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Dax-Stimmung: So schlecht wie seit Juni 2017 nicht mehr – oder warum der Dax gestern nach oben schoß!

Warum der Dax gestern haussierte - aber jetzt in Schwierigkeiten kommen dürfte..

Die Stimmung vor allem bei den Profi-Investoren wird immer schlechter! Inzwischen liegen die Werte auf dem tiefsten Stand seit dem Juni 2017 – bei den Profis sind nun nur noch mit 34% gut ein Drittel bullisch (-10% zur Vorwoche), während die Bären mit 49% fast die Hälfte aller Befragten stellen mit einem erstaunlichen Plus von 21% zur Vorwoche! Bei den Privatanlegern sind immerhin noch 40% bullisch (-9% zur Vorwoche), während die Bären mit 33% (+5% zur Vorwoche) ein Drittel der Befragten ausmachen.

Was ist da los, warum ist die Stimmung so schlecht? Dazu meint Joachim Goldberg:

„Verfolgt man die Reaktionen der Finanzmarktteilnehmer auf die Nachrichten der vergangenen Tage, lässt sich ganz klar feststellen, dass sich der Fokus deutlich verschoben hat. Dominierten zuvor noch die Ängste der Marktteilnehmer vor einer Ausweitung des Handelskonflikts zwischen den USA und China, wurde dieser zuletzt weitgehend ausgeblendet. Denn die steigenden Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen – es handelte sich um einen Zuwachs von 15 Basispunkten seit unserer vergangenen Sentiment-Erhebung hatten spätestens mit Erreichen der 3-Prozent-Linie am gestrigen Handelstag so etwas wie einen Weckruf ausgelöst. Innerhalb weniger Tage hat sich Angst vor einer steigenden Inflation in den USA breitgemacht, wobei vorgenannte Handelsprobleme überdies noch nicht gelöst sind. Und in Deutschland? Da sprachen einige Beobachter davon, dass der laufende Wachstumszyklus bereits seinen Zenit überschritten habe. Auch wenn die jüngsten Daten eher nur für eine Wachstumsdelle denn für eine Trendwende sprechen, haben sich die Kommentare zur Börsenlage verdüstert.“

Also Angst vor Inflation ist das neue große Thema, allerdings sind die Sorgen um den Handelskrieg ja noch nicht gerade als grundlos zu bezeichnen, wenngleich sie derzeit in den Hintergrund treten (aber heute Gespräche der US-Delegation um US-Finanzminister Steve Mnuchin in China, wobei Mnuchin auch vom Anti-China-Hardliner Peter Navarro begleitet wird!).

Mithin also ist die Stimmung schlecht – allerdings stammen die Umfrage-Daten der Deutschen Börse vom Mittwoch (also von gestern), wobei Umfrage-Schluß am Dienstag war, also vor dem gestrigen Anstieg des Dax. Das bedeutet: die heftige Rally des Dax gestern mit dem Überschißen des 12650er-Widerstands vollzog sich entlang einer Mauer der Angst – aber nun sind deijenigen, die short im Markt waren, wohl aus demselben durch Aktivierung ihrer Stops heraus gekegelt worden. Es stellt sich also jetzt die Frage, wo die Anschlußkäufer herkommen sollen!

Ist der Pessimismus nun als Kontraindikator zu werten? Geht es weiter nach oben, weil kaum einer dabei ist bei der Rally? Joachim Goldberg ist da eher skeptisch:

„Allerdings ist mit guter Nachfrage aus den heutigen Absicherungsengagements frühestens bei 12.150/12.200 Zählern zu rechnen. Sofern diese Akteure lediglich eine Extra-Rendite einfahren möchten. Handelt es sich jedoch um grundsätzliche Angst-Engagements, die wir etwa zu zwei Dritteln der während der vergangenen beiden Wochen hinzugekommenen Pessimisten zurechnen, dürften Rückkäufe in die Schwäche derzeit nicht angesagt sein. Mit anderen Worten: Gegenüber der Vorwoche, als wir dem DAX ohnehin moderate Korrekturen einräumten, hat sich die Lage nicht verbessert.“

Wir werden sehen, was passiert – auf Dauer wird sich der Dax sehr wahrscheinlich jedenfalls nicht behaupten können, wenn die Wall Street überhaupt nicht mitspielen will!

Hier noch Joachim Goldberg ausführlicher im Video:


Wirken derzeit ziemlich kräftig: die Bären
Foto: Jean-noël Lafargue – Eigenes Werk, FAL, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=262708



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3 Kommentare

  1. Möglicherweise hat gestern auch Bridgewater alle DAX-Shortpositionen geschlossen. War schon etwas zu steil und schnell der Anstieg um glatte 150 Punkte. Zumindest war die letzte Meldepflicht von Bridgewater am 19. April.
    Vielleicht sollte Bridgewater gerade jetzt ein paar neue shortpositionen eröffnen?

  2. Hier noch ein sehr lesenswerter Artikel von Stelter und seine überraschende Meinung zur Aktienbewertung Europas gegenüber den amerikanischen Indizes:
    https://www.wiwo.de/finanzen/boerse/stelter-strategisch-der-markt-erkaltet/21234798.html

    1. Daniel Stelter ist in meinen Augen Pflichtlektüre.
      Zur Erinnerung an die Historie ist Folgendes sehr interessant:
      http://www.manager-magazin.de/finanzen/artikel/schwarzer-freitag-der-boersencrash-1929-a-324425.html

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