Der DAX ging diese Woche zum zweiten Mal in Folge um 1% zurück. Entsprechend fiel die Stimmung der Anleger zum zweiten Mal in Folge, inzwischen herrscht nun doch Katerstimmung.
DAX: Katerstimmung – Profis sichern sich ab
Das Anlegersentiment fiel von +2,0% in der Vorwoche auf -1,9%. Große Verunsicherung macht sich breit (-3,8%). Mit dem Kursrutsch des Dax in der letzten Woche rechneten wohl nur die Wenigsten.
Der Zukunftsoptimismus steigt wie zum Trotz von 1,5% in der Vorwoche auf nunmehr +2,9% an. An der Überzeugung für weiter steigende Kurse auf Sicht der kommenden Monate hat sich bei den Anlegern wenig geändert. Und diese Überzeugung gewinnt an Stärke, je niedriger das Kursniveau des DAX ist.
Und so möchten viele Anleger den Kursrutsch für weitere Investitionsentscheidungen nutzen: Die Investitionsbereitschaft steigt auf 2,5% an, den höchsten Wert seit Juni.
Das Euwax-Sentiment der Privatanleger der Börse Stuttgart fällt wieder auf -30% zurück und signalisiert eine stark angestiegene Absicherungstätigkeit. Das Put/Call-Verhältnis des DAX an der Eurex springt diese Woche auf 2,2% an, der höchste Wert seit März. Institutionelle Anleger kaufen demzufolge ebenfalls große Mengen an Put-Absicherungen.
Auch in den USA sehen wir das gleiche Bild. Das Put/Call-Verhältnis für Equities (Aktien) an der CBOE steigt auf 0,63% an, was zwar noch keinen Extremwert ausmacht, doch ebenfalls die gestiegene Nachfrage nach Put-Absicherungen zeigt.
US-Fondsmanager belassen ihre Investitionsquote seit vier Wochen nahezu unverändert um 80%. Die Bulle/Bär-Differenz der US-Privatanleger beträgt 9%: 40% Bullen stehen 31% Bären gegenüber, wenig Veränderung zur Vorwoche.
Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 steht bei neutralen 50%.
Interpretation der Dax-Stimmung
Insbesondere dem Put/Call-Verhältnis für den DAX entnehme ist bereits einen Anflug von Angst und Panik bei institutionellen Anlegern in Deutschland. Die sprunghaft gestiegene Nachfrage nach Put-Absicherungen lässt befürchten, dass die Profis sich auf schwere Zeiten vorbereiten.
Doch gerade das ist positiv zu werten: Je mehr Anleger sich gegen fallende Kurse absichern, desto stärker ist das Sicherheitsnetz unter den aktuellen Kursen. Fallende Kurse beim DAX werden dann als Bestätigung betrachtet, die Absicherungspositionen werden aufgelöst, was wiederum Käufe nach sich zieht, und so wird ein Ausverkauf gebremst.
Die Grundüberzeugung der Anleger ist ja weiterhin positiv, wie wir dem hohen Zukunftsoptimismus entnehmen. Damit scheinen die Absicherungspositionen lediglich für kurzfristige Verwerfungen gedacht zu sein. Das ist nachvollziehbar, immerhin wird am kommenden Dienstag in den USA gewählt. Und selten war der Wahlausgang so ungewiß wie heute: Beide Parteien reklamieren für sich die Umfrageführung und beide Parteien haben bereits zu verstehen gegeben, dass man eine Niederlage zumindest kräftig hinterfragen werde.
Puh, da könnten also noch weitere Unruhen an den Aktienmärkten auf uns zukommen. Doch diese Unruhen dürften nur so lange bestehen, bis ein Wahlsieger feststeht. Wirtschaftlich sind die Unterschiede der beiden Kandidaten zumindest kurzfristig gering: Beide wollen viel Geld in die Hand nehmen, die Verschuldung also hochschrauben.
Wir dürfen uns überraschen lassen. Grundsätzlich würde ich vor dem Hintergrund des hohen Zukunftsoptimismus und der großen Absicherungspositionen weitere Rückschläge an den Aktienmärkten als Kaufgelegenheit auf Sicht von mehreren Monaten halten. Soll heißen: Ich weiß nicht, wie lange eventuelle Wahl-Unruhen an den Aktienmärkten für Turbulenzen sorgen könnten, doch auf Sicht von sechs Monaten sollte sich insbesondere im Bereich der KI das gute geschäftliche Umfeld in steigende Kurse umwandeln.
Ein weiterer Pluspunkt: Gerade die Investitionsbereitschaft ist hoch, und das hat in vergleichbaren Situationen in der Vergangenheit meist zu steigenden Aktienmärkten geführt: Fünfmal gab es vergleichbare Werte, dreimal stiegen die Kurse in den folgenden sechs Monaten, zweimal ging es gen Süden, doch die Anstiege waren so heftig, dass eine durchschnittliche Performance von 17% im DAX zu Buche schlägt.
Anleihemarkt
Am Anleihemarkt ist sowohl die Zukunftserwartung an steigende Kurse (=fallende Renditen) als auch die Investitionsquote extrem hoch. Gleichzeitig ist die aktuelle Stimmung am Zinsmarkt extrem schlecht, da viele Anleihen deutliche Kurseinbrüche verzeichneten. Angst und Panik bei hohem Zukunftsoptimismus führen historisch betrachtet noch nicht automatisch zu Kurssteigerungen (= fallenden Renditen) am Anleihemarkt. Hier haben wir ein „work in Progress“, einen unvollendeten Prozess, dessen Ausgang derzeit noch nicht absehbar ist.
Hinweis: Bei aktiver Beteiligung (https://www.animusx.de/) an den wöchentlichen Umfragen erhalten Sie die Ergebnisse (Grafiken nebst schriftlicher Auswertung) kostenlos
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