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Dax: Stimmung nicht euphorisch – Abverkauf eher unwahrscheinlich

Der DAX konnte in der letzten Woche um 1% zulegen. Unter der Haube gab es jedoch deutlich größere Kursschwankungen, als das moderate Plus vermuten lässt. Adidas gab 6% ab, weil Spannungen mit China sich dahingehend entladen könnten, dass dem Einzelhändler das Geschäft im bevölkerungsreichsten Land der Erde erschwert wird. Autozulieferer Continental gab 7% ab, weil der Chip-Engpass für Ausfälle sorgt. Auf der anderen Seite hat E.On um 8% zugelegt, weil veröffentlichte Zahlen die relative Pandemieresistenz des Versorgers zeigen.

Die Stimmung unter den Anlegern ist von 4,2 auf 1,7 zurück gegangen. Von Feierlaune beim Dax kann nicht mehr die Rede sein. Auch die Selbstzufriedenheit ist mit einem Wert von -0,9 futsch (zuvor +1,5), Verunsicherung macht sich breit.

Auf der anderen Seite ist der Zukunftsoptimismus auf 1,4 gesprungen, nachdem wir vor einer Woche erstmals seit dem vergangenen Sommer einen negativen Wert gemessen hatten. Und auch die Investitionsbereitschaft ist von zuvor -0,3 auf +0,8 gestiegen.

Trotz des Kursplus im DAX hat sich die Stimmung eingetrübt, die Zukunftserwartung hingegen hat sich positiv entwickelt. Komisch. Mal schauen, was die anderen Sentiment-Daten zu diesem Stimmungsbild beitragen.

Das Anlegersentiment der Euwax ist auf den tiefsten Stand nach dem Coronacrash im Mai vor einem Jahr gefallen. Privatanleger sichern sich so stark ab wie zuletzt nach der ersten Erholungsrallye (April/Mai) nach dem Coronacrash.

Das Put/Call-Verhältnis der CBOE entwickelt sich langsam zurück. Der starke Call-Überhang, der seit der Impfstoffrallye im November aufgebaut wurde, wird nun langsam abgebaut.

US-Fondsanleger haben ihre Investitionsquote wieder auf 57% reduziert (Vorwoche 78%). Auch hier wurde eine vorsichtigere Haltung eingenommen.

US-Privatanleger werden von den Bullen dominiert, das Bulle/Bär-Verhältnis steht bei 25%.

Der technische Angst & Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit 40% eine neutrale Verfassung an.

Interpretation: was bedeutet die Stimmung der Anleger zum Dax?

Also, da haben wir einen bunten Strauß an Sentiment-Daten. Für jeden ist was dabei: US-Privatanleger sind übermäßig bullisch, während Privatanleger in Deutschland starke Absicherungsgeschäfte getätigt haben. Bei Optionsscheinen wird in den USA die optimistische Positionierung zurückgefahren, auch die US-Fondsmanager zeigen sich vorsichtig. In Deutschland hingegen ist man gegenüber dem Daxnur leicht zuversichtlich, die Stimmung ist moderat.

Unsere eigenen Stimmungsdaten zeigen einen Rückgang der guten Laune, obwohl der DAX weiter angestiegen ist. Gleichzeitig steigt die Zuversicht für weiter steigende Kurse. Isoliert betrachtet könnte dieses Stimmungsbild darauf hindeuten, dass die steigenden Kurse zwar zur Kenntnis genommen werden, sich jedoch nicht im Depot der Anleger wiederfinden: Viele haben die falschen Aktien im Depot. Und egal, ob uns die Pandemie noch zwei oder zehn Monate geißelt, irgendwann wird es einen Aufschwung geben. Insbesondere die exportorientierten DAX-Unternehmen könnten heute schon von einer anziehenden Konjunktur in den USA profitieren.

All dies lässt einen weiteren Ausverkauf für den Dax in meinen Augen unwahrscheinlich werden. Die Rotation „unter der Haube“ der Aktienmärkte wird sich wohl noch fortsetzen, einzelne Titel werden Federn lassen, während andere bereits stark ansteigen, doch ein breiter Ausverkauf mit Panik ist vor dem Hintergrund der aktuellen Sentiment-Lage eher unwahrscheinlich.

Vielleicht haben wir in einzelnen Titeln bereits Panik gesehen: Gerade die Highflyer der vergangenen Monate haben schon kräftig verloren und am Donnerstag Vormittag roch es schon ein wenig nach Panik. Da haben sicherlich einige junge Börsenneulinge bereits kapituliert. Wir dürften das noch häufiger sehen, doch ob das den Gesamtmarkt mit nach unten ziehen kann, ist ungewiss.

Allerdings ziehen eine ganze Reihe dunkler Wolken am Börsenhimmel auf: Die Spannungen mit China nehmen zu, die Lieferkette ist blockiert durch das havarierte Schiff im Suez-Kanal und natürlich wiegen Sorgen über einen zu langsamen Impffortschritt in unserem Land schwer auf den Aktienmärkten. Der Rückgang in der Laune der Anleger und die starke Absicherung haben schon ihre Gründe. Mag also sein, dass wir noch ein wenig weiter abbröckelnde Kurse sehen werden.

Doch einen heftigen Ausverkauf des Dax und andere Indizes, der von einigen Marktbeobachtern gefürchtet wird, weil „die Börsen zu hoch gelaufen“ seien, ist vor dem Hintergrund der aktuellen Sentimentdaten eher unwahrscheinlich. Vielmehr könnte es schnell neue Allzeithochs geben, wenn die Rotation raus aus den Highflyern und rein in die zyklischen Aktien mal eine Pause macht.

Die Stimmung gegenüber dem Dax ist nicht euphorisch



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