Allgemein

Hohe Short-Quote Dax: Negatives Sentiment zieht stabiles Sicherheitsnetz ein

Typisches Signal eines Kontraindikators

Dax hohe Shortquote
Foto: rajamusasaleem12345

Der DAX konnte in der letzten Woche 1% zulegen. In den USA feierte man am Donnerstag Thanksgiving und man trifft sich in der Familie zum Truthahnessen. Der Aktienmarkt blieb geschlossen und öffnete am Freitag nur für einen halben Tag. Der S&P 500 legte ebenfalls um 1% zu. Keine andere Jahreswoche liefert so regelmäßig Kursgewinne ab wie die Thanksgiving-Woche.

DAX-Stimmung: Keine Freude, sondern Pessimismus

Trotz positiver Aktienmarktentwicklung kann sich unter unseren Umfrageteilnehmern keine Freude ausbreiten. Das Anlegersentiment geht diese Woche von 0,9 auf 0,5 zurück und spiegelt eine neutrale Verfassung unserer Umfrageteilnehmer wider.

Immerhin konnte die Selbstzufriedenheit vor dem Hintergrund der steigenden Aktienkurse von -0,4 auf +0,9 deutlich zulegen. Die leichte Verunsicherung der Vorwoche ist verflogen.

Die dadurch gewonnene Gewissheit wird jedoch nicht in Zuversicht umgewandelt – im Gegenteil. Die Zukunftserwartung sinkt auf -1,3 und signalisiert einen Pessimismus, wie wir ihn seit dem Frühjahr nicht mehr gesehen haben. Auch die Investitionsbereitschaft geht auf nur noch 0,6 zurück.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger bleibt mit einem Wert von -30 extrem negativ. Viele Privatanleger sichern sich gegen fallende Kurse ab oder spekulieren sogar darauf.

Das Put/Call-Verhältnis für den DAX an der Eurex verbleibt auf einem vergleichsweise hohen Niveau von aktuell 2,1 und signalisiert eine starke Absicherungstätigkeit der institutionellen Anleger in Deutschland. Das Put/Call-Verhältnis an der CBOE stieg auf 0,56 an und zeigt ein ausgewogenes Verhältnis von Put-Absicherungen und Call-Spekulationen in den USA.

US-Fondsmanager schraubten ihre Investitionsquote vor Thanksgiving auf 99% hoch. In den USA ist die Zuversicht augenscheinlich größer als in Deutschland.

Die Bulle/Bär-Differenz fällt auf nur noch 8% zurück. Das Bullenlager leerte sich in den vergangenen zwei Wochen von 50% auf nunmehr nur noch 37%, während das Bärenlager von 28& auf nunmehr 38% leicht zulegte. Jeder vierte Anleger ist aktuell neutral gestimmt.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit 66% moderate Gier an.

Interpretation der DAX-Stimmung

Weiterhin ist das Sentiment in Deutschland deutlich schlechter als in den USA. Hierzulande sichert man sich aktiv gegen fallende Kures ab und zeigt sich derzeit ungewollt, auf steigende Aktienkurse zu setzen.

Im Gegenteil, die vorläufigen Daten von animusX zeigen eine extrem hohe Shortquote unter Anlegern, wie es in der Vergangenheit nur selten der Fall war. In den 28 Fällen mit vergleichbar hoher Shortquote folgte in den anschließenden sechs Monaten ein DAX-Anstieg um durchschnittlich 11%. Das Besondere daran ist die hohe Trefferquote: Nur dreimal notierte der DAX sechs Monate später tiefer als zum Zeitpunkt dieser hohen Shortquote.

Es ist das typische Signal eines Kontraindikators: Wenn alle bereits pessimistisch gestimmt sind und auf fallende Kurse gesetzt haben, dann gibt es nur noch wenige, die ihre Aktien bei schlechten Meldungen noch verkaufen wollen. Das negative Sentiment wirkt somit wie ein Sicherheitsnetz unter dem aktuellen Kursniveau.

Und genau, wie vor einer Woche bereits beschrieben, lauert die „Gefahr“ an der Oberseite. Wenn die Kurse nun wider Erwarten zu steigen beginnen, gibt es viele Anleger, die nicht investiert sind oder sogar mit ihren Leerpositionen Verluste anhäufen. Es könnte Deckungskäufe der Leerverkäufer nach sich ziehen und im Anschluss dann die Anleger, die nicht ausreichend investiert sind, unter Zugzwang bringen. Auch sie würden dann verspätet und zu höheren Kursen Aktien kaufen, um die Rally nicht vollständig zu verpassen.

Dies ist natürlich noch lange keine Garantie für steigende Kurse, aber es ist eine gute Erklärung dafür, warum die Kurse in den kommenden Wochen selbst bei negativen Nachrichten vielleicht gar nicht mehr so stark abgeben. Es kann also sein, dass die Kurse zum Jahresende beim DAX nochmals stark ansteigen. Ein starker Ausverkauf zum Jahresende ist hingegen aus Sicht der Sentimentanalyse eher unwahrscheinlich.

Öl

Seit Monaten weise ich auf die besondere Sentimentsituation am Ölmarkt hin: Anleger in Deutschland erwarten einen starken Ölpreisanstieg und in den 16 vergleichbaren Sentiment-Situationen der vergangenen 18 Jahre zeigte sich anschließend tatsächlich ein Ölpreisanstieg um durchschnittlich 23% nach 6 Monaten. Nur dreimal notierte der Ölpreis sechs Monate später unter dem aktuellen Niveau, 13 mal höher.

Donald Trump ist bekannt für seine Nähe zur Ölindustrie. „Drill, Baby drill“ heißt der Slogan, den die Ölkonzerne gerne ausrufen, wenn Restriktionen lasch gehandhabt werden.

Doch dies führt in der Regel zu einer deutlich höheren Ölförderung, was den Knappheitspreis für das schwarze Gold eigentlich nach unten drücken müsste. Trump möchte die Ölförderung erhöhen, um globale Abhängigkeiten zu reduzieren. Der Ölpreis selbst interessiert ihn da nur sekundär.

Ich denke daher, dass eine Spekulation auf einen steigenden Ölpreis zwar durchaus interessant, aber alles andere als eine „sichere Sache“ ist.

Hinweis: „Bei aktiver Beteiligung (https://www.animusx.de/) an den wöchentlichen Umfragen erhalten Sie die Ergebnisse (Grafiken nebst schriftlicher Auswertung) kostenlos.“



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage