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Dax-Stimmung: Braut sich da was zusammen?

Laut Bank of America Merrill Lynch gab es zuletzt die größten Umschichtungen seit 1999: raus aus amerikanischen Aktien, rein in europäische. Und genau das könnte nun ein großes Problem werden!

FMW-Redaktion

Braut sich da was zusammen? Während der Dax seit seinem Verlaufshoch am 03.April nun 3% verloren hat und mit dem Scheitern an der 12400er-Marke ein Doppel-Top auszubilden droht, wird die Stimmung der Dax-Investoren wieder deutlich besser, vor allem der Profi-Anleger unter ihnen.

So gewinnt das Bullen-Lager bei den Profis +6% auf nun 44% und liegt damit wieder vor den Bären, die -1% verlieren auf nun 38%. Bei den Privatanelgern gewinnen die Bullen +3% auf nun 43%, auch die Bären legen leicht zu mit +1% auf nun 41%. Am meisten verliert das Lager der Neutralen: bei den Profis -5% auf nun noch 18%, bei den Privaten -4% auf nun noch 16%.

Was den Bullen zu denken geben dürfte ist die neueste Umfrage der Bank of America Merrill Lynch: demnach hat kürzlich die größte Umschichtung – raus aus amerikanischen Aktien, rein in europäische Aktien – seit dem Jahr 1999 stattgefunden. Der Grund: 80% der Befragten halten US-Aktien für überbewertet, vor allem deshalb, weil die Hoffnung auf die schnelle und großartige Steuersenkung durch die Trump-Administration in immer weitere Ferne rückt – wenn sie denn überhaupt kommt. Damit entfällt ein starkes Argument für US-Aktien, damit enfällt jedoch auch der Grund der Trump-Rally. Also blickten die Fondsmanager nach Europa, wo die Aktienmärkte deutlich günstiger bewertet sind und schichteten Kapital dorthin um. Nur – und das ist das Verstörende für die Optimisten – hat diese Umschichtung etwa dem Dax scheinbar überhaupt nicht geholfen, es geht dennoch bergab.

Wenn aber nun viele investiert sind, steigt das Potential für einen Long-Squeeze – vor allem dann, wenn die Wahlen in Frankreich nicht das erhoffte Ergebnis mit einem Macron-Sieg bringen. Der steigende Optimismus, der sich in faktischen Entscheidungen zugunsten europäischer Aktien nieder geschlagen hat, birgt daher ein nicht unerhebliches Abwärtsrisiko, wie auch Joachim Goldberg konstatiert:

„Alleine für sich betrachtet, ist die Stimmungslage heimischer Investoren nur leicht positiv und zeigt, dass eine am Ende verhältnismäßig kleine Gruppe von Anlegern in den fallenden Markt hinein gekauft hat, vermutlich, weil sie das derzeitige Kursniveau für relativ attraktiv halten. Die Kombination „gesunder“, auch noch langsam verlaufender Abwärtskorrekturen ist geradezu ein verlockendes Szenario für einen Einstieg. Allerdings muss man sich die Frage stellen, warum das Börsenbarometer seither nicht signifikant gestiegen ist.

Zwar geht von dieser Gruppe heimischer Kaufinteressenten derzeit für den DAX keine allzu große Gefahr aus. Aber das zuletzt hohe Interesse internationaler Investoren an Aktien der Eurozone im Zusammenhang mit obiger BofA Merrill Lynch Umfrage lässt aufhorchen. Denn die starke Tendenz dieser Akteure, zuletzt Aktien der Eurozone in großer Zahl überzugewichten – immerhin netto 48 Prozent der befragten Vermögensverwalter haben dies getan! -, birgt ein nicht unerhebliches Gefahrenpotenzial für den DAX.

Nicht in erster Linie, weil die hohen Werte eine Einladung für spekulativ veranlagte „Contrarians“ darstellen könnte, gegen diese Meinung zu handeln. Vielmehr handelt es sich bei diesen Umfragewerten um einen Spiegel in der Vergangenheit liegender und möglicherweise bereits abgeschlossener Kapitalumschichtungen. Gepaart mit oben genanntem Ereignisrisiko des ersten Urnengangs der französischen Präsidentschaftswahl am kommenden Sonntag, wäre ein gerade jetzt plötzlich ausbleibender Kapitalstrom aus dem Ausland Gift für den DAX.“

Ganz anders ist dagegen die Stimmung bei den US-Privatinvestoren, wie die jüngste AAII-Umfrage zeigt: demnach führen jenseits des Atlantiks die Bären das Feld an mit 38,7% und einem Zuwachs von +1,3%, die Bullen liegen abgeschlagen am Ende mit nur 25,7% und einem Minus von 3,3%, die Neutralen kommen auf 35,6% (ein Plus von 1,9%).

Es würden uns also nicht so furchtbar wundern, wenn diese Zahlen ein guter Kontraindikator wären: schon in den letzten Tagen hat sich etwa der Dax schlechter entwickelt als die US-Indizes, und das könnte sich vor allem dann fortsetzen, wenn die Europa-Optimisten in Schwierigkeiten geraten..



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2 Kommentare

  1. „raus aus amerikanischen Aktien, rein in europäische Aktien – seit dem Jahr 1999 stattgefunden. Der Grund: 80% der Befragten halten US-Aktien für überbewertet, vor allem deshalb, weil die Hoffnung auf die schnelle und großartige Steuersenkung durch die Trump-Administration in immer weitere Ferne rückt – wenn sie denn überhaupt kommt. Damit entfällt ein starkes Argument für US-Aktien, damit enfällt jedoch auch der Grund der Trump-Rally.“

    Leder nicht so ganz rchtig ! Die Trump-Rally wurde durch vieles ausgelöst, aber durch ein (mögliches billionenschweres Steuerprogramm“, durch die Mauer zu Mexiko ? Ja ?
    Nö !

    Was den Bären zu denken geben dürfte : der Donald ist da, tritt von einem Fettnäpfchen ins andere, und der Aktienmarkt… ? ;) :D

    „immerhin netto 48 Prozent der befragten Vermögensverwalter haben dies getan! -, birgt ein nicht unerhebliches Gefahrenpotenzial für den DAX.“

    Soso der US-Aktienmarkt, der ist zu teuer, deshalb haben netto 48 % der Vermögensverwalter gesagt, Europa ist nicht zu teuer. Trotzdem ist der Aktienmarkt in Amiland nicht gefallen ? Eine tolle Zahlenspielerei ?

    „Gepaart mit oben genanntem Ereignisrisiko des ersten Urnengangs der französischen Präsidentschaftswahl am kommenden Sonntag, wäre ein gerade jetzt plötzlich ausbleibender Kapitalstrom aus dem Ausland Gift für den DAX.“

    Die Wahl in Frankreich, ausbleibender Kaptalstrom ? Es ist der erste Urnengang !?! Fällt Europa am Sonntag auseinander ? Unlogisch, sagt ein Europa Optimist.

  2. Und die Abscherungen / die Angst (!) der „Profi-Investoren“ ist immer noch zu hoch !
    So wird das nix mit der Bärenparty …. ;D

    Na ja, wundert mich, ehrlich gesagt, nicht.

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