Allgemein

Skepsis steigt auf höchsten Wert seit zehn Jahren Dax: Pessimismus zieht starkes Sicherheitsnetz ein

Hohe Shortquote

Dax Pessimismus Sicherheitsnetz
Foto: Claudiodiv - Freepik.com

Die DAX-Rally kennt kein Ende, diese Woche wurden weitere Allzeithochs erklommen.

DAX: Rekorde und Stimmung

Das Anlegersentiment notierte vor einer Woche im extrem positiven Bereich, ich sprach von Euphorie. Entsprechend war es schwer für den DAX, seine Kursgewinne deutlich auszubauen. Gleichzeitig sicherten sich bereits vor einer Woche viele unserer Umfrageteilnehmer gegen fallende Kurse ab, was dem DAX ein Sicherheitsnetz bescherte: Auch nach unten passierte folglich nicht viel. Ich würde die letzte Woche als Seitwärtsbewegung mit überschaubaren Schwankungen bezeichnen.

Entsprechend kühlte sich das Anlegersentiment diese Woche ein wenig auf 3,1 ab. Die Euphorie der Vorwoche ist verflogen, doch es bleibt die gute Laune über das hohe Kursniveau.

Die Selbstzufriedenheit fällt ebenfalls leicht auf nunmehr 2,8 ab. Ins Auge fällt der extreme Pessimismus bei der Zukunftserwartung. Der vorläufige Wert (Umfrage läuft noch bis Samstag Abend) von -4,8 ist der extremste Wert, den wir jemals seit 2014 gemessen haben.

Passend zeigt auch die Investitionsbereitschaft mit -1,8 einen historisch betrachtet extrem negativen Wert an, Anleger wollen aktuell nicht mehr investieren. Das Euwax-Sentiment der Privatanleger steigt diese Woche von -35 auf -12 an. Offensichtlich haben sich Anleger in den Vorwochen bereits ausreichend gegen fallende Kurse abgesichert.

Das Put/Call-Verhältnis für den DAX an der Eurex, über die sich institutionelle Anleger absichern, stieg auf 2,33 an und zeigt eine stark gestiegene Absicherungstätigkeit. Es handelt sich um den höchsten Wert des laufenden Jahres.

An der CBOE sichern sich die US-Anleger ebenfalls stark gegen fallende Kurse ab, dort ist das Put/Call-Verhälntis für Aktien auf 0,68 angestiegen, was leicht über dem Durchschnitt der vergangenen Monate liegt.

Die Investitionsquote der US-Fondsmanager stieg wieder auf 99% an und notiert damit wieder auf dem hohen Niveau von vor zwei Wochen.

Die Bulle/Bär-Differenz der US-Privatinvestoren liegt bei 12%-Punkten. Das Bullenlager ist auf 43% geschrumpft, die die meisten sind ins Lager der Neutralen gewechselt.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 50 eine neutrale Verfassung an.

Interpretation der DAX-Stimmung

Die Stimmung ist nach wie vor positiv. Doch die Skepsis steigt auf den höchsten Wert, den wir in den vergangenen zehn Jahren je gemessen haben. Skepsis ist etwas, das den Menschen intelligent aussehen lässt. Wer trotz Allzeithochs auch mögliche Gefahren im Blick behält, gilt als umsichtig. Insbesondere Intellektuelle haben stets ein „aber“ parat, wenn neue Allzeithochs eigentlich die Korken knallen lassen müssten.

Das Zentrum der Finanzwelt ist nach wie vor in den USA, in New York, auch wenn wir derzeit geopolitische Machtkämpfe erleben, die an dieser Struktur rütteln. Intellektuell betrachtet muss man den geopolitischen Spannungen Rechnung tragen. Ein unberechenbarer designierter US-Präsident schickt sich an, etablierte Strukturen aufzubrechen. Handelskriege und ein Unterminieren des Rechtsstaats drohen, wenn man sein Verhalten voraus-„berechnet“. Entsprechend steigen Goldpreis und Bitcoin Kurs auf neue Rekordhöhen, um sich frühzeitig gegen ein mögliches Chaos abzusichern.

Doch was, wenn der Unberechenbare wirklich unberechenbar ist? Was, wenn die oben aufgeführten Voraus“berechnungen“ bei Donald Trump einfach nicht möglich sind? Aus Sicht der Sentiment-Theorie haben sich die Finanzmärkte spätestens mit der heutigen Umfrage stark gegen das befürchtete Chaos abgesichert. Sollte das Chaos nun tatsächlich eintreten, dürfte an den Finanzmärkten nicht viel mehr als ein Schulterzucken zu spüren sein: „Wir haben’s doch gewusst“. Natürlich wird es zwischenzeitliche Ausverkäufe geben, doch wenn Anleger, Profis wie Private, bereits so stark pessimistisch gestimmt sind, wie wir dies heute messen, dann dürfte ein durch eine negative Überraschung ausgelöster Ausverkauf kurzlebig bleiben.

Panik kann sich nur dann entwickeln und die Aktienmärkte in eine Baisse treiben, wenn Anleger, die auf steigende Kurse gesetzt haben, ihre Positionen auflösen müssen. Derzeit sind zwar viele Anleger hoch investiert, wie wir der Investitionsquote der US-Fondsmanager entnehmen, doch gleichzeitig hat man sich gegen fallende Kurse mit Put-Optionen abgesichert.

Tatsächlich ist auch die Shortquote, wie ich den vorläufigen Ergebnissen der animusX-Umfrage entnehme, auf extrem hohen Niveau. Gleichzeitig ist die Stimmung gut und die Erwartung schlecht, die Differenz zwischen beiden also ebenfalls extrem. Doch in den vergangenen 18 Jahren ließ sich aus einer solchen Konstellation keine nennenswerte Richtungsentscheidung für den DAX ableiten: Im Durchschnitt notierte der DAX 6 Monate später nur leicht (2-4%) über dem aktuellen Kursniveau.

Das heißt, fallende Kurse in den kommenden Tagen im DAX wären keine Überraschung und dürften keine Panik nach sich ziehen. Steigende Kurse hingegen könnten zur Auflösung der Short-Positionen und Put-Absicherungen führen, was die Kurse weiter nach oben treiben würde … höher, als dies vielleicht mittelfristig gesund ist.

Hinweis: „Bei aktiver Beteiligung (https://www.animusx.de/) an den wöchentlichen Umfragen erhalten Sie die Ergebnisse (Grafiken nebst schriftlicher Auswertung) kostenlos.“



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

2 Kommentare

  1. Der Sinn solcher Analysen erschließt sich mir nicht. Die Aussage, dass letztlich alles möglich ist, bedarf nicht dieses Analysengeschwätz. Letzlich ist und bleibt es Kaffeesatzleserei.

    1. @Robert, es geht hier um Positionierungen, das ist wichtig!

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage