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Dax Sentiment: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Dax Sentiment

Der DAX hat im Wochenvergleich nur ein knappes Prozent abgegeben. Doch die Rotation der Vorwochen setzt sich fort: Technologietitel (-4%), Gesundheitsaktien (-3,6%) und der Einzelhandel (-2,6%) mussten stark Federn lassen. Angeführt wurde der Ausverkauf in den ehemaligen Corona-Gewinnern von Delivery Hero (-12%), Cancom (-11%) im IT-Bereich, Drägerwerk (-10%), Evotec (-9%) und Carl Zeiss Meditec (-9%) im Gesundheitsbereich sowie Zalando und HelloFresh (je -6%) im Einzelhandel.

Auf der anderen Seite konnte der Rohstoffbereich (+2,9%) und Logistikaktien (+1,7%) am stärksten zulegen. Hier stechen K+S (+8%) und der Fraport (+7%) hervor. Fraport war ein Corona-Verlierer, der noch immer auf einem günstigen Bewertungsniveau notiert: Ein KGV 2023 von nur 13 bei erwartetem Umsatzwachstum von 15% und überproportionalem Gewinnwachstum von 30%. K+S hat seit Kriegsausbruch um 75% zugelegt: auf den zu erwartenden Ernteausfall aus der Ukraine und Russland wird frühzeitig durch den Einsatz des Düngemittels Kali reagiert.

Doch kaum ein Privatanleger ist in Fraport oder K+S investiert, solche Titel galten bis vor kurzem als langweilig. Dafür lesen wir über Zalando, HelloFresh und Delivery Hero täglich in der Finanzpresse, viele Privatanleger wurden in diese ehemaligen Highflyer gelockt. Deren Kurssturz belastet nun die Laune der Anleger, wie wir gleich sehen werden.

DAX: Das Sentiment – fast schon Niedergeschlagenheit

Das Anlegersentiment im DAX ist auf -3,6 zurück gegangen und notiert damit nur kurz vor der Marke, ab der wir von einer extremen Niedergeschlagenheit sprechen. Auch die Verunsicherung hat diese Woche wieder zugenommen, der Wert von -2,5 spiegelt dies wider.

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“ lautet ein Sprichwort. Nunmehr in der dritten Woche in Folge notiert der Zukunftsoptimismus, unser Temperaturfühler für die Erwartungshaltung der Anleger, im Minus. In den vergangenen 12 Monaten gab es nur eine Woche, in der dieser Sentimentindikator ebenfalls negativ war. Das war (zu Recht) Ende November, kurz bevor Omikron zu weiteren Coronamaßnahmen führte und das vorläufige Ende der Hausse einläutete.

Diesem Pessimismus entsprechend ist die Investitionsbereitschaft mit einem Wert von 0,6 ebenfalls gering. Warum auch investieren: Inflation, Krieg und Lockdown in China sind jüngere Entwicklungen, die vielleicht noch immer nicht ausreichend in den Aktienkursen eingepreist sind.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger hat sich leicht auf nur noch -5 erholt. In die Erholung vor zwei Wochen haben Privatanleger offensichtlich weitere Absicherungspositionen im DAX aufgebaut. Auf dem nunmehr tieferen Niveau schaut man sich die Sache nun offensichtlich erst einmal an.

Das Put/Call-Verhältnis der Eurex, das die Absicherungsneigung der institutionellen Anleger abbildet, zeigt mit einem Wert von 1,6 ebenfalls eine moderate, aber nicht mehr extreme Absicherungsneigung an. Gleiches gilt für das Put/Call-Verhältnis der CBOE, wo der Wert von 0,92 der durchschnittlichen Absicherungsneigung der vergangenen fünf Jahre entspricht.

US-Fondsanleger haben ihre Investitionsquote auf 83% hochgeschraubt. Seit Kriegsausbruch Ende Februar, als diese Quote auf historisch niedrige 30% gefallen war, steigt sie kontinuierlich an und befindet sich nun wieder im normalen Bereich.

Das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger zeigt mit -16% einen moderaten Überhang der Bären an. Historisch wird es, wenn wir einen Blick ins Detail werfen: Nur noch 15,8% der befragten Privatanleger sind bullisch. Das ist der niedrigste Bullenwert seit … Trommelwirbel ! ! ! … seit 1994. Das war ungefähr zu der Zeit, als ich mit Hilfe einer AOL-CD einen Internetzugang einrichtete (BTX befand sich bei meinen Eltern, ich war zum Studieren in einer anderen Stadt). Es folgten viele gute Börsenjahre auf dem Rücken der Theorie, Konjunkturwachstum könne auch ohne zwischenzeitliche Rezessionen erfolgen, die dann zur Jahrtausendwende in der Internetblase ihren Höhepunkt fanden.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 notiert weiterhin mit einem Wert von 43% im neutralen Bereich. Auch der Short Range Oscillator zeigt, trotz der fallenden Kurse dieser Woche, noch keinen Extremwert an.

Interpretation der Stimmung im DAX

Anleger sind also niedergeschlagen aufgrund der Ausverkaufs ihrer Lieblinge, sehen dabei aber nicht die hoffnungsvoll stimmenden Keimlinge. Man ist verunsichert und jegliche Form des Optimismus scheint sich zu verbieten. Es hat den Anschein, dass es keine Hoffnung mehr gibt.

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“ bedeutet, dass der Boden für eine Erholung an den Aktienmärkten bereitet ist. Man kann es keinem verübeln: Die völlige Ignoranz der EZB hinsichtlich inflationärer Gefahren, die drohende Großoffensive Russlands im Osten der Ukraine und der Lockdown in China lassen nicht viel Spielraum für Hoffnung. Und so gibt es kaum Käufer am Aktienmarkt.

Aber auch Verkäufer gibt es kaum, denn die Entwicklungen sind nicht wirklich überraschend. Inzwischen haben die meisten Anleger ihr Portfolio bis zu einem gewissen Grad auf diese Entwicklungen angepasst. Man harrt der Dinge, die da kommen.

Aus Sicht der Sentimentanalyse können wir feststellen, dass negative Entwicklungen weitgehend im aktuellen Kursniveau des DAX berücksichtigt sind. Es kann natürlich jederzeit bei negativen Meldungen zu einem Ausverkauf kommen. Dieser dürfte jedoch nur von kurzer Dauer sein, sofern die oben beschriebenen Entwicklungen nicht eine grundlegend andere Richtung einschlagen. Positive Entwicklungen, oder allein schon das Ausbleiben weiterer Negativmeldungen, könnten für steigende Kurse beim DAX sorgen.

Hinweis: Bei aktiver Beteiligung (https://www.animusx.de/) an den wöchentlichen Umfragen erhalten Sie die Ergebnisse (Grafiken nebst schriftlicher Auswertung) kostenlos.



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