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Dax: Kurs-Killer DAX-Aufnahme – Delivery Hero nächstes Beispiel?

Normalerweise ist der Aufstieg in den Leitindex eines Landes wie dem Dax so etwas wie eine höhere Weihe und sollte dem betreffenden Unternehmenskurs weiteren Auftrieb geben: Schließlich ist die Aktie – wie derzeit Delivery Hero – dann in verschiedenen Indizes vertreten und muss nachgekauft werden. Dass die Aufnahme in die oberste Börsenliga kurz- und mittelfristig keine Garantie für höhere Kurse ist, das zeigt unser Leitindex Dax mit seinen Neulingen, wie eine Auswertung der letzten Jahre ergeben hat.

Dax: Jüngstes Beispiel Delivery Hero

Berlin holt auf. Mit dem ehemaligen Start-Up-Unternehmen, der sehr international aufgestellten Online-Plattform für Essensbestelldienste, Delivery Hero, hat man jetzt ein zweites Unternehmen im deutschen Leitindex, aber für die Aktieninhaber könnte damit erst einmal eine börsentechnische Magerperiode anstehen. Der Wert verlor an seinem ersten Handelstag rund ein Prozent, während der Dax mit zwei Prozent über die 13.000-er-Marke sprang. Folgt jetzt Delivery Hero anderen Neulingen im Dax, die nach ihrer Aufnahme den Index zunächst eine Zeitlang „underperformten“? Die Aktie verlor, seit klar wurde, dass sie in den Dax aufgenommen werden würde bereits um sechs Prozent – allerdings muss erwähnt werden, dass sie sich vom Coronatief im März vorher bereits verdoppelt hatte. Aber ungewöhnlich ist dieses Kursverhalten schon, schließlich müssen Indexfonds am Tag der Aufnahme den Wert kaufen, um den Index nachzubilden. Dennoch ging der Kurs trotz des Kaufzwanges erst einmal nach Süden. Delivery Hero ist kein Sonderfall, nach der Aufnahme in den Dax scheint bei den Neulingen erst einmal die Luft heraus zu sein.

Kurstreiber Spekulation auf den Aufstieg

Es ist keine große Fantasie notwendig, um nach den Kriterien für eine Dax-Aufnahme (Marktkapitalisierung mind. Rang 35 und Börsenumsatz mind. Rang 45) die Kandidaten für den Aufstieg einzugrenzen. Das führt damit zu den Prinzipien Antizipation und Hoffnung, die das Geschehen an der Börse von außen so rätselhaft erscheinen lassen. Die Marktteilnehmer kaufen in der Erwartung auf eine Aufnahme mit dem Bewusstsein, dass dies zu Index-basierten Käufen führen wird und nehmen dann Gewinne mit: „Buy the fantasy and sell the facts“. Das ist das System Börse: Wenn ein System identifiziert wird, welches Gewinne verspricht, wird es rasch kopiert, einprogrammiert – und verliert rasch seinen Effekt.

Ganz nebenbei bemerkt: Man sollte immer misstrauisch werden, wenn auf Gebührenbasis ein neues System am Markt angeboten wird, mit dem sich Überrenditen erzielen lassen. Wenn, dann ist das System rasch verbraucht (kopiert), außerdem würde derjenige, der so etwas herausgefunden hat, dies solange als möglich geheimhalten. Außer er verdient an den Gebühren bei seiner Verbreitung.

Die bisherige Entwicklung der Neulinge im Dax

Natürlich gibt es zur Performance der Aufsteiger in den Dax seit 1987 Untersuchungsergebnisse. Die Firma Multi Family Office HQ Trust fand heraus, dass es fast schon zur Regel geworden ist, dass die Aufsteiger zur Schwäche neigen. Im Schnitt liegen die Neulinge 14 Prozentpunkte hinter dem Leitindex zurück – und nur in acht von 25 Fällen konnten die Aufsteiger ein besseres Ergebnis liefern als der Dax.

Aber: Im Jahr vor der Aufnahme legen die Titel im Schnitt um 25 Prozent gegenüber dem Dax zu.

Natürlich gibt es auch die Unternehmen, die aufgrund ihrer Gewinnentwicklung oder anderer günstiger Umstände den Gesamtmarkt geschlagen haben. Hier ein kleiner Überblick über die größten Ausreißer nach oben und unten:

Gewinner:

Continental plus 34,1 Prozent (auf Jahressicht gg. DAX)
Fresenius plus 22,1 Prozent
Infineon plus 20,7 Prozent
Verlierer:

MTU Aero Engines minus 41,5 Prozent
Covestro minus 37,7 Prozent
ProSiebenSat1 minus 32,3 Prozent
K+S minus 27,6 Prozent
Wirecard minus minus 15,3 Prozent

Der Skandaltitel im Dax, Wirecard, fiel um moderate 15 Prozent, trotz absonderlicher Wachstumszahlen, wie wir heute wissen. Dafür war die Aktie in den 12 Monaten zuvor auch um 100 Prozent gestiegen.

Jedenfalls scheinen sich die beschriebenen Negativ-Effekte seit der Finanzkrise noch verstärkt zu haben. Seit dieser Zeit blieben gleich sieben von elf Titeln hinter dem Index zurück, es hat sich halt doch herumgesprochen.

Fazit

Aufgrund der bisherigen Erfahrungen und unter dem Bewusstsein des antizipatorischen Prinzips, sollte man bei Indexneulingen sehr vorsichtig sein bei dem Kauf der Titel. Es ist schon viel eingepreist – allerdings auch nicht immer alles, wie die Studien aus 32 Jahren Historie des Dax aufzeigen.

Interessant wäre für mich auch eine Studie, wie diese Verhältnisse in den USA aussehen. Ob dort die Antizipation einer Indexaufnahme schon für die großen Kursanstiege gesorgt hat und anschließend Magerkost angesagt ist? Wenn ja, dann könnte die (inzwischen nicht mehr sichere) Aufnahme von Tesla in den S&P 500 für Shortseller die ersehnte Korrektur bedeuten. Verlassen sollte man sich nicht darauf, denn da gibt es noch Elon Musk, den begnadeten Vermarkter von Visionen..

Warum Aufsteiger in den Dax wie Delivery Hero oft schlecht laufen



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1 Kommentar

  1. Delivery kämpft meiner Meinung gegen das Wirecard Debakel an. Da sind die Anleger mal vorsichtig Der Deutsche Michl ist da sehr nachtragend. Der lässt sich nicht gern verarschen.

    Was Telsa anbelangt, kann alles passieren. Die können locker nochmal 20% steigen.

    Denn Tesla ist weder eine Aktie noch ein Autobauer, sondern eine Religionsgemeinschaft. Wussten Sie das noch nicht?

    Sie müssen da mal in den einschlägigen Foren, was gegen Tesla anbringen, dann wissen Sie was ich meine. Übrigens bei Wircard gab es auch solche Phasen. Da war die Aktie Sakrosankt und kurz vor der Heiligsprechung.

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