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Dax: Investoren wurden auf dem falschen Fuß erwischt!

Der DAX notiert auf Wochensicht deutlich im Minus. Eine wichtige Ursache ist das Deleveraging in Folge der Marktturbulenzen um Gamestop

Der DAX notiert auf Wochensicht aktuell (Freitag Nachmittag) bei -2,1%, die internationalen Aktienmärkte sehen ähnlich aus. War es nun das Deleveraging, also das Zurückfahren des Aktienengagements in Folge der Marktturbulenzen um Gamestop in dieser Woche, das die Kurse gedrückt hat? Oder war es die Aussicht auf einen verlängerten Lockdown und das Impfstoffchaos in Europa?

Sicherlich eine Kombination aus diesen Ereignissen, sowie einer Reihe von weiteren Entwicklungen, die zu diesem Zeitpunkt einige Anleger dazu veranlasst hat, Gewinne zu realisieren. Immerhin sind die Aktienmärkte seit November nochmals kräftig in die Höhe gesprungen.

Anleger reagieren überrascht: Unser Anlegersentiment ist von +1,7 auf -2,0 eingebrochen. Knallten zum Jahreswechsel noch die Champagnerkorken, so macht sich nun Angst breit. Von einer Panik (ab -4) sind wir zwar noch ein wenig entfernt. Aber der heftige Stimmungseinbruch ist schon ein Zeichen für die Überraschung, mit der Anleger diese Woche durchlebt haben.

Denn auch die Selbstgefälligkeit, die zum Jahreswechsel auf dem höchsten Niveau seit vier Jahren notierte, brach ein: Von zuvor +1,9 auf nunmehr -3,1. Zur Angst gesellt sich also noch eine große Verunsicherung.

Die Reaktion ist so, wie sie in den vergangenen 10 Monaten stets erfolgreich war: der Optimismus für den DAX steigt, Anleger sehen den Rückschlag als Kaufgelegenheit. So ist die Zukunftserwartung von 3,0 auf 4,5 gesprungen und erreicht ein Niveau, das schon als Zukunftseuphorie bezeichnet werden kann. Bullen dominieren das Parkett.

Und so ist auch die Investitionsbereitschaft angesprungen, wenngleich nur zaghaft von 1,2 auf 1,5. Vielleicht ist heute noch nicht der rechte Zeitpunkt zum Kaufen, sondern erst in zwei Wochen, denken sich demzufolge viele Anleger.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist in die Höhe geschossen. Erstmals seit September kaufen Privatanleger mehr gehebelte Finanzprodukte, die von steigenden Kursen profitieren, als Absicherungsprodukte gegen fallende Kurse beim Dax. Im vergangenen Jahr war das zwei Mal der Fall: Einmal im Februar, also zu früh, denn der Crash wurde voll mitgenommen. Und einmal im September, auch zu früh, denn im Oktober folgte nochmals eine Korrektur. Vielleicht sind die Privatanleger diesmal erneut zu früh.

Die Profis, die Optionen über die Eurex handeln, haben die gegensätzliche Reaktion gezeigt: Das Put/call-Verhältnis ist auf 3,3 in die Höhe geschossen: es wurden also Put-Absicherungen gekauft, was das Zeug hält. Nur zwei Mal war das Put/Call-Verhältnis im vergangenen Jahr so hoch: Denn es war zunächst im Februar, also richtigerweise mitten im Crash, der im März noch an Dynamik gewann. Und dann noch im Oktober, direkt vor der damaligen Korrektur. Derzeit haben die Profis offensichtlich das bessere Händchen.

Das Put/Call-Verhältnis in den USA (CBOE) ist unverändert wie schon seit Wochen, auf einem sehr niedrigen Niveau. Drüben wird offensichtlich auf eine Fortsetzung der Rallye gewettet. In dieser Statistik gibt es aber auch nicht die Unterscheidung zwischen Privatanlegern und Profis. Man könnte sagen: Die Privaten dominieren.

Fondsanleger hingegen haben ihre Investitionsquote in den vergangenen Tagen von 113% auf 84% reduziert, ein drastischer Schritt. Dort zeigt sich also dann doch ein ähnliches Verhalten wie bei unseren Profis.

Bullen und Bären halten sich jedoch bei den US-Privatanlegern die Waage: Das AAII Anlegersentiment zeigt die gleiche Zahl von Bullen und Bären. Das Bulle/Bär-Verhältnis steht bei -0,6%, ist also ebenfalls neutral.

Der technische Angst & Gier Indikator des S&P 500 ist auf 41% gefallen und zeigt damit leichte Angst an.

Dax: Die Stimmungslage – Interpretation

Nicht nur die Betrachtung der Profis im Unterschied zu den Privatanlegern führt mich dazu, das aktuelle Anlegersentiment dahingehend zu interpretieren, dass die Korrektur noch nicht beendet ist. Auch die Geschwindigkeit, mit der wir hier einen Stimmungswechsel erlebten, stimmt mich vorsichtig. Insbesondere unser 5-Wochendurchschnitt gibt da einen guten Hinweis.

Das Anlegersentiment im Dax

Abbildung 4: animusX 5-Wochendurchschnitt des Anlegersentiments

Die Impfstoffrallye, die im November losgetreten wurde, ist in meinen Augen mit der kurzen und seichten Korrektur der vergangenen zwei Wochen noch nicht verarbeitet. Immerhin waren wir vor kurzem noch auf einem Niveau, dass absolute Euphorie signalisiert. In diesem etwas trägeren Indikator kommt das nicht so häufig vor. Und wenn dann einmal eine Korrektur begonnen hat, dann müssen eine Reihe von Anlegern erst aus dem Markt geschüttelt werden, bevor es wieder nach oben gehen kann. Und das dauert.

Eine Korrektur, die sich noch die eine oder andere Woche hinzieht, würde auch in den erwarteten Jahresablauf passen: Ein fulminanter Jahresauftakt, gefolgt von einer Verschnaufpause bis in den Februar. Sodann ist der Weg frei für eine Fortsetzung der Rallye beim Dax bis zum Sommer :-).

Die Rally beim Dax scheint vorerst beendet



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1 Kommentar

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