekommen, was sie wollen.
Und ein bißchen so ist es jetzt beim Dax: der Bereich 9800 bis 9850/60 ist die „Quengel-Zone“ des Dax – ich will doch da drüber, sagt uns der Index. Nun ist die Frage, ob die Eltern (in diesem Falle die US-Indizes bzw. US-Futures) das zulassen.
In Asien positive Vorgaben, der Nikkei wieder mit einem Freudensprung in zittriger Erwartung des nächsten großen Stimulus-Paketes durch den im Amt so deutlich bestätigten Ministerpräsidenten Abe:
Shanghai Composite +1,10%
CSI300 +1,34%
ChiNext +0,27%
Nikkei +2,47%
Diese Stimulus-Hoffnung ist auch ein Treiber für die europäischen Aktienmärkte – aber nach wie vor gilt: wenn Europas Märkte wirklich in Party-Laune kommen können, dann nur mit einer irgendwie gearteten Rettung der italienischen Banken. Solange das nicht der Fall ist, ist diese Rally gewissermaßen von den US-Märkten geliehen, kein Produkt innerer Kraft.
Der Dax macht da relativ unverändert weiter, wo er gestern aufgehört hatte: über der 9800er-Marke, aber unter der nächsten wichtigen Widerstandszone bei 9850/60:
Noch also ist der wirkliche Befreiungsschlag nicht geschafft – aber die Voraussetzungen sind nicht so schlecht. Wenn der Bruch des Widerstands bei 9850/60 gelingt, ist der Weg offen für weitere Anstiege bis 10100 Punkte. Mehr dürfte heute nicht drin sein, man wird also einmal mehr auf die US-Märkte warten und kucken, ob diese ihren Siegeszug mit immer neuen Allzeithochs beim S&P500 fortsetzen. Handlungsbedarf auf der Oberseite entsteht erst beim Dax, wenn die angesprochene Widerstandszone durchbrochen ist. Rücksetzer sollten spätestens im Bereich 9680/85 aufgefangen werden.
Im größeren Zeitfenster ist die Lage unverändert:
Man kann sich im übrigen nicht des Eindrucks erwähren, als würden die Märkte – vor allem die US-Märkte – sich ein wenig zu weit von den fundamentalen Gegebenheiten entfernen. Charttechnisch haben die US-Indizes zwar noch Platz nach oben, aber je höher man steigt, umso größer die Lücke zwischen Stimmung und Realität..
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