Von Markus Fugmann
Alle Welt redet von der Rally bei den Aktienmärkten nach der US-Wahl – und diese Rally war ja auch durchaus impulsiv. Aber vielleicht ein bißchen sehr optimistisch – so langsam stellt man verwundert fest, dass die Dinge, die Trump versprochen hat, wohl etwas später kommen. Wenn überhaupt. Das war zwar jedem vernünftig Denkenden, der weiß, wie langwierig und schwierig große Politikvorhaben sind, von Anfang an klar – aber die kognitiven Leitungen an den Aktienmärkten sind eben nun einmal etwas länger als anderswo, da gibt es dann gewisse Übertragungsprobleme, zumal dann, wenn die Aktienmärkte dann noch auf zweieinhalb Augen blind sind. Oder waren es drei?
Aber sei´s drum – es gibt eine Rally, die dauerhafter ist als die an den US-Aktienmärkten oder beim Dax, schlichtweg deshalb, weil sie die viel besseren Argumente auf ihrer Seite hat. Eines dieser Argumente ist eine klitzekleine Notenbank mit Sitz in Frankfurt und dem merkwürdigen Namen „EZB“, was bedeutet: „Einer zahlt: Bundesbank“.
Und nun hat bekanntlich diese merkwürdige Bank, die von einem Italiener geleitet wird (was immer ein gutes Zeichen ist!), beschlossen, ganz ganz viele Staatsanleihen aus der Zone, genauer gesagt der sogenannten „Eurozone“ aufzukaufen (nicht zu verwechseln mit der „Ostzone“, die unsere Eltern und Großeltern kannten und liebten, weshalb sie immer sehr viele Pakete dorthin schickten..).
Und die „EZB“ kauft diese Anleihen natürlich nur in unser aller besten Interesse und natürlich nicht zur indirekten Finanzierung jener Staaten, die in Sachen Schulden-machen schon immer sehr sportiv waren und sogar gelegentlich, wenngleich selten, sich an die Regeln halten. Bis diese Regeln unangenehm werden, und was unangenehm wird, muss neu gemacht werden, so viel ist mal klar.
Und weil das so ist und die komische Notenbank „EZB“ sich immer an die Regeln hält, bis diese Regeln unangenehm werden und man sie dann ändert (ebenfalls zu unser aller Segen), kauft diese kuriose Notenbank Staatsanleihen aus deutscher Wertarbeit – nun auch unter dem Einlagesatz von -0,4% seit Neuestem.
Und nun gibt es Menschen, die das aus irgendwelchen Gründe genau wissen und sich denken: wenn die kaufen, kaufe ich auch! Schlaue Jungs, keine Frage. Denn diese schlauen Jungs wissen, dass das, was sie da kaufen, bald knapp wird – weshalb die komische Notenbank dann gezwungen ist, den schlauen Jungs diese Anleihen abzukaufen, nur eben zu einem höheren Preis. Und dieses Argument, das zu einer Rally bei diesen Anleihen geführt hat, bleibt bestehen – anders als die auf alternativen Fakten basierende Trump-Rally an den Aktienmärkten, deren geistiger Tiefgang der norddeutschen Tiefebene entsprungen ist.
Die Rede ist hier von der 2-jährigen deutschen Staatsanleihe, die am Markt als Schatz-Future gehandelt wird. Und dieser Schatz-Future absolviert in dieser Woche die stärkste Rally seit der Euro-Krise 2012 (oder war es die Eurokrise aus 2013 bis 2017?) und rentiert heute auf einem Allzeitief mit -0,96%:
Die komische Notenbank wird wohl noch Anleihen aus Deutschland mit Laufzeit bis sechs Jahren im Volumen von 80 Milliarden Euro kaufen bis Ende des Jahres. Und weil der Italiener, der diese Notenbank leitet, gesagt hat, Anleihen zu kaufen „whatever it takes“ und solange er Lust darauf hat, werden nun diese deutschen Staatsanleihen knapp. So knapp, dass man eine selbst sich gegebene Regel mit dem Namen Kapitalschlüssel wird abschaffen müssen, wenn man über den Dezember 2017 hinaus sein QE betreiben will.
Kürzlich hat man bei der komischen Notenbank schon gesagt, dass man diesen Kapitalschlüssel, der die gerechte Verteilung der zu kaufenden Anleihen regelt – damit keiner sauer ist und dann aus der Eurozone austreten will – immer einhalten wird, nur manchmal eben nicht. Aber grundsätzlich natürlich schon. Bis man die Regel abschafft – aber das muß man vorher Mutti schmackhaft machen oder dem Schulz ohne Abitur, aber sowas Akademisches versteht der eh nicht, daher sieht der besagte Italiener beim SPD-Schulz eher kein Problem, während Mutti da schon spröder ist. Protestantin und, schlimmer noch, Pfarrerstochter eben, was soll man noch mehr sagen – die sind starrköpfig bis zur Glaubwürdigkeit..
Also: wer heute die Lust verloren hat auf den Dax oder die tollen Tesla-Aktien, der soll sich doch mal nach solchen Anleihen umsehen. Weil eines ist doch klar: was gibt es schöneres für einen Deutschen, etwas zu kaufen, und es dann einem Italiener teurer zu verkaufen??
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken
Daumen hoch.
Jetzt weiss ich endlich, was EZB bedeutet!
@Markus
Das Wort zum Sonntag – bin echt amüsiert :-)
Saugut! :)))))
Ach Markus das machen die doch nur um die böse Deflation abzuwenden. Aber getreu nach dem Motto: „niemand will eine Mauer bauen“ ist die Inflation ja noch sooo weit weg.
Btw. Heute Erzeugerpreise in Spanien 7,5% und im lieben Griechenland gar 9,1%!
Ein echter Geheimtipp! Und bei „dann einem Italiener teurer zu verkaufen“ war es um mich geschehen. Ich habe gleich alle DAX-Titel verkauft und alles in deutsche Staatsanleihen gesteckt. Vielen Dank, Herr Fugmann! Und ein gesegnetes Wochenende.
ein wenig sarkasmus ist wohl immer näher an der realität als die ungeliebte wahrheit. cool, hat spass gemacht das zu lesen hr. fugmann u team
Mit Genuss und Belehrung gelesen!
Danke!
Warum muss D eigentlich Anleihen ausgeben .
Der bundesrollstuhlfahrer rechnet uns doch seit 2jahren die schwarze null vor ?!
Nun, ich denke wenn ältere Anleihen auslaufen, müssen die ja abgelöst (umgeschuldet) werden.
Außerdem, vielleicht gibt es ja Vorgaben von irgendwem…