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Dax: Richtungsentscheidung durch Inflation und Corona

Dax und die Richtungsentscheidung

Der holprige Start auf dem Parkett hat aufs Gemüt der Anleger geschlagen: Zwar konnte der DAX ein leichtes Wochenplus von 0,4% über die Ziellinie retten, doch der Ausverkauf zum Wochenschluss schickt Sorgenfalten auf die Stirnen der Anleger. Der Inflationsdruck steigt, Omikron breitet sich trotz aller Gegenmaßnahmen (Kontaktbeschränkungen, Impfungen) scheinbar ungezügelt aus. Wird es nun nochmals zu Beeinträchtigungen in der Wirtschaft kommen? Haben die Notenbanken überhaupt die Möglichkeit für eine straffere Geldpolitik, wenn Omikron die Wirtschaft infiziert? Es gibt viele unbeantwortete Fragen zu diesem Zeitpunkt, und nichts hassen Anleger mehr als Ungewissheit.

DAX: die aktuelle Stimmungslage

Die Stimmung gegenüber dem DAX ist von +1,8 zum Jahreswechsel auf -0,1 zurückgefallen. Niedergeschlagenheit ist das noch nicht, aber der Anflug von guter Laune, der um die Feiertage zu erkennen war, ist wieder verflogen.

Die Ungewissheit, die ich oben ansprach, zeigt sich auch in unseren Zahlen: Die Selbstgefälligkeit ist von +2,1 auf -1,3 gefallen, Verunsicherung macht sich breit.

Auf Basis der vielen offenen Fragen lässt sich auch schwerlich ein Optimismus aufbauen. Die Zukunftserwartung ist von 2,3 auf 1,4 zurück gegangen. Es bleibt so etwas wie Hoffnung, dass die aktuelle Situation wieder eingefangen werden kann: Entweder durch ein baldiges Kontrollieren des Infektionsgeschehens, oder aber durch Notenbanken, die inflationäre Tendenzen klug eindämmen … nur wie, wenn Omikron tatsächlich auf die Wirtschaft schlägt?

Und so sind aktuell nur wenige bereit für neue Investments im DAX. Die Investitionsbereitschaft ist von 1,4 auf 1,1 zurück gegangen und verbleibt damit auf niedrigem Niveau.

Das Euwax-Sentiment zeigt mit einem Wert von -5 eine leichte Absicherungsneigung der Privatanleger an. Ganz ähnlich agieren auch die Profis, die sich über die Eurex absichern. Das Put/Call-Verhältnis von 1,6 signalisiert eine leichte Absicherungstätigkeit.

In den USA stieg das Put/Call-Verhältnis über die Feiertage an und zeigt nun eine weniger bullische Positionierung an, als in den Vormonaten.

US-Fondsanleger haben ihre Investitionsquote auf 90% hochgefahren. Nachdem diese Anfang Dezember auf 52% abgesenkt wurde, ist die nun wieder ansteigende Investitionsquote ein Zeichen für abnehmende Ängste bei den Fondsmanagern. Zum Jahreswechsel kann sich die Angst jedoch auch auf Abflüsse aus dem eigenen Fonds beziehen, und weniger auf das Marktgeschehen.

Das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger steht bei 0 im neutralen Bereich: Optimisten und Pessimisten halten sich mit einem Anteil von jeweils 33% die Waage, selbst die neutral eingestellten sind mit 34% eine gleich große Gruppe.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 (Fear&Greed Index) zeigt mit einem Wert von 52% ebenfalls eine neutrale Verfassung am Markt an.

Bemerkenswert ist der Angst und Gier Indikator des Kryptomarktes, der auf 18% gefallen ist. Extreme Angst herrscht an den Kryptobörsen. Das ist gut, denn im Rahmen des Ausverkaufs dieser Woche wäre alles andere besorgniserregend. So können wir davon ausgehen, dass wir bereits Panik im Markt haben, was für eine Bodenbildung hilfreich ist.

Interpretation der Stimmung im DAX

Insbesondere die rückläufige Zukunftserwartung zum DAX unter unseren Umfrageteilnehmern bereitet mir Sorge: Es gibt zwei Arten von Böden. Entweder der Optimismus steigt an und das aktuelle Kursniveau wird für Käufe genutzt. Oder aber die letzte Hoffnung wird in einem panikartigen Ausverkauf zerstört und der Boden bildet sich bei geringem Handelsvolumen einfach dadurch, dass alle, die verkaufen wollten, verkauft haben.

Aktuell steuern wir auf das zweite Szenario zu, in dem wir noch stärkere Kursverluste zu befürchten hätten. Es ist wie die Quadratur des Kreises: Wenn Omikron sich zu schnell ausbreitet, könnte die Wirtschaft infiziert werden. Ein rückläufiges Angebot würde auf eine derzeit starke Nachfrage treffen, die Inflation könnte außer Kontrolle geraten und die Notenbanken können in einer solchen Situation die Zügel nicht anziehen.

Um einen Panik-Boden beim DAX zu vermeiden benötigen wir die Hoffnung, dass die Wirtschaft stark genug ist, um eine straffere Geldpolitik der Notenbanken zu verkraften. Auf entsprechende Signale sowohl in Sachen Corona als auch bei Konjunkturdaten sollten Sie achten.

Auf der anderen Seite kommt die Situation nicht überraschend: Anleger sind weitgehend neutral gestimmt, die Investitionsquote wurde, wie ich meiner animusX-Umfrage entnehme, deutlich zurückgefahren. Ohne weitere Hiobsmeldungen dürfte sich der Ausverkauf also auch kaum verstärken.

Es hat den Anschein, dass die ersten Daten des Jahres die Richtung an den Aktienmärkten für die kommenden Wochen, wenn nicht gar Monate vorgeben werden.

Hinweis: Bei aktiver Beteiligung (https://www.animusx.de/) an den wöchentlichen Umfragen erhalten Sie die Ergebnisse (Grafiken nebst schriftlicher Auswertung) kostenlos

Mehr zum Heibel-Ticker finden Sie hier..



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