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Dax Sentiment: USA und Deutschland in verschiedenen Welten

Dax Sentiment - Deutschland und USA in verschiedenen Welten

Sechs Tage in Folge hat der DAX ein neues Allzeithoch erklommen. Dies hatte sich angedeutet, wenngleich die Intensität der Rallye ziemlich mau ist, denn im Wochenvergleich konnte der DAX nicht einmal ein halbes Prozent zulegen. Der Lockdown in Österreich hat Anlegern erst einmal die Laune verdorben. Gepaart mit der besonders hohen Volatilität des Verfallstages am Freitag gab der DAX seine zuvor mühsam gewonnenen Punkte heute zu einem großen Teil wieder ab.

Dax Sentiment: weiter Euphorie

Die Stimmung der Anleger kann das nicht trüben: Das Anlegersentiment ist mit einem Wert von 4,2 weiterhin im Bereich der Euphorie. Die Party geht weiter, freuen sich viele Anleger, die ihre Aktien noch immer halten.

Und Selbstzufriedenheit macht sich breit. Der Wert von 3,5 zeigt, dass viele Anleger die Rekordjagd beim DAX erwartet hatten und sich nun in ihrem Erfolg sonnen.

Die Zukunftserwartung ist jedoch auf einen Wert von -1 eingebrochen. Den gesamten Oktober hindurch waren die Bullen in der Überzahl, der Zukunftsoptimismus erreichte Rekordhöhen. Innerhalb von nur drei Wochen ist dieser Optimismus nun vollständig verschwunden.

Parallel zum Optimismus ist auch die Investitionsbereitschaft auf einen Wert von nur noch 0,2 eingebrochen. Es dürfte also in den kommenden Tagen schwer sein, die Rallye wieder aufzunehmen, ohne einen Anlass dafür zu haben, der dieses Sentiment wieder dreht.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf -11 gefallen und zeigt eine starke Absicherungsneigung. Das war’s denn wohl, scheinen viele Anleger zu denken und sichern die Gewinne, die sie nicht einstreichen können, mit Put-Optionsscheinen ab.

Das Put/Call-Verhältnis an der CBOE zeigt hingegen nach wie vor eine stark bullische Ausrichtung der Anleger. Und so überrascht es kaum, dass die US-Fondsmanager ihre Investitionsquote auf 103% belassen haben.

US-Privatanleger haben ein Bulle/Bär-Verhältnis von 12%, die Bullen dominieren in den USA. Zwar ist das Lager der Bären um 15% gegenüber der Vorwoche angewachsen, doch anders als in Deutschland haben in den USA die Bullen noch immer klar die Oberhand.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 steht mit einem Wert von 74% an der Schwelle zu extremer Gier.

Interpretation der Stimmung im DAX

In den USA konnte die vierte Coronawelle bereits gebrochen werden, die Zahlen dort sind stark rückläufig. Mit Blick auf Europa behaupten die US-Medien nun, es handele sich bei den aktuell nach oben schnellenden Zahlen lediglich um lokale Ausnahmen. Also: Österreich und Deutschland sind inzwischen nicht mehr als eine lokale Besonderheit. Tatsächlich hat es den Anschein, dass wir die Booster-Impfung verschleppt haben. Der Blick nach Israel zeigt, dass man diese Schlamperei jedoch schnell in den Griff bekommen kann.

Zumindest haben wir also eine Erklärung für den anhaltenden Optimismus in den USA bei gleichzeitiger Trübsalblaserei in Deutschland: Corona.

In den vergangenen Wochen habe ich im Rahmen der Sentimentanalyse gezeigt, dass es keine nennenswerten Sentiment-Schiefstände gibt, die durch eine heftige Korrektur aufgelöst werden müssten. Im Gegenteil, ich hatte eine gesunde, wenn auch an Dynamik verlierende Fortsetzung der steigenden Kurse beim DAX abgeleitet. Wenn es zu einem Rückschlag käme, wäre das eine Kaufgelegenheit, folgerte ich …

… dabei bleibe ich: der Rückschlag am Freitag, verstärkt durch den heutigen Verfallstag, ist eine Kaufgelegenheit und kein Grund zur (Aktienmarkt)Sorge. Wir treten in die nächste Phase der Aktienmarktrallye ein: Die Zukunftserwartungen, die bis vor wenigen Wochen noch rosig waren, schwinden und ungläubig schauen viele Anleger den meiner Ansicht nach bald schon wieder steigenden Kursen hinterher.

Das 5-Wochensentiment, das stets eine ziemlich gute mittelfristige Einschätzung der Börsenverfassung erlaubt, ist tatsächlich bereits auf extreme Höhen gestiegen. In der Vergangenheit haben solche Werte häufig das Ende der Party beim DAX eingeläutet. This time is different, würde ich aktuell noch sagen: dem Rekordtief aus dem Coronacrash im März 2020 steht noch kein entsprechendes Rekordhoch gegenüber. Da geht noch was.

Soweit eine Einschätzung für die kommenden Monate. Dennoch müssen wir die Extremwerte zur Kenntnis nehmen und unsere Positionierung entsprechend anpassen. Das heißt, wer bisher voll investiert war, der sollte auf dem aktuellen Kursniveau ein paar Gewinne einstreichen. Ein wenig Cash für Schnäppchenkäufe im Falle einer ausgedehnten Konsolidierung kann nicht schaden.

Das Sentiment bei Öl, Bitcoin und Euro-Dollar

Der Wechselkurs EUR/USD ist unter seine Langzeit-Unterstützung bei 1,15 USD/EUR gerutscht und notiert aktuell bei nur noch 1,13 USD/EUR. Entsprechend schlecht ist die Anlegerstimmung am Währungsmarkt, sowie auch die Zukunftserwartung. Beide Sentimentindikatoren notieren in extremen Bereichen. Es besteht eine große Kaufbereitschaft auf dem aktuellen Niveau, daher gehe ich kurzfristig von einem erneuten Anlaufen der Unterstützung, diesmal jedoch von unten, aus.

Der Goldpreis zieht an, die Stimmung auch. Doch am Goldmarkt sind wir noch weit von Euphorie oder ähnlichen extremen Sentimentwerten entfernt, die Lauf kann sich noch fortsetzen.

Ganz anders sieht es am Ölmarkt aus: Nachdem die Rallye nicht fortgesetzt wurde, brach auch die Stimmung ein. Die Zukunftserwartung ist auf dem niedrigsten Niveau der vergangenen 12 Monate. Die Konsolidierung am Ölmarkt dürfte sich also noch ein wenig fortsetzen.

Bitcoin-Jünger sind eine eigene Spezies und wir müssen erst lernen, mit ihnen umzugehen. Obwohl der Bitcoin in den vergangenen Tagen kräftig eingebrochen ist, bleibt die Zukunftserwartung auf einem hohen Niveau. Klar, die Stimmung trübt sich ein, doch von Panik kann keine Rede sein.

Hinweis: Bei aktiver Beteiligung (https://www.animusx.de/) an den wöchentlichen Umfragen erhalten Sie die Ergebnisse (Grafiken nebst schriftlicher Auswertung) kostenlos.



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2 Kommentare

  1. Die derzeitige Korrektur im DAX ist nur technisch bedingt. Dass der Lockdown in Österreich damit zu tun haben könnte, ist mehr als eine gewagte Aussage. Da ist wohl eher der Wunsch Vater des Gedankens. Wieso jetzt wegen dem Lockdown die Märkte korrigieren sollten, erschliesst sich mir nicht. Ich bin fast in allen Punkten dieses Artikels konträrer Ansicht und tippe eher auf das Gegenteil in der Marktentwicklung.

    1. Lieber Herr Zimmermann,
      Wenn Sie meine Ausführungen sorgfältig lesen, können Sie daraus entnehmen, dass ich den Lockdown in Österreich als den „Auslöser“ einer fälligen Verschnaufpause betrachte und die niedrigen Kurse als Kaufgelegenheit betrachte. was genau erwarten Sie denn, wenn Sie vom „Gegenteil“ sprechen?

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