Vor allem den Dax-Bullen dürfte nicht entgangen sein, dass der Dax sich schwächer entwickelt hat als die US-Indizes: während S&P 500 und vor allem der Nasdaq neue Allzeithochs generierten, beließ es der Dax bei einem kleinen Anstieg, in der zweiten Wochenhälfte der Vorwoche ging es aber wieder latent nach unten.
Wer sich mit dem deutschen Leitindex beschäftigt, sollte sich folgende Chronologie vor Augen führen: der Anstieg des Dax erfolgte in der Hoffnung, dass die USA und China einen Handelskrieg vermeiden könnten (weil eine Delegation aus China nach Washington reiste) und weil die USA und Mexiko eine Vereinbarung treffen konnten. Das nährte die für den exportlastigen deutschen Leitindex so zentrale These: kommt doch alles nicht so schlimm wie zunächst gedacht, die Sorgen waren doch übertrieben.
Aber die letzte Woche hat dann doch gezeigt, dass all das Wunschdenken war: Trump machte klar, dass die Zölle gegen China kommen – damit kommt also der Handelskrieg in eine neue Phase. Und dann das vorläufige Scheitern der Verhandlungen zwischen den USA und Kanada, das eigentlich als Erfolgsgeschichte schon eingepreist war – wenn es nicht doch noch einen Deal gibt, dann wird das auch für die Wall Street ein riesiges Thema, denn es steht hier schlicht zu viel auf dem Spiel für zahllose amerikanische Firmen. Platzt der Deal USA-Kanada, dann ist auch die Wohlfühl-Erzählung der Märkte, dass alles doch nicht so schlimm kommen werde, wohl absehbar auserzählt!
Dazu kommt: die Aussagen Trumps in der letzten Woche deuten darauf hin, dass auch der „Waffenstillstand“ zwischen den USA und der EU auf sehr dünnem Eis steht und jederzeit kippen kann – wenn die Zölle auf EU-Autos dann doch kommen, wird der Wind für den Dax sehr rau. Und schließlich ist auch die Lage bei den Schwellenländern nach wie vor kritisch, hier droht nach wie vor ein Flächenbrand.
All das spricht doch eher dafür, dass die Lage für den Dax kritisch ist. Heute muß sich, angesichts des US-Feiertags, der Dax selbst beweisen – die äußeren Umstände jedenfalls haben sich in den letzten Tagen deutlich eingetrübt. Das gilt auch für die charttechnische Lage des deutschen Leitindex:
(Chart durch anklicken vergrößern)
Da ist zunächst der Bruch der 12435er-Unterstützung, knapp über der 12400 hat der Index ein Doppeltop gebildet nach dem Scheitern in der Zone 12590/12600. Damit nach oben wieder Potential frei gesetzt werden kann, braucht es also einen Anstieg über den Bereich 12435. Auf der Unterseite bietet die Zone 12285/12300 noch einmal Unterstützung – aber sollte der Index auch diese Zone nach unten brechen, ist das Erreichen der 12100er-Unterstützung wohl nur eine Frage der Zeit..
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In allen Zeitschriften wird vor den derzeitigen Gefahren für die Aktienmärkte gewarnt. Gut so. Da bleiben die Anleger in Deutschland vorsichtig, sichern sich ab und wenn es dann doch zu keiner Eskalation im Handelsstreit mit China kommt? Dann ist eine Shortsqeeze möglich und vielleicht sogar eine Endjahresrallye.