Mit aktuell 19.277 Punkten ist der Dax gut 400 Punkte entfernt vom Allzeithoch bei 19.674 Punkten im Oktober. Und immerhin: In den letzten fünf Jahren stieg der deutsche Leitindex um 46 %, der S&P 500 aber um 92 %. Hin und wieder schauen wir nach, ob der Dax inzwischen zu „teuer“ ist. Und da ist das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) der beste Gradmesser, die Relation zwischen dem Aktienkurs zum Gewinn pro Aktie (beides hochgerechnet auf den Index).
Dax KGV bei 13
Je niedriger das KGV, desto günstiger sind Aktien. Werte unter 10 gelten als extrem günstig, Werte zwischen 10 und 20 gelten als normal. Über 20 wird es langsam teuer. Höhere Werte gesteht man in der Regel Tech-Aktien zu, weil man dort oft viel Wachstumspotenzial im Kurs sieht, was die KGV-Werte später senken könnte. Im Dax sehen wir für die nächsten zwölf Monate ein erwartetes KGV von 13,33. Das ist bei dem hohen Indexstand ist das immer noch eine relativ moderate Bewertung!
SAP-Aktie teuer bewertet
Beim genaueren Blick sieht man zwei „Problemchen“. Die SAP-Aktie ist das Mega-Schwergewicht im Index. In einem Bloomberg-Index für die größten 40 deutschen Aktien, der nur leicht vom Dax abweicht, nimmt die SAP-Aktie einen Gewichtung von 17,48 % ein, während mehr als die Hälfte der enthaltenen Aktien jeweils weniger als 2 % Gewichtung haben. SAP bewegt den Dax wie keine andere Aktie! Und eben diese Aktie – das einzige deutsche Tech-Glanzlicht am globalen Börsenparkett – hat für die nächsten zwölf Monate bereits ein erwartetes KGV von 38. Das ist eine ziemlich hohe Bewertung! Entweder muss die Aktie fallen oder die Gewinne bei SAP weiter massiv steigen, damit sich das KGV nach unten erholen kann.
Als Vergleich: Der Basket, den man als Magnificent Seven bezeichnet, wo die ganz großen Mega-Tech-Konzerne aus den USA enthalten sind, weist ein erwartetes KGV von 33,96 auf. Also sind Meta, Alphabet, Amazon und Co im Schnitt leicht günstiger bewertet als SAP. Beim Mega-Schwergewicht im Dax scheint zumindest basierend auf der KGV-Bewertung nicht viel Luft zu sein. Wenn die Gewinnaussichten steigen, würde wohl auch der Aktienkurs klettern – was das KGV nicht absenken würde. Die Nummer 2 in der Gewichtung Siemens steht mit einem KGV von 16 ordentlich da.
Autobauer immer noch spottbillig in der Bewertung
Die deutschen Autobauer machen „erstaunlicherweise“ immer noch ordentlich Gewinn, und es werden von den Analysten offenbar auch weiterhin anständige Gewinne erwartet. Gleichzeitig sind die Aktienkurse der Autobauer seit geraumer Zeit unter Druck. Das ergibt auf den ersten Blick traumhaft günstige Bewertungen für Neukäufer. Ein Beispiel: Die VW-Vorzugsaktie notiert aktuell bei 83,12 Euro, der für 2024 erwartete Gewinn pro Aktie liegt bei 22,67 Euro. Das ergibt eben ein Traum-KGV von 3,66. Theoretisch – wenn die Gewinnerwartungen so eintreffen und VW den ganzen Gewinn an die Anleger ausschüttet, müsste man als Anleger nur 3,66 Jahre warten, bis die Dividende seinen Aktienkaufpreis refinanziert. Was für ein Traum.
Aber die deutschen Autobauer sind in einer handfesten Krise. Und der seit geraumer Zeit laufende Käuferstreik bei deutschen Autoaktien verrät, dass die Anleger – trotz immer noch guten Gewinnerwartungen – noch viel schlechtere Geschäftsentwicklungen erwarten. Werden die Zeiten tatsächlich schlechter, und senken die Analysten ihre Gewinnerwartungen deutlich, würden die KGV-Bewertungen der Autobauer steigen, was dann auch den KGV-Schnitt im Dax nach oben ziehen würde. Diesen Faktor zusammen mit der bereits teuren SAP-Aktie solle man im Hinterkopf behalten bei der Frage, ob der Index tatsächlich günstig ist. Hier ein Überblick für die erwarteten KGV-Werte für die nächsten 12 Monate: VW 3,66, Mercedes 5,94, BMW 7,54, Porsche 14,16, Conti 7,24.
FMW mit Daten aus Bloomberg Terminal
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