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Dax: Optimisten auf dem Rückzug, Stimmung extrem negativ

Trotz Rally ist die Stimmung zum Dax hierzulande mies - ist das ein Kontrakindikator? Die Gefahr für die Bullen aber lauert in Übersee..

Der Dax hat von seinem März-Tief stark zulegen können – seit Dienstag aber geht es wieder nach unten, eigentlich ohne erkennbaren Grund. Wahrscheinlich ist, dass der Anstieg so steil war, dass nun eben Gewinnmitnahmen erfolgen – zumal die Kluft zwischen Aktienmärkten und Realwirtschaft erheblich ist.

Wie aber ist die Stimmung derjenigen, die sich im Dax investieren? Himmelhochjauchzend nach der Rally? Das Gegenteil ist der Fall, wie die jüngste Umfrage der Deutschen Börse zeigt: demnach sind nach den Kursanstiegen beim Dax lediglich 19% der Profis bullisch eingstellt, die mit 58% die absolute Mehrheit sogar im Lager der Bären. Bei den Privatanlegern sind nur 27% im Camp der Bullen, aber 53% im Lager der Bären!

 

Was ist da los? Joachim Goldberg, der die Daten wöchentlich analysiert, konstatiert:

„Unterdessen hat sich die Stimmung bei den von uns wöchentlich befragten mittelfristig orientierten institutionellen Investoren abermals verschlechtert. Zum dritten Mal hintereinander fällt unser Börse Frankfurt Sentiment-Index um 9 Punkte und erreicht mit einem Stand von nunmehr -39 fast das Allzeittief (-40), markiert in diesem Jahr. Dabei ist vor allen Dingen bemerkenswert, dass es mit einem Anteil von 19 Prozent so wenige Optimisten wie noch nie seit Beginn unserer Aufzeichnungen gibt. Im Vergleich zur Vorwoche ist es dort tatsächlich – wie in Börsenmedien vielfach erwähnt – zu Gewinnmitnahmen gekommen, und die Hälfte der vormaligen Optimisten hat dabei sogleich das Bärenlager gesäumt und ihre Position um 180° gedreht. Tatsächlich scheinen die meisten der Pessimisten dem zu misstrauen, was derzeit die Börsen dies- und jenseits des Atlantiks präsentieren. Denn die Risiken für einen erneuten Kurseinbruch dürfte zumindest für die Wahrnehmung der bearishen Akteure weiterhin bestehen. So etwa der US-chinesische Handelskonflikt, ein Wiederaufflammen der Corona Epidemie et cetera.

Eine ähnliche Entwicklung hat es auch bei den Privatanlegern gegeben, deren Börse Frankfurt Sentiment-Index um 12 Punkte auf -26, also auf den niedrigsten Stand in diesem Panel seit Beginn unserer Aufzeichnungen Anfang 2013 gefallen ist. Dabei hat sich die überwiegende Zahl der zuletzt abgewanderten Optimisten direkt zu den Bären begeben.

Die heutige Analyse zeigt, dass die meisten der von uns befragten Akteure dem derzeitigen Bullenmarkt zutiefst misstrauen. Und es gibt einige prominente Fondsmanager, die deswegen den allergrößten Teil der Erholung am Aktienmarkt nach eigenen Angaben verpasst haben. Auf jeden Fall ist die Bereitschaft, sich von den verlustbringenden Absicherungen bzw. Short-Positionierungen zu trennen, ausgesprochen gering, so dass wir trotz des erneuten Anstiegs der Aktienkurse nur geringe, aber keine echten Kapitulationstendenzen feststellen können. Als ob sich die Pessimisten sagen wollten: „Augen zu und durch!““

In den USA dagegen herrscht bei den wöchentlich in der AAII-Umfrage befragten Us-Pivatinvestore ein anderes Bild: 34,% sind bullisch, 38,1% bärisch. Aber: das ist das, was die Befragten sagen – man sollte jedoch eher darauf blicken, was sie tun! Vor allem über Optionen sind die US-Privatinvestoren extrem auf der Long-Seite positioniert. Über das Broker-Fintech Robinhood explodieren die gehaltenen Long-Positionen vor asööem seit Beginn der Coronakrise geradezu (siehe dazu https://robintrack.net/popularity_changes?hoursAgo=24&relative=false&changeType=increases). Es herrscht der Glaube: Geld verdienen an der Börse sei kinderleicht!

Und das könnte für den Dax bedeuten: wenn diese massiven Long-Positionierungen der US-Privatinvestoren in einer Korrektur der Aktienmärkte abgebaut werden müssen, dann dürfte auch der Dax leiden – Pessimismus der hiesigen Anleger hin oder her..

Der Dax braucht eine Pause nach der starken Rally



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