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Dax Stimmung: Am Boden – zum Verkaufen zu spät?

Dax Stimmung am Boden

Die Anlegerstimmung im DAX ist wieder auf das Niveau vom Kriegsbeginn gefallen. Niedergeschlagenheit macht sich breit, insbesondere weil noch vor einer Woche Hoffnung auf eine etwas nachhaltigere Erholung bestand und diese Hoffnung frühzeitig enttäuscht wurde.

DAX: So hoffnungslos, dass es schon wieder bullisch ist..

Unser Anlegersentiment im DAX ist auf -7,5 gefallen (Vorwoche -6,5). Auch der 5-Wochendurchschnitt verzeichnet extrem negative Werte. Ob Eurokrise, Coronacrash oder auch Ende 2018 der Streit im US-Kongress um die Deckelung des Haushaltsbudgets, jeweils wurde mit so exzessiv negativen Stimmungswerten ein Boden an den Aktienmärkten beschrieben.

Auch die Verunsicherung unter Anlegern ist entsprechend wieder angesprungen, der Wert von -8,4 (Vorwoche -5,9) zeigt ebenfalls extrem angespannte Nerven bei den Anlegern auf.

Die Zukunftserwartung im DAX bleibt mit einem Wert von -1,4 pessimistisch (Vorwoche -1,6), es gibt in den Augen unserer Umfrageteilnehmer offensichtlich keinen Grund zur Hoffnung.

Dennoch bleibt die Investitionsbereitschaft mit einem Wert von +2,0 erstaunlich hoch. Wie schon in der Vorwoche warten einige Anleger auf den finalen Ausverkauf, um ihre Barreserven einzusetzen. Es wundert mich, dass sich die Entwicklungen am Zinsmarkt (Inflation hat Zenit überschritten) und in China (Lockdown wird langsam zurückgedreht) nicht stärker in der Zukunftserwartung widerspiegeln.

Das Euwax-Sentiment ist auf +11 gesprungen. Privatanleger, die an der Eurex Finanzprodukte kaufen, sind da offensichtlich schon einen Schritt weiter und positionieren sich extrem bullisch. Seit einem Jahr haben wir nicht mehr ein so bullisches Verhalten der Privatanleger an der Eurex verzeichnet.

Institutionelle Anleger, die sich über die Eurex absichern, haben ihre Absicherungen zurück gefahren. Das Put/Call-Verhältnis ist auf 1,2 gesunken und zeigt auch für die Profis ein verstärktes Interesse an Long-Spekulationen.

Das Put/Call-Verhältnis der CBOE bleibt verhältnismäßig hoch, dort bleibt man offensichtlich skeptisch gegenüber der weiteren Aktienmarktentwicklung.

US-Fondsanleger haben ihre Investitionsquote von 19% auf 31% angehoben. Die extrem niedrige Aktienquote der Vorwoche wurde diese Woche in die schwachen Kurse hinein wieder ein wenig aufgestockt.

Das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger ist auf -24% angestiegen, der Extremwert von -30% aus der Vorwoche hat sich in den USA nicht halten können. Zwar ist der Bullenanteil nur von 18% auf 23% gestiegen, aber Bären haben massenweise das Lager verlassen (von 59% auf 47%).

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt weiterhin extreme Angst an.

Interpretation der Stimmung an den Märkten

Im Vergleich zur Vorwoche ist die Investitionsquote im DAX weiter gesunken, die Cashquote im Gegenzug angestiegen. Allerdings ist auch die Shortquote angesprungen, einige Investments waren offensichtlich Spekulationen auf weiter fallende Kurse.

Es bleibt bei der Einschätzung der Vorwoche: Zum Verkaufen ist es zu spät. Aktien mit hohen Dividenden, Aktienrückkaufprogramm und ordentlichem Cashflow kann man jetzt kaufen. Ob wir aktuell DEN Boden dieser Baisse sehen, oder nur eine vorläufigen Boden, wird sich erst später zeigen. Das hängt von der Entwicklung am Zinsmarkt, in China und in der Ukraine ab.

Das 5-Wochensentiment zeigt einen extrem niedrigen Wert. Dieser Wert wurde nur in der großen Finanzkrise 2008, in der Griechenlandkrise 2011/2012, in der Eurokrise 2015 und im Coronacrash erreicht. Wenn wir noch eine Woche mit fallenden Kursen erleben, dann könnten wir den Extremwert vom Coronacrash noch überbieten.

Seit 26 Wochen in Folge ist unser Anlegersentiment für den DAX negativ. Es handelt sich dabei um den längsten Zeitraum negativer Stimmung ohne Unterbrechung.

Ein Krieg, für den sich keine Lösung abzeichnet, mag ein Drohszenario darstellen, das so negative Stimmungswerte begründet. Zumal derzeit nicht die Diplomaten, sondern die Verteidigungsminister und die Nato das Wort haben. Dennoch muss es jedem Menschen in unseren Breiten widerstreben, den Glauben an die Diplomatie abzutun.

Ich denke, das ist die Frage, die derzeit beantwortet werden muss: Gibt es eine Lösung, ohne dass die Nato militärisch gegen Russland vorgeht? Allein die Frage stellen zu müssen, macht sehr nachdenklich.



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2 Kommentare

  1. Off-Topic
    Ich lese gerade, dass Henkel für sein Russlandgschäft 50 Interesseten hat. Der Russland-Umsatz macht 5% des gesamten Umsatzes aus.

    Die Zahl „50“ hat mich total irritiert. „Die möglichen Käufer sind sowohl aus Russland wie aus anderen Ländern“. So der Vorstand.

    Meine Interpretation: Deutsche Unternehmen in Russland sind begehrt. Die einzigen, die einen Nachteil haben, sind wir.
    Die Produktion läuft ja weiter, eben durch einen neuen Eigentümer, ggf. aus Asien. Kann hieraus nicht eine Kettenreaktion entstehen? Die, dann ehemalige Henkelfirma in Russland, verkauft die Produkte auch in Länder , in denen Henkel Werke hat und/oder eine reine Verkaufsniederlassung.

    Die Konsequenz, Henkel-Russland expantiert kräftig, während dessen der Henkel-Konzern-Umsatz sinkt. Wenn ich mir die EU-Länder so „anschaue“, ist die gemeinsame Solidarität nicht soooo hoch.
    Frankreich kauft aktuell sehr viel Flüssiggas aus Russland. Warum sollten sie dann nicht auch Produkte aus russischer Produktion kaufen, deren Eigentümer dann ein Chinese oder Inder ist? Letzlich konmmt es auf den Preis und die Qualität an.

  2. Einige Investitionen in den letzten Tagen waren offensichtlich Spekulationen auf weiter fallende Kurse.
    Dies ist auch teilweise der Grund für die Kursverluste.

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