Ein halbes Jahr ist der DAX nun fast seitwärts gelaufen. In der letzten Handelswoche ist der Ausbruch nach oben gelungen, sämtliche Widerstände wurden übersprungen und ein neues Allzeithoch konnte erzielt werden. Kein Wunder, dass Anleger eine ausgelassene Laune haben.
DAX: Stimmung der Investoren euphorisch
Unser Anlegersentiment ist auf einen Wert von 5,6 gesprungen (+2,8) und hat damit den Bereich der Euphorie (ab 4) erreicht. Partylaune macht sich unter den Anlegern breit. Während man in Deutschland über zwei Themen häufig nicht einmal mit dem besten Freund spricht (Sex & Geldanlage), ist das Thema Geldanlage in den USA ein beliebtes Partythema: Jeder prahlt mit seinen guten Anlageentscheidungen.
Mit vor Stolz geschwollener Brust werden die eignen Trades zum Besten gegeben, die Selbstzufriedenheit ist auf 4,1 gesprungen: Hochmut droht!
Wer denkt da schon gerne an Morgen: Die Gefahr eines Katers wird gerne verdrängt. Doch die Gefahr ist real, immerhin ist die Zukunftserwartung von 3,5 in der Vorwoche auf nunmehr nur noch 0,3 eingebrochen. Mit dem Erreichen eines neuen Allzeithochs im DAX fühlen Anleger ihre optimistischen Erwartungen bestätigt. Doch weitere Erwartungen gibt es nicht.
Und so ist auch die Investitionsbereitschaft auf 1,6 (Vorwoche 3,7) zurück gekommen. Wer noch nicht sein gesamtes Vermögen investiert hat, dem sind die Kurse jetzt zu hoch.
Das Euwax-Sentiment zeigt eine gestiegene Absicherungsneigung der Privatanleger. Der Wert von -7 ist zwar noch nicht extrem, aber doch ein deutliches Zeichen für eine aufkeimende Gewinnabsicherung.
Das Put/Call-Verhältnis an der CBOE zeigt eine übermäßig bullische Haltung der US-Anleger: Call-Optionen werden deutlich stärker nachgefragt als zur Absicherung genutzte Put-Optionen.
US-Fondsanleger (NAAIM Exposure Index) haben ihre Investitionsquote auf 108% nach oben geschraubt. Zur Erklärung: Aktien im Portfolio können beliehen werden und so kann man weitere Aktien auf Kredit kaufen, also mehr Aktien besitzen, als man eigentlich an Geld hat.
US-Privatanleger haben ein Bulle/Bär-Verhältnis von 15%, die Bullen dominieren klar das Börsenparkett. 41,5% Bullen stehen nur 26% Bären gegenüber.
Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 ist auf 85% gesprungen und warnt somit vor extremer Gier.
Interpretation der Stimmung gegenübere dem DAX
Die Partylaune ist kaum zu übersehen. Doch der Zusatz, den ich bewusst für die heutige Überschrift gewählt habe, ist für viele nicht sichtbar: „als wenn es kein Morgen gäbe“.
Den mit dem Erreichen des Allzeithochs beim DAX ist für viele Anleger das Ziel, das Ende der Fahnenstange erreicht. Die Investitionsbereitschaft geht zurück, die Erwartung an weiter steigende Kurse ist gering. Die Investitionsquote befindet sich mit 50% bei Privatanlegern auf einem überdurchschnittlichen Niveau (Durchschnitt zwischen 28 und 45%). Seitens der Privatanleger kann da also nicht mehr viel kommen.
Dennoch gibt es durchaus gute Chancen für weiter steigende Kurse beim DAX: die überaus positive Marktverfassung könnte durchaus für weiter steigende Kurse sorgen. Anleger würden dann das Gefühl bekommen, nicht ausreichend an der Rallye zu partizipieren. Es würden anderweitig Gelder locker gemacht, um sie in den ach so lukrativen Aktienmarkt zu stecken.
Wir haben es schon häufig erlebt: Partys gehen häufig länger, als man das im Vorfeld geplant, oder im Verlauf für möglich gehalten hat. Die Sentimentanalyse verwendet die Stimmung als Kontraindikator. Doch wir wissen: der Kontraindikation funktioniert hervorragend in Korrekturen, wenn sich Panik breit macht. Im Rahmen einer Rallye hingegen, wenn Anleger ihre Erfolge feiern, kann die Party noch eine ganze Weile anhalten, bevor die letzten Bullen erschöpft in den Tiefschlaf fallen.
Ich würde daraus ableiten, dass es keinen Grund gibt, die Party vorschnell zu verlassen. Wer allerdings jetzt erst zur Tür herein möchte, dem wird es schwer fallen, jetzt noch mitzufeiern. Die meisten sind schon angetrunken, da macht es nüchtern keinen Spaß. Die meisten sind schon seit langem investiert, da machen Käufe jetzt keinen Spaß mehr.
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Sorry für die Party-Analogie – passt aber einfach zu gut :-) Wie seid ihr positioniert? Mich interessiert, ob ihr bereits voll investiert seid, oder noch nach passenden Aktien Ausschau haltet … oder bereits einen Ausgang sucht. Freue mich auf eure Kommentare.
Ich bin etwa zur Hälfte konträr investiert (Tabak, Minen, Rohstoffe, Öl und Uran sind Einzelnennungen wert), und zur Hälfte bin ich in alternativen Wertspeichern, natürlich auch Edelmetalle.
Ich glaube aber auch nicht daran, dass wir in den nächsten 70 Jahren eine lineare Fortschreibung der 70 Jahre erwarten dürfen, sondern hänge der heidnischen Idee an, dass alles in Kreisläufen fließt. Demnach wäre jetzt mal wieder eine größere Krise mit anschließendem Neustart an der Reihe. Und ganz persönlich empfinde ich die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen auch als sehr gefährlich. Wobei meine Investmententscheidungen allerdings noch aus völlig unbelasteten Zeiten stammen – der Kreislaufgedanke eben.