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Dax: Sentimentindikatoren mit verwirrenden Signalen

Doppeltop oder Zwangseinstieg nach Kaufsignal durch ein neues Allzeithoch, das ist hier die Frage beim Dax! Wochen- ja monatelang bemühen sich die Anleger schon den Dax über sein Allzeithoch vom 23. Januar 2018 mit 13597 oder 13559 Punkten (Tagesschlusskurs) zu hieven. Dabei ist dieses Kursniveau wahrlich kein Ende einer Fahnenstange oder Folge einer Exponentialfunktion – vor fast 5 Jahren (9. April 2015) stand der deutsche Leitindex bereits bei 12390 Punkten und damit nicht einmal acht Prozent tiefer als aktuell. Seither sind die Zinsen als Konkurrenz für die Aktienanlage weiter gefallen, auch die Wirtschaft im Vergleich weiter gewachsen. Steht der Angriff also bevor? Was sagt uns das Sentiment der Anleger?

Dax: Die aktuellen Umfragen

Euphorie allerorten, sowohl in den Umfragen des Handelsblatts (AnimusX), vom Sentimentspezialisten Sentix oder vom Verhaltensökonomen Joachim Goldberg. Aber trotz dieser Kontraindikation kommen alle zu derselben Auswertung: Eine Korrektur im Dax wäre absolut an der Zeit, aber man sollte diese Phase eher zum Aufstocken nutzen, es könnte im Jahresverlauf noch deutlich weiter nach oben gehen.

Warum diese Abweichung von der Grundregel der Sentimentanalyse? Der Inhaber des Analysehauses AnimusX, Stephan Heibel, begründet dies mit dem Ergebnis des Phase 1-Deals, welches bis zuletzt für Unsicherheit gesorgt habe. Aber allein die Tatsache, dass wesentliche Zölle gegenüber China aufrechterhalten blieben, sorge für ein Druckmittel, dass sich die Chinesen an die Absprachen halten werden mit einer schrittweisen Umsetzung der Vereinbarungen.

Klingt eigentlich ein bisschen seltsam, denn bisher war es Donald Trump, der mit seiner Sprunghaftigkeit einen Vertragsabschluss rasch in Frage stellen konnte. Jedenfalls hat sich das Dax-Sentiment zu Jahresbeginn etwas abgekühlt, jedoch ohne von seinem extrem hohen Niveau von 4,4 Punkten so richtig abzurücken. Viele Anleger hätten sich in den letzten Wochen mit Käufen zurückgehalten, da sie auf eine günstige Einstiegsgelegenheit hofften. Gleichzeitig sei man auf Sicht von drei Monaten zuversichtlich für weiter steigende Kurse.

Joachim Goldberg sieht damit genügend Käufer, die den Dax bei einem Rückschlag auffangen könnten. Gleichzeitig warnt man vor der Reaktion der Anleger beim Erreichen eines neuen Allzeithochs im Dax. Das würde die „bearish“ eingestellten Anleger in den Markt zwingen und den Kursanstieg befeuern.

Das Sentiment an der Euwax in Stuttgart war zuletzt ausgeglichen mit einem Patt der Käufer von Long- und Shortprodukten. So die Privaten, die Institutionellen hingegen wetteten an der Frankfurter Eurex mehr auf steigende Notierungen.

Und in Übersee?

Dort verwundert es natürlich nicht, dass die Optimisten in der Überzahl sind.

Das Put/Call-Ratio zeigt einen deutlichen Überhang der Bullen an, auch lag die Investitionsquote der Fondsmanager zum Wochenende mit 89 Prozent im recht hohen Bereich. Ebenso befindet sich die Bullenquote der Privatanleger in einer euphorischen Zone, aber den Vogel schießt nach wie vor der Fear&Greed-Index ab. Mit zuletzt 89 von 100 möglichen Punkten verweilt dieser bereits seit vier Wochen in der Phase der extremen Gier.

Damit warnen die Sentimentspezialisten unisono vor einer Korrektur in den USA, die Indikatoren lägen auf dem Niveau wie im Januar 2018, wo es ab dem Monatsende zu einer 10 Prozent-Korrektur kam.

Fazit

Noch ist beides möglich, Korrektur im Dax oder ein Ausbruch nach oben. Wie viele Versuche hatte der S&P 500 im letzten Jahr gebraucht, um sein Top im Bereich von 3030 Punkten zu überwinden? Allerdings gab es während dieser Zeit nicht annähernd so viel Euphorie und soviel Sorglosigkeit am Terminmarkt wie derzeit. Betrachtet man sich den Chart mit der typischen Saisonalität im Kursverlauf, so wäre eine Korrektur geradezu idealtypisch für die Börsen. Was aber auch schon wieder misstrauisch stimmen muss, denn diese Erkenntnis ist auch schon wieder „Mainstream“ – und wann tritt schon das Vorhersehbare ein?

Wer oder was wird also der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt – oder das Ereignis, das die Serie von Kauforders auslöst für den Durchbruch?

Der Dax in einer entscheidenden Phase: Korrektur oder doch Ausbruch?



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