Indizes

Dax-Investoren bleiben skeptisch – Rally-Ende?

Dax Absicherungen hoch

Am Mittwoch Abend, kurz vor der Abstimmung über den Kompromiss des US-Schuldenstreits im US-Kongress, betrug das Wochenminus beim Dax bereits 2%. Doch der Kompromiss wurde genehmigt und somit konnten die Aktienmärkte ihr zwischenzeitliches Minus bis zum Wochenschluss wieder vollständig ausgleichen.

Dax mit Achterbahnfahrt

Die Achterbahnfahrt hat Spuren in der Stimmung der Anleger hinterlassen. So ist das Anlegersentiment zum Ende der Woche auf +0,9% angestiegen, nachdem wir vor einer Woche noch einen Wert von -1,2% gemessen haben. Die Aktienmärkte haben eine erwartete Konsolidierung vollzogen, Korrekturziele im DAX um 15.600 bis 15.700 Punkte „abgearbeitet“, wie der Charttechniker sagen würde, und anschließend wieder ihre Rally fortgesetzt.

Das Ganze ging ziemlich schnell vonstatten und so bleibt ein Gefühl der Verunsicherung (-0,9% nach -1,3% in der Vorwoche) bei den Umfrageteilnehmern zurück.

Unglaube mischt sich hinzu, denn die Zukunftserwartung ist auf -1,5% abgerutscht (Vorwoche -0,5%). Das Kursplus seit vergangenem Oktober beläuft sich im DAX auf 33%. Das zwischenzeitliche Wochenminus von 2% ist da eher eine Verschnaufpause als eine Korrektur. War’s das?

Und so bleibt die Investitionsbereitschaft mit einem Wert von +0,6% auf einem niedrigen Niveau.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger notiert mit -2% weiterhin auf dem Niveau der Vorwochen. Die im April auf einem DAX-Niveau, das leicht tiefer lag als heute, eingegangenen Absicherungen werden weiterhin gehalten. Daraus können wir ablesen, dass Anleger mit einem stärkeren Rücksetzer als -2% rechnen, bevor sie ihre Absicherungen auflösen.

Auch institutionelle Anleger, die sich über die Eurex absichern, bleiben vorsichtig. Das Put/Call-Verhältnis von -2,9% zeigt ein hohes Interesse an Absicherungspositionen gegen fallende Kurse.

In den USA bleibt die Absicherungsneigung unauffällig, das Put/Call-Verhältnis an der CBOE pendelt um ein neutrales Niveau.

US-Fondsmanager haben ihre Investitionsquote von 65% auf 54% reduziert und zeigen damit eine moderat vorsichtige Positionierung.

Die Bulle/Bär-Differenz der US-Privatanleger zeigt mit -8% einen Bärenüberhang. 37% Pessimisten stehen 29% Bullen gegenüber. Damit geht der seit Wochen dominierende Pessimismus nur leicht zurück.

Der technisches Angst und Gier Indikator des S&P 500 notiert bei 61%, was moderate Gier symbolisiert.

Interpretation der Stimmung

Der unterwöchige Rückgang im DAX auf 15.641 Punkte hat offensichtlich nicht ausgereicht, Anleger zum Eindecken ihrer Absicherungspositionen zu bewegen. Ohne nennenswerte Deckungskäufe fand der DAX einen Boden, offensichtlich gibt es genügend Anleger, die noch auf die Rally aufspringen wollen.

Damit bleibt das Sentiment negativ, denn weiterhin erwarten viele Anleger einen deutlicheren Rücksetzer im DAX. Gleichzeitig sorgt die KI-Welle jedoch für einen Druck unter Anlegern, auf die KI-Unternehmen aufzuspringen … koste es was es wolle. Auch in der abgelaufenen Woche waren die Big-Tech Unternehmen in den USA wieder die größten Wochengewinner.

Die weiterhin vorhandene Verunsicherung unter unseren Umfrageteilnehmern zeigt, dass das Nervengerüst bereits dünn ist. Sollten die Aktienmärkte in den kommenden Tagen weiter steigen, könnte es zu einem Short Squeeze kommen, zu einer Beschleunigung der Rally durch die Deckungskäufe falsch positionierter Anleger. Neue Allzeithochs im DAX wären dann möglich.

Es ist fraglich, ob die Einigung im US-Schuldenstreit ausreicht, die Kurse weiter nach oben zu treiben. Sollte die Rally auslaufen, so sorgen die nach wie vor großen Absicherungspositionen für eine gute Unterstützung, wie wir diese Woche gesehen haben. Die Shortquote ist den vorläufigen Daten unserer Sentimentumfrage animusX zufolge so hoch wie zuletzt im vergangenen Sommer kurz nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Damals war der Großteil des DAX-Einbruchs bereits erfolgt.

Die niedrige Cashquote, die mit der hohen Shortquote einher geht, führt dazu, dass ein weiterer Rückschlag im DAX beim nächsten Mal nicht so ohne weiteres durch Anleger aufgefangen werden kann, die der KI-Welle hinterher surfen. Und wir haben gesehen, dass skeptische Anleger mit hohen Absicherungspositionen auf einen größeren Rücksetzer als bis auf ein DAX-Niveau bei 15.641 Punkte warten, bevor sie sich eindecken. Somit könnte eine nächste Korrektur tiefer gehen, dürfte dann jedoch recht schnell vonstatten gehen, weil viele Anleger, die gerade erst auf dem hohen Niveau in KI-Aktien investiert haben, dann auch schnell wieder verkaufen.

Es bleibt aber dabei, dass die weiterhin vorhandene hohe Absicherung ein Ende der Rally und eine Trendwende zu diesem Zeitpunkt unwahrscheinlich macht.

Ölmarkt extrem pessimistisch

Auffällig ist diese Woche das Stimmungsbild zum Ölmarkt. Am Wochenende tagt die OPEX+ in Wien. Streit ist vorprogrammiert, da der Vorwurf im Raum steht, Russland halte sich nicht an die vereinbarten Förderkürzungen.

Die Anlegerstimmung hinsichtlich der Ölpreisentwicklung ist extrem pessimistisch, die Stimmung ist am Boden.

Daraus können wir schließen, dass ein Großteil eventuell schlechter Meldungen vom Wochenende bereits im aktuellen Ölpreisniveau eingepreist ist. Ein Kompromiss zwischen Russland und Saudi Arabien scheint sich bereits positiv auf den Ölpreis auswirken, während das Aufdecken der kontroversen Positionen als Non-Event durchgehen könnte.

Hinweis: „Bei aktiver Beteiligung (https://www.animusx.de/) an den wöchentlichen Umfragen erhalten Sie die Ergebnisse (Grafiken nebst schriftlicher Auswertung) kostenlos.“



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage