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Dax-Stimmung: Überhang der Optimisten

Trotz des eher schwächlichen Entwicklung beim Dax bleiben die Optimisten führend - aber die Profis verlieren zunehmend die Geduld, während die Privatinvestoren immer optimistischer werden..

FMW-Redaktion

Mit Ausnahme der Rally vor zwei Tagen hatten die Bullen zuletzt wenig zu lachen: der Dax handelt seit Erreichen des Allzeithochs in einem nach wie vor intakten Abwärtstrend. Allerdings hat sich die Dynamik dieses Abwärtstrend, übergeordnet gesehen, stark abgeschwächt, der Dax ist nun in einer Art Patt-Situation zwischen der Hoffnung, diesen Abwärtstrend endlich nach oben zu durchbrechen, und der Gefahr, dass es weiter Richtung Süden geht, wenn der Ausbruch eben doch nicht gelingt.

Die Dax-Investoren wissen mit dieser Lage nicht wirklich viel anzufangen: die Profis, das zeigt die jüngste Umfrage der Deutschen Börse, werden etwas skeptischer, die Privatanleger dagegen etwas optimistischer, denneoch liegen bei beiden Lagern die Bullen nach wie vor in Führung. So komen die Bullen bei den Profis auf 40% (-4% zur Vorwoche), bei den Privatanlegern auf 42%, ein Plus von 4% zur Vorwoche. Die Bären kommen jeweils auf 33%, wobei bei den Profis sich dabei keine Änderung zur Vorwoche ergeben hat, während bei den Privaten das Lager der Bären im Vergleich zur Vorwoche um 5% schrumpfte. Neutral sind bei den Profis 27% (+4%) – sprich die Optimisten sind nicht ins Bärenlager, sondern an die Seitenlinie gewechselt. Bei den Privaten kommen die Neutralen auf 25% (+1%).

In diesen Zahlen kommen also ziemlich durchschnittliche Werte zum Vorschein: keine Euphorie, kein ausgeprägter Pessimismus. Das entspricht der übergeordnet seitwärts gerichteten Bewegung des Dax in den letzten Tagen vor dem Treffen in Jackson Hole.

Joachim Goldberg konstatiert eine gewisse Ruhe und ist erstaunt vor allem über das Verhalten der Profi-Investoren:

„Gleichwohl, trotz dieser Ruhe vor einem möglichen Sturm, finden wir das Ergebnis der Befragung unserer mittelfristig orientierten institutionellen Investoren bemerkenswert, hat sich doch ihr Optimismus gegenüber der Vorwoche moderat zurückgebildet. So ist unser Börse Frankfurt Sentiment-Index um 4 Punkte auf einen Stand von nunmehr +7 gefallen. Diese Veränderung geht fast ausschließlich auf die Glattstellung bullisher Engagements zurück, obwohl es seit unserer vergangenen Erhebung kaum Möglichkeiten für Gewinnmitnahmen gab. Stattdessen hat der DAX ein weiteres Fußbad von knapp 2 Prozent nehmen müssen, konnte sich aber seither wieder so gut erholen, dass im Wochenvergleich gerade einmal ein Verlust von 0,2 Prozent übrig bleibt. Es handelt sich also um ein Szenario, bei dem man eher die Aufstockung bestehender Long-Engagements erwartet hätte. Stattdessen ist dem einen oder anderen Optimisten die Abwärtskorrektur des DAX möglicherweise doch zu viel geworden.“

Goldberg findet das eher positiv für den Dax:

„Somit bedeutet der heute zusätzlich festgestellte leichte Rückgang des Optimismus in diesem Panel eine verbesserte Position für das Börsenbarometer. Sicherlich ist der Börse Frankfurt Sentiment-Index in der relativen 6-Monatsbetrachtung noch etwas freundlicher zu sehen, reflektiert aber mit hoher Wahrscheinlichkeit keine allzu großen Schieflagen im Falle neuerlicher Kursrückgänge. Stattdessen geht der DAX aus der vorübergehenden Schwächephase seit der vergangenen Erhebung gestärkt hervor. Ob es allerdings reicht, das Börsenbarometer über 12.400 Zähler zu treiben, bleibt abzuwarten. Wie gehabt, wäre für einen anhaltenden Aufwärtstrend die Mitwirkung frischen langfristigen Kapitals erforderlich.“

Hier seine Einschätzung im Video:

In den USA ist die Stimmung bei den Privatanlegern, die in der AAII-Umfrage befragt werden, dagegen ins Bärische gedreht: die Pessimisten führen jetzt mit 38,1% und einem Plus von 5,5% zur Vorwoche das Feld an, gefolgt von den Neutralen mit 33,6% (+0,6%), am Ende liegen jetzt die Optimisten mit 28,1% (-6,1% zur Vorwoche).


Statue von Arturo Di Modica nahe der Wall Street in New York City
Foto von Andreas Horstmann/Wikipedia (CC BY-SA 3.0)



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2 Kommentare

  1. Es geht doch (prinzipiell) um einen Punkt …

    Wann reagiert die EZB ? Dass die EZB sehr wahrscheinlich im Jahr 2018 reagieren müsste, ist für mich eine klare Sache.
    Warum ? Die EZB hat (derzeit) die Märkte im Griff, kein Wunder, die EZB ist auch die mächtigste Notenbank der Welt. Wenn ich aber weiß, dass die Amis „proaktiv“ reagieren, d.h. also die Zinsen weiter erhöhen werden, werde ich, sogar als „sturer EZB-Bundesbankbeamtenladen“ (irgendwann) reagieren müssen !

    Ich, als EZB möchte den Markt nicht an niedrige Zinsen „gewöhnen“, also Rücknahme der „ach-so-tollen Anleihen-Kaufprogramme“… nebst des negativen Einlagezinssatzes.
    Danach hätten die Banken ziemlich wenig Argumente, den normalen Bürger, writer auszurauben, siehe dir Gebühren-Erhöhungen gewisser Girokonten…

    Und die Amis sind doch eines : zu teuer. Selbst wenn der EUR/USD die 1,20 überschreiten sollte, so ist das ein Armutszeugnis für Donald-Trump-Amerika,, gerade vor dem Hintergrund dessen, dass die EZB überhaupt nicht reagiert.

  2. Und warum hat die EZB den ganzen Markt „im Griff“ ?

    Der BUND-Future nennt Euch die Antwort… :)

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