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Dax-Stimmung: „Bullischer Überschwang“!

Wer soll eigentlich kaufen, wenn alle schon drin sind? Woher soll der Treibstoff für eine Rally kommen - wenn nicht, wie so oft, durch Eindeckungen von Short-Positionen - wenn kaum jemand short positioniert ist?

FMW-Redaktion

Vor zwei Wochen war die Stimmung bullisch, dann folgte der Einbruch beim Dax auf 12840 Punkte. Aber die Stimmung der in der wöchentlichen Umfrage der Deutschen Börse befragten Dax-Investoren ist und bleibt sehr optimistisch. Das gilt bei der neuesten Umfrage vor allem für die institutionellen Investoren, die offensichtlich von einer Jahresendrally ausgehen und daher, gemäß dem Börse Frankfurt Sentiment-Index, so euphorisch sind wie noch nie in 2017! So sind derzeit 59% der Profinvestoren im Camp der Bullen, ein Anstieg von +5% zur Vorwoche. Bärisch sind bei den Profis mit lediglich 23% weniger als ein Viertel (-2% zur Vorwoche), neutral hingegen 18% (-3% zur Vorwoche).

Die Privatanleger sind dagegen etwas vorsichtiger geworden, bleiben aber mit 58% bei den Bullen (-3% zur Vorwoche) ebenfalls enthusiastisch! So ist bei den Privaten mit 20% sogar nur jeder Fünfte bärisch (-1% zur Vorwoche), neutral dagegen sind 22% (+4% zur Vorwoche).

Fagt sich nur: wer soll eigentlich kaufen, wenn alle schon drin sind? Fragt sich auch, woher der Treibstoff für eine Rally kommen soll – wenn nicht, wie so oft, durch Eindeckungen von Short-Positionen – wenn kaum jemand short positioniert ist? Ähnlich sieht das auch Joachim Goldberg, der ziemlich eindeutig warnt, dass das ziemlich schief laufen könnte:

„Damit bleibt die Situation beim DAX nach gängiger Lesart nicht ungefährlich. Gerade weil der Optimismus der institutionellen Anlegern sich noch einmal (höchstwahrscheinlich zu fallenden Kursen) erhöht hat, das Börsenbarometer aber per Saldo trotz all der guten Nachrichten bislang nicht wirklich davon profitieren konnte. Tatsächlich besteht sogar die Gefahr, dass die Gewöhnung an die optimistischen ökonomischen Einschätzungen dies- und jenseits des Atlantiks in den kommenden beiden Wochen ein erhöhtes Enttäuschungspotenzial mit sich bringen. Auch stellt sich die Frage, ob angesichts der guten US-Nachrichten der DAX zurzeit überhaupt von internationalen Kapitalzuflüssen profitieren kann. Denn hierzu bedürfte es zusätzlicher positiver Phantasie, die jedoch weitgehend gesättigt scheint.

Vielmehr dürfte aufgrund des bereits bestehenden großen Optimismus und der damit verbundenen Engagements zusätzliche Nachfrage nicht ohne weiteres kreiert werden können. Zieht man außerdem in Betracht, dass ein großer Teil der Optimisten bereits seit Anfang November nicht mehr auf seine Kosten gekommen ist, kann man davon ausgehen, dass diese Engagements im Falle einer tatsächlich aufkommenden Jahresendrallye nicht allzu lange gehalten werden – wir vermuten störende Abgaben im Bereich um 13.300 DAX-Zähler. Deswegen können wir auch in dieser Woche für den DAX keine Entwarnung geben und möchten an einen nachhaltigen Aufschwung trotz der vielerorts bestehenden Hoffnung auf eine traditionsgemäße Jahresendrallye derzeit nicht glauben.“

Gut gebrüllt, Joachim! Hier seine Einschätzung auch im Video (achten Sie bitte auch auf die extrem ausgeprägten Entertainment-Qualitäten der Fragenstellerin!):


Die Bullen wirken derzeit Hormon-gedopt..
Statue von Arturo Di Modica nahe der Wall Street in New York City
Foto von Andreas Horstmann/Wikipedia (CC BY-SA 3.0)



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